Am Tage der Abreise schüttete es aus allen Kübeln. Die Wege aus Kopfsteinpflaster bildeten riesige Pfützen. Er hätte sich lieber noch mal umgedreht, doch der Wecker schrillte ohrenbetäubend. Widerwillig quälte er sich aus dem warmen Bett, sah aus dem Fenster. Sein Blick schweifte über das weite Land, die grünen Wiesen, die schneebedeckten Berge. Eine Träne lief ihm über die Wange.
Plötzlich vernahm er die Stimme seiner Mutter. Sie machte ihm dampf, schließlich solle er ja nicht zu spät zu seiner neuen Einheit kommen. Ihm war schlecht.
Beim Frühstück saß die ganze Familie nocheinmal zusammen. Die Stimmung war euphorisch. Seine kleine Schwester überreichte ihm ein selbstgemaltes Bild, auf dem das Haus und die Umgebung zu sehen ist. Sie umarmten sich.
Der Bus kam pünktlich. Seine Hupe war schon über weite Strecken zu hören. Ein Schaudern überkam ihn. Mit zittriger Hand zog er seine Jacke an und nahm seinen ledernen Koffer. Er warf der Familie einen letzten Blick zu, dann verließ er das Haus. Von seinem Platz im Bus aus, konnte er sehen, wie seine Mutter nun doch bitterlich weinte.
Auf der Fahrt zur Kaserne versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihm nicht. Stattdessen war er in Erinnerungen versunken. Er dachte an seine Schwester, an Carla, seine Jugendliebe. Sobald er wieder zu Hause ist, wird er ihr einen Antrag machen. Das nahm er sich ganz fest vor.
©G.Wolf 02/09