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Die Lektion

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"Die Lektion"
Veröffentlicht am 19. Oktober 2020, 16 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Was gibt es über mich zu sagen....? -Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt..... -Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte. -Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein. . -Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!
Die Lektion

Die Lektion

Titel

Schreib mir was!

„Ruf den Teufel – und er könnte erscheinen“ oder „Die Lektion“ 25.06.2020, 12.46 Uhr von Flint Es war so im Frühsommer 2004. Ich nahm zu der Zeit an einem vom Arbeitsamt angeschobenen Sprachkurs teil. Ich hatte schon immer Talent für neue Sprachen und bin ohnehin ein großer Verehrer von Wort und Schrift als machtvolle Werkzeuge. Mit anderen Worten: Es war eine schöne Zeit und

mein Erfolg beim Erlernen der dänischen Sprache, der mich zum ersten Mal in meinem Leben zum Klassenbesten machte, tat mir sehr gut. Tatsächlich arbeitete ich im Anschluss viereinhalb Jahre in Jütland, bis die Wirtschaftskrise 2008 zu meiner Entlassung führte. Doch zurück zum Frühsommer 2004. Es war Mittagspause. Der Kurs fand in Flensburg statt und praktischerweise ganz in der Nähe der Fußgängerzone. Zu der Zeit war meine finanzielle Situation recht entspannt, so dass ich mir ein bis zwei mal die Woche erlauben konnte, essen zu gehen. Mein liebstes Restaurant war ein Asia-Imbiss. Hauptsächlich bestellte man dort, holte das fertige

Gericht ab und nahm es mit nach Hause oder an einen anderen geeigneten Ort. Der Laden war jedoch groß genug für einige wenige kleine Tische, also konnte man auch dort die fernöstliche Küche genießen. Das Restaurant existiert noch immer, hat aber einen anderen Koch, daher essen ich dort nicht mehr. Damals jedoch, 2004, wurde dort das beste Chop Suey der Welt serviert und das zu einem wirklich günstigen Preis. An jenem Tag jedoch hatte der Laden geschlossen, warum weiß ich nicht. Also ging ich den „Holm“, so heißt die Einkaufsstraße (die Fußgängerzone) ein Stück weiter Richtung Südermarkt. Vorbei am „Cafe Central“, wo wir

Kursteilnehmer nach Schulschluss oft noch einen Kaffee tranken. Auch dort gab es für gewöhnlich ein oder zwei Gerichte als Mittagstisch, doch an dem Tag war nichts im Angebot, wonach mir der Sinn stand. Also noch hundert Meter weiter zum „Kochlöffel“. (Dieses Restaurant gibt es dort nicht mehr.) Ich trat ein und bestellte mir ein halbes Hähnchen mit Pommes für insgesamt € 4,50, was ein akzeptabler Preis war. So saß ich dort und knusperte an meinem „Gummiadler“. Die Inneneinrichtung bestand aus kleinen Tischen mit gepolsterten Bänken drumherum und alle diese Tische waren durch circa

schulterhohe Holzwände voneinander getrennt, was für eine gewisse Privatsphäre sorgte. Am Nebentisch saß ein junges Paar und unterhielt sich. Ich hatte sie beim Betreten des Restaurants gesehen, sie waren ein typisches 08/15-Pärchen, soweit ich das im Vorbeigehen hatte beurteilen können. Ich hing meinen Gedanken nach, die sich in der Hauptsache um meinen Dänischkurs und meine Mitschüler drehten. Nach einer Weile jedoch wurde das Gespräch nebenan lauter, heftiger, emotionaler. Der junge Mann beklagte sich bitter über sein Leben, sein ständiges Pech, dass alle anderen daran Schuld wären, wie

verzweifelt er war, usw, usf... So etwas hatte ich schon unzählige Male gehört, zuckte mit den Schultern und wandte mich den Pommes Frites zu, mit denen ich das Fett aufstippte. Dann jedoch drängte sich ein heftiger Spruch in mein Bewusstsein. Ich hörte, wie der junge Manna ausrief: „Wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich meine Seele dem Teufel verkaufen!“ „Soso“, dachte ich bei mir, während die Freundin aufgeregt flüsternd versuchte, die aufgeheizte Stimmung zu deeskalieren. Meine eigene Stimmung hingegen wurde boshaft. Ich hatte nie verstanden, was mit diesen Typen nicht stimmte, die sich

an „böse Mächte“ für Hilfe wandten. Einige waren sicher nur dumm! Für andere mochte das ein Thrill sein oder ein Weg, sich interessant zu machen. Mein Blick fiel auf die Baphomet-Tätowierung auf der Innenseite meines rechten Unterarms. In der Hinsicht war ich also selber nicht ganz unschuldig, allerdings war ich nie Satanist gewesen und würde es auch nie sein. Denn trotz aller Scheiße, die ich in meinem Leben gesehen und erlebt hatte, glaubte ich zwar nicht unbedingt an den Gott, der in der Bibel beschrieben war, aber trotzdem ganz fest an die Liebe, die Vergebung und die Barmherzigkeit und wusste, dass die meisten Menschen im Grunde

anständig waren. Ich hatte mir das Tattoo stechen lassen, um die Leute zu schocken, was mir auch gelungen war. Heutzutage liefen viele mit so etwas herum, aber damals waren solche Bilder noch sehr selten. Es gab jedoch mehr als genug Spinner, die diese Dinge wirklich ernst nahen. Glaubten diese kranken Typen, dass „Lord Satan“ sie zu seiner Rechten würde sitzen lassen oder sonst wie belohnen würde, wenn sie Verbrechen begingen, je abscheulicher, desto besser? Satan, der Herr der Lügen, würde sie mit Vergnügen in die tiefste Hölle verbannen, wo sie meiner Meinung nach auch

hingehörten! Ich beschloss, dass jener junge Bursche eine kleine Lektion brauchte! Als er und seine Begleiterin das „Kochlöffel“-Restaurant verließen, folgte ich ihnen. Ich war wie immer ganz in Schwarz gekleidet und wegen der Teilnahme am Sprachkurs sauber rasiert, insgesamt sehr gepflegt. Vor der Tür zischten sich die beiden weiter an, nahmen nichts von ihrer Umwelt wahr. So trat ich aus dem Schatten auf sie zu und starrte dem jungen Mann über den Rand meiner Sonnenbrille direkt in die Augen. Er wurde aufmerksam und sah mich fragend an. Meine Stimme ist von Natur aus schon recht tief, aber ich

knurrte noch einmal extra dunkel: „Du hast mich gerufen, hier bin ich! Was kann ich für dich tun?“ Beide wurden schlagartig kalkweiß. Nie wieder habe ich in eines Menschen Gesicht ein so tiefes Erschrecken gesehen. Der Junge bekam kein Wort heraus, schüttelte nur mit aufgerissenen Augen den Kopf. „Bist Du sicher?“, vergewisserte ich mich. Wieder Kopfschütteln. Also grinste ich besonders fies, wandte mich um und ging davon. In der Fußgängerzone standen mehrere gläserne Schaukästen vor einigen der Geschäfte und in der Scheibe eines

dieser Kästen, der günstig in der Nähe stand, konnte ich beobachten, wie die zwei mir geschockt und fassungslos nachsahen. Ich wartete auf den Augenblick, in dem sie sich einander zuwandten. Als sie das taten, machte ich einige schnelle Schritte seitwärts in einen der schmalen Durchgänge, die oft zu Geschäften und Bierlokalen in den Innenhöfen, manchmal auch nur zum Hafen führten. Eine glänzende Reklametafel, die dort angebracht war, setzte mich in die Lage, ihr Entsetzen mitzuerleben, als sie erneut in die Richtung schauten, in die ich gegangen – und, so muss es für sie ausgesehen haben, dann einfach

verschwunden war. Ich bin sicher, der junge Mann hat nie wieder über einen Deal mit dem Teufel nachgedacht... Ende

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Nepharit
Was gibt es über mich zu sagen....?
-Ich gebe mir Mühe, ein guter Mensch zu sein, was jedoch längst nicht immer gelingt.....
-Ich hab lange gebraucht, um so zu werden, dass ich mich mochte.
-Und ich habe ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein.
.
-Und ich hab ständig das Gefühl, im falschen Film zu sein!

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