Wie ein gefangener Tiger schlich sie ständig um das Telefon herum! Diese Warterei machte sie noch völlig nervös. Warum konnte sich Frank nicht ein einziges Mal an Absprachen halten? Es war doch immer wieder das Gleiche mit ihm. Fast jedes Mal wenn Sandra mit ihm verabredet war kam er entweder zu spät oder er erschien erst gar nicht! Hinterher hatte er natürlich eine Ausrede parat doch mittlerweile glaubte sie ihm kein Wort mehr von seinen Märchen. Einmal kam er sogar damit an, dass er einer älteren Dame geholfen hätte ihre zerrissenen Einkaufstüten wieder aufzuheben und einzusammeln. Ha! Ausgerechnet er! Frank kannte nur einen Menschen dem er zu helfen bereit war und das war er selber.
Und nun saß Sandra erneut zu Hause und wartete auf seinen Anruf. Auf eine merkwürdige Art und Weise war sie sogar auf seine Geschichte gespannt. Hielt er sie denn tatsächlich für so naiv? Glaubte er allen ernstes sie wisse nicht, dass er sich noch mit anderen Frauen trifft?
Ihre Freundin hatte ihr schon mehrmals eindringlich gesagt sie solle sich doch endlich von ihm trennen, aber das schaffte sie einfach nicht. Dieser Mann sah so unverschämt gut aus und küssen konnte er wie kein anderer. Natürlich hegte auch sie tief in ihrem inneren den Wunsch, ihn ganz für sich alleine zu haben. Frank jedoch war kein Mann der sich an die Kette legen lässt. Je mehr eine Frau klammerte desto eher servierte er sie wieder ab.
Aber warum musste er sie denn ausgerechnet heute versetzen? Stundenlang hatte sie in der Küche gestanden um für ihn sein Lieblingsessen zu zaubern. Es sollte ein romantisches Dinner werden und die Kerzen brannten nun schon seit vierzig Minuten auf dem Tisch. Die gefüllte Gans im Backofen schmeckte sicherlich nur noch wie Gummi und die Kartoffeln zerfielen so langsam.
Sandra hatte sich sogar extra für heute ein neues Kleid gekauft, das sich wie eine zweite Haut an ihren schlanken Körper schmiegte. Wenn sie sich setzte konnte man den Ansatz der halterlosen Strümpfe erkennen, so kurz war es geschnitten. Oh ja – sie hatte sich vorgenommen ihn heute nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Sie hatte sogar den Champagner kalt gestellt da sie wusste wie sehr Frank es genoss diesen aus ihrem Bauchnabel zu saugen. Ach ja und die teuren Schokoladen-Erdbeeren lagen auch im Schlafzimmer bereit.
Na gut, vielleicht hätte sie ihm sagen sollen das sie etwas besonderes vorhatte um sein Interesse zu wecken, aber sie wollte ihn halt überraschen.
Mittlerweile wartete sie schon fast eine Stunde auf Frank.
Endlich klingelte ihr Telefon! Frank teilte ihr mit das er heute wohl nicht mehr kommen könne da sein Auto einen platten Reifen habe. Nachdem sie aufgelegt hatte schlenderte sie langsam zum Tisch und blies die Kerzen wieder aus. Ärgerlich wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, dabei wollte sie wegen diesem Mann eigentlich nicht mehr weinen.
Lustlos zog sie ihr Kleid aus und warf es in eine Ecke. Sie machte sich nicht mal die Mühe ihr Make-up abzuwaschen sondern legte sich, nachdem sie den Herd ausgestellt hatte, ins Bett.
Als sie endlich eingeschlafen war träumte sie von einem Mann der immer für sie da ist, der sie in den Arm nahm und bei dem sie sich geborgen fühlte, der ihre Sehnsucht stillte. Würde dieser Traum jemals für sie wahr werden?
