Humor & Satire
Colette

Colette war eine hübsche Frau und deshalb vielbeneidet. Und wie auf einer Modenschau war sie stets schick gekleidet. Sie fand den kessen Streifen-Look, den einst Courrèges kreierte, besonders fesch, apart und schmuck, weil er’s Figürchen zierte. Sie trug ihn gern im Mini-Stil, denn ihre schönen Beine vervielfachten den Sex-Appeal. Gehemmtheit kennt sie keine. Mit schwarzem Haar wie Ebenholz war sie des Dorfes Zierde. Ihr Gatte Louis war mächtig stolz, wenn er mit ihr flanierte.

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Ansonsten ist ihr Louis recht scheu und bleibt - wenn’s geht - zuhause. Dort frönt er gern der Bastelei und werkelt ohne Pause. Sein imposantes Meisterstück war eine Vogelscheuche, erzeugt mit Freude und Geschick aus dauerhafter Eiche. Was fehlte, war noch ein Gewand, vor dem die Vögel kneifen. Da gab Colette ihm kurzerhand ihr Minikleid mit Streifen. Worauf sich prompt die Frage stellt: Was war mit ihr geschehen? Wenn etwas aus der Mode fällt, dann kann sie's nicht mehr sehen!

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Mit diesem ausgedienten Kleid schuf Louis - er kann ja vieles - die schönste Scheuche weit und breit. Der Nachbarschaft gefiel es. Colette trug nun die Blümchentracht mit bunter Hippie-Note. Sie ändert sich gern über Nacht, besonders in der Mode. Die Ausgaben sind zwar immens für Modekapriolen - wie gut jedoch, dass Modetrends sich öfters wiederholen. Als in der haute couture erneut die Streifen wiederkamen, begann Colette zuhöchst erfreut im Kleiderschrank zu kramen.

. Die Suche hat nichts eingebracht, auch wollte sie nichts kaufen. Daher sah man sie in der Nacht zur Vogelscheuche laufen. Tags drauf war sie im Streifenkleid gar reizvoll anzusehen. Sie fragte: „Louis, bist Du bereit, mit mir spazier'n zu gehen?“ Doch Louis erwiderte spontan: „Nur über meine Leiche! Sonst heißt's: Da kommt Louis stolz wie'n Hahn mit seiner Vogelscheuche.

Nach einer 99%-wahren Begebenheit.

 Meiner (französischen) Schwiegermutter Colette gewidmet.