Gedichte
Keine Heimat

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"Keine Heimat"
Veröffentlicht am 10. August 2020, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Serghei Velusceac - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, ...
Keine Heimat

Keine Heimat

Keine Heimat

In sanftem Schwung formt sich das Land

die Dörfer, Kirchen, Feld um Feld gleißt Korn der Mais steht hoch wie eine grüne Wand mein Blick geht nach innen, nicht nach vorn Unter strahlend weitem Sommerhimmel Bauernhöfe, zu breit und fest gegründet protzend, weiße Mauern, schwarze Giebel tiefe Fenster in der die Welt draußen endet Bergvergessen Salzach, Isar und Inn in breiten Schleifen strömen sie dahin die Orte eitel, machen sich bunt und fein spielen Stadt, Marktstraße und

Kopfstein Mähdrescher wirbeln Staub und flimmern und plötzlich kann ich mich erinnern der Duft des Weizens wie ein Zeitenfänger dort sitzen wir Kinder wieder im Hänger als die gelbe Flut des Korns sich ergießt und staubt und riecht und überfließt Worte, bayrisch selbstgefällig, fremd und vertraut wie kuawarme Muich, wie mein eigener Laut mein Geburtsort, und Großmutters Ort nie ferner als jetzt, war ich jemals dort?

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Hörbuch

Über den Autor

AndriVento
Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, Musil...bald eigene Gedichte, zerzweifelt, existentialistisch, pubertär. Der Traum davon Schriftsteller zu werden.
Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen habe ich die Literatur verloren, vergessen, nach ganz hinten geräumt. Dreißig Jahre lang. Bis, ja bis erste Geschichten auf Facebook entstanden, kurze Betrachtungen und bald wieder ein erstes Gedicht. Es ist seltsam, als hätte man eine Münze gefunden die vor langer, langer Zeit unter einer Diele verschwunden ist.
Etwas rostig, glanzlos, wertlos inzwischen und doch so faszinierend.

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Memory 
Das mag ich, lieber Andri.
Zeilen, bei denen man verharrt und die zum Nachdenken anregen.
Für mich ist Heimat der Ort, an dem auch meine Liebsten leben, der, wo mein Lebensmittelpunkt stattfindet und wo ich die bedeutsamsten Erlebnisse hatte.
Der Ort in dem ich geboren wurde und die ersten 21 Jahr lebte ist mir so fern, wie fast kein anderer. Insofern kann sich meine Heimat immer mal wieder ändern.
Ein spannendes Thema.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Liebe Sabine,
es ist bestimmt so wie du sagst. Ich habe den Titel auch bewusst "keine Heimat" gewählt. Trotzdem haben die Orte der Kindheitserinnerungen bestimmt in jedem Menschen ihre Bedeutung. Und es gibt viele Menschen die sich nie von ihrer primären Heimat lösen können, oder ihr verklärend nachweinen.
Liebe Grüße, Andri
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Ja - Enya hat es auf den Punkt gebracht. Da bleibt es mir nur noch mich anzuschließen.
Ein feiner Text.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Liebe Angie, herzlichen Dank für dein Lob und den Favoriten :)))
Liebe Grüße,
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Lieber Andri,

ein wunderbarer text, der mich nachdenklich stimmt.
Ist es nicht oft so, dass wir uns mit "Heimat" erst dann auseinandersetzen, wenn uns etwas verlorengeht oder wenn die Erinnerungen in uns pochen?
Dann wird heimat aus der Ferne oft verklärt.

Heimat mag viel eher Gefühl sein als Ort, dort, wo sich das herz zuhause fühlt, wo die Menschen sind, die unser Leben mitbestimmen.

Vielleicht ist es auch ein Grundbedürfnis des Menschen, sich immer wiederr "Heimatgefühle" herbeizusehen: alles, das, was unsere Sinne erinnern, Bilder, Töne, Gerüche - Momentaufnahmen, die in uns hineingeschrieben sind und die und positiv berührt haben.

Aber - so empfinde ich es auch bei deinem Gedicht - diese Augenblicke sind flüchtig.
Dennoch: auch wenn wir anderenorts heimat fühlen, sind sie in uns und abrufbar. Immer wieder.

Danke für deine Zeilen.
Lieben Gruß
Enya (die sich manchmal wie ein heimatloser Wind fühlt ...)
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Liebe Enya, danke für deine wunderbaren Gedanken dazu und eigentlich hast du genau dies gesagt was ich auch denke und fühle.
Heimat entsteht bestimmt in der frühen Kindheit, die Empfindungen und Wahrnehmungen aus dieser Zeit sind untrennbar mit unserem Sein verwoben. Gerade die Geruchserinnerungen sind absolut basal. Und doch und gerade daher ist es wichtig geistig auch frei zu bleiben. Heimat kann mit seinem Sehnsuchtsaspekt und seiner überbordenden Aufladung ein gefährlicher Begriff sein.
Und dass du dich manchmal (wie ich) wie ein heimatloser Wind fühlst, dafür, wenn ich darf, könnt ich dir einen Kuss geben.
Alles Liebe,
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Lieber Andri,
klar darfst du.
Und es tut irgendwie gut, dass du den Heimatbegriff auch durchaus als gefährlich ansiehst. Wir alle haben ja auch erfahren, was das auslösen kann.

Ich möchte schon diese erinnerungen behalten, aber niemals klammern, ich möchte frei sein, mich überall dort zuhause zu fühlen, wo es mir guttut und wo ich auch anderen Menschen guttun kann. Mich nicht allzu tief verwurzeln, aber Nester bauen - für eine Weile und mich weitertreiben lassen ...

Hab einen schönen Abend
Enya

Hab einen schönen Abend
Vor langer Zeit - Antworten
Novalis63 Starker Text …!
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Danke dir für das Kompliment, ich freue mich. :) Und über die coins natürlich auch!
Liebe Grüße
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Heimat ist da, wo man seinen
Lebensfaden festmacht...:-))))
schöne Verse von dir
lieben Gruß
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
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