Humor & Satire
Die Kirschen in Nachbars Garten

Die Kirschen in Nachbars Garten

Im Haushalt immer nur auf Trab
geht mir die Unterhaltung ab.
Mein Mann ist auch nicht mehr in Form
und das stört mich doch ganz enorm.
 
Sooft ich ihn versuch zu locken,
lässt er mich ganz alleine hocken,
verschanzt in seinen Keller sich
zum Basteln, und das ärgert mich.
 
So denk ich mir, jetzt muss es sein,
ich geh zum Fasching mal allein.
Zu meinem Mann will ich nichts sagen,
es könnte ihm ja nicht behagen.
 
Die Ausrede liegt sofort nah,
ich sag, dass eine Freundin da,
die will ich gern mal wieder sehn,
das muss er doch bestimmt verstehn.
 
Er ist erfreulich einverstanden
bei einem Freund hier anzulanden.
Mach's gut, das ist sein Abschiedswort,
er geht ganz eilig von hier fort.
 
Allein zu Haus mach ich mich dran,
zieh mich verführerich schnell an,
will rätselhaft, verrucht, allein
wie eine Bajadere sein.
 
Ich schminke mich mit Glitzerspray
und mein Parfüm heißt Night and Day.
Die Mske noch und gleich im Nu,
schnell auf die Faschingsfeier zu.
 
Im Saal herrscht schon ein reges Treiben,
da muss man nicht alleine bleiben.
Ein Scheich wie man im Film sie sieht,
hat sich sofort um mich bemüht.
 
Er schmeichelt mir, macht Komplimente,
ach wenn Mann doch sehen könnte, 
wie ich bei andern hier begehrt,
den Scheich die Sehnsucht fast verzehrt.
 
Bestimmt denkt er, hätt ich dies Weib
ein wenig nur zum Zeitvertreib.
Wenn meine Frau ein bisschen nur,
doch hätte von der Traumfigur.
 
Er fängt die Hand zu küssen an
und immer weiter geht es dann,
der Arm, der Hals und dann den Mund,
an Fasching geht es eben rund.
 
Die Maske will er mir gleich lüften,
die Hand liegt fest auf meinen Hüften.
Ich wehre mich, lass das nicht zu,
da lässt die Maske er in Ruh.
 
Wir schäkern und wir tanzen hitzig,
die Geistesblitze schlüpfrig, witzig.
Um zwölf Uhr keiner mehr sich ziert,
da wird wie üblich demaskiert.
 
Wir sehn uns an und werden stumm,
ich will euch sagen auch, warum.
Ein Schreck den ich kaum fassen kann,
der flotte Scheich ist ja mein Mann.
 
Und ihm ging es wie mir genau.
Begehrenswert, ich seine Frau?
 
 
 
 
copyright B.Kopf 2.09