Flos Sanguinem
(Blutblume)
Ein gutes Leben ward mir einst vergönnt,
jedoch sterben muss selbst ich einmal,
meine Zeit als bald gekommen ist,
wenn Kälte zieht durch meine Glieder,
innig akzeptierte Hand des Todes.
Der helle Mond steht mir des Nächtens,
bringt silbrig mir ein kühles Lichterspiel,
als wär´s für mich allein in schwarz gebettet,
schon begraben liegt mein Herz im feuchten
Nebel,
dem End´ seh´fast mit Freuden ich entgegen.
Mein eigenes Universum löst sich langsam auf,
vor langer Zeit aus jenem Blütenstempel hervor gewachsen,
in blutigen Windungen den ersten Atemzug getan,
und so weinte ich aus vollster Kehle,
um die Spuren meiner Austreibung und den Schmerz der darin lag zu lindern.
Still lag ich schwebend im sanft sicheren Schoße,
im Herzschlag reinster Mutterkraft
geborgen,
bis die Angst vor dieser dunklen Welt verblasste,
hastig meine kleinen Hände umschlangen,
den Lebenshauch von den flüsternden Liebkosungen der Mutter.
Oh Ernst des Lebens der du mich mehr als einmal überwältigt hast,
jener Wildwuchs aller Existenzen,
geblutet hast du mir die endlos weiten Wege,
im lauf der Jahre zerfielen so viele Blütenblätter zart zu Boden,
verwelkten zu einem Pfad für die noch wenigen mühsamen
Schritte.
Im Humost rasch empor gewuchert und gediehen zu einem festen Gebilde,
schier endlos fallen dunkelrote Tropfen auf die moosige Terra,
dichte Wolkengebilde legen sich grau in die Schwärze der Nacht,
die vollendete Gestalt des Mondes ist kaum noch sichtbar,
vor kurzem erst Geboren und doch gleich wieder den Halt verloren.
Lieblich steht in düsterer Pose ein Rosenkelch von Stein umgarnt,
thronend auf einem Bett mit buntem Laub
bezogen,
führt dem Erdenreich zurück,
was Venen durch den Körper trugen,
und nur ein kleiner Rest meiner Seele verhärtet auf ewig im Harz.
Bildmaterial und Text
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