Kurzgeschichte
Hanne

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"Hanne"
Veröffentlicht am 03. August 2020, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Manuela Schauten
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Über den Autor:

Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
Hanne

Hanne


Hanne schlug die Zeitung auf, während sie eine Tasse Kaffee sich genehmigte. Voller Entsetzen erblickte eine Anzeige und dachte, das ist doch nicht ihr Ernst, sie schaute nochmals mit geweiteten Augen auf die großen fett gedruckten Lettern „Kreischorverband Hoffensterchen lädt zum Brathering – Essen“ ein. Unwillkürlich schüttelte sie mit ihrem Kopf, dass ihre Haare nur so flogen. „Diese Vollwaisen, haben sie überhaupt noch Hirn oder hat ihnen der Virus schon den Verstand mittels einem Baumentaster Stückchenweise herausgezogen", murmelte sie vor sich hin. Immer noch ein wenig entsetzt

blätterte sie die Zeitung weiter durch, dabei entdeckte sie weitere geplante Aktionen und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. Schließlich kam sie zu den besonderen Anzeigen, ob nicht jemand aus ihrem Bekanntenkreis unsere Welt verlassen musste. Sie war heilfroh, dass sich niemand darunter befand und legte die Zeitung gefrustet zur Seite.

Wie ein Eremit hatte sie die letzten Monate seit Beginn der Pandemie in ihrem kleinen Häuschen mit den alten roten Ziegelsteinen, den weißen Fenstern mit den echten Sprossen und den grünen Klappläden gelebt. Oft hörte sie Fremde, die vorbeischlenderten, sagen, es besäße

Altbaucharme. Das machte sie glücklich, denn sie liebte das kleine Häuschen und ihr kleines Gärtchen über alles. Gegenüber auf der anderen Straßenseite stand eine alte Rotzeder, in der sie bereits mehrere Generationen von Amseln und Zwergelsternchen oder die inzwischen heimisch gewordenen Kolibris bei der Aufzucht ihrer Jungen vom Küchenfenster aus beobachten konnte.



 

Die Ministereoanlage mit dem eingebauten Radio wollte sie ausschalten, weil der Sender für ihren Geschmack ausgerechnet Techno- Musik abspielte und dann noch diese Vollwaisen in der Zeitung, störten ihre eigenen wohlwollenden Gedanken beim Blick aus dem Fenster, jedoch als sie gerade den Knopf drücken wollte, hörte sie als der Sprecher sprach „Urinsekten, den Virus gibt es schon länger, der ist nur mutiert …“ In dem Moment dachte Hanne, „Klar, die Urinsekten fressen das Virus und dein Hirn mit“, hörte sie eine zweite helle Stimme „Was haben Urinsekte mit dem Virus zu tun?“ „Es gibt doch ein

Urvirus, hab mich nur versprochen.“


Nachdem sie noch ein wenig zugehörte hatte, sich es aber nichts Neues, nur Small Talk ergab, schaltete Hanne endgültig die Ministereoanlage aus.


Da es ein schöner, außerdem ein heißer Sommertag war, setzte sie ihren Strohhut auf, den sie sich im letzten Urlaub erlaubt hatte. So machte sie sich auf den Weg in den nahen kleinen Wald mit dem kleinen See. Sie mochte die Stille dort sowie die vielen Seerosen, die es dort gab. Während sie durch den kühlen Wald schlenderte, entdeckte sie plötzlich auf einem Ast ein Eichhörnchen, blieb stehen und schaute ihm geduldig und einem liebevollen Lächeln zu, wie es sich putzte.


Als sie am See angekommen war, streifte sie rasch ihre Schuhe ab, setzte sich an ihre Lieblingsstelle und kühlte ihre Füße im Wasser. Sie genoss die Ruhe, tankte neue Energie, ließ ihren Blick über den kleinen See streifen und eine Zeitlang schaute sie den kleinen Stichlingen zu, wie sie sich in Ufernähe in kleinen

Schwärmen tummelten, sich unter den Seerosen versteckten und wieder hervorkamen.


Ihre Gedanken schweiften wieder zu der kurzen Unterhaltung über das Fehlverhalten von Mitmenschen bei der Pandemie im Radio zurück. Genau wie die helle Stimme, fragte sie sich. „Wie können diese Ignoranten es wagen, das Leben anderer so unbekümmert zu riskieren? Oder es für Andere wagen, zu entscheiden, wer der glückliche Fall mit leichten Symptomen beim Virus Corvid 19 sein wird oder wer sterben darf? Obwohl wir inzwischen alle wissen, dass manche Menschen anfälliger für einen schwereren Fall sind, wissen wir genauso, dass nicht nur Fünfzehnjährige bis zum Rentenalter gestorben sind,

sondern auch Kinder und Kleinkinder. Da spielt es keine Rolle ob sie gesunde oder sportlich fitte Menschen gewesen sind. Natürlich besonders getroffen hat es gerade Ältere, die Vorerkrankungen besaßen, aber eben nicht nur diese. Wie können die Menschen es wagen, sich so zu verhalten, als wüssten sie mehr als die medizinischen Experten, wobei selbst die Experten anerkennen, dass es so viel gibt, was wir alle noch nicht wissen? Aber mit dem, was wir wissen, sollten wir eigentlich klug genug sein, vorsichtig zu sein, weil es sich so leicht verbreitet! Sind die so dumm oder haben sie das Denken

verlernt? Eine ganze Weile machte sich Hanne Gedanken, wog das Für und Wider ab, bis sie sich schließlich langsam auf den Rückweg in ihr kleines Häuschen mit dem Altbaucharme machte.

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AngiePfeiffer Eine tolle Geschichte, die zur Zeit sehr aktuell ist. Und Deine Bilder sind wieder einmal spitze!
Liebe Grüße
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Das freut mich riesig und ich danke dir vielmals.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre schöne Geschichte interessante Gedanken und tolle Bilder
Chapeau!!
LgF
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Das freut mich riesig und ich danke dir vielmals.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ein sehr schönes und interessantes Buch von Dir. Manche Menschen glauben einfach mehr zu wissen, maßen es sich an. Deine Bilder sind wieder große Klasse. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Leider ist es so. Danke dir viellmals.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Vom Thema mal ganz abgesehen, hab ich bemerkt, dass du extrem viele Worte verwendet hast, die Witzigerweise schwer zu lesen sind.ich hatte erst vor kurzem eine Liste mit denen gesehen. Vorher waren die mir nie aufgefallen....jetzt sprangen sie mir alle ins Auge..."Rotzedern", Ministereoanlage", "Zwergelsternchen"...hahaha :-)
Schöne Bilder übrigens.

Lg
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Du hast es erkannt, es sind Vorgabeworte zu einem Wettbewerb, wobei das Thema freigestellt ist.
Freue mich, dass die Bilder gefallen.
Danke Dir sehr.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Liebe Manuela,

zuerst einmal gefallen mir deine Bilder ausnahmslos sehr gut. Du wirst immer besser und besonders Details gelingen dir inzwischen besonders gut.

Die Geschichte hast du - so scheint es mir - um die Bilder herum geschrieben. Das finde ich immer etwas schwierig, weil ich es andersherum glaubhafter empfinde.
So geht mir der Faden ein bisschen verloren. Aber es ist deine Geschichte und diese hier nur meine Meinung :)

Die Corona-Sache in unserer Gesellschaft gestaltet sich ja leider immer schwieriger.
Es gibt inzwischen mehr "Experten", als Studierte, Deutschland ist das einzige Land, das sich über zu wenig Tote beschwert und viele glauben, die einzige Wahrheit zu kennen.
Mich nervt das ganze Durcheinander inzwischen extrem, aber auch damit bin ich nicht allein.

Lieben Gruß zu dir. Ich hoffe, bei dir ist alles okay.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Sabine,
eigentlich ist es eine Kurzgeschichte, die mich durch Katharina Post bei FB inspirierte und in die ich versuchte Vorgabeworte einzusetzen. Ich wollte Hanne auch nicht gleich an den See setzen. Ich schwanke auch zwischen zwei Bildern, welche setze ich ein, entschied ich dann aber für die Kühe, statt der Vogelfamilie. (Stelle as Bild mal bei meinen Bildern ein.

Niemand weiß, wie es weitergeht mit dem Virus, aber wir sollten nicht nur uns, sondern auch andere schützen.
Es gibt zu viele Tote zu beklagen, doch das verstehen die meisten erst, wenn es Nahestehende trifft.
Niemand möchte in seiner Freiheit eingeschränkt werden, aber es gibt gute Gründe, wenn dies noch eine Weile so sein wird.

Nicht immer bekomme ich das umgesetzt, was ich versuche, wenn du meine Gesichter sehen würdest, kriegst du das krausen.
Mir persönlich geht es gesundheitlich gut und ich hoffe dir auch.

Danke dir vielmals.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
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