Am Runden Tisch materialisieren sich Gott, Gabriel, Satan und Noah.
Gott poltert: „Da dreht man euch mal kurz für 2000 Jahre den Rücken, und schon läuft alles aus dem Ruder. Hatte ich nicht alles so schön gemacht? Selbstregulierende Systeme, Spaß an der Sünde und an der Buße, Liebe und Krieg, Fortschritt und immer mal Barberei … Göttlich!“
Satan verneigt sich, in sich hinein grinsend: „Du hast Ihnen nur ein wenig zuviel Deiner göttlichen Intelligenz gegeben, davon wurden sie übermütig, gierig und rücksichtslos. Zuletzt
pumpten sie schon Gift in höllisch tiefe 3000 Meter, um Öl zu gewinnen, das sie sofort giftig verbrannten. Ich mußte meine Außenposten umsiedeln!“ „Du solltest mal die Luft da oben kosten! Wir bekommen unsere Flügel nicht mehr weiß!“ übertrumpft ihn der Erzengel.
Der Teufel greift sich an den Kopf: „Sie hatten mehr als reichlich dieser stin-kenden Wagen, aber sie konnten einfach nichts anderes produzieren und malten bei jeder Flaute mich an die Wand.“ Noah klagt: „Der Motorlärm der riesigen Archen machte alle im Wasser krank, dazu der Schmutz! 'Arche IDA' oder so … Was dachten die sich nur?“
Gott seufzt: „Alles, was besteht, ist wert, daß es zugrundegeht.“ „Hehe, das ist mein Text“, protestiert der Teufel. „Klappe halten. Mein rundes süßes Virus hat den Unfall gestoppt. Das exponen-tielle Aussterben meiner göttlichen Werke …“ Gott weint. Noah schließt sich an: „Oh Gott, unsere ganze harte Arbeit ging zum Teufel durch sie …“ Satan bekümmert: „Das ging auch uns an die Nieren, drum haben wir euch per Skype alarmiert.“
Gabriel versucht zu trösten: „Doch Herr, wie gut du deine Kinder kennst. Eine Tüte Corona, schon sorgten
Geldfetischismus und Ideologien zuverlässig für die Verbreitung. Sie glaubten ja nicht mal mehr ihren irdischen Herrschaften.“ „Was bei einigen Typen sogar völlig richtig war …“, ergänzt Noah.
„Nur, weil ich auf diesen Planeten so stolz bin, mußte ich einfach die Not-bremse ziehen, um wenigstens den Rest der Arten zu retten“, gibt Gott zu. „Der gestörte Bunte im Oval Office war dabei Schritt 1, Satan sei Dank.“
Noah fragt: „Und warum nicht eine zweite Sintflut?“ „Die Eisberge sind ja schon am Rutschen, aber wolltest du in deinem Alter den Job wirklich nochmal
machen?“, stichelt Gabriel. „Gut, so viele Passagiere wie damals wären es ja nicht.“
Gott kommt zum Punkt. „Jungs, wie ihr wißt, habe ich gleich um die Ecke das nächste große Ding am Laufen.“ „Auf der Basis verzwirbelter Schwefeldämpfe“, strahlt Satan. „Genau. Wird ein Ex-portschlager. Auf der armen Erde geben wir dann erstmal der Natur zehn Millio-nen Jahre Zeit zur Erholung. Dann sehen wir weiter. Bis dahin bitte ich euch, verbesserte Konstruktionen einzureichen, natürlich wieder nach meinem Bild.“ Damit projiziert Gott aus der Hand eine Powerpoint-Präsentation in die Luft.
Entwicklungsaufgaben für das Produktrelease Mensch 2.0
1. Begrenzung des Wissensdrangs auf das Nötigste
2. Immerwährende Rücksicht auf alle meine Schöpfungen
3. Vernunft, sich gleich allen anderen Tieren auszuruhen, wenn Magen und Kammern gefüllt sind
4. keine S-Bahn-Störungen mehr („Nee“, schmunzelt Gott, „das ist natürlich nur Spaß. Bekämen wir nie hin.“)
5. nur einen Monat Brunftzeit im Jahr, im Rest des Jahres daher keine Hahnen- und Stutenkämpfe um irgend eine
lächerliche Macht. Zudem keine Men-struation, keine Luden und keinen Mißbrauch (Gott schluckt schon wieder)
„Und wozu bietest du dann noch das Paradies an?“, feixt Satan.
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