Manchmal meint man, das darf doch wohl nicht sein, bin ich im falschen Film?
Doch ich fange besser etwas früher an.
Unsere Oma hat man Anfang März mit dem netten MSRA Keim mal wieder aus dem Krankenhaus entlassen, sodass wir nochmals die ganze Prozedur durchziehen durften. Welche Prozedur fragt ihr euch jetzt, ganz einfach, dies bedeutet, da ja der Befall im Nasen/Rachenbereich saß, hieß es dass die nächsten zehn Tage eine tägliche Ganzkörperwaschung durch den Pflegedienst erfolgen musste, des
Weiteren tägliche Wäschewechselung angefangen von der Kleidung bis hin zum Abziehen des Bettzeugs. Zudem musste alles Desinfiziert werden, jedes Teil welches unsere Oma berührte. (Telefon, Fernbedienung. Möbel, Bett, Türklinken, Toilettenstuhl oder normales WC u.s.w). Zum Glück war der nächste Test negativ, doch der Test muss ja nach rund 5 Wochen wiederholt werden. Testergebnis positiv.
Das einzig Gute war, während der gewissen Behandlungszeit spielte das Wetter mit, da sie keinen Trockner besitzt. Trotz allem machte sie Fortschritte, benutzte zwar nicht den
Rollator, schob lieber den Rollstuhl, aber jedem das sein.
Anfang Juni fing sie plötzlich an, mehrfach unter Schwindelattacken zu leiden, auch musste sie öfters die Toilette besuchen. Dienstag vor Fronleichnam war erst die Hausärztin da, machte auch gleich einen Abstrich für den MSRA Test und Corona Test, doch am Abend wurde sie noch ins Krankenhaus eingewiesen, da immer mehr Luftnot entstand und Fieber.
Vorsorglich hatte ich eine Tasche mit mehreren Nachthemden, Unterhemden, Socken und den normalen Utensilien gepackt, da ein hinterherfahren nichts
brachte.
Am nächsten Tag traf ich mich mit meinem Mann vor dem Krankenhaus, abends vorher hatten wir uns über die Besuchszeiten informiert.
Nun standen wir bei der Anmeldung und fragten nach der Zimmernummer, erfuhren, dass wir sie nur vom Fenster aus besuchen dürfen, da sie auf der Isolierstation liegt. Die Anmeldung informierte das Schwesternzimmer, sodass diese das Fenster öffnete. Am Fenster erfuhren wir dann, dass die Testergebnisse noch nicht da wären.
Auch an Fronleichnam waren die Ergebnisse noch nicht da, aber ich
reichte der Schwester durchs geöffnete Fenster eine Tasche mit Nachthemden, zum Glück, da sie wohl sehr viel geschwitzt hatte, hat man diese des Öfteren gewechselt.
Am Freitag versuchte ich vergeblich einen Arzt zu erwischen, der einem genaueres sagte, aber endlich waren die Ergebnisse da, beide negativ. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal diesen Laufzettel ausfüllen müssen, um sie zu besuchen.
Unsere Nichte besuchte sie dann am Samstag, es ging ihr gut und schien Fortschritte zu machen, ebenso erhielt sie bereits Physiotherapie, damit sie wieder auf die Beine kommt.
Gemeinsam machten mein Mann und ich uns auf den Weg, um sie am Sonntag zu besuchen. Vor dem Zimmer wurden wir informiert, dass nur eine Person hinein dürfe. Ich grinste und ließ meinem Mann den Vortritt. Inzwischen war meine Schwiegermutter von dem Einzelzimmer auf ein Dreibettzimmer verlegt worden. Ich setzte mich derweil draußen auf eine Bank und genoss die Ruhe, schaute den Eichhörnchen zu, wie sie von Baum zu Baum sprangen.
Am Montagnachmittag machte ich mich auf den Weg, bevor ich auf den Parkplatz fuhr, kam mir ein Leichenwagen entgegen. Wieder musste jemand gehen.
Ich schlenderte vom Parkplatz durch den kleinen Park zum Eingang des Krankenhauses und den Laufzettel auszufüllen. Da stand natürlich inzwischen eine kleine Schlange, aber zum Glück wurde ein Klemmbrett weitergereicht, dann es rasch weiterging. Man bekam noch Fieber gemessen, hatte eine Temperatur von 36,4 Grad und durfte somit hinein. Da ich ja die Zimmernummer kannte machte ich mich auf den Weg, ging durch die errichtete Schleuse und blieb wie angewurzelt stehen. Auf der Zimmertür hing ein großes V!
Ich drehte mich um, doch da kam schon eine Schwester aus dem Stationszimmer
auf mich zu. Ich sprach sie an, was ist denn passiert oder hat man sie verlegt?
„Nein, sie wurde nicht verlegt, sie ist in Quarantäne?“, bekam ich zur Antwort.
„Verstehe ich nicht, beide Test waren negativ“, entgegnete ich.
„Das Zimmer wurde belegt und eine Person war heute morgen positiv“, antwortete sie.
„Ich möchte gerne einen Arzt sprechen“, bat ich sie höflich, obwohl ich sichtlich geschockt dastand.
„Leider sind alle in Behandlung, Sie dürfen sie nur vom Fenster aus besuchen.“
„Ist mir klar, können Sie bitte den behandelnden Arzt einen Zettelhinlegen,
dass er mich anrufen möge.“
„Mache ich, Sie können ausnahmsweise hier rausgehen, ich öffne das Fenster“
So besuchte ich sie vom Fenster aus, da sie nicht gut zu Fuß war, schnappte sich die Schwester den Toilettenstuhl setzte sie hinein und brachte sie ans Fenster.
Selbst dort stand ich mit meiner Maske Schutzklasse 2 und den Handschuhen, die ich mir vor dem Betreten des Krankenhauses übergestreift hatte.
Beide, sowohl die Mitpatientin und meine Schwiegermutter begannen zu erzählen, dass sie eine Neue ins Zimmer kam, sie aber nach Hause durfte um eine Tasche zu packen, ihr Mann wäre dazu nicht in der Lage gewesen, musste aber am
Abend wieder da sein. Pünktlich um 19 Uhr war sie wieder da. Und heute morgen dann das Ergebnis. Wir sind schockiert! Ich versuchte sie etwas zu beruhigen und wollen wir das Ergebnis morgen abwarten, es bleibt uns ja auch nichts anderes übrig. Sie erzählten noch, dass das heutige Mittagessen gruselig gewesen sei. Ja, Koch ist nicht gleich Koch meinte ich, dafür bekommt ihr morgen sicher was Leckeres.
Kurz bevor ich zu Hause war, besser gesagt, ich fuhr gerade auf unser Grundstück, da klingelte mein Handy. Es war die Ärztin.
Ich fragte nach der Diagnose und was
sie gedenken weiter zu unternehmen. Sie versuchte mich zu beruhigen und meinte, man braucht sich nicht unbedingt den Virus einzufangen. Meine Antwort darauf: „Warten wir es ab, aber niemand hat in dem Zimmer über Nacht einen Mundschutz angehabt und sie werden sich auch unterhalten haben, sie wissen genau, was ich meine.“
Sie werden alles tun was in Ihrer Macht steht versicherte sie mir, um meine Schwiegermutter wieder auf die Beine zu bringen.
Ihr Wort in Gottes Ohr.
Keine drei Minuten später erzählte ich, was sich dort im Krankenhaus ereignet
hat.
Er sprang in wahrsten Sinne erst ein Mal aus der Hose und wir versuchten zu rekonstruieren, was passiert ist und wie die Frau auf dieses Zimmer gelangen konnte, denn jeder, der mit dem Krankenwagen eingeliefert wird, kommt in Isolation, bevor nicht sichergestellt ist, er ist negativ auf Corvid 19.
Drei Tage später war das Testergebnis da.
Negativ!
Allen fiel ein Stein vom Herzen!