Biografien & Erinnerungen
Im falschen Film

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"Im falschen Film"
Veröffentlicht am 17. Juni 2020, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: M. Schauten
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Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
Im falschen Film

Im falschen Film

Manchmal meint man, das darf doch wohl nicht sein, bin ich im falschen Film?

Doch ich fange besser etwas früher an. Unsere Oma hat man Anfang März mit dem netten MSRA Keim mal wieder aus dem Krankenhaus entlassen, sodass wir nochmals die ganze Prozedur durchziehen durften. Welche Prozedur fragt ihr euch jetzt, ganz einfach, dies bedeutet, da ja der Befall im Nasen/Rachenbereich saß, hieß es dass die nächsten zehn Tage eine tägliche Ganzkörperwaschung durch den Pflegedienst erfolgen musste, des

Weiteren tägliche Wäschewechselung angefangen von der Kleidung bis hin zum Abziehen des Bettzeugs. Zudem musste alles Desinfiziert werden, jedes Teil welches unsere Oma berührte. (Telefon, Fernbedienung. Möbel, Bett, Türklinken, Toilettenstuhl oder normales WC u.s.w). Zum Glück war der nächste Test negativ, doch der Test muss ja nach rund 5 Wochen wiederholt werden. Testergebnis positiv.


Das einzig Gute war, während der gewissen Behandlungszeit spielte das Wetter mit, da sie keinen Trockner besitzt. Trotz allem machte sie Fortschritte, benutzte zwar nicht den

Rollator, schob lieber den Rollstuhl, aber jedem das sein.


Anfang Juni fing sie plötzlich an, mehrfach unter Schwindelattacken zu leiden, auch musste sie öfters die Toilette besuchen. Dienstag vor Fronleichnam war erst die Hausärztin da, machte auch gleich einen Abstrich für den MSRA Test und Corona Test, doch am Abend wurde sie noch ins Krankenhaus eingewiesen, da immer mehr Luftnot entstand und Fieber.

Vorsorglich hatte ich eine Tasche mit mehreren Nachthemden, Unterhemden, Socken und den normalen Utensilien gepackt, da ein hinterherfahren nichts

brachte.


Am nächsten Tag traf ich mich mit meinem Mann vor dem Krankenhaus, abends vorher hatten wir uns über die Besuchszeiten informiert.

Nun standen wir bei der Anmeldung und fragten nach der Zimmernummer, erfuhren, dass wir sie nur vom Fenster aus besuchen dürfen, da sie auf der Isolierstation liegt. Die Anmeldung informierte das Schwesternzimmer, sodass diese das Fenster öffnete. Am Fenster erfuhren wir dann, dass die Testergebnisse noch nicht da wären.

Auch an Fronleichnam waren die Ergebnisse noch nicht da, aber ich

reichte der Schwester durchs geöffnete Fenster eine Tasche mit Nachthemden, zum Glück, da sie wohl sehr viel geschwitzt hatte, hat man diese des Öfteren gewechselt.

Am Freitag versuchte ich vergeblich einen Arzt zu erwischen, der einem genaueres sagte, aber endlich waren die Ergebnisse da, beide negativ. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal diesen Laufzettel ausfüllen müssen, um sie zu besuchen.

Unsere Nichte besuchte sie dann am Samstag, es ging ihr gut und schien Fortschritte zu machen, ebenso erhielt sie bereits Physiotherapie, damit sie wieder auf die Beine kommt.

Gemeinsam machten mein Mann und ich uns auf den Weg, um sie am Sonntag zu besuchen. Vor dem Zimmer wurden wir informiert, dass nur eine Person hinein dürfe. Ich grinste und ließ meinem Mann den Vortritt. Inzwischen war meine Schwiegermutter von dem Einzelzimmer auf ein Dreibettzimmer verlegt worden. Ich setzte mich derweil draußen auf eine Bank und genoss die Ruhe, schaute den Eichhörnchen zu, wie sie von Baum zu Baum sprangen.


Am Montagnachmittag machte ich mich auf den Weg, bevor ich auf den Parkplatz fuhr, kam mir ein Leichenwagen entgegen. Wieder musste jemand gehen.

Ich schlenderte vom Parkplatz durch den kleinen Park zum Eingang des Krankenhauses und den Laufzettel auszufüllen. Da stand natürlich inzwischen eine kleine Schlange, aber zum Glück wurde ein Klemmbrett weitergereicht, dann es rasch weiterging. Man bekam noch Fieber gemessen, hatte eine Temperatur von 36,4 Grad und durfte somit hinein. Da ich ja die Zimmernummer kannte machte ich mich auf den Weg, ging durch die errichtete Schleuse und blieb wie angewurzelt stehen. Auf der Zimmertür hing ein großes V!

Ich drehte mich um, doch da kam schon eine Schwester aus dem Stationszimmer

auf mich zu. Ich sprach sie an, was ist denn passiert oder hat man sie verlegt? „Nein, sie wurde nicht verlegt, sie ist in Quarantäne?“, bekam ich zur Antwort. „Verstehe ich nicht, beide Test waren negativ“, entgegnete ich. „Das Zimmer wurde belegt und eine Person war heute morgen positiv“, antwortete sie. „Ich möchte gerne einen Arzt sprechen“, bat ich sie höflich, obwohl ich sichtlich geschockt dastand. „Leider sind alle in Behandlung, Sie dürfen sie nur vom Fenster aus besuchen.“ „Ist mir klar, können Sie bitte den behandelnden Arzt einen Zettelhinlegen,

dass er mich anrufen möge.“ „Mache ich, Sie können ausnahmsweise hier rausgehen, ich öffne das Fenster“ So besuchte ich sie vom Fenster aus, da sie nicht gut zu Fuß war, schnappte sich die Schwester den Toilettenstuhl setzte sie hinein und brachte sie ans Fenster. Selbst dort stand ich mit meiner Maske Schutzklasse 2 und den Handschuhen, die ich mir vor dem Betreten des Krankenhauses übergestreift hatte. Beide, sowohl die Mitpatientin und meine Schwiegermutter begannen zu erzählen, dass sie eine Neue ins Zimmer kam, sie aber nach Hause durfte um eine Tasche zu packen, ihr Mann wäre dazu nicht in der Lage gewesen, musste aber am

Abend wieder da sein. Pünktlich um 19 Uhr war sie wieder da. Und heute morgen dann das Ergebnis. Wir sind schockiert! Ich versuchte sie etwas zu beruhigen und wollen wir das Ergebnis morgen abwarten, es bleibt uns ja auch nichts anderes übrig. Sie erzählten noch, dass das heutige Mittagessen gruselig gewesen sei. Ja, Koch ist nicht gleich Koch meinte ich, dafür bekommt ihr morgen sicher was Leckeres.

Kurz bevor ich zu Hause war, besser gesagt, ich fuhr gerade auf unser Grundstück, da klingelte mein Handy. Es war die Ärztin. Ich fragte nach der Diagnose und was

sie gedenken weiter zu unternehmen. Sie versuchte mich zu beruhigen und meinte, man braucht sich nicht unbedingt den Virus einzufangen. Meine Antwort darauf: „Warten wir es ab, aber niemand hat in dem Zimmer über Nacht einen Mundschutz angehabt und sie werden sich auch unterhalten haben, sie wissen genau, was ich meine.“ Sie werden alles tun was in Ihrer Macht steht versicherte sie mir, um meine Schwiegermutter wieder auf die Beine zu bringen. Ihr Wort in Gottes Ohr.

Keine drei Minuten später erzählte ich, was sich dort im Krankenhaus ereignet

hat. Er sprang in wahrsten Sinne erst ein Mal aus der Hose und wir versuchten zu rekonstruieren, was passiert ist und wie die Frau auf dieses Zimmer gelangen konnte, denn jeder, der mit dem Krankenwagen eingeliefert wird, kommt in Isolation, bevor nicht sichergestellt ist, er ist negativ auf Corvid 19.


Drei Tage später war das Testergebnis da.

Negativ!

Allen fiel ein Stein vom Herzen!


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Taube41 Eine Geschichte die einen sehr nahe geht. Danke für diese privaten Einbicke. Wünsche dir und deiner Familie viel Kraft. Liebe Grüße Taube41
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Du Ärmste, ich spendier dir Schmerzensgeld und hoffe sehr, dass es deiner Schwiema inzwischen besser geht und der Pflegedienst dir das Schwerste abnimmt! Normalerweise sind doch die Krankenhäuser alle auf MRSA-Keime eingestellt, da hätte nicht so ein Hin und Her entstehen dürfen. MR bezeichnet die Eigenschaft des Bakteriums, es ist Methicillin-resistent, d. h. gegen das Antibiotikum Methicillin unempfindlich, aber auch gegen fast alle anderen Antibiotika, also multiresistent. Manche greifen deshalb auf diese Herleitung zurück.
SA ist sein Eigenname, der sich auf sein Äußeres bezieht - Staphylococcus aureus. Staphylo heißt traubenartig, coccus - Kugel und aureus - golden. Goldene Weintraubenkugel - so ein schöner Name, der an Christbaumschmuck denken lässt, für einen derart fiesen Keim!
Halt die Ohren steif, liebe Manuela und bleib gesund!
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Fleur,
Ich danke dir ganz herzlich, aber leider riss der Film nicht ab, sondern lief weiter.
Einen Tag später erreichte uns eine Schreiben, dass sie für die nächsten 14 Tage in Quarantäne versetzte. Der Film lief weiter. Doch das werde ich noch alles in einem Weiteren Buch verarbeiten. Nur soviel, noch in der Quarantänezeit wurde sie entlassen, keine Woche später, Befund MSRA, Behandlung und Desinfektionszeit, nächster Abstrich, wieder positiv.
Bin wieder dabei, alles zu desinfizieren und die Nase einzupinseln, das Gurgeln wird vom Pflegedienst übernommen. Ja unser Sommer ist grandios, was solls, müssen wir durch.

Nochmals dir ganz lieben Dank, bleib bitte gesund. Mit lieben Grüßen Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Das ist äußerst übel, hoffentlich schafft sie es, den Keim loszuwerden!
Ich wünsche euch viel Erfolg und euch einen langen Atem!
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 OMG...Wahnsinn! Wenn was schiefläuft, dann richtig :(
Ich wünsche euch viel Kraft
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Danke dir vielmals.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Oh Mann, das ist ja nun wirklich der reinste Horror. Wenn da die Leute nicht durchdrehen, kann man ja von Glück reden. Da kann man nur froh sein, wenn man nicht in ein KH m,uss. Habe bei uns über ähnliche Zustände gehört. Da Personal arbeitet am Limit und ist eigentlich nur zu bedauern.
Hoffe mal, dass die Schiegermutter wieder auf die beine kommt.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Es macht niemand jemand ein Vorwurf, nur darf es nicht auf unseren Schultern dann ausgetragen werden.

Sie kommt langsam wieder auf die Beine, im KH hat man alles dafür getan.
Danke dir vielmals
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Oh nein! Was für ein Desaster, schlimm.
Wie kann so was nur soooo schieflaufen.
Ihr Armen, es tut mir so leid für euch alle.
Das braucht kein Mensch.

Ich drücke die Daumen, dass alles gut ausgeht.
Viel Kraft.
Lieben Gruß
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Nein, das braucht kein Mensch, hat sich noch weiterentwickelt, Gesundheitsamt Förder häusliche Quarantäne, Pflegedienst sagt nein, ich auch, somit bleibt sie im Krankenhaus.
Wer sich die Suppe einbrockt, muss sie auch dazu stehen.

Danke dir herzlich und Kraft braucht man viel.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
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