In der ersten Januarhälfte erreichte uns die Meldung über die Medien, das China die Verbindungen aus der Stadt Wuhan kappte, weil das neuartige Coronavirus dort bereits 17 Menschen getötet hatte und fast stündlich die Zahl der Erkrankten stiegen. Sämtliche Verkehrsverbindungen in und aus der Millionenstadt Wuhan wurden abgeriegelt, da dort angeblich das Virus seinen Ausgang genommen haben soll. Doch für viele unserer Mitmenschen war China weit weg, geografisch ja, aber in der heutigen Zeit, der globalen Wirtschaft und dem Tourismus, eigentlich ein
Katzensprung.
So erreichte uns das Virus rasend schnell, eigentlich logisch. Statt mit sofortiger Wirkung ein Reiseverbot oder eine Quarantäne der Zurückkehrenden geschweige Sicherheitsvorkehrungen erfolgten viel zu spät. So richtig wach wurde unsere Regierung doch erst, als die ersten Erkrankungen hier in unserem Land auftraten. Selbstverständlich wurden ebenso unsere Nachbarländer oder noch besser ausgedrückt, Europa
infiziert.
Meine Erfahrung mit dem Virus, den ich hoffentlich nicht bekomme, erreichte mich mehr oder weniger Anfang März, als man meine Schwiegermutter aus unserem kleinen Krankenhaus entlassen hatte, insbesondere an das Abschlussgespräch mit der Ärztin erinnere ich mich noch heute, als wäre es gestern gewesen.
„Ihrer Schwiegermutter geht es aus medizinischer Sicht soweit gut, wir können leider nicht weiter auf die Physiotherapeuten warten, schon in
Hinblick auf den Corona Virus“, erklärte die Ärztin. „Gerade im Hinblick auf den uns zukommenden Virus, stellt sich mir nun die Frage, sie hat MSRA, einen Staphylokokken Befall im Hals – Rachenbereich, da wollen Sie meine Schwiegermutter ernsthaft entlassen?“, entgegnete ich ihr „Wir müssen, denn aus medizinischer Sicht können wir sie nicht länger hier behalten, geben Sie doch ihre Schwiegermutter in ein Pflegeheim.“ „Sie wissen genau wie ich, dass es zurzeit weder Kurzzeitplätze noch Pflegeplätze gibt, Was ist aus der angestrebten Reha geworden und wie ist der
letzte Test ausgefallen?“ „Leider kein negativer Befund, keine Klinik nimmt sie.“ „Vermerken Sie dies bitte in den Entlassungspapieren, noch eine Frage, wurde ihr Tildin verabreicht, sie wollen Sie mir doch nicht mit dem Katheder nach Hause geben?“ „Nein, hat sie nicht bekommen, der Katheder soll noch ein wenig Sicherheit geben. Ihre Schwiegermutter sagte, morgens käme der Pflegedienst.“ „Ja der kommt morgens, was ist aber wenn der Beutel voll ist, zudem benötige ich noch Medikamente, unsere Hausärztin öffnet erst heute Abend wieder ihre Sprechstunde, da haben
Apotheken geschlossen?“ „Der Beutel hält mindestens vierundzwanzig Stunden und es gibt keine Veränderung an Medikamenten. - Wir werden sie dann mit dem RTW bringen lassen.“ „Lassen Sie sich Zeit, nicht vor dem späten Nachmittag, denn ich habe schließlich Vorbereitungen zu treffen, Pflegedienst etc.“ „Einverstanden, werden wir so einrichten.“ „Ganz herzlichen Dank, bitte geben Sie dies die Schwestern weiter, die wie ich selbst mitbekommen habe, den Part vom Physiotherapeuten übernommen haben, einfach klasse“, dabei
kramte ich in meiner Hosentasche und zog einen Schein hervor. „Geben Sie das doch bitte den Schwestern selbst.“ „Geht leider nicht, sie machen gerade Übergabe.“
So fuhr ich nach Hause, freute mich wahnsinnig auf die nächsten kommenden Wochen, meine Freizeit verbringe ich dann erst mal, damit, täglich Bett abziehen, tägliches Waschen der Handtücher und der Kleidung, sowie der Desinfektion sämtlicher Türen, Möbel
etc..
Als hätte ich es geahnt, informierte rasch den Pflegedienst, bezog noch das Bett, denn keine anderthalb Stunden später stand der Wagen vor der Tür, zwei Sanitäter brachten sie hinein und halfen ihr beim Einstieg ins Pflegebett.
Einer der Sanitäter drückte mir die Entlassungspapiere, sprich Umschlag in die Hand.
„Wo sind die Medikamente?“, fragte ich ihn. „Mir hat man nicht mehr mitgegeben“, antwortete
er.
„Schitt“, dachte ich wenige Minuten später, verglich aber sofort die Medikamentenliste und stellte zu meinem Entsetzen fest und kein Wunder, dass sie nicht auf die Beine wiedergekommen ist, zweimal am Tag Tildin. Am Abend machte ich mich auf in Richtung Arztpraxis. Dort angekommen, wunderte es mich wenig, dass niemand im Wartezimmer sich aufhielt und ich unverzüglich (ohne Termin) mich mit der Ärztin unterhalten
konnte.
In den Medien erreichten uns die Meldungen aus Heinsberg, die Diskussionen nicht nur in Familien, Freunden, am Arbeitsplatz oder in ganz vielen Foren begannen. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass immer noch eine Menge der Leute die Bedrohung durch das Virus nicht verstanden haben. Total witzig fand ich, dass gerade im Radio immer wieder davon gesprochen, keine Panik, obwohl gerade deshalb diese geschürt
wurde.
Häufiges Händewaschen reicht, Witz komm heraus, du bist umzingelt, dass ausgerechnet bei einer Tröpfcheninfektion. Genauso fand ich es zum Schießen, als jemand doch tatsächlich in einem Forum meinte, Menschen auf dem Land wären weniger anfällig und würden nicht im Fokus des Virus stehen, das arme Kind heißt seitdem nur noch Landei im Scherz bei mir.
Unser privates Leben war in der nächsten Zeit ja sowieso mehr oder
weniger abgeschottet, wir waren ja sowieso gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen, nicht nur zum Schutz meiner Schwiegermutter, sondern auch zum eigenen Schutz und Anderen Aus gegebenem Anlass wurde im Haus meiner Schwiegermutter nicht nur ein Maskenzwang, sondern eine komplette Schutzbekleidung eingeführt. Der Pflegedienst hatte zum Glück ihre eigene Schutzkleidung bis ihnen die Masken ausgingen, so dass wir diesen dann mit durchzogen.
Ein Staphylokokken Befall im Hals –
Rachenbereich und dann noch der Virus im Verband, ich glaube, dass wäre für jeden dann das aus gewesen.
In dieser Zeit lernte ich nicht nur weitere Teile der Pflege kennen, wie die Entleerung eines Urinbeutels, das Entleeren eines Toilettenstuhls, nein auch Pflegekräfte zeigten mir weitere Erleichterung und gaben weitere wertvolle Tipps.
Die nächsten Wochen nach der Entlassung waren geprägt, meine
Schwiegermutter wieder an ein lebenswürdiges Leben heranzuführen, sprich, wir übten und halfen ihr, dass sie wieder allein aus dem Bett kam, sich selbstständig mit dem Rollstuhl fortzubewegen und wenige Schritte mit dem Rollator zu bewältigen. Natürlich hatte sie auch gewisse Rückschläge, da Schwindel- Attacken sie etwas zurückwarfen. Schwindelattacken sind etwas ganz Fieses, derjenige dem so etwas passiert, der kann sich nicht mehr orientieren, seine Beine werden Pudding und landet schließlich auf dem Fußboden. Und da spielt die
Tageszeit keine Rolle, so wurde mehrfach der Hausnotruf in der Nacht benötigt, ebenso hoben wir sie auch vom Fußboden auf. Ich bin meist nett, kann aber auch schon mal hart werden, wenn ich merke, jemand lässt sich hängen. Bei mir heißt es, ganz rasch aus dem Bett, das Bett ist nur zum Schlafen, das Leben spielt woanders.
Ich selbst male und schreibe auch ab und zu doch gerade als ich mir einen Rechner zulegen wollte, einen guten gesehen habe, der meinen Anforderungen entsprach, aber ich noch Rücksprache mit
jemanden halten wollte, war die Schließung des Geschäfts wegen der Pandemie da. Bekam noch den Tipp, soll etwas warten, die Preise gehen noch in den Keller, will ich jetzt schwer hoffen.
Meine wenige Freizeit verbringe ich, da man ja sowieso nirgends hinkann, halt mit malen und bringe mich in Foren ein wenig ein. Dort zeigte ich auch gerne mal meine Bilder, stiftete einige als Prämien ab und zu. Doch als man mir unterstellte, dass ich nur hochgelobt werden wollte, verschlug es mir den Atem. Seit
Jahren war ich in diesem Forum, beteiligte mich an vielen Aktionen, machte weitere Aktionen ebenso im realen Leben. Inzwischen habe ich Beteiligungen etwas reduziert, da ich scheinbar mich dafür eigne :-).
Das Leben ist einfach zu schön, um sich länger mit solchen Querulanten auseinanderzusetzen.
Ein Rückzug meinerseits auf Grund der Vorkommnisse ist sicher verständlich, gewisse Beteiligung meinerseits bleibt natürlich.
Inzwischen haben wir es geschafft,
dass meine Schwiegermutter sich wieder am Leben beteiligt, obwohl sie abgeschottet lebt. Pflegedienst, Physiotherapie, Arzt, Söhne und ich sind die Einzigen, die mit ihr Kontakt haben.
Die Pandemie hat dazu beigetragen, dass nicht nur wir abgeschottet leben, sondern die ganze Bevölkerung. Meine Erfahrung im realen Leben ist sehr unterschiedlich, von witzigen Episoden wie auch kopfschüttelnd. Witzig finde ich vor allen, dass sich einige Leute einen Mundschutz umbinden, jedoch die Nase zum
besseren Atmen offenlassen. Als ich mal einen Herrn daraufhin ansprach, meinte der doch „Wieso, ist doch ein Mundschutz“. Hinter den Theken verstehen die Angestellten oft die Hälfte nicht, was die Kunden möchten, oft kommt ein Genuschel hervor, dass sie sich mit Händen und Füßen unterhalten.
Man darf das alles nicht so eng sehen, die Menschen sind teilweise depressiv, verhalten oder einfach nur genervt. Jeder Tag, den wir erleben, ist etwas Besonderes und jeder Mensch sowieso. Lassen wir
uns einfach nicht unterkriegen und nehmen das Leben einfach locker.