Journalismus & Glosse
Methusalah

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"alt, älter, am ältesten"
Veröffentlicht am 26. Mai 2020, 22 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
alt, älter, am ältesten

Methusalah

Vorbemerkung

Nein, ich habe mich nicht verschrieben! Es handelt sich nämlich hier um einen Ausflug in die Botanik. Behandelt wird der älteste Baum der Welt.

(reich bebildert) Gute Unterhaltung! (Neu eingestellt 16.02.2022) copyright: G.v.Tetzeli Internet: www.welpenweste.de

Methusalah

Es gibt mehrere Ansätze, wenn man den ältesten Baum suchen will. Der eine Ansatz ist sich unter den Klonbäumen umzuschauen.

Dies sind diejenigen Bäume, die zwar absterben, aber durch ihr Wurzelwerk weiter bestehen und neue Baumtriebe bilden. Der älteste bestehende dieser Kategorie ist die Fichte Tjikko, der älteste „individuelle“ Klonbaum, benannt nach dem geliebten, verstorbenen Huskey des schwedischen Forschers Leif Ullmann, der diese uralt-Fichte entdeckte.

Old Tjikko soll nach der Radiokarbonmethode ganze 9400 Lenze hinter sich gebracht haben. Er steht in der öden, unwirtlichen Gegend der

schwedischen Provinz Darlana und gehört zur Gemeinde Älfdalen, ca. fünf Kilometer von der Grenze zu Norwegen entfernt. Nun ja, nicht wirklich erhebend, aber immerhin....


Durch die unwirtlichen Bedingungen, u.a. der Kälte, wächst die gemeine Fichte (Picea abies) nur sehr langsam wie ein Bonsai Baum. Jetzt hat sie die Höhe von 5 Metern erreicht und wirkt etwas mitgenommen. Durch die Klimaerwärmung erholt sie sich zusehends.


(nächste Seite Tikko bei seltenem, schönen Wetter; wikipedia)

Betrachtet man nur die Wurzelstämme, die geklontes Baumwachstum hervorbringen können, dann landen wir bei einem Alter von ca. 80.000 Jahren (Pando [lat.: ich breite mich aus]). Dieses Wurzelwerk bildete eine Kolonie von Zitterpappeln. Es handelt sich heute um 47.000 Pappeln auf 43 Hektar und wiegt samt Wurzelwerk rund sechs Mio. Tonnen. Damit gibt es den größten Organismus unseres Planeten im Fishlake National Forest in Utah, USA, Ich bin altmodisch, also für den zweiten Ansatz und interessiere mich für das Alter eines „anständigen“ Baumes, für einen Baum, der vor ewigen Zeiten bis heute durchgehend gewachsen ist.

(Pando, zusammengehörige Zitterpappeln)

Da stehen einige Schlange. Der Drago Milenario auf Teneriffa (Drachenbaum) soll 1000 Jahre alt sein. Botaniker sprechen von 500 – 600 Jahren., also Pillepalle.

(Drago Tenerife ; wikipedia)

Deutschlands ältester Baum ist die

Schenklensberger Fichte, die zwar eine wunderbare, sehr schöne Krone von 25 Metern hat, aber leider nur ca. 1200 Jahre alt ist.

(Bild: monika Greb)

Der nächste Kandidat wäre der General Sherman Tree, ein Riesenmammutbaum

(Sequoiadendron giganteum). Er steht im Giant Forest des Sequoia-Nationalparks in Kalifornien (USA).


Der Gigant hat ein Gesamt-Volumen von knapp 1.490 Kubikmetern. (84 Meter hoch, 7,7 Meter Stammdurchmesser). Er gilt als der gewaltigste Baum der Welt, aber gilt dies auch für sein Alter? Er soll zwischen 1900 – bis 2500 Jahre auf dem Buckel haben. Gut, aber nicht gut genug.



( Sherman Tree: der kleine weiße

Klecks in der Baumhöhlung= Größe eines

Menschen)

Weiter!  Die Zypresse von Abarqu oder auch Abar Kuh  bietet sich an. Sie wirft 4000 – 4500 Jahre Alter ins Rennen und meint hochnäsig einst von dem Religionsstifter Zarathustra gepflanzt worden zu sein. Wenn sie diesen Baum aufsuchen wollen, dann auf in die Stadt Abarkuh der iranischen Provinz Yazd. 

Bei den heutigen Wirren der Zeit müssen sie eine gewisse selbst verachtende Abenteuerlust mitbringen, um ihn anschauen zu können.

(Abarque - wikipedia)

Es gibt einen Konkurrenten unseres Spitzenreiters, nämlich die Grannen Kiefer

(pinus aristata).

(Grannen Kiefer - wikipedia)

Sie wächst in Höhenlagen von 2300 bis 3500 Metern und bildet die Baumgrenze in den

Gebirgen von Kalifornien, Arizona, New Mexico und Colorado, USA. In vielen Veröffentlichungen steht noch, dass sie um die 5000 Jahre alt werden würde. Das stimmt nicht, denn man hat inzwischen einen Unterschied zwischen der Grannen Kiefer und der langlebigen Kiefer erkannt, obwohl sich beide Kiefernarten sehr ähnlich sehen.

Die Grannen Kiefern werden "nur" 2500 bis höchstens 3000 Jahre alt.


Wir landen endlich bei Methusalah, die langlebige Kiefer, welche ebenfalls in den USA beheimatet ist. Es ist schwierig die exakt älteste Pflanze auszumachen, denn der genaue Ort von Methusalah wird geheim gehalten.

Jedenfalls müssen wir uns zu dem sogenannten Inyo National Forest begeben, der sich in Kalifornien befindet. Dort, in einer Höhe von 3000 Metern der White Mountains zwischen Nevada und Death Valley steht die uralte Kiefer (Pinus longaeva). Geschätzt wird sie auf 4723 Jahre. Bei Big Paine in Owens Valley erreichen sie das Visitor Center Schulman Grove. Sie begeben sich dann auf den sogenannten Methusaleh Walk, einem 6,8 Kilometer langen Rundweg. Zu sehen sind mehrere gut über 4000 Jahre alte Kiefern. Irgendwo in der Nähe steht auch Methusalah, aber die Besucher dürfen die Wege nicht verlassen.

(Methusalah Walk)


Klar, Methusalah, wenn man den genauen Standort öffentlich machen würde, wäre sie

einerseits ein Riesen Geschäft, andererseits würde in ihrer Umgebung alles niedergetrampelt und womöglich würden Souvenir Jäger an der Kiefer sogar herumpusteln und sie verletzen. Die Sorge um den Rekordhalter kommt nicht von ungefähr, denn es gab bis 1964 einen Kollegen, genannt Prometheus. Der war unglaubliche 4844 Jahre alt und wurde gefällt. Ein Bericht der New York Times fand auch den Schuldigen. Ein Student aus Nevada soll der Übeltäter gewesen sein. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es handelte sich nämlich um ein Forschungsobjekt, das die Baumringe dieser Kiefern feststellen sollte. Nachdem das Anbohren keinen Aufschluss gab, blieb für die Wissenschaft nur das Fällen.

(Methusalah ähnliche über 4000 jahre alte Kiefer)

Immerhin sind nun Altersangaben dieser Kiefern ziemlich gesichert, weil man die Ringe

des damaligen Stammes als Anhaltspunkt hat.


Am 4. September 2008 wurden das Besucherzentrum des Methuselah Walks und einige der Bäume am Rand des Haines bei einem Waldbrand zerstört. 2012 eröffnete ein Neubau.

Ebenfalls seit 2012 ist Methuselah nicht mehr der Rekordhalter. Eine Bohrkernprobe, die Edmund Schulman bereits in den späten 1950er Jahren genommen, aber nie ausgewertet hatte, wurde erstmals untersucht. Der Baum, aus dem die Probe stammt, ist bekannt und lebt noch heute. Die Datierung ergab ein Alter von 5070 Jahren, umgerechnet auf das Jahr 2020.

Schulman (University of Arizona) hatte damals auch Methusalah und dessen Alter 1958 entdeckt. (jetzt 2024 würde der Baum 5094 alt sein)


Auch dieser neue Spitzenreiter steht in den White Mountains.

Seine genaue Position wird genauso bis heute aus gutem Grund, wie oben beschrieben, geheim gehalten.

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welpenweste
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"Methusalah..."
Ich kann mich noch gut daran erinnern und habe es auch diesmal wieder
mit großem Interesse gelesen, sind mir doch Bäume in der Botanik die liebste Spezies... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Und ich bin hinsichtlich der Botanik eigentlich ein Totalversager,leider. Auch das sogenannte grüne Händchen ist mir vollständig fremd.
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Günter,
bei Deinem instruktiven und dennoch kurzweiligen Spaziergang durch die Welt der Bäume habe ich Dich gerne begleitet. Da bleibt halt mehr hängen als bei einer bloßen Zahlenlotterie.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste wenn ich Dich gut unterhalten konnte, bin ich zufrieden und auch etwas glücklich.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Sehr interessant. Lieben Dank. Ich wünsche dir einen schönen Abend.
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke für das Lob und die Auszeichnung!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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