02.04.2020 Goldelund 2349 h AUSGANGSSPERRE Von Nepharit / aka Flint Gabriele, von allen kurz „Ele“ genannt, war mit der Geamtsituation unzufrieden. Sie vermisste ihren Verlobten, Knuddel !
Knuddel hieß eigentlich Knut, war über1,90 m groß, 100 kg schwer und ein durchtrainierter Kampfsportler, aber von seinem Charakter so liebenswert, dass „Knuddel“ viel besser zu ihm passte. Die große Krise war seit einigen Monaten vorrüber und die meisten der damit einhergehenden Beschränkungen aufgehoben, einige hatten man jedoch beibehalten. Da war beispielsweise die Kontrolle des Einzelnen über die GPS-Daten , die das Handy, dessen ständige Mitführung Vorschrift war, pausen - und lückenlos übermittelte.Auch Bargeld gab es nicht mehr, alles wurde per Handy erledigt – automatisch. Ein weiteres Beispiel war die Ausgangssperre ab 2000
h. Jeden Tag, für jeden, überall und es gab keine Ausnahmen.Die Strafe bei Zuwiderhandlung war drakonisch. Es waren schon Bürger, die erwischt und nach Aufforderung nicht stehengeblieben waren, erschossen worden.Nachdem dritten, oder vierten Vorfall solcher Art waren die Straßen nachts sehr ruhig.... Ele vermisste Knuddel wirklich! Zwei Häuserblocks weiter, im 3. Stock eines Hochhauses tigerte eben jener Knuddel in seinem Zimmer auf und ab. Er wollte zu Ele! Bei ihr sein, ihre Gegenwart fühlen, sie anschauen, sie bewundern, begehren, toll, süß, schön finden, sie
lieben..... Und diese blöde Ausgangssperre verhinderte es! Knuddel nahm das persönlich. Er hatte wirklich viel Geduld, war tolerant, gutmütig....Aber auch er hatte eine Grenze, was das anging. Und es war nicht gut, Knuddel zu verärgern. Er wollte zu Ele und er würde einen Weg finden. Und weiterhin einen Graben in den Teppich zu laufen, würde ihn da nicht wirklich weiterbringen. Der junge Mann begab sich nach nebenan, wo seine Großmutter, mit der er zusammen lebte, vorm Fernseher saß und nebenbei strickte. Knuddel konnte sich seine Oma ohne ihr Strickzeug gar nicht
vorstellen.... Die alte Dame blickte aauf und lächelte ihren Enkel, an dem sie seit dem Unfalltod seiner Eltern Mutterstelle vertrat, an. „Na, mien Jung? Wat kiekst du so vergnaddert?“ „Aach, blöde Ausgangssperre!“ knurrte der Gefragte. Er ließ sich in den Sessel fallen, griff die Programmzeitung, blätterte ohne Interesse darin herum und warf das Druckerzeugnis lustlos wieder auf den Coutchtisch. „Ich will zu Ele!“ „ja, ich weiß, mien Jung....!“Oma nickte bedächtig. „Wenn sie dich zu fassen kriegen, wirst du deine Liebste noch viel
schlimmer vermissen, das ist dir doch klar, ja?“ „Na klar ist mir das klar!“ brummte Knuddel missmutig. „Aber ich will sie trotzdem sehen, ausserdem.....“ „Ausserdem geht es darum,den Schergen ein Schnippchen zu schlagen, hab ich recht?“Oma zwinkerte dem jungen Mann verschmitzt zu. Dieser lächelte etwas verlegen. Seine Großmutter durchschaute ihn stets mühelos. „Stimmt genau!“ räumte er ein. „Das sind ja Zustände, wie im 3. Reich, der UDSSR, oder in China! Das stinkt mir und zwar gewaltig!“ Die möglichen Folgen sind aber auch vergleichbar!“ wandte Oma ein und
klapperte mit ihren Stricknadeln. „Hast ja recht, Omi, hast ja recht!“ brummte Knuddel.“Trotzdem frage ich mich die ganze Zeit, ob s da nicht doch ne Möglichkeit gibt.....? Es ist ja nicht weit, es muss doch machbar sein!“ „Nun, vor 5 Jahren hätte ich dir zugestimmt, aber seit sie diese neuartigen Dinger haben, diese kleinen Hubschrauber, die ganz allein nach ebensolchen liebeskranken Menschen wie dir Ausschau halten....Das wird nicht so einfach.“ Knuddel wurde aufmerksam. „Jaaa, diese Drohnen mit künstlicher Intelligenz sind wirklich gefährlich! Es gibt sogar schon welche, die bewaffnet sind und
eigenständig entscheiden können, ob sie einem ne Ladung groben Schrot verpassen, oder nicht....Irgendwann werden diese Scheißdinger ausser Kontrolle geraten.“ „Und dann wird’s wieder großes Geschrei geben....“ stimmte Oma zu. „Dann will wieder niemand die Schuld haben und alle schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.!“ Knuddel nickte mit einem schiefen Grinsen. „Du kennst dich gut aus in der modernen Politik.“ meinte er dann. „Wieso modern? Das ist doch ein uraltes Konzept!“ gab Oma trocken zurück. „Die Spieler wechseln, aber das Spiel bleibt
dasselbe....“ „Stimmt genau!“ Knuddel nickte heftig. Dann sah er seine Großmutter forschend an. „Irgendwie hab ich den Eindruck, als hättest du dir selbst schon Gedanken gemacht, wegen solcher.....Sachverhalte!“ unterstellte er dann. Die alte Dame schmunzelte. „Nun, ich habe eben viel Zeit , um über solche Dinge nachzudenken.“ grinste sie. “Klär mich doch mal auf : diese fliegenden Spione, diese....“ - „Drohnen“ half Knuddel aus - „Genau, Drohnen, die fliegen ziemlich hoch und reagieren auf Wärme,
richtig?“ „Richtig!“ „Wenn ihnen was auffällt, gehen sie tiefer und können dann Gesichter erkennen, ja?“ „Wieder richtig!“ bestätigte Knuddel. „Und wenn s jemand ist, der nicht da sein darf, wird der, oder diejenige aufgefordert, stehenzubleiben, bis ein Streifenwagen ihn einsammelt....!“ „Stimmt genau!“ „Und wenn die Person versuchen sollte, zu fliehen, haben diese Drohnendinger Befehl, z schießen....!“ Knuddel nickte grimmig.“Sie dürfen aber auch ohne Warnung schießen, wenn die Person einen gefährlichen Eindruck
macht, gerade ein Verbrechen begeht, oder bereits gesucht wird!“ vervollständigte er die Liste. „Das ist schrecklich!“stellte Oma fest. Knuddel schwieg sehr laut dazu. „Und dieses Risiko willst du eingehen?“ hakte seine Großmutter nach. „Ist es nicht klüger, bis morgen früh zu warten?“ „Ja, sicher, sicher!“ stimmte ihr Enkel ungehalten zu.“Ich weiß das alles.....Aber trotzdem : es ist nicht recht, Menschen in dieser Weise zu kontrollieren! Ausserdem....“ „Dann gehen wir doch mal die Fakten durch“ unterbrach seine Oma ihn
resolut.“! 1. Es ist Winter, daussen sind es ein paar Grad minus, d.h. Deine Körperwärme fällt auf, wie ein Feuerwerk. 2. Diese fliegenden Petzen drehen in ihrem....wie nennt man das, Planquadrat? Ihre Runden, soviel ich weiß zwei Durchgänge in jeder Stunde... 3. Es liegt Schnee. Wie weit ist es bis zu Ele? Zwei Blocks? Wie lange bräuchtest du für die Strecke?“ „Ungefähr 5 Minuten.“ schätzte Knuddel.“Wenn ich mich beeile, geht s auch schneller, aber dann fällts erst recht
auf.“ „Und was ist mit dieser Überwachung durch die Mobiltelefone?“ hakte Oma nach. „Ach , Mist!“ schimpfte Knuddel.“So wie s aussieht, muss ich wohl doch bis morgen warten....“ „Scheint mir auch so!“ stimmte Oma zu. „Aber ich verstehe, dass du dir wie ein Gefangener vorkommst. Es geht mir nicht anders, woißu?“ In diesem Moment erklang die Türklingel. Kuddel und seine Großmutter sahen sich alarmiert an. „Wer ist das jetzt? Um diese Zeit?“
fragte die alte Dame in den Raum hinein. „Noch dazu bei Ausgangssperre?“ fügte Knuddel hinzu. Es klingelte erneut. „Tja, also.....“ schluckte Knuddel.“Dann werd ich mal aufmachen, bevor sie uns die Tür eintreten!“ Er erhob sich und ging zum Eingang. „Verdammt, verdammt verdammt!“ murmelte er dabei. Seine Großmutter sah ihm nach. Ihre Hände umklammerten das Strickzeug, als hinge ihr Leben davon ab. Von Abhörgeräten war bisher nie die Rede gewesen, aber zuzutrauen war „denen“ das allemal. Jedes Handy war , wenn man die richtige software hatte,
problemlos als Wanze gegen den Besitzer zu verwenden und das schon seit langem.Wenn jemand bei einer offiziellen Stelle ihr Gespräch mitgehört hatte, konnte das schweren Ärger geben... Oma beobachtete ängstlich ihren Enkel, wie er durch das Guckloch in der Tür spähte – und sich sofort sichtlich entspannte. Oma atmete auf, denn als Knuddel öffnete, trat niemand anderes als Ele ein und versank augenblicklich in einer festen Umarmung ihres Verlobten. „Überraschung!“ strahlte sie fröhlich und eilte zur Großmutter, um auch diese angemessen zu begrüßen. „Kind!“ stieß Oma hervor. „Wie kommst du hierher? Unter diesen
Umständen?“ „Oooch, „ meinte Ele, „Ich hatte Sehnsucht....Da hab ich mir eben was einfallen lassen!“ Triumphierend hob sie ihren Regenschirm hoch, als wäre dieser ein Siegerpokal. „Nun erzähl schon!“ forderte Knuddel seine Freundin auf, während er ihr aus der Jacke half. Was war das überhaupt für eine merkwürdige Jacke? Die hatte er noch nie an Ele gesehen, da war sich der junge Mann sicher. Das Kleidungsstück war …..aus Goldfolie?? Ele genoss sichtlich´ihren
Wisensvorsprung. Nachdem sie Platz genommen hatte und mit einem frisch gebrühten Früchtetee ausgerüstet war, erklärte sie ihren Trick. „Ihr kennt doch diese Wärmedecken aus den Erste-Hilfe-Kästen, oder?“ sie deutete zur Garderobe, an der man dieFolie im Schein der Deckenlampe glänzen sah. „Ich dachte mir, wenn diese Dinger die Wärme so gut reflektieren, dann tut die Aussenseite das Gegenteil. Ich habe also mehrere von diesen Rettungsdecken besorgt, meinen Regenshirm und meinen Parka damit bespannt und dann bin ich vorsichtig losgegangen. Es liegt ja Schnee und man kann sehen, wo die
großen Rohre für die Abwärme der Großgebäude verlegt sind – daüber ist der Schnee nämlich geschmolzen. Das hat mich zwar einige Umwege gekostet, aber hier bin ich! Die Drohnen haben mich glatt übersehen!“ Ele war sichtlich stolz auf ihre Idee!Und das mit Recht „Und wie hast du die Handy-Ortung ausgetrickst?“ wollte knuddel wissen. „Mit Rufumleitung!“ Ele griff in ihre Hosentasche und zog ein altes Klapphandy hervor. „Ich bin also erreichbar und ja, auch diese alten Dinger kann man orten, jedoch nicht so leicht. Damit „die“ sich die Mühe machen, müssten sie schon einen
Verdacht haben. Aber so.....?“ Sie grinste und war sichtlich zufrieden mit sich. Knuddel himmelte Ele an. Seine Verlobte war nicht nur eine wunderbare, gutaussehende Frau, sie hatte auch Köpfchen! Viel besser hätte er es nicht treffen können, bei der Wahl seiner zukünftigen Lebenspartnerin. „Ich bin müde!“ seufzte Oma und streckte sich vorsichtig. „Ich werd mich dann mal zurückziehen und euch junge Leute euch selbst überlassen!“ Knuddel half seiner Großmutter galant auf die Füße. „Gute Nacht, Omi!“ „Euch auch eine gute Nacht!“ lächelte
die alte Dame. „Dass es noch junge Menschen gibt, die in der Lage sind , ihren Grips zu benutzen, macht mir Hoffnung!“ Knuddel und Ele strahlten beide von einem Ohr zum anderen. Die Zimmertür schloss sich hinter der alten Dame. Das verlobte Paar war allein..... ENDE .