Biografien & Erinnerungen
ein gewisser Automatismus

meine gedanken

Ich sitze in der Kirche auf meiner spanischen Lieblingsinsel und lausche dem deutschen Gottesdienst.

In jedem Urlaubsort schaue ich erstmal, wo denn die nächste Kirche ist, in die ich auf jeden Fall während des Urlaubs gehen werde.

Die Pastorin erzählt mitreißend. Ihre Stimme klingt angenehm warm.

"So", höe ich sie sagen "und nun gibt jeder der Person neben sich, vor sich und hinter sich die Hand mit den Worten:

"Friede sei mit dir."

Mir wurde heiß. Ich holte tief Luft. Mühsam rang ich nach Fassung, als ich den Händedruck meiner Banknachbarin erwidere. "Friede sei mit dir" Ihre Worte lassen sofort böse Gedanken in mir hochzischen. "...und dich soll der Geier holen."

Nein, ich sage es nicht, aber in meinem Kopf sind diese Gedanken sofort Ich war mal glücklich verheiratet, aber dann konnten wir uns über die Teilnehmerzahl in der Ehe nicht einigen.

Als er damals die Wohnung verließ, sagte

ich ausgerechnet diesen Satz zu ihm: "Friede sei mit dir." Gleich danach war der Nachsatz in meinen Gedanken. Bis jetzt. Bis zu diesem Gottesdienst.

Ich lächel die Frau in der vorderen Bankreihe an, gebe ihr die Hand und spüe plötzlich eine tiefe Erleichterung.

Seitdem kann ich diesen Satz sagen und denken ohne den Nachsatz.

Ich finde das schon merkwürdig unter welchen Umständen böse Gedanken einfach weggehandelt, weggedacht werden können.

Ich habe verziehen und nun sei wirklich Friede mit ihm. Von mir aus dürfen auch Champagnerkorken fliegen.