Spiegelbild
Der Himmel trägt Grau heut mit rötlichem Schimmer
nicht sichtbar dahinter das Sternengeflimmer
und doch sind sie da – meine leuchtenden Sterne
weit über den Wolken – in eisiger Ferne
Dem Spiegelbild sehe ich tief in die Augen
ich weiß, wie sie funkeln, zum Lügen nicht taugen
Der Spiegel ist blind – denn er zeigt nicht den Blick
er wirft keine Tiefe - nur Fläche zurück
Ich frag meine Seele - ob wir wirklich leben
nur etwa aus Träumen das Dasein uns weben
Mein Herz ist so müde und möchte jetzt
schlafen
und ich möchte ankern in zärtlichem Hafen
NACHTS - AM FENSTER
Am Fenster
steh ich oft noch
vor’m Zubettgehn
wenn’s längst schon Zeit ist
um zu schlafen
Am Fenster
hört’ ich heut
die Nachtigall
mit schmelzend' Tönen
die mich herzwärts trafen
Am Fenster
überdenk ich
meinen Lebensabend
bis in den nächsten Tag
und noch viel mehr
Am Fenster
halt ich Rückschau
in die Jugend
Erinnerungen tauchen auf
mal süß - mal schwer …
Am Fenster
rauch’ ich eine letzte
Zigarette
und wünsch mir Träume
die nicht inhaltsleer …
UND WIEDER NACHTS - AM FENSTER...
Ich steh am Fenster
denk an manche Freunde
bisweilen fehlte da
die Kraft – die trug
Die Nacht ist still
kein Vogellied zu hören
seh mich im Spiegel
bin ich mir genug?
Hab mich zu sehr
auf andere eingelassen
zur Eigenständigkeit
verpasst den Zug
Am Fenster steh ich
fütt’re meine Träume
und sammle Federn
für den freien Flug …
UNTER KALTEM MOND
Als ich weilte
unter fremdem Mond
war sein Dunstkreis
schon am Kältepol
versunken
Und ich bangte
hoffte flehentlich
bin in Höhenangst
auf dem Hotelbalkon
ertrunken
Zeitstrahl war schon
ausgeblendet
Kammerflimmern -
SOS gesendet
Notruf ist ganz still
verhallt …
Fühlte mich
dem Ende nah
und dem Sterben
meiner Seele -
bald
NACHTGEDANKEN
Am Fenster steh ich nachts
und wünsch - so wie es gerade ist
so soll’s noch lange bleiben
Im Leben ist nicht alles fein
jedoch die Alltagswidrigkeiten
muss ich nicht beschreiben
Wenn jemand glücklich ist
dann fühlt er’s tief in sich
hat keinen Grund
sich wimmernd auszubreiten
Wenn jemand alt ist
hofft er - ein paar Jahre noch
zu bleiben…
BLICKE
Ein kalter Abend
hat den grauen Tag gelöscht
Warm glühn die Lichter
in der Fichtenhecke
Adventszeit im Jahr drei ...
Erinn’rung
hat ein warmes Bad genommen
in fröhlich’ Worten -
sternenstaubgepudert -
aus längst vergang’ner Zeit
Die Liebe füttert
sanft das Herz mit Zärtlichkeit
doch Sehnsucht friert der Blick
wenn sie die Zukunft schaut
im tristen Abendhimmel …
FRÜHLINGSBLICKE
Der neue Frühling
hat mich angelächelt
doch war es nur der Abglanz
einer anderen Zeit
Der Tag blieb blicklos
und der Abend leer
In meinem Garten
war der Veilchenduft
schon eingeschlafen
Azur des Himmels
gerad' entflammt
im Schlund der Nacht
Hoch über mir
die ersten Sterne -
funkelnde Signale
Ich such nicht mehr
nach denen - die
da längst verglüht …
NACHT
Schwebt herab mit schwarzen Schwingen
hat den Abend längst besiegt
Sternenlieder möcht ich singen
doch Wolkenhimmel überwiegt
Regentropfen fallen leise
auf dein Fensterglas ganz sacht
morsen zärtlich ihre Weise -
jemand denkt an dich heut Nacht
Hoffnung flüstern dir die Tropfen -
heut noch kalt vermischt mit Schnee -
dass bald warmer Frühlingsregen
wegspült dir dein Einsamweh
IM HIMMEL ALLER LIEBE
im himmel aller liebe
liegt die sehnsucht
nackt im bett
atmet feuchte küsse
und das herz
zerspringt
am morgen dann im spiegel
laufen tränen
ihr herab
doch die augen leuchten
bis das bild
verschwimmt
(Das Zitat im Teaser stammt aus "Her der Ringe")