Kurzgeschichte
Durch die Blume - Jurybeitrag SP 84

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"Nichts als die Wahrheit"
Veröffentlicht am 10. April 2020, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich liebe das Leben, diskutiere gern und mache gern Spaß. Respekt und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Mein Buch "Die Liebe trifft das Leben" ist am 6.2.15 erschienen.
Nichts als die Wahrheit

Durch die Blume - Jurybeitrag SP 84

Durch die blumE

"Etwas durch die Blume sagen". Jeder kennt die Redewendung, doch weiß der Geier, wo sie herkommt, nein, aber ich weiß es. Sie ist eine abgeschwächte Form von "unverblümt", also voll krass die Wahrheit sagen und umschreibt diese mit freundlich klingenden Worten.

Urheber war ein Mönch namens Daniel.

Als unser Abt also vor vielen Jahren noch in völliger Abstinenz im Kloster lebte und seinen täglichen Rosenkranz betete, fiel ihm ein, dass nicht nur die Blumen im Klostergarten Wasser brauchten, sondern er selbst auch lange nichts Gescheites getrunken hatte. Er sinnierte, was ihm alles zur Verfügung stünde,

um ein leckeres Getränk zu kreieren.

Da bei seinen Klosterbrüdern Hopfen und Malz noch nicht verloren waren und sie genug Wasser hatten, brauten sie ein leckeres Fassbier. Doch woraus sollten sie es trinken?Beim Beten ging einem der Mönche ein Licht auf. Er fand, dass die gefalteten Hände wie eine Tulpe aussahen und er formte aus Ton ein Gefäß, welches unserer heutigen Biertulpe zum verwechseln ähnlich sah. Daniel war entzückt.

Das Bier sprudelte nur so in die Tulpe und schäumte mächtig. Jeder weiß, dass man die Schaumkrone vom Bier noch heute "Blume" nennt. Es wurde gefeiert, was das Zeug hielt. Das Bier lief in Strömen und die Mönche mit der schwachen Blase häufiger zum stillen

Örtchen. Lediglich unser trinkfester Vorsteher des Klosters, der Daniel, später auch bekannt als "Daniel D(r)üsentrieb", lachte darüber und jubelte seinen Brüdern zu: "Prost!", abgekürzt für: "Ich wünsche eine gesunde Prostata!" (auch Vorsteherdrüse genannt)

Unter dem Einfluss des Gebrauten war er stets gewillt, die Wahrheit zu sagen, aber leider nicht mehr so richtig dazu in der Lage. "Meine Schafe!", rief er und meinte: "Ihr Hammel! Lasst uns beten!" Aber die lustige Truppe konnte nicht an sich halten. Das Bier entfaltete seine volle Wirkung. Der inzwischen selbst stark angetrunkene Daniel lallte:" Haltet den Schnabel!" Zu sagen: "Haltet eure Mäuler!", wäre zu direkt gewesen und kam ihm auch nicht mehr über die Lippen. Ach du


heiliger Bimbam, dachte er und machte einen Abgang.

Es war auch genau jener Abend, als ihm die drei Gestalten erschienen, die er später in seiner Bildergeschichte als Tick, Trick und Track darstellte und die in einer Sprechblase lediglich zugaben, ein Schlückchen "Klosterfrau-Melissengeist" getrunken zu haben.

Seither ist klar, dass Betrunkene immer die Wahrheit sagen, dazu aber nicht mehr imstande sind, also durch die Blume sprechen. Nicht nur zur Belustigung des Gegenüber, sondern weil es schmeichelhafter klingt, als die unverblümte Wahrheit, hat sich das Reden durch die Blume bis heute


gehalten. So ist es, ob ihr es glaubt oder nicht und wer etwas anderes behauptet, der hat von A bis Z gelogen.







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Darkjuls
Ich liebe das Leben, diskutiere gern und mache gern Spaß. Respekt und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Mein Buch "Die Liebe trifft das Leben" ist am 6.2.15 erschienen.

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baesta Einfach große Klasse und unverblümt geschrieben. Wenn Du nicht in der Jury wärst, wurde ich sagen: Ein Plätzchen auf dem Treppchen ist Dir sicher.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine absolut "plausible" Erklärung für dieses Sprichwort, Marina. :-))
Fasten und feiern ... die Klosterbrüder wussten, was gesund ist.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Passt in die Zeit, wie die Faust aufs Auge!
Und mit Blumen kenne ich mich schließlich aus, wenngleich ich es gelegentlich auch gern ganz unverblümt sage ;-))

LG fleur
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Darkjuls Danke für die Blumen, es grüßt Marina.
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Marina,
es ist zwar nicht die schönste Blume, die Du hier so detailliert und mit Sprichwörtern angereichert beschreibst, aber die feinste. Auch die Zeit hierzu hast Du gut gewählt, da die Mönche in der Fastenzeit zwischen Fasching und Ostern ein besonders starkes und nahrhaftes Bier benötigten.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ich danke Dir, Friedemann. Sei lieb gegrüßt und frohe Ostern wünscht Marina.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Sehr überzeugend, Deine Geschichte zum Feiertag!
Gruß und Dank!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls So hat es sich zugetragen. Ein "Prost" zu Dir, Gerd. Die Geschichte dient auch an den Werktagen zur Erläuterung des Ursprungs der von mir gewählten Redensart. Es grüßt Marina
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Endlich wurde ich aufgeklärt! Vielen Dank, dass ich so viel dazu lernen durfte!
War mir ein Vergnügen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Danke sehr, mir war es auch ein Vergnügen. LG Marina
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