Alle meine Vögel
Gedichtsammlung
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FREUDENVOGEL
Mein Freudenvogel
hat wieder Sommerwind
unter den Flügeln
und schwebt mit mir
in blauluftigen Höhen
über glitzernden Seelenmeeren
und roten Herzblütenfeldern
Mein Freudenvogel
singt wieder Zauberlieder
aus denen Sonnensterne
in mein Herz tropfen
WENN DIE HAUBENLERCHE STIRBT
Bevor die Haubenlerche stirbt,
ist es wie beim Dornenvogel
einmal singt sie noch ihr Lied
erhebt sich klagend in die Luft
Wenn die Haubenlerche stirbt
ist es unerfüllte Liebe
bis zersprungen ist das Herz
bleibt die Sehnsucht ungestillt
Wenn die Haubenlerche stirbt
fällt sie auf die Erde nieder
spürt im Sturz noch mal das Glück
ihrer unendlichen Liebe
HERBSTVOGELZEIT
Ein langgeschweifter weißer Vogel
fliegt über den Oktoberhimmel
verstreut so flaumig leichte Federn
im leuchtenden Glückseligblau
Die golddurchwirkte Trauerbirke
erbebt mit ungekämmtem Haar
im tief ergleißend' Abendschimmer -
noch träumend still vom Sommerwind ….
Mein Herz trinkt sich unendlich satt
an würzig klarer Seidenluft
tankt lächelnd letzte Sonnenstrahlen
für einen warmen Wintertraum
KRÄHENFRÜHLING
Gefieder - schwarz glänzend
im Märzsonnenschein
den Blick in die Ferne gerichtet
ruft sie nach dem Gatten
mit heiserem Schrei'n
hat lang schon ihn nicht mehr
gesichtet
Der Gatte – geschäftig -
mit heimlicher Braut
ganz neu hat den Nestbau betrieben
versteckt ward die Heimstatt
auf Lügen gebaut
will nur noch die Neue
jetzt lieben
Die Gattin hingegen
kann’s gar nicht verstehn
kennt nur monogames Leben
war immer ihm treu
und hat niemals gesehn
des Gatten abtrünniges
Schweben
Sie putzt ihr Gefieder
und schwingt sich empor
kreist schreiend
im Frühlingsmorgen
vernimmt ihrer neuen Freier Chor
und vergessen sind
alle Sorgen
KRANICHZEIT
Im September, wenn der Sommer flieht,
das Kranichvolk in’s Land einzieht -
von ihren Brutplätzen im Norden -
wie Dshingis Khan und seine Horden.
Mästen sich auf Feldern am Tag,
schweben mit kräftigem Flügelschlag
abends in langgezogenen Ketten -
suchen den Ort, sich zur Ruh’ zu betten.
Mit gellendem Trompetenschrei
rufen sie ihre Gefährten herbei.
Im flachen Wasser schlafend steh’n
erwarten sie der Nacht Vergeh’n.
Steigen auf im Morgenlicht,
sobald der neue Tag anbricht,
fliegen über Land und Wälder,
suchen ihre Maiskornfelder.
Und so sieht man Tag für Tag
der Kranichketten Schwingenschlag,
legt entspannt den Kopf zurück,
folgt ihnen lange mit dem Blick,
hört man dann auch ihren Schrei,
wünscht man sich das Glück herbei.
Oktoberende ist’s so weit,
sie geht vorbei, die Kranichzeit.
Letztmals erheben sich die Vögel,
die Schwingen aufgespannt wie Segel,
zum Flug in südliche Gefilde,
wo das Wetter warm und milde.
Trompetenschrei verhallt, ganz leise,
wir wünschen ihnen gute Reise
und im September Wiederkehr
zur Kranichzeit in’s Land am Meer.
SCHWANENPRINZ
Er sah sie tanzen auf dem Schwanensee,
damit begann ihr Leiden, all ihr Weh.
Als wär’ er in heißer Liebe entflammt,
hat er seinen Pfeil in’s Herz ihr gerammt.
Und als sie auch zu ihm entbrannte,
war’s, als ob er sie nicht mehr kannte.
Als Schwan war sie für ihn jetzt schwarz,
Vereisen wollte er ihr Herz.
Was immer er gedacht, gefühlt dabei,
letztendlich ist es einerlei.
Vielleicht hat er ein Herz aus Eis,
doch ihres – nach wie vor – schlägt heiß.
SCHWANENZUG
Eine Kette wilder Schwäne
fliegt tief über’m Meer dahin.
Seh’ sie in der Sonne blinken,
wie sie folgen ihrem Sinn.
Im blauen Wasser, leicht gekräuselt,
seh’ ich ihre Schatten zieh’n,
wie, vom Ostwind schwach umsäuselt,
sie von dieser Küste flieh’n.
Wüsste gern, wohin sie streben,
denn nach Süden zieh’n sie nicht,
was sie treibt, sich zu erheben
im gleißenden Oktoberlicht?
Antwort werde ich nicht finden,
seh’ die Schwäne schon sehr fern
über’m blauen Meer entschwinden,
was sie suchen, wüsst’ ich gern
SEHNSUCHTVOGEL
(FEUER & EIS)
wenn der sehnsuchtsvogel singt
klingt sein lied in meiner seele
sprüht es funken in mein herz
doch mein herz – es darf nicht brennen
könnt die feuerglut nicht dämmen
wenn der sehnsuchtsvogel schreit
fluten schmerzen meine seele
füllen tränen mir das herz
doch mein herz darf nicht ertrinken
würd’ im tränenmeer versinken
wenn der sehnsuchtsvogel schweigt
fühl ich kälte in der seele
spüre wie mein herz vereist
doch mein herz darf nicht erfrieren
würde sich im eis verlieren
TRAUMVOGEL#
Wenn du schüttelst dein Gefieder
bunte Sternenfunken sprühen
alle Tage, Nächte wieder
lässt du Träume neu erblühen
Stolzer Adler bist du heute
wie Atair stürzt im Flug
scharfen Auges suchst du Beute
keine ist dir je genug
Morgen bist du Schwanenkönig
singst im Todesschmerz
übermorgen bist du Kranich -
Trompetenschrei im Herbst
Einmal bist du auch die Taube
von der Liebe sehr begehrt
steht sie doch für Treu und Glaube
und für Friede, hoch geehrt
Wenn die Haubenlerche singt
singst du an ihrem Platz
wenn Sperlings Tschilpen froh erklingt
bist du auch kleiner Spatz
Du bist selbst die kühne Möwe,
die sich über’s Meer erhebt
und im Aufwind neuer Hoffnung
Sonnenstrahlen-Träume webt
*TRAUMVOGEL*
Rotgold gefiedert
schwebst du dahin
in sinkender Sonne
die Flügel gespreitet
fliegst du gen Süden
und fliehst vor dem Glück
das du auf Erden
niemals gefunden
sehnst dich
in Sternengefilde zurück
All deine Träume
suchst du im Mondlicht
All deine Sehnsucht
trinkt aus der Quelle
ahnend – dass Schmerz nur
Erfüllung dir bringt.
UNTER ROTEM MOND
(Tanka)
Auf dem stillen See
ziehn zwei Enten ihre Bahn
unter rotem Mond
Wer stillt dir deine Sehnsucht
in dieser schlaflosen Nacht?