STILLE
Stille tropft vom Himmel
verdunkelt mir den Tag
hallt wider
von gläsernen Wänden
schmerzhaft und kalt
Tropfen für Tropfen
hüllt sie mich ein
bis ich schwimme
über grundloser Tiefe
Und ertrinke
an meinem Durst
DREHBUCH MIT LEEREN SEITEN ...
Im flachen Bogen
zieht ein müdes Fuchsgespann
den Sonnenwagen
über den Septemberhimmel.
Die Radspeichen flimmern,
funkelnde Stille tropft herab in den See.
Im verschleierten Himmelblau
hat der Herbst ganz sachte
das erste Fenster aufgemacht.
Brummend und dröhnend
kommt ein Flugzeug hereingeflogen
und wirft seinen Lärm auf die Erde.
Auf der Bank am Ufer liest eine Frau
in der Kerbschrift der Schilfhalme
die Regieanweisung für den Nachmittag.
Das Drehbuch für den Abend
hat leere Seiten, aus denen
weiße Falter aufsteigen.
Die Nacht ist noch weit ...
ABENDSTILLE
Wenn der Abend
still vom Himmel steigt
zärtlich die Holunderblüten
küsst
bade ich mein Herz
in Vogelliedern
und warte
dass die Nacht
mit ihren schwarzen Segeln
in meinen Hafen einläuft
mir neue Träume
schenkt
die meine Seele
morgen
sonnig fluten
DES ABENDS STILLE
Im rosa Abendhimmelsschein
stehn Pappeln schwarz im Winterlicht
die Luft ist kalt und klar und rein
Der Frost hält unser Land umklammert
schmückt die Natur mit Schneegesicht
und Kälte in den Ästen jammert
Die ersten Fenster leuchten warm
in meinen Sinn sich Sehnsucht flicht
ich hielt’ dich jetzt so gern im Arm
Des Abends Stille sinkt auf’s Land
verleiht den Wünschen Schwergewicht
ich sehn mich so nach deiner Hand…
WORTLOS
Wortlos sind des Himmels Lücken
und aus einer blinkt mein Stern
würd’ so gern die Botschaft lesen
doch er ist mir allzu fern …
Wortlos fliegen die Gedanken
in die Mitte uns’rer Zeit
und umkreisen tiefes Sehnen -
bin zum Neuanfang bereit
Wortlos klingen meine Lieder
auch die Reime bleiben leer
Ehrlichkeit steht neben Lüge
und die Nächte wiegen schwer …
STUMME MOMENTE
In jeder Liebe
gibt es sie -
Momente
der Ergriffenheit,
und keiner Worte es bedarf,
weil Herzen
eigene Sprache finden.
Wenn Augen
innig Küsse senden,
Hände sanft
einander greifen,
Finger streicheln,
Lippen, Zungen
zärtlich kosen.
Wortlos
ist die Zweisamkeit,
wenn Seelen
trunken atmen Glück,
weil sie miteinander finden
im Einssein
die Vollkommenheit.
LEISE TÖNE
Du schreibst ein wortgewaltiges Poem
fast einen Hymnus, der erschlägt
im vollen Silberklang der Orgel
und Barocktrompete ...
Doch ich mag's weniger wortreich
und mit leisen Tönen
wo das Gefühl mehr Platz hat
zwischendrin ...
Ich mag auch nicht,
wenn laute Reime dominieren
in denen leise Töne
still vergehn ...
NICHT LAUT
Ganz ohne Pomp und Lautheit
kommt die Liebe,
nicht in grellen Farben.
Es sind die sanften, leisen Töne,
die ihr Wesen kleiden
nicht überdecken.
Es sind die schlichten Worte,
die sie schnörkellos beschreiben,
ganz ohne aufgesetzten Glanz.
Kaum spürbar zart
und unaufdringlich ist ihr Duft,
doch unvergleichlich ...