Journalismus & Glosse
Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 6

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"Drei wahre Begebenheiten"
Veröffentlicht am 06. Februar 2020, 12 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Drei wahre Begebenheiten

Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 6

Füchse Berlin

Spätnachts komme ich an einer der vielen Dauerbaustellen unserer Hauptstadt vor-bei, da läuft dort was im Sande: Ein Rot-fuchs blickt mich an, ein hübscher Kerl. Wir mustern einander interessiert und gehen dann unserer Wege. Erst ein paar Wochen zuvor bewunderte ich bei Nacht, mit welcher zivilen Diszi-plin ein Fuchs auf dem Bürgersteig war-tete, bis mein Taxi vorbeifuhr. Berichtet wurde von einem Fuchs, der am Tag den Alex überquerte. Füchse, Wildschweine und Waschbären schicken sich öfter sogar an, in einen Bus zu steigen. Der heutige Fuchs ähnelt sehr dem

Herrn aus dem Abendgruß meiner Kind-heit, und ich gehe anschließend sofort schlafen.

Etwas Bronx

Es sollte ein erholsames Wochenende werden. Mal raus aus Berlin in eine hübsche Vorstadt, Historisches besichti-gen und Kulinarisches genießen. Spät-abends zog es manche von ihnen noch zu einem Dönerstand. Dort wurden sie von einer Gruppe arabischer Jugendlicher angepöbelt, welche die „Touris" bis zum Hotel verfolgten. Dieses wurde abge-schlossen, doch dann trafen weitere Jungs ein, mit Holzknüppeln bewaffnet. Sie zerschlugen eine Scheibe und prü-gelten drin auf Gäste und Personal ein. Einfach so. Einem am Boden Liegenden wurde ins Gesicht getreten. Er blieb am

Leben und man sieht ihm heute die Operationen nicht an… Die Bilder der Überwachungskameras des Hotels sind unbrauchbar. Angeblich handelt es sich um ein Hobby 17-18jähriger in solchen Umge-bungen. Burschen, hier aufgewachsen und für meine Steuern zur Schule ge-gangen. Wer bitte sammelt solche Banden plus Hooligans plus Nazi-„Bürgerwehren“ ein und sperrt sie zusammen in eine schall-dichte Halle? Dazu gleich noch „linke“ Pflastersteinschmeißer und Pkw-Anzün-der; sowie Rettungskräfte-Beschießer und Leute-vor-den-Zug-Schubser,

„Ehrenmord“-Ausführer, Schlafende-Obdachlose-Anzünder, … Woher kommt das nur alles? Wohin führt das im Falle einer Wirschaftskrise?

Rechnungswesen

Lampenfieber verdarb dem freundlichen, sanften jungen Mann die Prüfung zum Abschluß der 10. Klasse. Heute üben wir ein wenig für die bevorstehende Wieder-holungsprüfung. Er ist deutlich älter als seine Mitschü-ler, weil er jahrelang von Afghanistan bis zu uns unterwegs war, zu Fuß und per Anhalter. Manchmal wurden sie aufge-griffen und zur vorigen Grenze zurück transportiert. In Europa von mehreren Ländern weitergeschickt, verbrachte er dann ein Jahr wartend in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft, in einer nicht fremdenfreundlichen

Kleinstadt. Lampenfieber wäre für mich an seiner Stelle sicher das geringste psychische Problem. Er zeigt mir ein polizeiliches Schreiben: „Sie und Herr … sollten am … zum Flugplatz … abgeschoben werden, aber Sie waren nicht anwesend.“ Denn er war schon in Berlin. Es folgt die ordentliche Aufstellung von Fahrtkilometern, Dienst-graden und Stundensätzen für den ver-geblichen Einsatz. „Bitte begleichen Sie den Rechnungs-betrag von 1500 Euro bis zum … auf unser Konto

…“ Ich würde gern mehr von ihm erfahren, aber ich sehe ihn nie wieder. © 2020 Brubeckfan

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Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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MerleSchreiber Mir scheint, du bist ein guter Beobachter der ansonsten unbemerkten, unbeleuchteten Geschehnisse. Sehr sympatisch. Jede der drei Geschichten, jede auf ihre Weise.
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Die kleine Form macht mir Spaß, und so liegt bei mir schon einiges aus der Kur, aus Kliniken, aus dem Urlaub usf. (Natürlich sieht man mich manchmal auch vertrieft herumlatschen.)
Herzlichen Dank für alles, liebe Merle!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Denk. und - Merkwürdigkeiten aus der Hauptstadt. Sinnig erzählt. Hab so nebenbei von Hauptstadt - Füchsen gehört die Gelernt haben S - Bahn zu fahren. Aber wo stecken die ihr Ticket hin?
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Harry, das kriegen die auch noch hin, es muß ihnen nur jemand sagen.
Was man so aus Hamburg hört, viel harmloser ist es dort wohl auch nicht...
Danke Dir,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Momentaufnahmen einer Großstadt ... bestaunt, bestürzt, berührt. Großstadtpflaster hatte schon immer seine Tücken, doch die heutigen Ausschreitungen sind mit den früheren nicht vergleichbar. Dabei sind Wildschweine, Füchse und Waschbären mit Sicherheit das geringere Übel.
Ein tolles Buch ist Dir gelungen, lieber Gerd.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Danke, liebe Kara. Natürlich wäre es besser, Teil 2 und 3 hätten keinen realen Anlaß. Generell sind Sozialverhalten und Empathie nicht mehr so modern, von den Leuten der Art Handy-Wisch-und-Weg, die durch mich hindurchlaufen wollen, über Louis' Mülldeponierer bis zu Gewalttätern.
Viele Grüße aufs stille friedliche Land,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Ziemlich was los in der (Haupt)stadt.
Um so mehr liebe ich gleich wieder mein verschlafendes Kaff am Waldrand.
Kein Stress mit Fremdlingen oder Irren und Tiere nur friedlich in ihrer natürlichen Umwelt.
Kein Märchen - so kann man (Frau) echt noch leben in Deutschland.
Lieben Gruß und danke für den Einblick, lieber Gerd.
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Sabine,
ich bin halt die vielen Läden, Kneipen, Kinos usf. gewöhnt, dazu die öffentlichen Verkehrsmittel. Aber z.B. verleitet wohl die Anonymität -- oder der Schutz des großen Clans -- einige zum Herauslassen der Sau. Na ja, bis jetzt wohne ich in einem recht ruhigen Viertel.
Herzlichen Dank und viele Grüße zum Waldesrand!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Geschichten aus der Hauptstadt?
Amüsiert habe ich mir vorgestellt, wie eine Wildschweinrotte in den Bus steigt. Doch mit dem Amüsieren ist es bei den weiteren Geschichten am End.
Mit Interesse gelesen und sich in dem vor Jahren gefassten Entschluss bestätigt gefühlt, aufs Land zu ziehen.
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Tja, warum auch nicht... Obendrein kannst Du Dich übers Gedeihen des eigenen Gemüses freuen.
Gruß und Dankeschön,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
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