das aufbegehren
Vor vielen Jahrtausenden hatte sich die Naturgeister der Erde das letzte Mal versammelt, um darüber zu entscheiden, ob sie den Menschen einen Platz auf dieser Welt einräumen sollten, oder nicht. Die Resolution fiel damals mit nur denkbar knapper Mehrheit jedoch positiv für die Menschen aus und man beschloss, sie als gleichberechtigte Spezies in den Kreis der Bewohner dieses Planeten aufzunehmen, allerdings mit einer Einschränkung. Nämlich, dass sie sich unter gar keinen Umständen in die Belange der Naturgeister einzumischen hätten…
Nun hatte sich inzwischen aber eine völlig neue Lage ergeben, denn die jetzt
gleichberechtigten menschlichen Bewohner hatten sich in den vergangenen Jahrtausenden überproportional rasant vermehrt und viel technisches Wissen über die Welt und den inneren Zusammenhängen der Atome angesammelt. Sie hatten dabei im Laufe der Zeit viele sinnlose Kriege unter, und gegeneinander geführt und dabei ganze Völkerschaften ihrer eigenen Spezies ausgelöscht, währenddessen verheerende Seuchen und hochansteckende Krankheiten weltweit unter der Spezies Mensch wüteten und das Ihrige dazu beigetragen hatten. Aber jedes Mal gingen die Menschen gestärkt aus den Niederlagen hervor und erfanden Neues, entwickelten sich weiter und eroberten so nach und nach den gesamten Planeten. Die
Naturgeister beobachteten diese rasante Entwicklung jedoch nicht ohne eine gewisse Skepsis, aber solange sich die Menschen nicht unmittelbar in die Angelegenheiten der Naturgeister einmischten, unternahmen sie nichts, um den Fortgang der Dinge zu unterbinden. Nun wuchs aber die Zahl derer, die sich immer mehr Sorgen um die Zukunft des Planeten Erde machten deutlich an, weil die Menschen ungefragt und immer gieriger, tiefer und tiefer in die Lebensräume der Naturgeister eindrangen und ihnen sogar damit drohten, sie aus ihren ursprünglich angestammten heimatlichen Gefilden für immer zu vertreiben.
So hatte die Elfenkönigin alle Naturgeister dieser Welt zu einer großen Beratung nach
Island eingeladen und die daraufhin entsandten Vertreter jeder Spezies fanden sich sobald in Island ein, denn hier in Island genossen die Naturgeister noch den Respekt der Menschen, die ihnen wohlgesonnen waren und ihnen ihre unangetastete Freiheit ließen.
»Die Lage ist ernst und die Situation kritisch«, hub Rübezahl, der riesige Gesandte der Berggeister an, »ich habe von den Bergen aus einen guten Überblick über alles, was sich da unten in den Tälern und Ebenen bei den Menschen abspielt. Dass sie aus nichtigen Anlässen heraus Kriege anzetteln und dabei ganze Völker in die Flucht schlagen, das wissen wir. Auch dass sie die Landschaften dabei verwüsten und vielerorts nur verbrannte
Erde hinterlassen, das alles ist uns ebenfalls bekannt, denn sie lassen sich nun mal nicht zu einem dauerhaften Frieden auf dieser Welt überreden und einmal geschlossene Verträge brechen sie schneller, als dass sie sie überhaupt schließen können. Das macht diese maßlose Gier in ihnen, immer mehr und am Ende gar alles zu besitzen, um es mit niemanden teilen zu müssen. Das Schlimmste aber ist, dass sie auf diesem Weg gnadenlos alles an vorhandenen Ressourcen verbrauchen, was ihnen irgendwie als nützlich erscheint und dabei eine gigantische Spur an Müll hinterlassen, die es so auf unserem Planeten noch niemals je zuvor gegeben hatte. Dieser Müll, den sie nicht beseitigen, auch nicht beseitigen wollen, der stinkt bis zu
uns in die aller höchsten Berge hinauf, wenn der Wind diesen widerlichen Gestank in der ohnehin immer stärker kohlendioxydhaltig werdenden Luft in unsere Richtung bläst.«
»Das stimmt«, warf der Gnom als Vertreter der Erdgeister ein. »Sie reißen mit ihren gewaltigen eisernen Maschinen tiefe Löcher in den Leib der Erde und nehmen sich dann daraus, was ihnen gefällt. Dabei interessiert es sie einen Dreck, ob sie damit unsere Wege und Schluchten zerstören, wenn sie das Gold und das Silber, sowie die vielen wertvollen Mineralien aus unseren unterirdischen Schatzhöhlen stehlen. Anfangs war es nur das Eisen, dann die Kohle und das Salz. Jüngst erst hatten sie nun das Lithium als ein äußerst begehrenswertes Element entdeckt, weil sie
sich davon die Lösung all ihrer mobilen Energieprobleme versprechen. Ihr müsstet euch nur einmal anschauen, was sie dabei so alles hinterlassen und dabei will ich noch nicht einmal von dem völlig ungenießbar vergifteten Trinkwasser reden. Wenn ich euch das alles aufzeigen wollte, dann säßen wir allein bei der Aufzählung der negativen Begleiterscheinungen, die nur bei der Gewinnung von Lithium entstehen, auch morgen noch den ganzen Tag hier.«
Sogar die Nixen, als die Gesandten der Wassergeister meldeten sich zu Wort und beklagten neben einer gigantischen Meeresverschmutzung mit fast unlöslichem Plastikmüll, durch die Menschen, auch noch deren unersättlicher Habgier, die totale
Überfischung der Weltmeere nicht zu unterbinden. Ebenso das sinnlose Töten der Delphine, wie auch die wiederaufgenommene gnadenlose Jagd auf die großen Meeressäuger.
Sie alle brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, wie die Menschen nun, wo sie so zahlreich geworden waren, mit ihrer Welt und den darin enthaltenen Ressourcen umgingen. Nicht wenige meinten gar, dass es damals wohl ein großer Fehler gewesen sei, sie als gleichberechtigte Bewohner des Planeten Erde anzusehen und sie dann auch noch bei all ihrem Tun ungestraft gewähren zu lassen. So beschlossen sie alle, die Elfen, Trolle, die Korngeister, Irrwische, Gnome, Feen, Wichteln, Undinen, Necker, die
Meerjungfrauen, Nixen, Nymphen, Najaden und Nereiden, die Elben und die Berggeister, die Waldschrate, die Kobolde, die Drachen, wie auch die Lindwürmer, ja selbst die Sylphen, als die Geister der Lüfte und nicht zu vergessen, mit ihnen auch der aus dem fernen Japan angereisten Geist der japanischen Blütenkirsche, all diesen Unverbesserlichen unter den Menschen eine heilsame Lehre zu erteilen...
*
In dieser lauen Sommernacht saß ein völlig betrunkener Kerl auf einer Bank auf dem Kinderspielplatz. Auf seinem nächtlichen Nachhauseweg aus der Kneipe hatte er sich
zuvor noch eine 0,7Liter-Marschverpflegung organisiert, damit er den Heimweg nicht ganz so staubtrocken antreten musste. Bis zum nächsten Kinderspielplatz hatte er es zwar geschafft, aber dann glotzte ihn völlig unverfroren der total ausgetrocknete Boden seiner Marschverpflegung in Form einer leeren Wodka-Flasche an.
»Dieses verdammte Zeugs hält ja auch nur von zwölf bis Mittag«, grunzte er laut lallend in die Nacht hinein, dabei fürchterlich um sein physisches Gleichgewicht ringend. Ob dieser Erkenntnis richtig wütend geworden, zerschmetterte er die nun leere Flasche an dem stählernen Träger der Kinderschaukel, auf dass sie in tausend Scherben zerbarst.
»Siehste, das hast nun davon…«, meinte er
lallend, rülpste dazu laut und versuchte sich mühsam aus der Sitzposition in die Senkrechte zu begeben. Dann torkelte er von einer Seite auf die andere und schlug grölend und dabei gefährlich taumelnd, den Weg in Richtung zu seiner Heimstatt ein. Das leise klirrende Geräusch, welches ihn dabei in kurzem Abstand permanent folgte, nahm er dabei jedoch nicht einmal wahr…
*
Zwei Jugendliche saßen am anderen Ende des Parks zu nächtlicher Stunde auf einer Parkbank und teilen sich genüsslich einen Joint, wobei sie auf der vorangegangenen Party schon mit Cola-Wodka reichlich
vorgeglüht hatten. Die dunkle, monochrome Welt da draußen wurde in ihren Augen plötzlich sehr viel bunter und der Joint verlieh unseren Helden geradezu Flügel. Die beiden strotzen jetzt vor Power nur so, bis der eine den anderen anstieß,
»Sag mal, dieser Kerl da drüben, sieht der nicht aus, wie dieser blöde Blechroboter R2-D2 aus dem „Star Wars“ Film aus?«
Der andere glupschte in die von seinem Kumpel avisierte Richtung, grinste und nickte schließlich bestätigend,
»Ey ja, Mann, du hast recht, das ist doch bestimmt dieser pfeifende Kerl. Ob der auch so quietscht, wie sein Blechkumpel aus dem Film?«
»Das werden wir gleich sehen, wie der drauf
ist, Mann« , sagte er erste, erhob sich und trat kräftig mit dem Fuß dagegen. Mit einem Krachen, löste sich der metallene Abfalleimer aus der Verankerung, der Deckel sprang ab und der gesamte, darin angesammelte Müll verteilte sich vor ihnen auf den Rasen. Die beiden lachten plötzlich Tränen und schlugen sich vor Vergnügen auf die Schenkel,
»Du hattest recht, das ist dieser dämliche R2-D2, dabei sollte dieser Idiot doch bloß die Müllpressen abstellen, anstatt das Zeugs selber zu fressen. Ich lach‘ mich tot. Komm, lass uns gehen, ehe es noch zu regnen anfängt, denn ick will jetze nich ooch noch nass werden.« Sie erhoben sich und verließen gemeinsam den Stadtpark. Ein Windstoß erfasste den von ihnen verbreiteten Müll auf
dem Rasen, ließ ihn sich zu einer Rolle formieren und jagte den beiden bekifften Typen hinterher…
*
Am nächsten Morgen schob eine junge Mutter den Kinderwagen ihres Sprösslings eilig in Richtung Bushaltestelle. Sie hatte nach der langen Party von gestern Abend verschlafen und war nun etwas verspätet auf dem Weg in die Kita. Die Zeit wurde knapp, als plötzlich ihr Nachwuchs im Wagen aus voller Lunge zu schreien anfing.
»Was issen‘ jetzt schon wieder, Ronnylein? Du kannst doch gar keinen Hunger mehr haben«, sagte sie beruhigend und beugte sich tief über
ihren kleinen Schreihals, als ihr plötzlich ein Duft aus dem Kinderwagen entgegenschlug, der ihr nur allzu bekannt vorkam. »Ach menno, hast du etwa schon wieder eingekackert?«, bemerkte sie nur kurz. »Warte, mein Engel, das haben wir gleich«, sagte sie. Dann packte sie in aller Eile das Kind aus und als sie die Pampers auseinanderklappte, da sah sie auch schon die ganze Bescherung. Schnell griff sie nach unten in den Wagen und zog aus der Plastikverpackung flugs eine neue Windel heraus. Mit einem weichen Papiertaschentuch wurde der Ort jener Geruchsquelle an ihrem Sprössling oberflächlich gereinigt und das Ganze dann wieder in Windeseile neu verpackt. Das alles geschah in geradezu
professioneller Manier, denn Mami verfügte schließlich über diverse Erfahrung in dieser Hinsicht. Nachdem sich Ronnylein wieder wohl fühlte und grinsend nach der Rassel grapschte, warf unterdessen seine Mutter einen prüfenden Blick nach links, dann einen nach rechts und als sie sich allein auf weiter Flur wähnte, flog die Kackewindel samt Inhalt und verbrauchtem Papiertaschentuch in hohem Bogen ins nächste Gebüsch. Zufrieden mit dem zügig geregelten Abfallprodukt des Verdauungsproblems ihres Sprösslings machte sich die Mutter wieder auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle, während sich die eiligst im Gebüsch entsorgten Abfälle wieder vereinigten und vom Winde getrieben, unbemerkt hinter der von dannen eilenden
Mutter her machten…
*
Der Bully-Kleintransporter hielt auf einem Waldparkplatz in der Südvorstadt an und zwei Männer im Blaumann stiegen aus, um eine kurze Zigarettenpause zu machen. Einer der beiden ging um den Transporter herum, öffnete die Hecktür und betrachte kopfschüttelnd den Innenraum seines Bullys,
»Ey, ich hab jetzt keine Lust mehr, die olle Waschmaschine hier noch auf’m Schrottplatz zu fahren. Dat dauert mir jetzt echt zu lange und dann noch die blöde Warterei bei de‘ Stadtwerke für so'n Scheißschein zur Entsorgung. Wat meinste, wolln wir dat Dings
nich gleich hier lassen?«
Der andere zuckte mit den Schultern,
»Keine Ahnung, du bist der Boss, deine Entscheidung.«
»Ach leck‘ mich, komm pack‘ mit an, soll sich doch der Teufel darum kümmern. Dat Scheißding bleibt jetzt hier, basta und gut iss.« Dann wuchteten die beiden das marode Waschgerät aus dem Bully und ließen es fast lautlos einen kleinen Abhang hinunterkullern, bis es am Waldrand liegen blieb.
»Siehste, so macht man das, was geht es mich an, ist das etwa meine Maschine?«
»Nee, natürlich nich, aber die Olle, von der wir dat Dings abgeholt haben, die hat dafür bezahlt, dass wir ihr den Schrott ordnungsgemäß entsorgen…«
»Drauf geschissen, Kutte, dafür sind wir den Mist jetzt endlich los und ooch gleich noch beizeiten daheim, denn da wartet schon die erste kühle Blonde direkt aus’n Kühlschrank auf mich.«
Nachdem der Bully anruckte und den Waldparkplatz in Richtung City verließ, berappelte sich die auf so fatale Weise entsorgte Waschmaschine, kullerte wieder den Hang hinauf und nahm dabei immer schneller werdend, Kurs auf den gemütlich entschwinden Bully, den sie mit viel Lärm und Getöse auch bald darauf eingeholt hatte. Nun folgte sie in einem kurzen Abstand von zirka zwei Metern, dabei unentwegt krachend und polternd, dem Kleintransporter, egal, wo der von nun an auch hinfuhr...
*
Der Kapitän eines Supertankers stand nachdenklich auf der Brücke seines Schiffes, die unvermeidliche Tabakspfeife zwischen den Zähnen. Er hatte seine Ladung Schweröl in den Brunsbüttel Ports im Ölhafen von Hamburg erfolgreich gelöscht und nahm nun wieder Kurs auf die vor ihm liegende Nordsee, bereit zum nächsten Turn. Dann betrat Fiete, der Decksvormann die Brücke,
»Käpt’n ich dacht‘, dass wir noch die Tanks im Hafen spülen lassen, wie immer.«
Der Kapitän nahm grinsend die Tabakspfeife aus dem Mund,
»Diesmal nich, Fiete, das machen wir diesmal draußen auf’m Meer, die Dösköpp ham die
Preise saftig erhöht, dat ist unserer Reederei zu teuer. Also müssen wir uns da draußen wat einfallen lassen. Klaro, Fiete?«
»Wenn dat man gut geht, Käpt’n. Es heißt zwar immer, nu mal Butter bei die Fische, aber von Schweröl is da nich die Rede.«
»Papperlapapp, du machst es einfach, wenn ick dir eine klare Anweisung dazu gebe, oder hast du jetzt schon das Sagen, hier auf‘m Schiff?«, fuhr ihn der Kapitän barsch an.
»Ich mein ja nur…«, erwiderte der Decksvormann etwas vorsichtiger.
»Fiete, ne‘ Meinung kannste haben, wenn dir der Smutje verdorbenen Labskaus vorgesetzt hat, ansonsten behältste die gefälligst für dich«, bestimmte der Kapitän und schob sich die Tabakspfeife wieder zwischen die Zähne.
Auf hoher See, nordwestlich von Helgoland, ließ er die Öltanks spülen und anschließend das mit Schwerölresten verunreinigte Seewasser wieder zurück ins Meer pumpen. Den seinem Tanker permanent nachfolgenden und in allen Regenbogenfarben schillernden bunten Ölteppich, den bemerkte der Kapitän erst einmal lange Zeit nicht…
*
»Hiermit begrüße ich alle Vorstandsmitglieder der Süd-Chemie-Werke zur heutigen Vorstandssitzung. Einziger Tagesordnungspunkt sind die erfolgreich gestiegenen Dividende, die es uns seit einiger Zeit endlich wieder erlauben einen recht
ansehnlichen Betrag an unsere Aktionäre auszuschütten. Diesen außergewöhnlichen Gewinn verdanken wir in erster Linie unserem Herrn Vorstandsvorsitzenden, dem es gelungen war, trotz schwieriger Verhältnisse das schlingernde Schiff der Süd-Chemie-Werke durch umsichtiges und geldsparendes Agieren wieder in ein sicheres internationales Fahrwasser zu geleiten und unseren Gewinn zu maximieren. Ich denke, dies ist ein guter Grund auf das Wohl unseres werten Herrn Vorstandsvorsitzenden mit einem zünftigen Glas Champagner anzustoßen, also zum Wohlsein, verehrte Vorstandsmitglieder, auf unseren so zuverlässig agierenden Herrn Vorstandsvorsitzenden…«, begründete lächelnd der Sprecher der
Süd-Chemie-Werke seine in freundlichen Worten gehaltene Rede. Beifall brandete in der Chefetage auf und lautes Gläserklingen erfüllte darauf das opulent ausgestattete Konferenzzimmer des Dax-Konzerns, während sich der so Bedachte grinsend an die Knebelverträge erinnerte, die er seinem afrikanischen Partner unter Umgehung sämtlicher gesetzlichen Regelungen aufs Auge drücken konnte, damit dieser ihm jährlich an die zweihundert Fässer mit dem, in der chemischen Fabrikation anfallenden, hochkontaminierten Giftmüll kostengünstig abnahm…
Nach dem Ende der Sitzung ließ sich der ehrenwerte Herr Vorstandsvorsitzende von dem Fahrer seiner schwarzen Edel-Limousine
nachhause in seine Vorstadtvilla chauffieren, um gerade noch rechtzeitig zu einem Luxusdinner mit seinen aller engsten
Geschäftsfreunden zurechtzukommen, welches seine Frau sehr aufwändig hatte vorbereiten lassen.
Als die Luxus-Limousine des Konzernchefs das prächtige Portal des Konzerngeländes passiert hatte, begann plötzlich ein lautes Poltern und Donnern hinter dem Fahrzeug, sodass der Vorstandsvorsitzende sich erschrocken umsah und mit wachsendem Entsetzen feststellte, dass sich hinter ihm eine riesige Menge an blaulackierten Blechtonnen versammelt hatte, die ihm nun auf dem Fuße folgend, wie eine gewaltige Lawine die sich talabwärts walzte, unvermindert
hinterherrollte. Alle diese blauen Fässer waren zusätzlich mit dem deutlich lesbarem Warnvermerk, CHEMICAL HAZARD und ACUTE TOXIC gekennzeichnet und der Aufdruck eines, in einem roten Rhombus dargestellten Totenkopfes symbolisierte für jedermann ersichtlich die latente Gefahr, die von diesen Fässern ausging. Rasch wies er seinen Fahrer an deutlich schneller zu fahren, um der Verfolgung durch die ihn permanent nachrollenden Giftfässer zu entkommen. Aber je größer die Geschwindigkeit seiner Luxus-Limousine wurde, umso schneller und geräuschvoller folgten ihm die sich regelrecht überschlagenden Fässer hinterdrein. Er wurde sie einfach nicht los. Als der Wagen dann endlich die Auffahrt zu seiner Villa passiert
hatte, blieben die Fässer vor dem elektrisch zu öffnenden schmiedeeisernen Tor liegen und versperrten die Zufahrt. Erleichtert griff der Vorstandsvorsitzende zum Telefon und nach einer guten halben Stunde waren die Fässer zügig von sach-und fachkundigen Konzerntechnikern auf mehrere anrückende LKW aufgeladen und abtransportiert worden. Aber schon am nächsten Morgen lagerte die hochgefährliche Blechtonnen-Lawine erneut vor seiner Villa und als sich seine Limousine in Bewegung setzte folgten ihn, wie von einem extrastarken Magneten angezogen, wieder alle Gift-Müll-Fässer hinterher…
So erging es allen, die die Umwelt ihrer Mitmenschen durch Willkür, aber auch durch Leichtsinn, Gedankenlosigkeit und auch
Unachtsamkeit belastet hatten. Sie wurden ihre lästig entsorgten Anhängsel einfach nicht los. Erst als sie selbst, durch eine bewusste Entscheidung dafür sorgten, dass all diese Dinge ordnungsgemäß entsorgt und recycelt wurden, konnten sich die Menschen vor der permanenten Verfolgung durch ihre eigenen Hinterlassenschaften sicher sein, gerade so wie es die Naturgeister auf Island für die Menschen in ihrer Welt beschlossen hatten...
***
Impressum
Cover: selfARTwork
Text: Bleistift
© by Louis 2020/1 Update: 2020/7