Aus dem Leben eines Gerichtsvollziehers mit seinem Kaninchen
Der Oktoberregen kloppte auf das Dach meines zwei Zimmer Appartements in der Kleinstadt Geldern am linken Niederrhein.
Einige Stimmen auf der Straße klangen gedämpft zu mir hinüber. Der Duft meines frisch gebrühten Kaffees wehte mir in die fleischige Nase und ich summte leise vor mich hin. Während ich in meinem Kaffee rührte warf ich ein
Auge auf mein Kaninchen.
Mit meinem Beruf als Gerichtsvollziehers Quälte ich so manchen freundlichen Menschen, wo ich jetzt nicht näher drauf eingehen möchte. Auf Mode stand ich gar nicht. Mit meinen 49 Jahren war mein Körper noch Kräftig und an meinem Kinn sah man eine Hässliche kleine Narbe.
Meiner Haare waren kurz geschnitten, rötlich schimmernd, wie der Sonnenaufgang. Mit meinen grünen Augen sah ich so manches versteckte, was gepfändet werden sollte, wenn ich mal wieder jedes einzelne Zimmer
durchkämmen musste.
In meinem Umfeld galt ich als Außenseiter und war auf einer dauernden Wanderschaft. Nirgends fühlte ich mich zu Hause, niemand hielt es für richtig mir eine Heimatstadt anzubieten.
Dieses Schicksal war wie ein Fluch, der meiner Familie seit Generationen begleitete. Ich neidete jede Beziehung und hatte einen gewaltigen Fußmarsch vor mir. Ob ich davon jemals Erlöst werde, ist in die Stein gemeißelt.
Stellen Sie sich vor, meine Urteilskraft und mein Scharfsinn waren legendär. Ich
blickte tief in die Herzen der nicht zahlenden Menschen.
Ich war Schwarzseher, ein nervender Pessimist, der mit verzehrtem Gesicht die Ungerechten in die tiefste Höhle des Neandertal wünschte.
Benny mein schwarz weiß geschecktes Zwergkaninchen war für mich ein Diamant. Ich konnte mich mit ihm Stundenlang Unterhalten. Ich war bereit einen Teil meiner Wohnung für den Freilauf zu Opfern. Neben Heu, Trocken und Saftfutter brauchte Benny Nager Material.
Benny bekam frische Zweige mit Rinde, Knospen oder Blätter. Im Winter konnte man ihm Tannen und Fichtenzweige reichen. Süßes durfte er nicht.
Es war Mittwoch, ein dunkler Mittwoch im Oktober 2019. Die Flasche Rotwein fand ich nicht in meinem gut aufgeräumten Zimmer. Griff jetzt schnell nach einem Pudding, riss den Deckel auf und löffelte den Becher leer.
Konnte nicht vor die Tür. Mein Problem, Benny das Zwerg Kaninchen. Benny der mir ans Herz gewachsen war wollte
unbedingt seinen Geburtstag von vor vier Jahren nachfeiern und bestand darauf mit mir zu kommen.
Ich entschloss mich einen VW Käfer aus der Steinzeit mit gepfändetem Anhänger für das Kaninchen beim Autohändler auszuleihen. Bevor es losging drückte ich noch schnell auf der Toilette. Danach legte ich mich auf mein Kaninchen und riss noch den Maschendraht Zaun ein.
Da stand mein Traumauto. Ein gelber VW Käfer. Plötzlich rauschte ich dann mit dem vor Freude jauchzenden Kaninchen in die Stadt.
Ich konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen, sah nur noch den Blitz und dann hielten mich die Dorf Scherriffs an. Sie sagten mir, dass ich dreißig Stunden Kilometer zu schnell gewesen bin und verlangten, dass ich mein Kaninchen als Pfand zurück ließ. Das Klackender Geräusch während der Fahrt verschwand auf einmal. Plötzlich ein lauter Schrei.
Ich stieß die Kühlschrank Tür zu und fragte mich, ob Mars, Mond und Jupiter in einer scharfen Kurve die Richtung änderten.
ENDE