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Es war ein heller Tag, die Sonne schien und doch waren viele Wolken
am Himmel. Da ging Con auf den Balkon hinaus. Unter ihm lag ein
kleiner, englischer Garten und dessen Balustrade unter ihm hielt den
Balkon an seinem Platz. Plötzlich, ohne es zu merken, hatten sich einige
Wolken aus einem der Wolkenbündel am Himmel gelöst und schienen
näher an den Balkon zu kommen. Con staunte nicht schlecht, als
er es sah und noch mehr, als er die näher kommende Wolke besser erkannte.
Es ging kein Wind und doch schwebte sie
in schnellem Tempo
heran. Es war ein Zug aus Wolken bestehend und plötzlich hielt er am
Balkongeländer an. Con wusste nicht, wie ihm geschah. Sollte er seine
Eltern rufen und ihnen den Zug zeigen? Doch dieser tutete bereits
zur Weiterfahrt und sein einzelner Waggon hinter dem Wolkentender
schien gleich weiterzufahren. So schien, als bliebe Con nichts weiter
übrig, als den Wolkenwaggon zu besteigen und zu sehen, wohin der
Zug ihn wohl bringen und führen würde. Er tat es.
So geschehen war er gespannt, wohin ihn diese Eisenbahn
bringen
und wo sie ihn vielleicht sogar absetzen würde. Es wurde eine schnelle
Fahrt, aber in dem Zug verging die Zeit nicht schneller als sonst. Nach
ungefähr einer Viertelstunde erreichten sie die nächste nahe Wolkenstation.
Wolkenstation, das gibt es nicht? Doch wahrlich so wars. Die
Wolken bildeten einen Bahnsteig und jeder, der wollte, mochte dort
aussteigen. Der Bahnhof hieß Woolwolkingen. Con staunte nicht
schlecht und noch mehr sollte da kommen, denn das war nur ein
kleiner Bahnsteig mit Bahnhof gewesen. Er rief dem Zugführer zu,
es
war ein schneemannähnliches Wesen: „Wohin fährt dieser Zug eigentlich!?“
„Na, zum Hauptbahnhof“, bekam er zur Antwort.
Es folgte schon ein weiterer Bahnsteig, nachdem der Zug ein weniger
geflogen war. Diesmal stand da: Wolke 7. Davon hatte auch Con schon
gehört. Der Schaffner gab durch das Sprechanlagenwölkchen im Abteil
durch: „Nächster Halt Endstation – Wolkenhauptbahnhof.“
Die Wolkeneisenbahn
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Sie fuhren noch und dann, an einer riesigen weißen Wolke,
tauchte
er auf der anderen Seite auf. Sie fuhren ein und der kleine Wolkenzug
hielt. Er hielt an.
Was sollte Con nun tun!? Er war kein Vogel, konnte nicht fliegen
oder Ähnliches und doch war er neugierig, wie weit er wohl kommen
könnte und wohin das alles ... Würde der Bahnsteig ihn tragen wie das
Zugabteil und den Waggon? Doch leider hatte er etwas zu lange seinen
Gedanken nachgehangen und war doch nicht ausgestiegen. Der Zug
setzte in die entgegengesetzte Richtung zurück und begann an Fahrt
zu gewinnen. Vielleicht, überlegte Con,
war das auch gut. Wie wäre er
wohl in den Wolken gelaufen? Und wenn er das gekonnt hätte, wann
wäre er wieder nach Haus gekommen!?
So fuhr der Zug samt Waggon wieder seine Strecke zurück. Schönes
Wetter war immer noch. Die Wolken blendeten Con ein wenig, sie
fuhren wieder in Wolke 7 und anschließend in Woolwolkingen ein.
Schön war es hier. Con wusste nicht, was nun passieren würde. Der
Zug fuhr einen Bogen auf den Wolkenschienen.
Ihr habt bestimmt auch schon mal eine gesehen am Himmel. Vielleicht
auch nur Kondensstreifen von
Flugzeugen, die sie ausstoßen.
Eine gerade Wolkenlinie eben. Der Bogen wurde länger. Länger noch.
Dann fuhr der Zug mit allem wieder an die Geländekante des Balkons
und schwub, da war er auch schon abgedampft. Oder war er verdampft,
als Con aus dem Wagen geklettert war? Die Wolkeneisenbahn war wieder
weg.
„Schade“, dachte Con insgeheim ein wenig traurig. Doch wer sagt,
dass sie nicht wieder ankommen würde an seinem oder an euren Balkonen.
Vielleicht solltet ihr öfter bei schönem Wetter euren Balkon
besuchen und vielleicht, ich will es nicht
versprechen, komme ich, der
Wolkenlokführer Lukesch, auch bei euch mal an, wenn es mir passt.
Oder euch. Wolken sind wunderbar und meine Strecke immer eine
andere
Bis dahin.