Kurzgeschichte
Das Feuerzeug

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"Das Feuerzeug"
Veröffentlicht am 28. Dezember 2019, 26 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Das Feuerzeug

Das Feuerzeug

Vorbemerkung

Zur Silvesterzeit gibt es auch unbeachtete Menschen, die ihr eigenes Schicksal haben.





Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

www.welpenweste.de

Das Feuerzeug

Penner Albert trotte so vor sich hin. Er schlittert durch die Nacht, denn es war eisig auf dem Gehsteig. Leichter Graupelschauer war angefroren und hatte den Belag in eine Rutschbahn verwandelt. Scheinbar hatte er kein eigentliches Ziel vor Augen. Und doch! Irgendwie hatte man den Eindruck, als verfolge er etwas Bestimmtes. Er blies in die Hände, die in oben abgeschnittenen Fingerlingen steckten. Neidvoll sah er auf zu den Wohnungen, die von der Gasleitung angewärmt, ihren Besitzern gemütlichen, warmen Platz boten.

Heute Nacht war Silvester. Es fing bald das neue Jahr an, aber die Weihnachtsmänner grinsten immer noch starr und durch Stanniol. Wie lange

hatte er schon keine Schokolade mehr gehabt? Die Böller und Raketen hingegen, waren großenteils ausverkauft, obwohl immer noch schreiende Tafeln aufgestellt waren, die Explosives anboten. Heute um Mitternacht würden die Tiere wieder unter dem Geknalle zu leiden haben, mehrere Leute sich an den Feuerwerkskörpern verbrennen, die Feuerwehr x-mal ausrücken müssen. Das Übliche eben.

Er hatte den Blick starr auf den vor ihnen liegenden Gehsteig gerichtet. Angesprochen hätte ihn sowieso niemand, wie er aus Erfahrung wusste. Mit seinem zerrissenen Mantel, über den er noch einen Leinen Umhang gestülpt hatte, seinen ausgelatschten Schuhen und seinem unrasierten Äußeren, war er bestimmt kein attraktiver Gesprächspartner. Man ging solchen

Typen, wie ihm eher aus dem Wege. In besserem Zustand befand sich als Einziges noch seine Schiffermütze. Eigentlich konnte er ganz zufrieden sein. Er hatte in der U-Bahn noch einen Zugang gefunden, der nicht abgeriegelt war und so stand ihm wenigstens eine Nacht ohne bibbernde Kälte bevor. Er hatte es geschafft, wenigstens für diese Nacht. Etwas abseits von den anderen Kollegen hatte er sich vorher sein Nachtplätzchen mit seinen spärlichen Habseligkeiten hergerichtet, bevor er aufgebrochen war. Esmeralda, seine Mischlingshündin, würde aufpassen, dass Nichts von seinen Habseligkeiten „abhanden“ kommen würde. Auch hatte er heute schon etwas zu essen bekommen. Sogar warm! Irgend so eine Sozialeinrichtung hatte ihm eine Suppe gegönnt.

Das war eigentlich das einzig Positive an dieser Weihnachtszeit.

Für heute hatte er jedenfalls einen einigermaßen gefüllten Magen. Sobald aber Silvester vorbei war, würde das anders werden. Da war es dann mit der sogenannten Nächstenliebe schlagartig vorbei. Dafür wurde es dann meist auch noch richtig kalt. Im letzten arktisch kalten Frühjahr war nicht nur ein „Kollege“ erfroren. Im Gegensatz dazu taute es nun im Augenblick, tagsüber jedenfalls. Der schmutzige Schnee verwandelte sich dann in eine schmierige Soße. Gift für sein undichtes Schuhwerk. Erst nachts zog es wieder an, so wie jetzt. Was bewog ihn also in der Nacht herumzustreifen?

Es war ein bestimmter Hinterhof. Er hatte ihn schon lange im Auge gehabt. Dort standen

Abfallbehälter von einem größeren Areal Mietshäuser. Tagsüber hatte er diese Quelle ausgekundschaftet, aber er hatte sie nicht einer genaueren Besichtigung unterziehen können, aus Angst davor, dass ihn jemand sah, Polizei und so. Jetzt aber wollte er es versuchen. Die Müllabfuhr hatte die Container noch nicht geleert und so konnte durchaus berechtigt auf Beute hoffen. Die Leute schmissen direkt nach Weihnachten alles Mögliche weg, weil sie ja nun mit Neuerem, Besserem beschenkt worden waren. Habseligkeiten, die für ihn Gold wert waren. Natürlich konnte er sich nicht auf Dauer mit sperrigem, unnützem Zeug belasten, wie einer gebrauchten Kaffeemaschine. Erstens, woher den Strom nehmen, zweitens war Kaffee zu teuer und drittens musste er sie dann dauernd

mit sich herumschleppen und war dadurch bei seinem unsteten Lebenswandel nur hinderlich. Aber man konnte noch etwas herausschlagen, wenn man sie versetzen konnte. Langjährige Erfahrung hatten ihn gelehrt, genau taxieren zu können, inwieweit ein Gegenstand verwertbar, oder direkt zu Geld zu machen war. Wichtig war, dass er vor Silvester fertig war, bevor die Leute herausstürmten, um ihre Salven los zu lassen.


Schließlich gelangte er zu einem Gatter, das zum Glück nicht abgesperrt war. Wahrscheinlich, damit die Leute auf die Straße konnten, um die Feuerwerkskörper zünden zu können. Er ging zu den Abfalltonnen. Sosehr er sich diesen Beutezug gewünscht hatte, sosehr befiel ihn namenlose Furcht. Furcht vor Entdeckung,

Furcht vor der Stille, Furcht vor der Dunkelheit, die er doch so brauchte. Es raschelte im Abfallcontainer. Konnte das ein Tier sein? Wahrscheinlich. Vielleicht sogar eine Ratte. Mehrere Wagen aus Blech mit Deckel, die nebeneinander aufgereiht auf Rollen standen, waren überdacht Es hatten sich Pfützen an Bodenvertiefungen und in Rillen gebildet, welche die Laufräder der Container in den Untergrund mit der Zeit eingegraben hatten. Unter der Überdachung war es wärmer, als in der Umgebung, sodass sich hier noch kein Eis gebildet hatte. Die längliche Front zum Hof hin war gemauert und ersparte so den Bewohnern den Einblick zu den hässlichen Tonnen. Die Seiten dieses Abteils waren frei zugänglich und die Wellblechdecke war nur durch Streben

abgestützt. Auch Abstellbügel für Fahrräder befanden sich hier. Albert trat zielstrebig unter das Dach.

Wieder witterte er wie ein furchtsames Tier. Nimm dich zusammen, sagte er sich. Es ist nichts. Die Durchsuchung der einzelnen Tonne würde keineswegs, wie man meinen möchte, von oben nach unten stattfinden, sondern von rechts nach links, jeweils pro Lage. Bei dieser Methode konnte einem kaum etwas entgehen, das wusste Albert aus Erfahrung und hatte sich daher diese Systematik penibel zu Eigen gemacht, ein echter Outdoor Manager.

Nachdem er seine geliebte Schiffermütze seitwärts am benachbarten Containerdeckel abgelegt hatte, begann er mit dem ersten Wagen, öffnete den schweren Deckel, der über

eine Hydraulik gerade noch geöffnet blieb und sich so in der Luft hielt. Dann machte er sich an die Arbeit. Und da war er! Der erste Fund! Seine Hände umklammerten ein weggeschmissenes Einweg Feuerzeug. Es war knallgelb und Bugs Bunny fraß auf der Vorderseite gerade eine Mohrrübe. Es sah drollig aus, richtig erheiternd. Auf der Rückseite konnte man seinen Stummelschwanz bewundern. Der Atem dampfte, als er voller Erwartung die Funktion testete. Tatsächlich, es brannte! Welch ein Glück! Na also! Er schien geradezu in eine Goldgrube geraten zu sein. Der kostbare Fund verschwand zwischen den Falten des großen Leinenumhanges. „Nur weiter so!“, munterte er sich auf. Es fängt an sich zu lohnen, sinnierte Albert bei sich. Was soll schon dieses

beklemmende Gefühl. Er gab sich einen inneren Ruck, dann machte er sich erneut an die weitere Suche. Die Hände wühlten weiter rechts in den Tiefen des Containers. Er beugte sich weit hinunter, sodass er mit seinen Füßen den Halt verlor. Sie steckten in abgenutzten, alten, undichten Armeestiefeln, die er an einem Freitag gefunden hatte. Mitten in der Arbeit kam Kollege Josef in den Hinterhof. Albert hörte ihn erst gar nicht kommen. Doch als Josef in die Überdachung der Müllbehälter trat, da erkannte sein geschultes Gehör, oder unter Umständen auch sein fein entwickelter Instinkt, dass jemand anderes da war. Ruckartig tauchte er aus der Tiefe auf und stellte er sich wieder auf die Beine. Gehetzt, lauernd blickte er sich in der Gegend um. Josef

hatte sich blitzschnell hinter der Mauer verstecken wollen, Albert aber schnürte um das Containerkabuff herum und entdeckte ihn mit tödlicher Sicherheit. Ausgerechnet diesem falschen Hund musste er hier antreffen. Vertreiben konnte er ihn nicht, denn das würde zu viel Lärm machen. Hart blickte er dem Konkurrenten in die Augen. Ein eindeutiges Warnzeichen. „Wie geht es denn? Was gefunden?“, griente Josef falsch. „Verdammte Pleite!“, resignierte Albert und wagte Josef nicht direkt anzuschauen. Er schnippte das Feuerzeug hervor und riss es an. Brav entzündete sich die Flamme und tauchte die beiden Gesichter in hellen gelblichen Schein. Josef sollte ruhig vor Neid erblassen! „Was dagegen, wenn wir beide suchen?“ „Nein, wieso“, tat Albert ganz jovial,

„vier Augen sehen ja besser, als zwei!“ Trotz dieser Logik, war Albert nicht erpicht darauf sein reiches Revier mit einem Kumpanen zu teilen. Schon gar nicht mit Josef, diesem boshaften Gewürm! Er wollte eigentlich allein auf Schatzsuche gehen, aber da der Mistkerl schon mal da war, das Schlupfloch gefunden hatte, war nichts mehr zu ändern. Insgeheim keimte Albert der Verdacht auf, dass Josef ihm wahrscheinlich gefolgt war. Er hätte besser aufpassen müssen. Wäre Esmeralda dabei gewesen, dann sie ihn gewarnt. Er hatte dieses Aas Joseph direkt zur Beute geführt. Beide Fußpaare schwebten nun in der Luft. Sie hatten den Halt am Boden verloren und sie konnten sich nicht gegenseitig beobachten. Immer wieder knipste Albert sein Feuerzeug in der Tiefe an und hatte so den

riesigen Vorteil, alles deutlich vor sich zu sehen. Sie atmeten beide die Wolke von Gestank, die ihnen entgegen schlug. Das machte nichts, denn Beute winkte. Schweigend wühlten sie nach versteckten, vernachlässigten Pretiosen. Plötzlich schrie Josef auf. „Hier ist eine Decke!“ Er hob triumphierend eine alte Wolldecke in die Höhe. Sie war fast neuwertig. Ein enormer Fund. „Was willst du denn mit diesem alten Lappen?“, fragte Albert verächtlich abwertend. Insgeheim keimte der Neid. „Nun los! Lass uns sehen, was noch zu finden ist!“ Albert tauchte voraus. Auch Josefs Kopf verschwand wieder im Container. Diesmal hiefte sich Albert stumm heraus. Seine Hände beherbergten offensichtlich eine Kostbarkeit. Josef war stutzig geworden. „Hast du was“, tönte es aus dem Abgrund.

„Na, es geht so“, spielte Albert belanglos herab. Stolz zeigte Albert seinen Schatz. Er konnte Josef endlich die Entdeckung der Decke heimzahlen. Gleichsam, wie weggeworfen, hielt er seine Hand unter die Nase von Josef. Er öffnete langsam die Schatzkammer und ließ seinen Fund aufblinken. Der Neid sollte ihn erwürgen. Das prächtige Kleinod war ein dicker, massiver goldener Ring und eine Schachtel Zigaretten. Da hatte wohl jemand den Versuch gestartet damit aufzuhören. Der Ring war wohl früher an der Hand eines glücklichen Menschen geprangt. Mit Liebe geschenkt. Nun hatte er offensichtlich den Wert für denjenigen eingebüßt, aber der Ring strömte noch Nächstenliebe aus. Für Albert. Er könnte ihn sogar versetzen! Echt Gold! „Potz Blitz, das schlägt ja dem Fass den

Boden aus!“ Josef konnte seine Ehrfurcht nur mühsam verbergen. Seine Augen glänzten, als er die kostbare Ware zur Begutachtung mit spitzen Fingern ergriff. Albert ließ das Feuerzeug aufflammen. „Sogar mit Stempel, 585 Karat“, stellte Joseph fest. „Was meinst du? Wollen wir tauschen? Von einem Ring kannst du dich schließlich diese Nacht nicht wärmen“, fragte Josef. „Josef, diese widerliche Krämerseele“, dachte Albert. Er will die ganze Silvesternacht frieren, um dann den tollen Reibach zu machen, muss immer versuchen seinen eigenen Vorteil herauszuschinden. „Wir werden sehen“, entschloss sich Albert für die Taktik des Hinhaltens. “Ich würde vorschlagen, dass wir noch weiter suchen. Zwischen dem Weihnachtspapier lässt sich sicher noch einiges

finden. Was meinst du? Wir legen alles auf einen Haufen und dann sehen wir weiter. Wir werden uns doch einig? Den Ring allerdings, den behalte ich vorerst.“ „Natürlich“, nickte Josef verständnisvoll zustimmend. Als Albert erneut abgetaucht war, schlich sich Joseph ganz sanft und leise zu ihm hin, bekam den Griff des schweren Deckels zu fassen und wuchtete ihn mit aller Kraft zu, der ihm zu Gebote stand. Der Deckel donnerte auf den Halswirbel von Albert. Er schrie kurz und spitz auf, bevor das Genick brach. Albert sah nur noch ein Glitzern. Ein ungläubiger Blick in das stinkende Dunkel und sein Augenlicht erlosch. Josef war zur Salzsäule erstarrt. Und obwohl er nur einmal kurz mit aller Wucht zugeschlagen hatte, musste er schwer atmen. Er konnte gar nicht fassen, was er da

getan hatte. Es entsetzte ihn, aber es blieb die reine Wahrheit, dass Albert sich nicht mehr rührte. Schließlich nahm er sich zusammen, öffnete den Deckel wieder und befreite so den Körper aus dem Schraubstock und die Leiche klatschte wie ein Beutel Milch zu Boden. Auch gab es da eine Pfütze, die anfing sich rot zu bewölken. Es sickerte aus dem Hinterkopf. Ein Knochenteil, der zweite Halswirbel, der sogenannte Axiszahn war durch die Nackenhaut gedrungen. Josef riss sich von diesem deprimierenden, tristen Anblick los. Er schritt gleich zur Tat, raffte alles zusammen. Zuerst die wärmende Decke. Dann rupfte er den Mantel von Albert an sich. Es war schwierig ihm den Mantel auszuziehen. Albert wollte partout nicht mithelfen, aber schließlich schaffte er es doch, ihn mitsamt

dem Leinenumhang abzustreifen, indem er ihn herumkurbelte. Es war schwierig Blutflecken zu vermeiden. Dann zog er ihm noch die wertvollen Schuhe aus, hinter denen er schon ewig her gewesen war, denn sie waren in einem erheblich besseren Zustand, wie seine eigenen Lappen. Schließlich der Ring. So was! Den hätte er fast vergessen. Dann hievte er Albert wieder über den Tonnen Rand. Wahrscheinlich würde es dann eher nach Unfall aussehen. Der Deckel hätte sich einfach gelöst oder so ähnlich.

Er würde sich gegenüber den anderen Pennbrüdern noch eine Ausrede einfallen lassen müssen, wie er an die Sachen herangekommen war. Aber dazu später, dachte er sich. Erst mal von hier weg, die Düse machen. Die lächerlich Schiffermütze war gar nicht mehr so lächerlich

nachdem sie nun seine geworden war.

Albert hing nun wieder über dem Tonnen-Rand. Wie ein nasser Lappen hing er da, von dem geöffneten Deckel über ihm behütet. Man konnte nun die Wollstrümpfe mit diversen Löchern sehen. Joseph gab Fersengeld, kehrte aber nach ein paar Metern wieder um. Himmel noch mal! Wie sollte es nach Unfall aussehen, wenn der Deckel noch offen stand?

Konnte er denn vor lauter Furcht gar nicht mehr denken? Er drückte fast zärtlich den Deckel wieder zu, sah das Feuerzeug liegen und die Zigarettenschachtel, die aus der Manteltasche gefallen waren und raffte alles an sich. Dann subtrahierte er sich endgültig. Still war es. Leichter Schneefall hatte eingesetzt. Der leblose Leichnam hing verlassen über der

Containerbalustrade. Die Blutlache am Boden verwischte sich langsam im Dämmerlicht mit geschmolzenen Schneeflocken und verrann. Ein Diamant an einem goldenen Armreif blinkte dem Toten ins Auge. Der Reif glitzerte zwischen einem Müllsack und einer Bierdose unter dem Container hervor, dazwischen befand sich ein Staubsauger Beutel, der zum Teil grauen Staub und Gewölle herausgekotzt hatte. Der weggeworfene Reif wies darauf hin, dass eine feste Beziehung endgültig ein Ende gefunden hatte. Vergänglichkeit! In den gebrochenen Pupillen spiegelten sich Diamanten durch die reflektierten Lichtbrechungen des Mondes, die sich durch den übrig gebliebenen Spalt herein fingerten.

Alfons hätte diesen Ring sicherlich mit seiner

gründlichen links, rechts Methode entdeckt. Ein vergessenes Ding vergangener Zeiten. Joseph hatte endlich schwer atmend die Brücke erreicht, die zum U-Bahn Eingang führte. Wie er mit Esmeralda, dem Hund von Alfonds, umgehen würde, das hatte noch keinen Platz in der Pipeline seiner Gedanken. Er musste nur noch die Brücke überqueren, dann würde ihn unterirdische Wärme empfangen. Mitten auf der Brücke lehnte er sich an das Geländer und fand leidlich zur Ruhe. Es lechzte ihm nach einer Zigarette. Er kramte. Das Feuerzeug zündete, aber entflammte nicht. Die Flamme wurde höher gestellt. Er beugte sich. Zipp,zipp! Plötzlich kam aus dem Feuerzeug ein Feuerstrahl hervor. Joseph wich blitzschnell nach hinten aus, verlor so das Gleichgewicht, zumal

die blutigen Schuhe von Albert glitschig waren und fiel über das Geländer in die Tiefe. Die Decke nahm er mit sich in das kühle, nasse Grab. Kurz darauf hob ein Polizist das Feuerzeug vom Gehsteig der Brücke auf. Er ritschte es an und es brannte. Gleichzeitig zerplatzten die ersten Silvesterraketen, während eine Schiffermütze im kalten Wasser trieb.

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Friedemann 
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Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ein sehr einfühlsamer und wohl auch authentischer Streifzug in die Parallelwelt der Obdachlosen mit ihren eigenen, archaischen Regeln. Sehr feinfühlig beschreibst Du, lieber Günter, welch fatale Folgen hier eine Banalität (ein vorzeitig weggeworfenes Feuerzeug) haben kann.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Himbeere Wow, das ist mal eine Geschichte nah aus dem Leben.
Tragisch und zugleich wertvoll erscheinend, wie so oft das Leben.
Dieses Feuerzeug mit seinen lenkenden Phänomenen, auch dies erscheint mir lebensnah, wie oft wundert man sich (wundere ich mich) über das seltsame "Verhalten" auch von Gegenständen.
LG Himbeere :)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ich finde es berührend und toll, dass es angekommen ist.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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