Riester
„Mit der Riester-Rente ganz entspannt für Ihr Alter vorsorgen. Geld anlegen und sparen. Mein Vermögen optimieren. Für die Zukunft vorsorgen.“(Union-Investment)
„Mit einer Riester-Rente unterstützt Sie der Staat bei Ihrer privaten Altersvorsorge. Sie profitieren von Zulagen und Steuervorteilen. Die monatliche Auszahlung Ihrer privaten Rente ist Ihnen nach Rentenbeginn garantiert.“ (Raiffeisen)
Ach ist das alles blumig und wunderbar!
Fangen wir mal einfach beim Urschleim an.
Die staatliche Rente hat sich über zwei Weltkriege bewährt, sogar bei der Aufnahme der ehemaligen DDR, deren Bewohner nie in
die Rente eingezahlt hatten.
Jedenfalls, so die Politgenies, sei folgendes plötzlich nicht mehr vom armen Staat zu schultern:
Das älter Werden der Bevölkerung (im Durchschnitt unglaubliche zwei Jahre), Stichwort Alterspyramide, wäre fürchterlich. Als Politiker drückt man sich da verschwurbelt aus und nennt es den demographischen Faktor. Nebenbei klingt das so, als ob der Politiker besonders viel im Hirn hätte.
Weiterhin würde sich die niedrige Geburtenrate in Zukunft negativ auswirken.
(Anmerkung: Angesichts des rapiden Bevölkerungszuwachses eher eine Vorreiterolle, oder nicht?)
Auf einen Nenner gebracht bedeutet es, dass der Staat sich vor der Verantwortung drückt die Rentner anständig zu versorgen. Abgezockt wird steuerlich ein Leben lang, aber das Altersruhegeld soll nur die Grundsicherung ausmachen. Um den Rest, also über das Existenzminimum hinaus, solle sich der normale Bürger gefälligst selber kümmern.
Begonnen hatte es 2000/2001 mit der Reform der Rentenversicherung. Da wurde der Anspruch erstmals um 6% Punkte gedrückt. Norbert Blüm (Minister für Arbeit und Sozialordnung)hatte erstmals 1987 im Wahlkampf den Slogan heraus gehauen:
Die Renten sind sicher.
Völlig verlogen wiederholte er es im
Bundestag 1997, es sei denn man verstünde unter der Rente das Existenzminimum. 1997, in dieser Debatte, stand es schon fest.
„Es wird die Menschen in die Altersarmut treiben“;
„Die Altersversorgung in die Privatisierung zu legen ist Systembruch“
„Ohne Umverteilung des Reichtums sei eine Rentenversicherung nicht möglich.
Kein Politiker kann behaupten, dass er davon nichts gewusst hätte.
Besonders dreist formulierte Frau von der Leyen ihr Lügengebäude. „Wenn ihre Rente nicht reicht, da können sie noch etwas auf ihre Grundsicherung drauf packen.“
Auch hört man immer wieder von vielen Politikern die perfide Lüge, die so schön klingt: Der Staat unterstützt sie, gewährt Zulagen für ihre Tasche.
Nun mal ehrlich: 40% der arbeitsfähigen Bevölkerung können nur Minimalbeträge in Riester einzahlen, wenn sie sich widerlich einschränken. Und dann?
Es bleibt eine Tatsache:
Gerade Geringverdiener hauen jeden einzelnen Cent, den sie angeblich mit Riester sparen, buchstäblich in die Kloschüssel! Geringverdiener sollen ihr am Munde abgespartes Geld mit Riester „verbrennen“.
Tolle Politik, die vor allem der SPD zu verdanken ist. Natürlich klatschten auch die
Herrschaften der CDU/CSU Beifall, einschließlich Frau Merkel.
Aber lassen sie mich fortfahren.
Im Jahre 2002 ging es also los. Das ganze Paket schnürte nicht etwa Beamte des Staates, nein (wie bei Hartz IV), es wurde eine Kommission eingesetzt, die für ihr Ergebnis fürstlich vom Steuerzahler entlohnt wurden. Aber eben nicht nur von Steuerzahler, es waren die „Richtigen“, welche das Werk hergestellt haben und im Hintergrund die Kommissionäre belohnten, nämlich mit Pöstchen, von deren Gehalt sie ein Leben lang nicht zu träumen wagen. Sogar Gewerkschaftsfunktionäre verzichten nicht auf Zusatzeinkommen der
Versicherungsindustrie..
Diese Kommission unter Rührig bestand aus 26 Typen, die ausnahmslos alle mit den Nutznießern der asozialen Ausbeutung verbunden waren. Näheres im Anhang, wen es interessiert. Natürlich sind sie selber sowieso nicht betroffen.
Inzwischen wird dies Paragraphen Konvolut Riester so kompliziert gehalten, damit kein Normalo mehr durchblickt. Es gab bisher acht fundamentale Änderungen.
Wichtig sind folgende Eckpunkte:
Die Anbieter (Versicherungen, Banken, Sparkassen, etc.) dürfen die Vertragsinhalte gestalten, wie sie lustig sind, d.h. wie sie am meisten an den Einzahlern verdienen können. Ökotest hat bereits 2011 festgestellt, dass
einzelne Anbieter höhere Gebühren fordern, als die staatlichen Zulagen überhaupt hergeben. Es gibt nur gewisse Rahmenbedingungen und Grenzen. Innerhalb dessen dürfen die Herrschaften abzocken, dass die Schwarte kracht. Zum Beispiel fallen saftige Gebühren an, wenn sie monatlich zahlen, statt jährlich. Dann gibt es sogar 2,5 garantierte Verzinsung. Diese Verzinsung wird aber auf das gerechnet, was nach allen Abzügen übrig bleibt, höchstens also 1% (ohne dem staatlichen Zuschlag). Das Teuerste dürfte der Vertragsabschluss selbst sein. In den ersten sechs Jahren wird diese Gebühr sowieso abgezogen. Vertreter müssen ordentlich Boni einheimsen, damit sie dies den Opfern aufdrücken und dabei
gefälligst Gewissensbisse auf der Strecke lassen.
Ich muss es erwähnen:
ES gibt ordentliche Versicherungsanbieter, die grundsätzlich Riester aus dem Programm genommen haben! (sehr,sehr wenige) Chapeau!
Dann kommt noch der Oberhammer! Wenn nun der Rentenfall eintritt und die Rente so niedrig ist, dass man auf Grundsicherung angewiesen ist, dann wird der geriesterte Zuschlag als Einkommen gerechnet und von der Grundsicherung sofort wieder abgezogen, weil sich das arme Schwein ansonsten bereichern würde.
Riester nützt also schließlich auch dem
Sozialamt, weil es dann nicht einmal mehr für die Grundsicherung gerade stehen muss.
Lassen sie sich das auf der Zunge zergehen.
Derjenige, der nichts für die Altersversorgung tut, eben nicht riestert, bekommt wenigstens die Grundsicherung, also das Existenzminimum. Derjenige, der mühsam abgezweigtes Geld Jahre lang, Jahrzehnte lang, in seine Altersversorgung, in Riester investiert hat, der bekommt auch nur das Existenzminimum, keinen Cent mehr!
Heißa!
Alle Zuschläge, alles ist verschwunden, bleibt bei den „Herrschaften“. Muss ich noch erklären, dass deutsche Steuergelder (ca. 3 Mrd/Jahr) damit im Nirvana der
Bereicherungswiderlinge, in dessen Hosentaschen direkt landet?
Aber lassen wir diese perfide Sauerei mal weg.
Sie liegen über der Grundsicherung bei der zukünftigen Rente (weniger als 50% der jetzt arbeitenden Bevölkerung), dann können sie klotzen?
Weit gefehlt!
Wenn sie im Rentenfall wenigstens diejenigen Gelder in Summa wieder bekommen wollen, die sie eingezahlt haben, dann müssen sie in jedem Fall zumindest 85 Jahre alt werden. Wenn sie früher den Löffel abgeben, dann kommt noch Zusätzliches in die Hosentäschchen der Versicherungsindustrie, denn Riester ist nicht zu vererben.
Sollten sie so dreist sein, wenigstens die Inflationsrate mit berücksichtigt zu bekommen, dann müssten sie mindestens 95 Jahre alt werden. Und dieses Ziel finde ich denn doch etwas hoch gesteckt. Meinen sie, sie sind dabei? Wie viele Riester Blödmänner sind da noch im Pott, rechnet der Versicherungs-Unternehmer? Er reibt sich die Hände. Ganz Dreiste würden sogar die Unverschämtheit besitzen, dass die Anbieter mit dem vielen Geld über die Jahrzehnte hinweg etwas erwirtschaften sollten. Ja dann müssten sie gut über 105 Jahre leben! Na, ja.
Aber nehmen wir doch einmal an, ein gut Betuchter zahlt in Riester ein. Ujujui, dann wird er seine Steuer abschreiben können und gleichzeitig den Zuschuss einsackeln. Auch
bei ihm löst sich der Zuschuss in Luft auf, aber wenigstens am Schluss, da könnte man aus dem Vollen.....
Leider nicht, denn Riesterauszahlungen müssen versteuert werden, liegt man über dem Freibetrag für Rentner. Für den Jahrelang eingezahlten Obulus, dem irrwitzige Kosten der Versicherungen (Gebühren, etc) abzuziehen sind, dürfen sie dann auch noch dem Staat zusätzlich Steuern zahlen. Wenn sie das mit dem angeblich so positiv eingesparten Steuerabschreibungen vergleichen, ja da schau her: Da haben sie immer noch die Arschkarte gezogen.
Natürlich sind sie ein Verbrecher, wenn sie die Riester-Schweinerei vorzeitig kündigen, deshalb haben sie gefälligst die großzügigen
Staatszulagen (von denen sie nie einen Cent gesehen hätten) zurückzuzahlen. Dies wiederum wird per Amtsgewalt durchgesetzt, da können sie lamentieren wie sie wollen. Es bleibt dabei: die Zuzahlungen kassieren die Anbieter und sie verschulden sich durch die Zuzahlungen, die nie bei ihnen angekommen wären.
Und wer weiß schon, was in dreißig Jahren sein wird? Was ist, wenn die Versicherung Pleite geht, Pleite gemacht wird? Ist dann alles futsch? Die Versicherungen müssen nämlich die Riestereinzahlungen nicht einmal abdecken, es wird durch Staatsanleihen finanziert, die wiederum bei ihren Steuern….
Mir kommt das Kotzen!
----> Anhang
Anhang
„Wie sich später herausstellte, standen vor allem der Leiter der Kommission Prof. Bert Rürup und der INSM-Botschafter Prof. Bernd Raffelhüschen in mehr als enger Verbindung zur privaten Versicherungswirtschaft. Vor allem Bernd Raffelhüschen übte sich in den folgenden Jahren darin, Rentner und das Rentensystem insgesamt zu diskreditieren und in übler Weise zu verunglimpfen (siehe bspw. Artikel in der Ostfriesenzeitung "Schneeball wächst zur Lawine" im Mai 2011).
Diese Kommission, bestehend aus 26 Mitgliedern, war mehrheitlich von Vertretern der Wirtschaft, der Banken, der Versicherungswirtschaft und der Wirtschaft
nahestehenden Wirtschaftswissenschaftlern besetzt, sowie Vertretern des ebenfalls der Wirtschaft nahestehenden Think Tanks INSM (Initiative Neue soziale Marktwirtschaft), dessen Methoden der Desinformation bereits mehrfach die deutsche Presse beschäftigten. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass keines der Mitglieder dieser selbst von Einschnitten in das Rentensystem wirklich tangiert sein würde, auch nicht die beiden Gewerkschaftsmitglieder in führenden Positionen Engelen Kefer oder Wiesenhügel, noch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der BMW-AG Schoch. (Quelle: Gerd Flegel)“
Ich will nicht unken, aber die genauen Mitglieder dieser 26er Kommission zu
googeln, da tut man sich hart. Sollte dies nicht so unbedingt ans Licht kommen?