Dort standen sie und schauten ihn an. Ihre Blicke, die ihn musterten, als wäre er der Abschaum der Gesellschaft.
Jemand, der ihrer nicht würdig war.
Leute wie er, welche auf der Straße lebten, waren nichts wert. Wertlos. Nutzlos. Eine Schande für die Gesellschaft, welche ihren Sinn darin fand immer mehr Geld und mehr Reichtum anzuhäufen, bis jegliches Mitgefühl aus ihrem Herzen erloschen war. Jeder kümmerte sich um sich selbst.
Wie es anderen erging, war nicht relevant.
So saß er dort. Seine Kleidung trug er nun schon mehrere Jahre. In einem kleinen Bollerwagen transportierte er sein Hab und Gut welches er noch besaß.
Manchmal wünschte er sich die Zeit zurück, in der seine Frau noch lebte. Jahrelang hatte er für sie gesorgt. Jahrelang hatte er sie gepflegt. Seinen Job in dem er mehrere Jahrzehnte gearbeitet hatte aufgegeben, um ihr in ihrer schweren Zeit beizustehen, doch schließlich ging sie von ihm und er konnte nichts dagegen tun. Er verlor jeglichen Halt in seinem Leben und
versank in die Obdachlosigkeit.
Er wusste, dass die Menschen nicht wissen konnten, was er alles durchmachen musste, doch er verstand nicht, weshalb die Menschheit in der er lebte so oberflächlich und verurteilend war. Er hatte niemandem etwas getan, war sein Leben lang hilfsbereit und setzte sich für Bedürftige ein.
Jeder Mensch kann in eine solche Lage geraten!
Damals als er seine Frau pflegte, brach er jeglichen Kontakt zu seinen Freunden ab. Er wollte nur für Sie da sein.
Geschwister und andere Verwandtschaft hatte er keine. Nachdem seine Frau verstorben war musste er alleine mit der Situation klar kommen, doch das schaffte er nicht. Verlor sich und alles was ihm lieb war. Sein Leben war nicht mehr so, wie es einmal war. Hilfe stand ihm zu, doch er schämte sich. Jeden Tag aufs Neue, diese Blicke der Menschen, war etwas unerträgliches für ihn, doch er kam nicht heraus aus dem Sumpf der Trostlosigkeit.
Es ergab alles keinen Sinn mehr. Das Leben welches er früher einmal so geliebt hatte, auch in den schwersten Zeiten mit seiner Frau, war nicht mehr lebenswert. Schon oft hatte er darüber
nachgedacht alles zu beenden. Einfach zu gehen. Doch in seinem Gedanken sprach sie zu ihm, bat ihn weiter zu leben und wieder Freude am Leben zu finden. Es gäbe doch noch so viele Dinge, für die es sich zu Kämpfen lohnen würde auf dieser Welt.
Ein kleines Mädchen mit langen Braunen Haaren, einem grünen Kleid und blauen Augen kam zu ihm hinüber und streckte ihm ihre Hand, in der sie eine Tüte hielt entgegen. Er nahm sie an sich und als er hinein schaute, sah er mehrere belegte Brote darin. Gerade wollte er sich bedanken, als er bemerkte, dass das Mädchen schon wieder verschwunden
war. Als er den Inhalt der Tüte näher betrachtete, entdeckte er schließlich einen Zettel darin.
Lieber alter Mann,
Bitte sei nicht traurig. Diese Brötchen habe ich dir gekauft, damit du keinen Hunger mehr hast.
Ich habe dich schon oft hier gesehen. Du siehst hungrig aus. Die Brötchen habe ich von meinem Taschengeld gekauft.
Bitte sei nicht traurig.
Deine Lisa
Ihm rannen die Tränen die Wange entlang. Das kleine Mädchen war der
Hoffnungsschimmer, der ihm all die Zeit gefehlt hatte.
Anmerkung: In der heutigen Zeit sollten wir uns nicht Urteile über andere Menschen bilden, nur weil sie nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen. Niemand weiß, was hinter der Fassade steckt. Nur weil das eigene Leben wie geplant verläuft, bedeutet dies nicht, dass andere Leben weniger Wert sind! Und an alle die sich unbedingt Christen nennen wollen, sich aber keineswegs mit ihrem eigenen Glauben auskennen, wie es mir scheint -> Liebet euren Nächsten!!
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