Prolog:
Wo i' geh' und steh'
tut mir mei' Herz so weh
um mei Steiermark, ja, glaubt's ma's gwiss.
Wo das Büchserl knallt
und der Gamsbock fallt,
wo mei' liaba Herzog Johann is'
Mit diesem Vers beginnt der „Erzherzog-Johann-Jodler“, der als einer der schönsten Jodler gilt und zum Repertoire aller Jodel-Ikonen zählt, die an ihm ihr Können beweisen: https://www.youtube.com/watch?v=sMGx1vQyEeA
Erzherzog Johann (1782-1659), der Bruder von Kaiser Franz I. war in seiner Heimat (der Steiermark) aufgrund seiner Volksnähe äußerst beliebt. Warum ausgerechnet sein Jodler als Ziel der nachfolgenden Satire ausgewählt wurde, geht aus dem Epilog hervor.
Der Glonnau-Jodler
I bleib jetzt so oft steh
wenn i zur Glonnau geh,
denn mir duan d'Hax’n weh
so wia no nia!
Mei Schuahwerk zwickt und druckt
und blogt mi wia verruckt,
die Wasserblos’n juckt
und dös net wia!
Holladi jodl dadl dudl sakradiiie,
diridari jodl dudl bin bald hiiiie.
diridari jodl dudl bin bald hiiiiiiiie.
diridari jodl dudl sakradiiie!
Holladi jodl dadl dudl schubiduuu,
diridari jodl dudl druck'n d'Schuuuh,
diridari jodl dudl druck'n d'Schuuuuuh,
diridari jodl dudl schubiduuuuu!
.
Warum duan d'Hax’n weh?
Weil i an Umweg geh!
Die Glonn-Brugg ham's zerstört,
so was von g'schert.
Der Umweg fällt so schwer,
die Glonn-Brugg fehlt uns sehr,
die Brugg muass wieder her,
bevor's verjährt!
Holladi jodl dadl dudl sakradiiie,
diridari jodl dudl d'Brugg is hiiie,
diridari jodl dudl d'Brugg is hiiiiiiie,
diridari jodl dudl sakradiiie!
Holladi jodl dadl dudl schubiduuu,
diridari jodl du d'r Weg is zuuu,
diridari jodl du d'r Weg is zuuuuuuu,
diridari jodl dudl schubiduuu!
.
(frei nach einer wahren Begebenheit)
Epilog:
Die Glonnau ist einer der letzten naturbelassenen Auwälder im Oberlauf der Glonn, die nach ca. 50 km in die Amper mündet. In unserer Heimatgemeinde ist sie ein äußerst beliebtes Ausflugsziel, das zu Fuß oder auf dem Radl über eine kleine Brücke und einige Feldwege zu erreichen war. So lange zumindest, bis letztes Jahr das reparaturbedürftige Brücklein in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen wurde, worauf sich in der Gemeinde umgehend eine Bürgerinitiative zur Wiederherstellung der Brücke bildete. Der Bauer, der sie abriss und zudem noch einen der Feldwege zupflügte, wähnte sich gemäß des Grundbucheintrags als deren Eigentümer, doch nach umfangreichen Recherchen ihrer Initiatoren konnte die Initiative nachweisen, dass dieser Fußweg vor 150 Jahren noch eine öffentliche Straße und damit in
Gemeindeverantwortung war. Aufgrund eines geänderten Straßenverlaufs war er zwar kein Verkehrsweg mehr, wurde jedoch bis zu seiner Sperrung ständig zum Spazieren und Flanieren benutzt, wodurch er unter das Gewohnheitsrecht fällt. Im Gemeinderat wurde daher beschlossen, dass die Wiedereröffnung des Fußwegs (samt Brücke) anzustreben sei.
Wie üblich gibt es neben Befürwortern der Initiative natürlich auch ablehnende Stimmen in der Gemeinde, doch sind wir vor einem Bürgerkrieg weit entfernt und haben unseren Humor noch nicht verloren – was diese Satire belegen möge. Als eine Art Hymne der Bürgerinitiative wurde sie zunächst auf einer Geburtstagsfeier vorgetragen, doch auf einen öffentlichen Vortrag musste aufgrund der blamablen Jodelkünste der Sänger verzichtet werden.