pausenhof
Das schönste an der Schule sind die Pausen, sagt man. Aber ist es wirklich so? Sobald die Schulglocke zur Pause läutet, strömen die Kinder auf den Pausenhof. Und da gelten dann andere Gesetzte. Die Gesetzte des Pausenhofes.
Es bilden sich Grüppchen. Es gibt Jäger und gejagte.
Ich hielt mich lieber am Rande des Pausenhofes auf. Dort befanden sich uralte Weidenbäume, unter denen ich mich setzte, meine Brotzeit einnahm und das Treiben auf dem Pausenhof beobachtete.
Vom Rande hat man einen tollen
Überblick.
Ich fand es interessant, wie sich die verschiedenen Gruppierungen zueinander verhielten.
Da gab es Mädchengruppen und Jungengruppen.
Die der Mädchen empfand ich immer als friedlicher, als die der Jungs.
Eines Tages beobachtete ich etwas, das mir gar nicht gefiel.
Ich war damals in der 3.Klasse Grundschule. Und einige Viertklässler bedrängten einen Erstklässler.
Ich kannte diesen Jungen nicht und rang auch mit mir selbst, ob ich einschreiten sollte.
Sollte ich zur Pausenaufsicht gehen und
das melden? Sollte ich so tun, als wenn mich das nichts angeht?
Ich nahm schließlich allen meinen Mut zusammen, verließ den Rand des Pausenhofes und schritt dazwischen. Ich stellte die Rabauken die den mir völlig fremden kleinen Jungen bedrängten zur Rede.
In der Erwartung jetzt selbst eines auf die Schnauze zu bekommen,, lenkten die großen Jungs ein und ließen den kleinen ab sofort in Frieden.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was genau ich denen gesagt habe, aber es muss eine Rede mit Tiefenwirkung gewesen sein.
Der kleine Junge war ab sofort mein
Freund und wir trafen uns immer in den Pausen am Rande des Pausenhofes unter den Weiden.
Ich hatte ja damals schon eine Menge Geschichten zu erzählen und er hörte mir interessiert zu.
Er war nicht nur ein Freund, sondern wie ein kleiner Bruder für mich.
Wie so Seelenverwandt.
Dann kam ich in die 5. Klasse. Hauptschule.
Und ich hab nie wieder etwas von ihm gehört.
Aber eines habe ich daraus gelernt. Sich für schwächere einsetzten lohnt sich definitiv.