Journalismus & Glosse
Brabazon

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"spektakulär und erfolglos"
Veröffentlicht am 28. August 2019, 18 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
spektakulär und erfolglos

Brabazon

Vorbemerkung

Ach ja, die Briten hatten irgendwie nie so recht Glück im Flugzeugbau (außer den Super-Motoren). Die Concord, in Zusammenarbeit mit Frankreich, hatte sich nie rentiert. Das Flugzeug war allerdings revolutionär. Das konnte man auch von der Brabazon sagen, ebenfalls spektakulär und ein wirtschaftliches Desaster. Wer sich für Flugzeug Geschichte interessiert, mag hier ein wenig Unterhaltung finden.


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

www.welpenweste.de

Brabazon

So muss man erst einmal heißen: John Theodore Cuthbert Moore-Brabazon, 1. Baron Brabazon of Tara. In England ist so etwas möglich und dieser Herr war der Vorsitzende einer Kommission. Diese Kommission des englischen Verkehrsministeriums sollte sich 1943 darüber Gedanken machen, wie nach Kriegsende der Verkehrsflug der Zukunft über den Nordatlantik aussehen sollte. Es müsste ein Verkehrsflugzeug sein, das ohne Zwischenlandung auskommen sollte. Heraus kam die Bristol Brabazon. Das ultimative Fluggerät, das 1949 zum ersten Mal abhob. Es sprengte die damaligen Dimensionen,

70,1 Meter Spannweite (mehr als Boing 747, Jumbo), 53,95 Meter Länge und über 15 Meter hoch. Sie war ausgelegt für bis zu 100 Passagieren und hatte die sensationelle Reichweite von 8.851 Km. Angetrieben wurde sie von acht Doppelstern- Bristol Centaurus Motoren mit je 1.976 Kw (ca. 2.200 PS). Die Bristol Werke hatten sich schon vorher mit einem Langstreckenbomber beschäftigt (der nie gebaut wurde). Trotzdem gab es viele Schwierigkeiten zu überwinden. Die extra geschaffene riesige Montagehalle hatte enorme Ausmaße, auch die Start- und Landebahn musste erst geschaffen werden. Der Filton Aerodrome verfügte leider nur über eine Piste von 650 Meter, benötigt wurden aber, so vermutete man, 2500 Meter.

Dummerweise stand da ein kleines Nest im Wege. Das Dörfchen hieß Charlton und bestand aus 38 Häusern um einen Ententeich, einem Postamt und einem Pub, welches „The Carpenter Arms“ hieß. In diesem Pub floss nicht nur der Alkohol, sondern auch die Wut in Strömen, denn alle hatten ein Briefchen von der Regierung erhalten. Das Dorf wird platt gemacht wegen der Brabazon. Schluss, Aus, Äpfel! Man würde dafür ein neues Dorf für sie bauen. Was Regierungen so versprechen. Das geschah nie, stattdessen wurden sie in das nahe gelegene Patchway umgesiedelt. Die Bulldozer taten gründlich das, wofür sie da waren. Die Piste war geschaffen und das Dorf verschwunden. Wie das bei

Regierungsplanungen oft so ist, eine völlig überflüssige Kraftanstrengung, denn die Brabazon brauchte gar keine so lange Bahn, trotz einem Abfluggewicht von 113.858 Kg. Jedenfalls, wahrscheinlich weil der Herr Baron Brabazon gewisse noble Vorstellungen hatte, waren die Sitzplätze großzügig bemessen. Dazu gab es Schlafplätze, ein Kino, eine Cocktailbar mit Lounge, sowie Umkleidekabinen für Damen und Herren getrennt, damit man sich für das Dinner entsprechend umziehen konnte. Dieser Adler war mit einem Wort massiv, hatte aber eine äußerst elegante Form. Kurz gesagt: Ein Prachtvogel. Mit bis zu 480 Sachen (Reisegeschwindigkeit 402 km/h) in einer Höhe von 7620 Metern

würden die letztendlich nur 50 Gäste in einem Ritt über den großen Teich in die USA gelangen.

Am 1.September 1949 hob der elegante Silberpfeil zu seinem Jungfernflug ab. Cheftestpilot A.J. Pegg war angetan. Alle waren begeistert.

(Jungfernflug, Originalaufnahme)

Vier Tage später wurde sie auf der Luftfahrtmesse in Farnborough präsentiert. Die Motoren waren wunderbar und elegant in

den Flügeln versenkt, Klasse! Und dazu noch der pure Luxus!

(Cocktail Bar)

Alle waren begeistert.

(Damentoiletten) Allerdings: Keiner bestellte, keiner kaufte, keiner stellte wenigstens eine Bestellung in Aussicht. Auch nicht die BOAC, die

Zuständige Behörde für Transatlantikverkehr. Warum denn nicht um Gottes Willen! Tja, die Motorisierung war zu schwach. Wenigstens Turboprobs hätten es schon sein müssen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Außerdem war der Vogel ungeheuer teuer. Die völlig veraltete englische Vorschrift, dass für jedes Flugzeug eine Landebahn von 600 Metern ausreichen sollte, zwang die Konstrukteure zu der enormen Spannweite der Flügel. (können sie sich noch an das Dörfchen Charlton erinnern?) Diese Flügellänge war die Grenze des damalig Machbaren, daher eben extrem teuer. Bei all der extra noblen Innenausstattung konnte die Brabazon nur 50 Passagiere fassen, ebenfalls ziemlich

unrentabel.

Und wenn man ehrlich ist, sie war auch einfach langsam.

Zudem erwies sich das Getriebe etwas nickelig, weil die Motoren nicht in Gondeln untergebracht waren.

Und so blieb es bei einem einzigen Flugzeug, der Bristol Brabaton 01. Die Umrüstung auf Turboprop Motoren wäre wegen der eleganten Einbettung in den Flügel nur mit riesigem Aufwand möglich gewesen. Daher unterließ man es.

Man unternahm noch einige Werbeflüge mit 30 Passagieren, aber es wurde dennoch ein unglaublicher Flop, hatte doch die Entwicklung des wirtschaftlichen Desasters

knapp 3,4 Millionen Pfund Sterling gekostet.

Nach knapp 400 Flugstunden bildeten sich bereits die ersten Haarrisse an den Propelleraufhängungen in den überlangen Flügeln. Und da der Auftritt der Brabazon für England ziemlich peinlich wurde, verschrotte man bis 1953 Alles. Der Bau des zweiten Prototyps wurde mittendrin abgebrochen.

Die bis dahin teuerste Flugzeugentwicklung Großbritanniens wanderte buchstäblich in den Mülleimer.

So ganz hatte man das viele Geld nicht in die Tonne geklopft, denn die Brabaton war wegweisend im Flugzeugbau:

Sie hatte eine voll unter Druck stehende Kabine, voll angetriebene Hydrauliksysteme

und elektrische Steuerungen, Neuland zu jener Zeit. Auch die Millimeter genaue Bauweise, bedingt durch die Größe, war Top Präzisionstechnik.


(Brabazon - Modell)

Das wunderschöne Flugzeug blieb nicht einmal für ein Museum erhalten.


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Hörbuch

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welpenweste
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Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
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Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Friedemann 
Wieder mal was dazugelernt, lieber Günter, Dankeschön.
Der arme Brabazon war wohl seiner Zeit zu weit voraus, wirklich schade um diesen formschönen Silberpfeil. Innen jedoch war er vermutlich zu schön und zu luxuriös mit Kino, Cocktailbar und Schminktisch für die Damen - zu Zeiten des (wohlverdienten) Niedergangs des britischen Empires.

Liebe Grüße
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Brabazon..."
Wenigstens waren die Engländer um einiges schlauer,
dass sie die Produktion dieses Hi-Tech-Flops einstellten,
als die Deutschen, denn die denken nämlich immer noch,
dass sie diese Fehlkonstruktion von Flughafen hinbekommen... :-(((
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Der "Silbervogel", lieber Günter,
war mir natürlich nicht bekannt und nun bin ich viel schlauer... :-)))
Sehr interessant, was die da an Info zusammengetragen hast.
Wenn ich da an unsere alte "Tante Ju" denke - bin mit ihr vor etlichen
Jahren von Berlin nach Dresden geflogen - ein irres Erlebnis -
GhG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke Dir!
In der Tante Ju spürt man wenigstens noch, dass man fliegt!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Sorry: "was DU da zusammengetragen hast" natürlich >!!!!
:-))) Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Das kann ich Dir wohl sagen..... Dieser Flug ist eine eigene
Geschichte wert und unvergessen!
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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