Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Gesang der Ewigen führt sie in die 4. Dimension
Impressum neobooks
Der Gesang der Ewigen
führt sie in die 4. Dimension
Dieser Band erscheint als Erstdruck.
Alle Rechte an den veröffentlichten
Arbeiten bleiben bei dem Autor.
Wir schreiben den 10. Januar 1985. In Unterhachin- gen, einem Vorort von München, wohnen die Zwillingsbrüder, Emund und Wilfried, beide 20 Jahre alt. Sie sind blond, 1,70 m groß und schlank.
Seit ihre Eltern vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben kamen, wohnen sie in Unterhachingen in einem
gemieteten Haus beisammen. Öfters am Abend haben die zwei die Angewohnheit spazierenzugehen, aber an diesem 10. Januar hat Wilfried überhaupt keine Lust dazu. Edmund geht an diesem Abend, so gegen 10 Uhr alleine nach draußen. Als er so 5 Minuten unterwegs ist, glaubt er, hinter sich jemanden laufen zu hören. Er dreht sich herum, kann aber zu seinem großen Erstaunen niemand erkennen. Er setzt seinen Gang fort, hört wieder dasselbe, dreht sich noch einmal herum, aber auch jetzt ist weit und breit nichts zu sehen. Da bekommt er es mit der Angst zu
tun, und läuft so schnell er kann nach Hause. Daheim findet er seinen Bruder schon im Bett. Edmund zieht sich aus, wäscht sich und geht nach oben. Fast eine Stunde läßt ihn das schreckliche Ereignis nicht einschlafen, aber dann übermannt ihn doch der Schlaf. Erst am anderen Morgen beim Frühstück erzählt er Wilfried von seinem nächtlichen Erlebnis. Dieser findet das ganze Ereignis ebenfalls unbegreiflich.
Die beiden Brüder wollen sich von diesem schrecklichen Ereignis ablenken. Sie besuchen eine Disco- thek in der Stadt München. Das
Dröhnen der Musik und die Farben der Lichtorgel lassen sie das Schreckliche für eine Weile vergessen und vor lauter Vergnügen beim Tanz vergessen sie die Zeit und wie sie am Bahnhof ankommen ist es schon 4 Uhr morgens - und die letzte Bahn ist weg; für die beiden Brüder eine mißliche Lage. Die nächste Bahn fährt erst gegen 8 Uhr morgens. Es bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als den ganzen Weg heimzulaufen. Sehr fröhlich sind sie darüber nicht; denn von München bis Unterhachingen sind es beinahe 8 km. Mißmutig trotten sie durch die
Nacht. Als sie 5 km zurückgelegt haben, beginnt der Wald und den zwei Brüdern kommt es unheimlich vor. Auf einmal fangen die Bäume an zu rascheln und es sind Schritte zu hören. Plötzlich verstummen die Geräusche und die beiden fühlen sich danach wieder sicher. Doch nach kurzer Zeit folgt auch noch ein furchtbares Gejammer. Dieses Gejammer läßt die Brüder nicht mehr so schnell los, bis sie die Tür bei sich zu Hause geschlossen haben.
Im Hausinnern ist es still, aber man braucht nicht mehr ins Bett zu liegen, wenn man um 7 Uhr wieder
im Büro sein muß. Die Arbeitskollegen bemerken, daß etwas mit Wilfried und Edmund nicht stimmt, aber sie stellen ihnen keine Fragen. Die Zwillingsbrüder wollen ihre Erlebnisse niemandem anvertrauen; denn bei solchen Geschichten besteht immer die Gefahr, ausgelacht zu werden. Nun wird beschlossen, die Dinge in den kommenden Nächten genauer zu untersuchen. Hätten die beiden jetzt schon geahnt, was noch alles passieren wird, wären sie von dieser Gegend hier fortgezogen und dem Geheimnis wäre man somit nie auf die Spur gekommen. Doch
Edmund und Wilfried sind neugierig und das bringt manche so oft in große Schwierigkeiten. Denn wie heißt es doch so schön: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“.
Am Donnerstag liegen die beiden schon um 10 Uhr im Bett. Bis gegen 12 Uhr nachts bemerken sie kein Geräusch. Doch kaum ist das Schlagen der Uhr verstummt, geht es los. Schritte kommen die Treppe herauf und ein Gejammer und ein Gesang folgt, daß einem bald schlecht wird. Seit diesem Tag wissen
Edmund und Wilfried, daß es hier
in ihrem Haus nicht mehr mit normalen Dingen zugehen kann. Bis um 6 Uhr dauert dieses Spektakel an und erst dann kehrt Ruhe ein. Die zwei Brüder schlafen wieder die ganze Nacht nicht und am nächsten Morgen bemerken die Arbeitskollegen, daß wieder mit ihnen etwas nicht stimmt. Als es am Freitag wieder Nacht wird, trauen sich die zwei überhaupt nicht ins Bett. Sie schlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Doch um Mitternacht geht es los. Außer dem jämmerlichen Gesang und den Schritten hören sie ein Klopfen. Vor lauter Angst klammern sich
Edmund und Wilfried aneinander. Auf einmal kommt das „ETWAS“ direkt auf die Wohnzimmercouch, wo die zwei liegen, zu. Wilfried läßt einen Schrei fahren, sodaß man ihn bis auf die Straße hört; und Edmund rennt wie ein Verrückter über die Couch hinweg und springt in seiner Verzweiflung zur Tür. Wilfried, der immer noch auf der Couch liegt, spürt, wie jemand mit eiskalten Fingern an ihn greift und vor Schreck läßt er wieder einen Schrei fahren. Da besitzt Edmund die Geistesgegenwart und macht das Licht an und das ganze Spektakel
ist mit einem Male zu Ende. Es scheint so, als sei gar nichts gewesen. Die beiden fallen sich erleichtert in die Arme, denn sie wissen jetzt, daß es besser ist, wenn man das Licht anläßt; und tatsächlich für den Rest der Nacht ist die größte Ruhe eingetreten und nach einer halben Stunde schlafen die beiden Brüder ganz erschöpft ein bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr, denn es ist Samstag und man muß nicht zur Arbeit. Nachdem die beiden gefrühstückt haben, geht Edmund noch einmal in sein Zimmer und will seine Jacke aus dem Schrank holen; da sieht er mit
Erstaunen, daß der Schlafzimmerschrank aufsteht. Er weiß aber genau, daß er ihn am Abend zuvor geschlossen hat. Um sich Klarheit zu verschaffen, rennt Edmund wieder zu Wilfried hinunter und fragt diesen, ob er an seinem Schrank war. Dieser verneint die Frage. Jetzt wissen die Brüder, daß es wieder das „ETWAS“ war, daß ihn aufgemacht hat. Und sie wissen jetzt, daß das „ETWAS“ nach dem Spektakel noch einmal im Zimmer der beiden war, denn da war er noch zu. Der Samstag geht für die Brüder schnell zu Ende, das ist am Wochenende immer so. Die
Wochentage gehen ja bekanntlich nie so schnell vorbei und ganz schnell ist es 8 Uhr abends. Die beiden beschließen, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, so etwa 1 km bis zur nächstgelegenen Kneipe. Heute am Wochenende wollen sie sich einmal so richtig betrinken, denn irgend etwas muß getan werden, um die seltsamen Ereignisse zu vergessen. Doch um die mitternächtliche Stunde sind die Zwillinge leider so arg betrunken, daß sie gar nicht mehr richtig wissen, was los ist. Hinter ihnen sind jetzt bereits wieder die Schritte zu hören, aber vor lauter
Betrunkenheit bekommen Edmund und Wilfried das nicht mit. Auch nach Betreten des Hauses geht es schon ziemlich lebhaft zu, doch sie denken, es ist alles nur Einbildung. Wären sie aber nüchtern gewesen, hätten sie bestimmt die Gestalt wahrgenommen, die auf einmal hinter den Brüdern steht. Denn diesmal nimmt das „ETWAS“ Formen an, aber wie gesagt, die beiden bekommen hiervon nicht viel mit.
Als sie am nächsten Morgen erwachen, merken sie, daß sämtliche Türen in der ganzen Wohnung und auch die Schranktür
wieder aufsteht. Nun wissen sie, daß das „ETWAS“ heute Nacht wieder da war und sie nur nichts davon bemerkt haben. Es ist auch nicht daran zu denken, wenn in der vergangenen Nacht etwas passiert wäre.
Als sie am nächsten Tag vormittags spazierenge-
hen, treffen sie ihren Arbeitskollegen Adolf Braun. Adolf ist 1,85 m groß, 21 Jahre alt, sehr schlank, hat schwarze Haare und eine Stubsnase, die ihn komisch aussehen läßt. Auf die Frage, wie es ihnen heute geht, bekommt Adolf von den Zwillingen keine Antwort.
Doch dieser ist nicht so dumm und merkt sofort, daß heute mit ihnen etwas nicht stimmt. Nach langem hin- und her geben es Edmund und Wilfried auf und erzählen Adolf die ganze Geschichte. Dieser ist der Meinung, daß sie in dieser Situation etwas unternehmen müßten, bevor was Schlimmes geschieht. Doch was sie unternehmen sollen, weiß er in diesem Moment auch noch nicht recht. Die Brüder sind froh, daß ein Dritter bei ihnen ist, denn drei können sich besser wehren als zwei.
Um 10 Uhr liegen alle drei in einem
Zimmer und schlafen gleich ein, aber der Glockenschlag um Mitternacht von der nahen Kirche schreckt sie aus dem Schlaf hoch. Da sehen die drei, wie sich die Türklinke nach unten zu drücken beginnt, so als wolle gleich jemand hereinkommen. Aber so sehr die drei auch warten, es kommt niemand; nur die Tür steht offen, aber sonst bemerken sie nichts. Da mit einem Male ist ein Geräusch, ein leises Summen, Stöhnen und Klirren und das schreckliche Gejammer. Adolf Braun kommt sich vor, wie wenn er in einem Gruselkrimi mitspielen würde, aber
dies ist harte Wirklichkeit. Jetzt kann er verstehen, warum die Zwillinge in den vergangenen Nächten nie richtig ausgeschlafen hatten, wenn das immer so war wie heute? Nun,in dieser Nacht sollte es noch viel schlimmer werden. Die Tür steht auf und auf einmal merken die drei, wie das „ETWAS“ auf sie zukommt und es läuft ihnen eiskalt den Rücken herunter. Nun liegen sie wie gelähmt und hypnotisiert in ihrem Bett und sind total machtlos. Eine unbekannte, übersinnliche Kraft hält
Edmund, Wilfried und Adolf fest und keiner von ihnen ist imstande,
sich zu bewegen. So geht es fort bis morgens um 6 Uhr. Das Schreien, die Schritte und das Gejammer. Und jeder von den drei liegt solange regungslos in seinem Bett. Nachdem der Bann gebrochen ist, können sie sich wieder bewegen. Daß es so was gibt, können die drei überhaupt gar nicht fassen. Bis noch vor einem Jahr, hätte keiner von ihnen an diesen übersinnlichen Quatsch, wie sie es damals nannten, geglaubt. Doch nach diesem Erlebnis war an diesen Dingen nicht mehr zu zweifeln. Bestimmt würde das Ganze immer schlimmer werden, denn bis jetzt war es immer so.
Am nächsten Tag ist an einen Geschäftsbesuch nicht zu denken, denn die Übermüdung ist zu groß. Daher lassen sie sich krankschreiben, denn der dafür zuständige Arzt macht solche Dinge nicht gerade ungern und die drei haben somit ein leichtes Spiel mit ihm, denn einmal mußte ausgeschlafen werden. Für die nächsten drei Wochen sind sie nun krankgeschrieben. Wenn aber dieser Spuk die ganzen drei Wochen andauert, dann brauchen die drei jungen Menschen unbedingt Hilfe. Den Montag schlagen die drei mit Schlafen und
Kartenspielen tot. Um 7 Uhr sind sie fit, draußen ist es dunkel und sie machen einen Spaziergang. Eine Stunde Fußmarsch an der frischen Luft bekommt ihnen ganz gut und sie sind in guter Stimmung, doch diese vergeht, als das Geräusch wieder anfängt. Es ist erst 8 Uhr, doch es beginnt schon zu spuken; nun ist dieses „ETWAS“ nicht einmal mehr an die Geisterstunde gebunden, nun geht es schon um 8 Uhr los. Edmund, Wilfried und Adolf rennen sodann schnell nach Hause und schalten überall die Lichter an, und in dieser Nacht lassen sie das Licht in der ganzen
Wohnung brennen. Dann ist Ruhe und die Nacht vergeht ohne weitere Zwischenfälle. Am nächsten Tag hätten sie ruhig arbeiten können, denn sie schliefen gut; aber was in der nächsten Nacht sein wird, weiß keiner.
Am Dienstag Abend liegen sie gegen 11 Uhr im Bett und es ist alles hell beleuchtet, doch als die Kirchenuhr die mitternächtliche Stunde schlägt, geht es los und diesmal ist es besonders kriminell. Wie wenn ein starker Windstoß hineinfahren würde, fahren alle Türen auf einmal auf und auch der Wecker auf dem Nachttisch bleibt um
Mitternacht stehen. In diesem Haus scheint die Zeit stehenzubleiben. Es kommt ihnen für einen Augenblick wirklich vor, als wären sie in einer anderen Zeit gelandet; oder haben sie nur geträumt? Das einzige, was die drei wissen, ist: Daß sie morgens um 6 Uhr aufwachen, der Wecker zu tik- ken anfängt, obwohl er um Mitternacht stehengeblieben ist. Auch die Türen in der ganzen Wohnung sind wieder geschlossen. Keine Spur, nichts deutet auf die Nacht hin, so als wäre nichts geschehen. Adolf Braun kann sich am nächsten Tag von dieser geheimnisvollen Nacht kaum
beruhigen; aber eines ist für ihn klar, es muß irgendein Geist sein, der keine Ruhe findet. Die Frage bleibt nur: Warum findet er keine? Adolf Braun kann sich daran erinnern, daß er ein Geräusch vernahm, das sich anhörte wie das Summen von Flugzeugmotoren. Auch Edmund und Wilfried glaubten das, und sie vermuteten, daß das Zimmer vergangener Nacht nicht mehr das Zimmer war von heute, denn nach ihren Erinnerungen hingen ganz alte Vorhänge an den Fenstern. Kurz und gut gesagt: Wilfried, Edmund und Adolf sind die vergangene
Nacht ziemlich geschockt gewesen und so stehen sie um 6 Uhr Mittwochmorgen auf; denn an Schlaf ist nicht mehr zu denken, obwohl sie dringend Nachholbedarf hätten. Nun, auch dieser Tag geht schnell zu Ende und das Grauen vor dem Abend und der Nacht beginnt von Neuem.
Edmund, und Wilfried legen sich auf der Couch des Wohnzimmers schlafen und Adolf Braun liegt alleine oben im Zimmer der Zwillinge. Bis um Mitternacht ist angenehme Ruhe; dann wird es laut. Es fängt zuerst oben im Zimmer von Adolf Braun an. Dieser
beo
bachtet, wie die Türklinke nach unten gedrückt wird und die Tür einen Stoß erhält, sodaß sie auffährt. Adolf Braun kann den Schrei nicht unterdrücken und die Zwillinge im Wohnzimmer unten wachen auf und schleichen sich die Treppe hoch. Da sehen sie den Umriss einer Gestalt, die vor der offenen Tür zu ihrem Zimmer steht. Genau erkennen können sie die Gestalt allerdings nicht. Als der Unbekannte sich die Tür hereinzwängt, kann sich Adolf Braun nicht mehr bewegen. Der fremde Geist, wer immer es ist,
geht nun mit vorgestreckten Händen auf das Bett von Adolf zu. Edmund und Wilfried befehlen dem Geist, daß er Halt machen soll; aber er scheint die beiden nicht wahrzunehmen. Nun wollen sie ihn gewaltsam vom Bett ziehen, doch sie greifen durch ihn durch. Die beiden sind wie gelähmt und es scheint ihnen, als würden sie sich in einem ganz alten Zimmer befinden mit alten Vorhängen und alten Möbeln. Danach nehmen sie ein Flugzeuggeräusch wahr und der Ton einer Sirene, die Fliegeralarm gibt.
Morgens um 6 Uhr können sich
Edmund, Wilfried und Adolf wieder bewegen. Ganz erstaunt sehen sie um sich. Der Wecker ist auch wieder um Mitternacht stehen geblieben. Aber Edmund und Wilfried finden es erstaunlich, daß sie 6 Stunden regungslos im Zimmer, wie Marionetten, stehen geblieben sind. Eine Woche spukt es nun schon, aber komischerweise hat ihnen der Geist bisher gar nichts angetan. Was kann er wollen ?
Zwei Stunden später erscheinen die drei in einem Büchergeschäft an der nächsten Ecke. Sie wollen sich einmal gründlich über das Thema
„GEISTER“ informieren. Gleich finden sie ein Buch mit dem Titel: „Wenn der schuldige Geist keine Ruhe findet“, geschrieben von einem berühmten Parapsychologen Namens Ludwig Niehlsen, wohnhaft in München, Prinzregentenplatz 24. Dieses Buch mit 154 Seiten haben Edmund, Wilfried und Adolf bis Donnerstag durchgelesen. In dem Buch ist von einem Geist die Rede, der 6 Menschen umgebracht hat und heute noch in diesem Haus herumspukt. Durch seine Tat hat er keine Ruhe gefunden, bis der Parapsychologe Ludwig Niehlsen hinzugezogen wurde. Dieser
verstand es, den Geist ins Jenseits zurückzuführen, damit er die Ruhe findet. Aber es ist nirgends die Rede davon, daß die Betroffenen im Haus sich vorkamen, als seien sie in einer anderen Zeit gelandet. Doch die drei haben nicht den Mut, zu diesem Parapsychologen zu gehen und sie wollen noch eine Weile alleine nachforschen. Ihre Angst ist nun nicht mehr so groß, denn schuldige Geister tun in den meisten Fällen gar nichts, im Gegenteil: Sie spuken herum, jammern und bereuen ihre Tat und suchen einen Menschen, der es versteht, sie ins Jenseits
zurückzuführen.
Doch an diesem Donnerstagabend wollen sich Edmund, Wilfried und Adolf erst einmal richtig amüsieren. Weil sie sich einen Rausch antrinken wollen, zechen sie die ganze Nacht durch und kommen Freitagmorgen gegen halb 6 Uhr nach Hause.
Als sie das Haus betreten, hören sie ein furchtbares Gejammer und Schritte, die durch das ganze Haus gehen. Doch nach einer halben Stunde ist es vorbei, aber die Jungen sind froh, daß sie nur noch eine halbe Stunde von dieser Nacht mitbekommen
haben und dann legen sie sich ins Bett und gegen Mittag 4 Uhr haben Edmund, Wilfried und Adolf ausgeschlafen. Dann stellen sie fest, daß der Wecker sechs Stunden nachläuft.
Diese Freitagnacht dient der Nachforschung. Adolf liegt oben im Zimmer der Zwillinge und die beiden unten im Wohnzimmer. Alle drei haben das Radio auf volle Lautstärke aufgedreht, damit sie dieses Mal gar nicht einschlafen. Punkt 24 Uhr geht in Adolfs Zimmer die Tür auf und eine seltsame Gestalt wird sichtbar. Adolf will aus seinem Bett rennen, aber dazu
kommt er nicht; denn er ist wie gelähmt und kann sich nicht mehr von der Stelle rühren. Edmund und Wilfried rennen die Treppe hoch und wollen Adolf zu Hilfe kommen, aber dieser hört ihr Rufen nicht mehr, denn sie sehen ihren Freund nicht im Bett liegen und es ist ihnen, wie wenn sie in die Lüfte gehoben werden.
Sie wachen wie immer um 6 Uhr morgens auf. Edmund und Wilfried liegen auf der Couch im Wohnzimmer, aber sie können sich erinnern, daß sie zuletzt in Adolfs Zimmer waren und nicht nach unten gegangen sind. Auch Adolf
liegt oben im Bett und wacht erstaunt auf. War er doch eingeschlafen? Da kann er sich erinnern, daß eine Lähmung bei ihm eingetreten ist und er sich nicht mehr hat bewegen können. Aber das Radio müßte doch noch laufen? Aber wo ist das Radio? Es ist gar nicht da! Da sieht er mit einem Male, daß an den Fenstern uralte Vorhänge angebracht sind, ein alter Schrank im Zimmer steht und er in einem uralten Bett, das seiner Großmutter hätte gehören können, liegt. Ganz erschüttert rennt er aus dem Zimmer und hinunter zu den Zwillingen. Diese
sehen ihn genauso erstaunt an. Auch im Wohnzimmer steht ein uraltes Büffet und Edmund und Wilfried liegen auf einer uralten Couch. Die Klamotten, die sie tragen, sind das einzig Moderne, das es hier noch zu geben scheint. Zum Glück sind sie schon viele Male mit den Kleidern schlafen gegangen. Die drei verstehen zunächst gar nicht, was wirklich geschehen ist, bis Adolf in die Küche rennt und mit Erstaunen sieht, daß auch sie uralt ist. An der Küchenwand hängt ein Kalender und Adolf schaut auf das Datum; da verschlägt es ihm die Sprache. Es
ist der 22. Januar. Das ist an sich richtig, es ist an diesem Tag wirklich der 22. Januar, aber das Schreckliche ist, man schreibt nicht den 22. Januar 1985, sondern den 22. Januar 1943. Adolf glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Das kann doch nicht möglich sein. Nach dieser Entdeckung macht er den anderen zwei Meldung. Die drei beschließen, zunächst einmal Eßbares zum Frühstück zu finden. Sie finden etwas im Haus. Nachdem sie gefrüh- stückt haben, verlassen sie das Haus, um sich die Umgebung genauer anzusehen. Doch als sie vor der Haustür stehen, trifft sie
fast der Schlag. Hier fahren alte Autos herum, wie sie um das Jahr 1943 üblich waren und überall an den Häusern hängen Hakenkreuzfahnen herunter. Vor Schreck schlagen Edmund, Wilfried und Adolf die Haustür hinter sich zu. Mit dem Verstand konnte man das Seltsame, das um sie herum geschehen ist, nicht fassen. In utopischen Filmen wird oft gezeigt, wie die Menschen mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen, aber diese drei besitzen keine Zeitmaschine und sind in einer anderen Zeit erwacht. Nur eines
können sie sich denken, mit dem Geist muß es zu tun haben. Ganz niedergeschlagen setzen sie sich auf die Wohnzimmercouch und schauen zwei Stunden lang nur die Decke an. Sie wissen nicht mehr, was sie machen sollen. Da sehen sie, wie die Tür aufgeht und ein Mann von 39 Jahren betritt das Haus. Dieser ist 1,85 m groß, schlank, hat blaue Augen, dunkle Haare und trägt einen Schnurrbart, wie es um diese Zeit so üblich ist. Dieser Mann ist erstaunt, als er die drei auf der Couch sitzen sieht. Nachdem er ihnen Fragen gestellt hat, geben sie ihm zu verstehen,
daß sie sich verlaufen haben und die Tür aufstand; und sie deshalb hier hereinkamen, weil es draußen so schrecklich kalt gewesen sei. Der Mann glaubt ihnen diese Geschichte nicht so recht, denn er hält sie für Schnüffler. Edmund, Wilfried und Adolf lassen ihn gar nicht mehr ausreden und rennen zur Tür; und ehe er sich umsieht, sind die drei verschwunden. Nach drei Minuten bleiben sie erschöpft stehen. Da kommt ihnen eine Frau entgegen und als sie zu ihr guten Tag sagen, dreht sich diese ganz erstaunt um und gibt ihnen zu verstehen, daß es nicht guten Tag, sondern Heil Hitler
heißt. Die drei sehen der Frau nach, als wäre sie von einer anderen Welt. Nun ist unseren drei Freunden so ziemlich klar, in was für einer Zeit sie sich befinden. Sie wissen, es bleibt ihnen keine andere Wahl, als das Beste aus ihrer Situation zu machen. Zunächst müssen sie einmal Unterkunft finden und das gelingt ihnen bald. Sie finden eine Mietswohnung, ganz in der Nähe des Hauses, wo sie vorhin waren. Natürlich gibt es da Probleme, denn in dieser Zeit wird mit einer anderen Währung gezahlt. Wo sollen sie nun Reichsmark
herbekommen? Die drei haben nun keine andere Wahl, als sich Geld auf Unrechtem Wege zu beschaffen; anderst geht das nicht in solch einem Notfall.
Edmund, Wilfried und Adolf beschließen in der Nähe einen Banküberfall zu machen. Sie kaufen in einem Geschäft drei Paar Strümpfe, die sie sich über den Kopf ziehen wollen; auch eine Spielzeugpistole nehmen sie mit. Ein bißchen Angst haben die drei schon, aber anderst wissen sie sich nicht zu helfen. Nachmittags um 3 Uhr soll dieses Ding gedreht werden. Zu diesem Zeitpunkt sind
nicht viele Kunden in der Bank. Edmund hält die Pistole in der Hand und bedroht damit die Bankangestellten und die Kunden. Jeder glaubt, daß die Spielzeugpistole echt ist und keiner der Anwesenden rührt sich vom Fleck. Die drei Bankräuber verlangen 100 000 RM. Während nun Edmund die Anwesenden mit der Pistole in Schach hält, kassieren Wilfried und Adolf das Geld und nach 5 Minuten ist der Spuk vorbei. Kaum haben die drei Bankräuber die Bank mit dem Geld verlassen, wird die SS alarmiert; doch die drei sind nach einer
viertel Stunde schon am nahegelegenen Wald angelangt. Dies ist der Wald wo Edmund und Wilfried schon einmal des Nachts heimlaufen mußten, weil sie die Straßenbahn verpassten. Sie beschließen, die Nacht im Wald zu verbringen, möge es auch noch so kalt werden; denn auf die Gefahr hin, daß sie erkannt worden sind, trauen sie sich nicht unter die Leute. Doch die Nacht ist noch viel kälter, als sie angenommen haben und noch einmal können sie das nicht verkraften. Sodann machen sich die drei am nächsten Tag auf den Weg zu ihrer neuen
Mietswohnung. Sie haben Glück und es ist noch gerade eine frei und niemand scheint Verdacht zu schöpfen. Edmund, Wilfried und Adolf haben die Wohnung zunächst für ein halbes Jahr gemietet, bis dorthin würden sich die Ereignisse geklärt haben, weshalb sie in dieser Zeit gelandet sind. Eines steht fest, dieser Geist der des Nachts in ihrem Haus des Jahres 1985 war, hat die drei Freunde in diese Zeit manipuliert, um damit einen ganz bestimmten Zweck zu erfüllen. Doch die Zusammenhänge kennen sie leider noch nicht.
Um 10 Uhr legen sich die drei ganz
erschöpft in ihre
Betten und schlafen tief und fest bis am anderen Morgen um 8 Uhr. Eine Stunde später gehen sie dann auf die Straße und dort unterhalten sich schon ein paar Leute über den Banküberfall von vorgestern und auch darüber, daß bis jetzt jede Spur von den Tätern fehlt. Als Edmund, Wilfried und Adolf das hören, sind sie sichtlich erleichtert, denn wenigstens das ging gut aus, wenn sie auch schon mit dem anderen nicht zurechtkommen.
An diesem Vormittag wollen die drei Jungen zu dem Haus gehen, wo sie im Jahre 1985 gewohnt hatten
und das jetzt jemandem anderen gehört. Doch sie halten inne, als aus der Tür ein SS-Mann heraustritt. Es ist jener Mann, den sie bei der Ankunft in der neuen Zeit in diesem Haus gesehen hatten. Dieser SS-Mann ist ein gefährlicher Bursche, das ist ihm anzusehen. Die drei Jungen bekommen richtig Angst vor ihm und seinem stechenden, durchdringenden Blick, den sie so schnell nicht vergessen werden.
Nach langen Überlegungen beschließen die drei des nachmittags einfach zu diesem SS-Mann hinzugehen und seine Person
zu hinterfragen. So sehr die drei Jungen auch Angst haben, sie wissen, wenn es so nicht gemacht wird, erfahren sie die Wahrheit nie. So gesagt, so getan, Punkt 4 Uhr nachmittags stehen sie vor der Tür des Hauses und klopfen an. 3 Minuten vergehen und dann tritt der SS-Mann heraus vor die Tür. Der Mann kann sich sofort daran erinnern, daß er die drei Jungen schon irgendwo gesehen hat, aber er weiß leider nicht mehr genau wo.
Als die drei Jungen in dem Haus des SS-Mannes sind, wird ihnen sogar eine Tasse Tee und Kuchen
angeboten, denn die Frau des SS-Mannes ist auch zugegen. Sie ist 37 Jahre alt, hat langes mittelblondes Haar bis auf den Rücken, ist schlank und 1,70 m groß. Sie ist eine echte Schönheit und die drei Jungen wissen nicht, was diese Frau einst an ihrem Mann gefunden hat, als sie ihn heiratete. Nachdem sie den Tee getrunken und den Kuchen gegessen haben, fragen die Jungen die Frau und ihren Mann aus, sodaß diese meinen, die drei kommen vom Völkischen Beobachter, um herauszukriegen, ob sie für die NSDAP sind oder nicht. Aber daß dieser Mann ein echter Nazi ist,
gibt er ihnen gleich zu verstehen. Der Name des Mannes ist Helmut Krämer, das bringen die drei Jungen auch in Erfahrung. Nachdem die Jungen das Haus verlassen haben, versuchen sie sich daran zu erinnern wie der frühere Besitzer hieß. Wenn der Name, den sie von 1985 in Erinnerung haben, mit dem Namen Helmut Krämer übereinstimmt, dann ist dies der Mann, der keine Ruhe bis zum Jahre 1985 findet. Und aus welchem Grunde er herumgeistert, das versuchen die drei nun herauszufinden.
Damit beginnen sie in seiner
Nachbarschaft. Die Leute erzählen den Jungen, daß der Krämer ein gefährlicher Nazi ist und daß jeder sich vor ihm in Acht nehmen muß. Sein Name soll mit einem KZ- Lager in Verbindung gebracht worden sein. Einer erzählt den drei Jungen sogar, daß der Krämer bei dem Führer „Adolf Hitler“ persönlich gewesen sein soll. Dieses Wissen ist den drei genug Beweis dafür, daß dies der Mann sein muß, der im Jahre 1985 herumspukt. Jetzt müssen Edmund, Wilfried und Adolf noch herauskriegen, was er so Schlimmes getan hat. Doch die Jungen wissen nicht, daß bis
dorthin noch eine Menge geschehen wird.
Aber nach diesem erfolgreichen Tag schlafen sie diese Nacht besonders gut und am nächsten Tag geht es wieder weiter. Sie wollen nun ergründen, wo der SS-Mann jeden Tag genau hingeht und an diesem Tag folgen sie ihm auf Schritt und Tritt. Nachmittags um 3 Uhr fährt er mit der Straßenbahn nach München zum Flughafen. Die drei Jungen stehen hinter ihm, als er das Flugticket kauft. Helmut Krämer will nach Berlin fliegen. Die drei kaufen auch ein Ticket nach Berlin. Nach zweieinhalb
Stunden kommen sie am Zielort an und verfolgen den SS-Mann weiterhin. Von nun an tun Edmund, Wilfried und Adolf das, was Helmut Krämer tut. Sie steigen in eine Straßenbahn, dann noch in eine und wieder in die nächste und von da an geht Herr Krämer zu Fuß weiter und das tun die Jungen auch. Nach ein paar Minuten ist es ihnen klar wo der Krämer hinwill, er geht direkt auf das Führerhaus zu und die Jungen folgen ihm voller Angst. Die Wachen stehen vor des Reichskanzlers Haus, aber Helmut Krämer wird sofort hereingelassen. Scheinbar hat man ihn schon lange
hier erwartet. Jetzt würden sie gerne wissen, was sich weiter abspielt. Aber wie sollte man in das Führerhaus gelangen? Da kommt ihnen noch schnell genug die rettende Idee. Edmund, Wilfried und Adolf geben sich als die Söhne von Helmut Krämer aus. Die Wachen schöpfen keinerlei Verdacht und lassen die Jungen passieren. Es ist ihnen nicht einmal aufgefallen, daß die Jungen schon zu alt sind, um die Söhne von Helmut Krämer zu sein, da ja dieser erst 39 Jahre alt ist, mit 26 geheiratet hat und überhaupt keine Kinder hat. Diese gerissene Masche
hilft ihnen beinahe, das Gespräch zwischen Krämer und dem Reichskanzler mitanzuhören. Da wird ihnen nun was zu Ohren kommen , da sind sie sich ganz sicher. Aber durch ihren eigenen Leichtsinn kommt es dann nicht so weit. Kaum ist Krämer in das Besprechungszimmer des Führers verschwunden, hängen die drei schon mit den Ohren an der Tür. Krämer und Hitler unterhalten sich zunächst über ganz belanglose Dinge, bis sie dann auf die Endlösung zu sprechen kommen. Die Brüder und ihr Freund horchen nun ganz gespannt an der Tür. Da
passt Adolf Braun für einen Augenblick nicht auf und knallt gegen die Tür. Nach dem Gepolter kommt Helmut Krämer sofort aus der Tür gerannt und die Jungen müssen ihm in das Besprechungszimmer des Führers folgen. Der Reichskanzler fragt die Jungen, was sie hier zu suchen haben. Doch Adolf und die Zwillinge haben gleich die richtige Antwort parat. Sie erklären ganz feierlich, daß sie nur einmal ihn, den Führer sehen wollten. Nach dieser Antwort schaltet sich der SS-Mann Krämer in das Gespräch ein. Er erzählt dem Führer, daß er die
drei Burschen heute nicht das erste Mal gesehen hat. Aber die Jungen streiten das beharrlich ab und meinen, daß da bestimmt eine Verwechslung vorliegen muß. Es gibt ja viele Leute, die einander sehr ähnlich sehen. Nach dieser Erklärung ist nun sogar der Führer zufrieden und meint, daß Krämer sich bestimmt geirrt haben muß. Hitler läßt die drei Jungen laufen. Als Edmund, Wilfried und Adolf an den Wachen vorbei sind, sind sie heilfroh, aber nun müssen sie wieder zurückfliegen. Abends gegen 9 Uhr kommen die drei in Unterhachingen an und sind froh,
daß sie nun bald in ihren Betten liegen können, um friedlich zu schlafen.
Am anderen Morgen, kaum, daß sie aus dem Haus sind, begegnet ihnen wieder dieser SS-Mann Krämer. Mit durchdringendem Blick schaut er sie an und kommt dann auf die Jungen zugelaufen. Er erklärt ihnen, für den Fall, daß er sie noch einmal beim Lauschen oder auch in der unmittelbaren Nähe seines Hauses erwischt, würde es ihnen sehr schlecht ergehen. Die drei sind sehr erschrocken und rennen ihm davon, bis sie ihn nicht mehr erblicken können. Nachdem
Edmund, Wilfried und Adolf mind. 1 km gerannt sind, legen sie erst einmal eine Verschnaufpause ein. Diesem Mann dürfen sie nicht noch einmal begegnen, sonst sind sie geliefert.
Die kommende Nacht verbringen die Jungen nun nicht so gut. Schreckliche Alpträume verfolgen sie im Schlaf. Als nun endlich der nächste Tag anbricht, sind die Jungen froh, denn dies bedeutet wenigstens das Ende der schrecklichen Träume. Aber diesmal nehmen die Jungen einen anderen Weg zum Spazierengehen, als an Helmut Krämers Haus vorbei.
Doch kaum sitzen sie eine Stunde später in einem Straßencafe, erblicken sie am Tisch gegenüber schon wieder diesen SS-Mann. Das ist doch wirklich nicht mehr zum Aushalten. Diesmal haben sie ernsthaft versucht, diesem Kerl aus dem Weg zu gehen und doch treffen sie ihn hier wieder. Auch Krämer erspäht die Jungen und wirft ihnen einen Blick zu, daß ihnen Angst und Bange wird. Nach drei Minuten kommt er dann auf sie zu. Er fragt sie, ob sie nicht mehr wüßten, was er ihnen das letzte Mal gesagt hat? Edmund, Wilfried und Adolf erklären ihm, daß sie es sehr wohl
wüßten, aber daß das Treffen hier im Cafe nur ein purer Zufall sei. Krämer gibt sich dann mit dieser Erklärung zufrieden, denn er sieht den Jungen an, daß sie die Wahrheit sprechen. Dann geht es noch 10 Minuten, bis Krämer das Cafe verläßt. Doch die Jungen warten mit dem Zahlen bewußt noch eine Weile. Erst nach 20 Minuten verlassen sie dann gemeinsam das Cafe. Zuerst sehen sie ganz ängstlich um sich, aber von diesem Krämer ist weit und breit nichts mehr zu sehen.
Die kommende Nacht schlafen die drei Jungen gut, aber allerdings nur
bis 1 Uhr nachts, denn durch ein schreckliches Geräusch werden sie aufgeweckt. Nach 2 Minuten wird ihnen klar, es ist Fliegeralarm, denn sie befinden sich mitten im Krieg 1943; und es ist der Luftkrieg zwischen England und Deutschland. Im Mietshaus ist bald schon alles auf den Beinen, damit die Leute noch schnell genug in den Bunker kommen. Danach dauert es noch 5 Minuten und es geht los. Ein Getöse, ein Gewackel und das Geschrei der Leute im Bunker, all das ist bald nicht für die Jungen auszuhalten. Sie erleben hier das zum ersten Mal in ihrem Leben,
was es heißt, wenn Krieg ist, denn als Kinder des Friedens haben sie sich das nicht vorstellen können. Wenn sie sich überhaupt dafür interessiert haben, so waren dies noch die Erzählungen der Väter und Großväter, vielleicht noch mal hier und da ein Film darüber, aber dann war die Sache gelaufen. Aber wie es wirklich ist, das kann sich nur jemand vorstellen, wenn er es selbst erlebt. Nun, Edmund, Wilfried und Adolf erleben das alles jetzt, so absurd es auch ist, im Jahre 1965 geboren zu sein und den 2. Weltkrieg von 1939-1945 mitzuerleben. Diese Nacht ist eine
der schlimmsten Bombardierungen, nachdem Goebbels ein paar Tage zuvor zum totalen Krieg aufgerufen hatte. Über eine Stunde dauert der Bombenangriff und die drei Jungen sind wie gelähmt. Nach dieser schrecklichen Stunde gehen alle Leute wieder hoch in ihre Zimmer. Doch kaum sind alle oben, müssen sie auch schon wieder runter, denn es folgt bereits der zweite Angriff und die Sirenen gehen wieder los. Doch diesmal sitzen sie 3 Stunden im Luftschutzkeller. Dieser Angriff dauert bis morgens um 5 Uhr. Als diese schreckliche Nacht zu Ende ist, fallen sich die drei Jungen
schluchzend in die Arme. Dies werden sie nie ver-
gessen, so lange sie leben.
Als sie am anderen Morgen das Mietshaus betrachten, merken die Jungen, daß das Gebäude hier zum guten Glück keinen großen Schaden davongetragen hat. In München geht es noch, aber aus den Meldungen an diesem Tag erfahren die drei Jungen, daß Berlin bis zur Hälfte zerstört ist. Aber der Führer spricht durch den Rundfunk von Durchhalten und nochmals Durchhalten und dabei sterben die Menschen zu Millionen. Am liebsten würden Edmund, Wilfried
und Adolf ihn umbringen, wenn das möglich wäre. Sie steigern sich in diese Zeit hinein, wie wenn es ihre eigene wäre, denn sie erleben diese Zeit wie ihre eigene. Manchmal denken sie, daß das alles nur ein Traum ist, der einmal zu Ende geht, aber er geht nicht zu Ende, weil es gar keiner ist. Nach dem Mittagessen legen sich die drei Jungen schlafen, denn sie haben viel davon nachzuholen.
Abends um 8 Uhr sind sie auf der Straße. Jetzt ist es dunkel, und der Krämer kann sie nun nicht mehr so leicht erkennen, wenn sie ihm nachspionieren. An seinem Haus
angekommen, sehen sie Licht in Krämers Haus brennen. Er scheint mit seiner Frau allein zu sein. Da das Küchenfenster einen Spalt offen steht, können sie verstehen, was Krämer zu seiner Frau sagt. Er erklärt ihr, daß morgen der Führer nach München kommt und daß er mit ihm eine Verabredung hat. Sie wollen sich nachmittags um 3 Uhr im englischen Garten in München treffen, um weitere Punkte miteinander zu besprechen, besonders über die Endlösung der Judenfrage. Als die drei Jungen das hören, ist ihnen alles klar. Sie sind so schockiert über die Dinge, die
hier geschehen, daß sie nicht mehr daran zu denken wagen. Aber diese Verabredung am nächsten Tag wollen sie sich nicht entgehen lassen.
Punkt 3 Uhr des nächsten Tages sind die Jungen im englischen Garten in München und sehen sich um. Aber zunächst ist von Adolf Hitler und diesem Krämer nichts zu sehen. 20 Minuten vergehen noch, bis Helmut Krämer als Erster erscheint und auf einer Sitzbank Platz nimmt. Die Jungen verstecken sich hinter einem Baum, damit sie Krämer ungestört beobachten können. Danach vergehen noch
weitere 5 Minuten und dann erscheint auch der Führer. Krämer winkt ihn heran, und schon setzt sich dieser zu ihm hin. Die Jungen werfen sich nur einen kurzen Blick zu und beobachten dann das weitere Geschehen. Da kommen sie auch schon bald auf das Thema zu sprechen. Es ist von einem Lager die Rede, wo Krämer die Aufsicht leiten soll. Dort befinden sich Juden und Hitlergegner. Dieser Krämer hat die Aufgabe, diese Leute ins Jenseits zu befördern. Die Jungen verlassen nun ihr Versteck, denn sie können nicht mehr länger mitanhören, wie über die
Ermordung von Menschen gesprochen wird, so als würde es sich um die natürlichste Sache der Welt handeln. Edmund, Wilfried und Adolf wären heilfroh, wenn sie wieder in ihre alte Zeit zurückkehren könnten, um diesem Spuk so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten. Daß dies noch in dieser Nacht geschehen soll, davon haben sie natürlich noch keine Ahnung. Die drei Jungen können in dieser Nacht gar nicht richtig in den Schlaf kommen. Das bisher Geschehene läßt sie immer unruhiger werden, bis nachts um 12 Uhr ein seltsames Geräusch in
ihrem Zimmer zu vernehmen ist. Dieses Geräusch kommt ihnen nur zu vertraut vor. Ein Klirren, die Schritte und der jämmerliche Gesang. Auf einmal können sich die drei Jungen nicht mehr bewegen und sie verlieren für einen Augenblick das Bewußtsein; und dann fühlen sie sich wie von einem Sog fortgetragen.
Am anderen Morgen wachen die Jungen auf und sehen erstaunt um sich. Sie sind wieder in ihrer alten Zeit im Jahre 1985. Zuerst wollen sie es gar nicht glauben, aber es ist wahr. Nun, da sie wieder in der alten Zeit sind, beschließen sie
gleich Hilfe bei dem Parapsychologen Ludwig Niehlsen zu holen. Dieser wohnt in einem komfortablen Bungalow. Er ist 50 Jahre alt und hat weiße Haare, die vom Kopf zu weit abstehen. Im Gesicht sieht er jünger aus als er ist, denn Falten sind noch keine zu sehen. Er hat blaue Augen und eine hervorstehende Nase. Edmund ist sogar der Meinung, daß er fast so wie Einstein aussieht. Kurz und gut gesagt, sie sehen diesem Wissenschaftler an, daß er sich mit außergewöhnlichen Dingen beschäftigt. Zuerst finden die Jungen keine Worte, aber dann
sprudelt es nur so aus ihnen heraus. Eine Stunde und 45 Minuten brauchen Edmund, Wilfried und Adolf bis sie dem Wissenschaftler ihre ganze erlebte Geschichte erzählt haben. Niehlsens Gesicht ist es anzusehen, daß dies keine leichte Aufgabe für ihn sein wird. Er hat schon viele Geister wieder zurück ins Jenseits befördert, aber ob er gegen Geister ankommt, die Leute in eine andere Zeit versetzen, das kann er den Jungen auch nicht versprechen. Auf jeden Fall will der Wissenschaftler die kommende Nacht im Hause von Edmund und Wilfried verbringen,
um die Dinge am eigenen Leib zu erfahren.
Niehlsen und Edmund legen sich um 11 Uhr in das obere Zimmer schlafen, während Wilfried und Adolf auf der Couch vorlieb nehmen. Eine Stunde vergeht, aber es geschieht in dieser Nacht überhaupt nichts. Die Jungen können sich das gar nicht vorstellen. Am anderen Morgen sieht es fast so aus, als ob Niehlsen ihnen überhaupt keinen Glauben mehr schenken will. Aber als er vorgibt, die kommende Nacht auch wieder hierzubleiben, da sind sie dann doch beruhigt. Und siehe da,
in der kommenden Nacht sollten sie dafür umso mehr auf ihre Kosten kommen.
So ungefähr eine Stunde mögen die vier geschlafen haben, als ein furchtbarer Wind um das Haus weht. Mit Beginn des Windes schlägt die nahe Kirchenuhr die mitternächtliche Stunde und die vier fahren wie hypnotisiert aus ihrem Schlaf. Sie fühlen das nackte Grauen um sich herum, dann kommen Schritte auf die Couch zu, wo Wilfried und Adolf liegen. Eine eiskalte, unsichtbare Hand greift nach ihnen und Wilfried läßt einen Schrei fahren, daß es durch das
ganze Haus hallt. Auf einmal können sich die vier nicht mehr bewegen und aus dem Nichts materialisieren sich schreckliche Gestalten, so als könnte man glauben, das ganze Jenseits geistere in dieser Nacht in diesem Haus herum. Dieses Spektakel geht dann so fort bis morgens um 6 Uhr, dann hört es auf und unsere Freunde können ihre Glieder wieder bewegen. Und als Edmund wieder auf seinen Wek- ker schaut, da sieht er, daß dieser wieder um 12 Uhr stehengeblieben ist. Niehlsen hat schon viele Erfahrungen mit Geistern gehabt, durch seinen Beruf
als Parapsychologe, aber so eine Nacht wie diese, das hat er in seiner ganzen 15jährigen Tätigkeit in diesem Beruf noch nicht miterlebt.
Nach diesem Schreck müssen die vier erst einmal
frühstücken. Aber vergessen können sie das Ganze nie. Am Abend dieses Tages zelebrieren sie wieder dasselbe und um 12 Uhr geht es los, aber diesmal ist es ganz anders. Auf einmal scheinen sich die Gegenstände im Zimmer alleine zu bewegen. Der Tisch und der Schrank kommen auf Wilfried und Adolf zu. Sie wollen von der Couch
springen, aber der Unbekannte hält sie fest. Sie haben furchtbare Angst, denn die Gegenstände erdrücken sie bald. Niehlsen und Edmund kommen die Treppe heruntergelaufen weil sie durch das Gepolter aufgewacht sind. Doch kaum sind sie im Wohnzimmer angelangt, kommt der Tisch und der Schrank jetzt auch auf sie zu. Nun wollen ihnen Wilfried und Adolf zu Hilfe kommen, aber eine hypnotische Kraft hält sie fest.
Niehlsen und Edmund rennen die Treppe hoch und die Gegenstände fliegen ihnen hinterher. Sie kommen gerade noch ins
Schlafzimmer und können die Tür hinter sich schließen, als die Gegenstände gegen die Schlafzimmertür knallen. Wilfried und Adolf müssen Todesängste ausstehen und auch Niehlsen und Edmund sind wie gelähmt. Sie stehen die ganze Nacht vor der Schlafzimmertür und horchen, was unten geschieht. Das Spektakel dauert bis morgens um 6 Uhr an und dann kehrt endlich Ruhe in das Haus ein.
Als sie einander am anderen Morgen wieder heil sehen, kommt es ihnen wie ein Wunder vor, daß ihnen nichts geschehen ist.
Niehlsen ist der Meinung, daß dieser Mann, der früher in diesem Haus gewohnt hat, bestimmt schreckliche Dinge getan haben muß. Die kommende Nacht will Niehlsen mit diesem Geist Kontakt aufnehmen und ihn darüber ausfragen, warum er keine Ruhe finden kann. Sie beginnen mit der spiritistischen Sitzung schon um 11 Uhr, denn eine Stunde brauchen sie, bis sie zu dem Geist eine Verbindung hergestellt haben. Die vier sitzen um den Wohnzimmertisch herum und das Licht ist überall ausgeschaltet. Sie halten sich gegenseitig an den
Händen und murmeln Geisterbeschwörungen. Als sich der Zeiger der Uhr auf 12 Uhr Mitternacht nähert, da fahren im ganzen Haus wieder sämtliche Türen auf und ein eiskalter Wind fegt durch das Zimmer. Auf einmal beginnt Niehlsen aufzuschreien, das bedeutet so viel, wie, er hat mit dem Geist Kontakt aufgenommen. Danach vernehmen die drei anderen eine Unterhaltung, die der Parapsychologe mit dem jenseitigen Geist führt. Nachdem sich Niehlsen 10 Minuten mit dem Geist verständigt hat, hört das Spektakel nach Mitternacht auf, doch die vier
sitzen immer noch gespannt um den Wohnzimmertisch herum; aber es geschieht in dieser Nacht nichts mehr. Um 2 Uhr machen Edmund, Wilfried, Adolf und Niehlsen mit der Sitzung ein Ende. Eines ist klar, in dem Moment, wenn sie von sich aus mit dem Geist Kontakt aufnehmen, findet er seine Ruhe und hört auf zu spuken. Da müßte es auch möglich sein, daß er für immer die Ruhe findet. Aber Niehlsen hat in dem Gespräch überhaupt nicht viel über das frühere Leben diese Geistes herausbekommen. Ein paarmal gab er auf die Fragen des
Parapsychologen überhaupt keine Antwort. Nur auf die Frage, was er eigentlich im letzten Leben so Schlimmes getan hat, antwortete der Geist: Daß er früher in diesem Haus gewohnt habe und Helmut Krämer hieß; und daß er Schlimmes getan hat, aber nicht er alleine. Es hing mit der damaligen Regierung unter Adolf Hitler zusammen. Aber mehr sagte der Geist nicht.
Die vier beschließen, in der nächsten Nacht wieder eine Sitzung abzuhalten, vielleicht würden sie dann
mehr herausbekommen. Doch zuerst einmal will Niehlsen mit den
drei Jungen auf den Friedhof gehen, um das Grab von Krämer ausfindig zu machen. Nach 5 Minuten haben sie es gefunden. Auf dem Grabstein steht: Helmut Krämer, geb. 1904, gest. 1950, er wurde nur 46 Jahre alt. Das Grab ist verwahrlost und das Unkraut wächst darauf, weil das Grab von Krämer von niemand gepflegt wird. Die vier stehen immer noch vor dem Grab, als auf einmal ein Mann vor ihnen steht. Es ist der Mann, der früher in der Nachbarschaft von diesem Krämer gewohnt hat, aber schon im Jahre 1933 weggezogen ist. Er ist 81 Jahre alt und geht am Stock spazieren. Er
ist 1,82 m groß und sehr schlank. Von Kopf bis Fuß ist er schwarz gekleidet und sein Name ist Ludwig Huber. Auf die Frage des Alten hin, was die vier an diesem Grab so faszinieren würde, geben sie ihm die Antwort, daß sie nur zufällig hier auf dem Friedhof sind und sich nur mal die Gräber anschauen wollen. Aber dieses Grab sei ihnen besonders aufgefallen, weil es so verwahrlost ist. Da erklärt ihnen Ludwig Huber, daß das hier früher ein Schulkamerad von ihm gewesen ist. Als Edmund, Wilfried, Adolf und Niehlsen sich das Datum der Geburt ansehen, ist es ihnen klar,
Helmut Krämer wäre heute im Jahre 1985 bereits 81 Jahre alt, wenn er noch leben würde. Nachdem sie das erfahren haben, fragen sie Huber über seinen toten Schulkameraden aus. Helmut Krämer wäre schon als Kind ziemlich bösartig und verschlossen gewesen. Die Kinder in seiner Klasse hätte er mit Vorliebe verdroschen. Es gab für ihn kein größeres Vergnügen, als anderen zu schaden. Schon als Kind war er grausam und mit zunehmendem Alter wurde es immer schlimmer. Er hatte ein 20jähriges Mädchen vergewaltigt, weil sie nicht mit ihm
gehen wollte. Er saß danach ein Jahr im Jugendgefängnis und mit 21 Jahren wurde er entlassen. Er schwor sich damals, sich an dem Mädchen zu rächen, aber sie lief ihm glücklicherweise nie wieder unter die Füße. Dann 2 Jahre später, lernte er seine spätere Frau Lieselotte König, damals 21 Jahre alt, kennen. Mit 26 Jahren heiratete er sie. Sie wurde sogar mit ihm glücklich, doch was er so nebenbei trieb, darüber durfte sie ihn niemals ausfragen. Sie wußte zwar, daß er ein glühender Anhänger der NSDAP war, aber wie tief er in der Sache verwickelt war, darüber war
sie im Unklaren. Als Huber dann erfuhr, daß sein Schulfreund der Nazi-Partei beigetreten war, brach er den Kontakt mit ihm sofort ab; und hat ihn danach auch nie wieder gesehen, weil er dann auch wegzog. Aber am 11. März des Jahres 1950, da hätte ihn der Krämer angerufen und gesagt, er solle doch zu ihm kommen, denn es ginge ihm nicht gut. Das tat Ludwig Huber dann auch. Doch als er damals an der Haustür von Krämer klingelte, machte niemand auf. Da brach Huber mit ein paar Leuten aus der Nachbarschaft die Tür zu Krämers Haus auf. Als sie in das
Schlafzimmer kamen, lag er tot im Bett. Ursache seines Todes sei ein Herzinfarkt gewesen. Krämer lebte schon vier Jahre allein in dem Haus, denn seine Frau war schon 2 Jahre zuvor, mit 42 Jahren an Krebs gestorben. Er hielt das Alleinsein nicht länger aus und durch den Kummer wurde er herzkrank. Huber erfuhr von der Nachbarschaft damals, daß Krämer in eine ganz heikle Sache verwickelt sei; und zwar hätte es mit den Nazis zu tun gehabt. Nach dieser Aufklärung verabschiedet sich Huber und geht von dannen. Doch die vier haben jetzt eine
ganze Menge erfahren. Sie bleiben noch eine Weile vor Krämers Grab stehen und dann gehen sie nach Hause.
Mittlerweile ist es 6 Uhr abends geworden. Vier
Stunden lang bleiben die vier noch auf, dann legen sie sich schlafen. Niehlsen und Edmund schlafen wieder oben im Zimmer und Wilfried und Adolf wieder unten auf der Couch. Nachdem sie zwei Stunden geschlafen haben, klopft es um Mitternacht an die Tür. Wilfried und Adolf wachen daran auf und horchen ganz gespannt. Sie haben keine Ahnung, wer noch zu so einer
späten Sunde zu ihnen will. Als Adolf die Tür aufmachen will, hält ihn Wilfried zurück. Er gibt ihm zu verstehen, daß er vorsichtiger sein soll. Adolf schaut dann nur durch den Spion an der Tür, kann dann aber zu seinem großen Erstaunen niemand erkennen. Die zwei haben schon eine gewisse Ahnung, wer dieser „Jemand“ sein könnte; doch es ist schon 5 Minuten nach Mitternacht und der Spuk hat, wie sonst üblich, noch nicht begonnen. Wilfried und Adolf nehmen sich ganz fest vor, ja nicht die Tür aufzumachen, aber eine hypnotische Kraft hält sie davon ab.
Wie wenn sie von einer unbekannten Kraft gelenkt würden, laufen die zwei auf die Haustür zu und machen sie auf. Da erkennen sie den Mann, der in diesem Haus herumspukt und sie in eine andere Zeit versetzt hat. Sie wollen reden, aber keiner von den beiden hat die Kraft den Mund aufzumachen oder sich auch nur zu bewegen. Nach weiteren vier Minuten ist von den Jungs und auch von dem Geist nichts mehr zu sehen.
Eine viertel Stunde nach zwölf Uhr wachen Niehlsen und Edmund auf und wundern sich, daß es noch nicht unruhig geworden ist.
Niehlsen hat ein schlechtes Gefühl und geht nach unten, um nach den beiden zu sehen. Aber als er das Licht anmacht und so durch das Wohnzimmer schaut, sieht er niemanden. Er sieht in der Küche nach, aber auch hier ist niemand zu finden. Da bemerkt er, daß die Haustür offensteht; aber es ist auch niemand draußen vor
dem Eingang. Ganz schockiert erzählt er Edmund, daß die beiden nicht aufzufinden sind. Edmund und Niehlsen ist nun klar, daß Wilfried und Adolf von dem Geist geholt und bestimmt wieder in das Jahr 1943 versetzt worden sind:
und so war es dann auch. Adolf und Wilfried stehen mit einem Male mitten im Haus des SS-Mannes Krämer. Danach verlassen sie es sofort, denn er durfte sie auf keinen Fall erwischen. Sie mieten sich wieder das gleiche Zimmer wie das letzte Mal, denn die Reichsmark haben sie noch in der Tasche. Schon wieder sind wir hier in dieser Zeit und die zwei anderen suchen uns bestimmt schon, denken Wilfried und Adolf! Aber wie in jedem Fall mußte auch aus dieser Situation wieder das Beste gemacht werden.
Als die zwei Abends in ihren neuen Betten liegen, ist wieder das
furchtbare Geräusch zu hören. Kein Wunder, die Luftschlacht zwischen England und Deutschland nimmt schlimmere Ausmaße an. Sofort rennen die Jungen aus ihren Betten und zusammen mit anderen Mietbewohnern hinunter in den Luftschutzkeller. Kaum zwei Minuten vergehen, da fallen auch schon die ersten Bomben. Wie das letzte Mal, sterben die Jungen wieder fast vor Angst.
Doch es dauert über zwei Stunden, bis der ganze Angriff vorbei ist. Dann können alle wieder nach oben gehen. Es sind nur die oberen Stockwerke des 10-stöckigen
Mietshauses zerstört. Adolf und Wilfrieds Zimmer sind unbeschädigt, denn sie liegen im 5. Stock. Doch den Rest der Nacht können sie nicht mehr schlafen, denn die Angst vor dem nächsten Angriff ist viel zu groß. Aber die Nacht geht ohne weitere Zwischenfälle vorbei.
Am anderen Morgen laufen Wilfried und Adolf durch die zerbombte Stadt. So sieht es fast überall hier in Deutschland aus und wer ein bißchen darüber nachdenkt, weiß, daß die Nazis den Krieg schon so gut wie verloren haben. Nachdem die zwei Jungen 3
Minuten zu Fuß gegangen sind, sehen sie jemand vor sich stehen. Es ist kein anderer als Helmut Krämer. Ganz erschrocken sehen sie ihm ins Gesicht und rennen sofort davon. Nach einigen Minuten halten die Jungen an und wagen zum ersten Mal, hinter sich zu sehen, ob er ihnen überhaupt gefolgt ist. Aber er ist weit und breit nicht zu sehen. Jetzt war es gut, wenn auch Niehlsen und Emund hier wären, denken die beiden Jungen?
Aber Niehlsen und Edmund sitzen in der Zwischenzeit im Wohnzimmer und beraten, was zu
tun ist, um zu den beiden Jungen zurückzufinden. Niehlsen will in der kommenden Nacht eine Sitzung mit Edmund abhalten und den Geist dann darum bitten, daß er sie zu Wilfried und Adolf in die Zeit schicken soll. So um 11.00 Uhr beginnen Niehlsen und Edmund mit der Sitzung. Dann, als es kurz vor zwölf Uhr ist, fahren im Hause wieder sämtliche Türen auf und ein eiskalter Wind fegt durch das Haus. Die beiden halten sich an den Händen fest und ein Zittern bebt durch ihren Körper. Auf einmal ist es den zwei, wie wenn sie vom Boden abheben würden und auf
einmal finden sie sich händchenhaltend wieder mitten im Wohnzimmer.
Aber nur mit dem Unterschied, daß es jetzt das Wohnzimmer von 1943 ist. Der Wissenschaftler macht sofort das Licht im Wohnzimmer an und ist ganz verstört, als er das alte Zimmer erblickt. Über sich hören Edmund und Niehlsen ein Geräusch, sie wissen, es ist dieser Krämer, der da oben im Schlafzimmer herumläuft. Da kommt er auch schon die Treppe herunter. Ganz schnell rennen die zwei zur Tür, damit Krämer sie hier nicht mehr erblickt. Im Dunkel der
Nacht sehen sie, fünf Meter von ihnen
entfernt, zwei Gestalten, die direkt auf sie zukommen. Als die Gestalten näher kommen, erkennen sie, daß es Wilfried und Adolf sind. Vor lauter Glück, daß sie einander gefunden haben, fallen sie sich in die Arme. Niehlsen und Edmund wohnen von nun an in dem gleichen Mietshaus wie Wilfried und Adolf.
Fünf ganze Tage vergehen in der neuen Zeit ohne Zwischenfälle. Nicht einmal der SS-Mann läuft ihnen über den Weg. Aber dann am 6. Tag kommt eine Meldung über
den Rundfunk, daß der Reichskanzler und Führer Adolf Hitler am nächsten Tag nach München kommt. Die vier können sich nun denken, daß Hitler und dieser Krämer auf jeden Fall ein Treffen miteinander vereinbaren. Da können sie bestimmt wieder eine ganze Menge erfahren. So erwarten also unsere vier Freunde den nächsten Tag mit großer Spannung.
Morgens um 6 Uhr stehen sie schon auf, denn vor lauter Unruhe können sie nicht mehr schlafen. Um 7 Uhr sind sie dann auf der Straße und halten nach allen Seiten hin
Ausschau. Auf 10 Uhr war die Ankunft des Führers angesagt. Gegen 9 Uhr fahren sie mit der ersten Straßenbahn nach München und um 9.45 Uhr kommen sie dort an.
An allen Plätzen dieser Weltstadt stehen die Menschenmassen bereit, um ihren Führer zu sehen. Die vier stehen auch schon bald am Straßenrand; und da erblicken sie auch schon diesen Krämer. Doch es wird halb elf, bis der Führer, begleitet von Dr. Josef Goebbels, Hermann Göring, und seinen Leibwächtern in München erscheint. Das Geschrei und das
Gejubel der Menschen ist danach nicht mehr auszuhalten. Unsere Freunde müssen sich die Ohren zuhalten, denn das, was um sie herum geschieht, ist die reinste Massenhysterie.
Da von der anderen Straßenseite, wirft ihnen dieser
SS-Mann einen drohenden Blick zu. Er hat sie erspäht und das gefällt ihnen natürlich überhaupt nicht. Jetzt müssen sie doppelt auf der Hut sein, damit sie ein Gespräch zwischen Krämer und Hitler überhaupt mitanhören können, ohne daß einer von ihnen Verdacht schöpft. Aber die vier tun so, als ob
sie den SS-Mann überhaupt nicht sehen würden. Doch sie merken, die ganze halbe Stunde, solange wie das Spektakel dauert, bleibt sein Blick an ihnen haften. Da werfen sich Krämer und Hitler einen Blick zu und winken einander. Bestimmt werden wir heute auf unsere Kosten kommen, denken die vier.
Als nun die meisten Menschen von der Straße verschwunden sind, verstecken sich die vier hinter einer Straßensäule und bekommen so den Treffpunkt zwischen Hitler und Krämer heraus. Dieser ist im Bürgerbräukeller in München nachmittags um zwei Uhr. Bis dahin
sind es noch zwei Stunden. Daher beschließen sie, erst einmal Mittag zu essen und zwar in dem teuren Hotel “Imperial“ in München. Einmal würden sie sich das leisten können, denken sie!
Punkt zwölf Uhr sitzen sie an einem prunkvoll gedeckten Tisch. Fünf Minuten nach Bestellung kommt schon ihr Mittagessen. Vor lauter Essen bemerken sie gar nicht, wer am Tisch hinter ihnen Platz nimmt. Erst als Niehlsen die Toilette suchen will und gerade aufsteht, traut er seinen Augen nicht. Hinter ihnen am Tisch sitzt Hitler mitsamt Goebbels, Göring und den
Leibwächtern. Niehlsen hat nun gar keine andere Wahl, als die Berühmtheiten am Tisch zu begrüßen. Zum guten Glück ist dieser bei der ersten Zeitreise nicht dabeigewesen, sonst würde man auch ihn erkennen. Die anderen drei kapieren nun auch was los ist, und keiner von ihnen dreht sich auch nur einmal herum, denn ihre Gesichter hatten die anderen schon gesehen. Die drei verhalten sich also ganz still und tun so, als ob sie von alledem nichts mitbekommen würden. Niehlsen spricht eine halbe Stunde mit dem Führer und seinem Gefolge über belanglose
Dinge, bis dieser ihm sagt, daß er jetzt doch aufbrechen müsse, da er heute Nachmittag um zwei Uhr noch eine Verabredung mit einem Freund hätte. Mittlerweile ist es schon 1 Uhr geworden. Niehlsen verabschiedet sich von Hitler, Göring, Goebbels und seinen Leibwächtern und kehrt an den Tisch zu seinen drei Freunden zurück. Er gibt ihnen zu verstehen, daß sie noch einmal mächtiges Glück gehabt haben. Das können sie wirklich Glück nennen, wenn der sie gesehen hätte, dann wäre es aus gewesen. Diesmal hätten sie eine Antwort geben müssen, aus
welchem Grunde sie immer spionieren. Aber zum guten Glück ging alles gut und nach drei Minuten verlassen auch sie das Hotel “Imperial“ und machen sich auf den Weg Richtung Bürgerbräukeller, wo das Treffen zwischen Krämer und Hitler stattfinden soll.
Sie kommen um halb zwei am Bürgerbräukeller an. Doch als die vier hineinschauen, ist der Führer und auch der Krämer noch nicht zu erblicken. Die vier Freunde gehen sodann hinüber auf die andere Straßenseite und verstecken sich in einer kleinen Kapelle, die zur
Besichtigung offensteht. Nach einer viertel Stunde kommen die Erwarteten am Bürgerbräukeller an. Niehlsen, Edmund, Wilfried und Adolf drücken die Kirchentür ein wenig auf und schauen durch den Spalt. Krämer und Hitler bleiben vor dem Eingang des Kellers stehen und es scheint so, als würden sie noch jemand erwarten. So ist es dann auch. Nach fünf Minuten kommen Dr. Goebbels und Hermann Göring hinzu. Dann gehen die vier zusammen hinein in den Keller. Niehlsen und die drei Jungen warten noch eine Weile, dann verlassen sie die Kapelle und
laufen über die Straße. Niehlsen wirft zuerst einen Blick hinein in den Keller und sieht, daß Hitler, Goebbels, Göring und dieser Krämer in einem Nebenzimmer sitzen und sich lebhaft unterhalten. Danach winkt Niehlsen die Jungen herein und sie setzen sich direkt an einen Tisch vor dem Nebenzimmer, sodaß sie mitanhören können, was gesprochen wird. Es ist die Rede von einem Transport, der morgen oder übermorgen in einem Lager ankommen soll. In dem soll Krämer die Aufsicht leiten. Die vier bekommen noch mit, daß sich dieses Lager außerhalb von
München befinden soll. Dann fallen noch die Worte wie “Endlösung“ und Erhaltung der arischen Rasse und dann wird so leise gesprochen, daß sie beim besten Willen nichts mehr verstehen können. Als sie nun merken, daß weiter nichts mehr herauszubekommen ist, verlassen sie den Bürgerbräukeller. Sie sind froh, daß ihnen endlich wieder frische Luft um die Nase weht. Sie müssen heute oder morgen an dieses Lager herankommen, um den Transport zu beobachten, der ankommt, und was Krämer hierbei zu tun hat.
Gegen drei Uhr nachmittags sind
die vier wieder in ihrer Mietswohnung angelangt und legen sich schon um vier Uhr nachmittags schlafen, sodaß sie gegen Mitternacht wach sind. Sie können ja nie wissen, ob nicht wieder ein Luftangriff erfogt, aber diese Nacht bleibt ruhig und Niehlsen, Edmund, Wilfried und Adolf laufen schon um ein Uhr nachts unruhig auf der Straße hin- und her. Fünf Minuten lang geht das so, als auf einmal hinter ihnen Schritte zu hören sind. Als sie sich herumdrehen, sehen sie in ein haßverzerrtes Gesicht. Es ist das Gesicht des SS-Mannes Krämer. Jetzt wird es aus sein mit ihnen,
das ist sofort ihr erster Gedanke! Doch als Krämer in das
Gesicht von Niehlsen blickt, wird er danach schon freundlicher. Denn diesen Mann hat er bis jetzt noch nie gesehen; und deshalb schaut er sich die anderen drei Gestalten gar nicht so genau an. Er entschuldigt sich kurz und geht wieder von dannen. Die vier beschließen, nach diesem Vorfall, wieder zurück in ihre Wohnung zu gehen und diese vor dem Morgengrauen auch nicht mehr zu verlassen. So gesagt, so getan, vor morgens um acht Uhr verlassen sie ihre Wohnung nicht mehr. Sie wissen, jetzt müssen sie
das Lager ausfindig machen.
Nach einer Stunde, so um neun Uhr, haben sie das Lager gefunden. Unzählige Wachposten mit Hakenkreuzbinden am Oberarm stehen vor dem Eingang. Um das Lager herum befindet sich eine Menge Gebüsch; ein gutes Versteck für Niehlsen und die Jungen. Wenn sie sich hier im meterhohen Gebüsch ruhig verhalten, kann ihnen gar nichts mehr passieren. Gegen halb zehn Uhr kommt Krämer und die Wachen lassen ihn sofort durch. Krämer trägt auch die braune SS-Uniform mit der Hakenkreuzbinde am Oberarm ,
schwarze Stiefel bis fast an die Knie und eine Offizierskappe auf dem Kopf. Die vier halten fast den Atem an. Doch sie müssen nun in das Innere dieses Lagers gelangen, um zu sehen, was hier gespielt wird. Aber wie sollen sie das nur anstellen? Nach dieser Überlegung verlassen die vier die Umgebung des Lagers und überlegen, was zu tun ist. Da haben sie auch schon eine Idee.
Niehlsen kauft sich in einem Laden die schönste SS- Uniform und nun sieht er aus wie einer von ihnen. So würde er bestimmt durch die Wachposten kommen. Den Wachen
würde er erklären, der Führer hätte ihn im nachhinein geschickt, um Krämer bei seiner Aufgabe zu helfen. Er bekommt auch keine Schwierigkeiten und die Wachen lassen ihn sofort durch.
Nachdem Niehlsen den Eingang erreicht hat, erblickt er auch schon diesen Helmut Krämer, aber dieser sieht ihn noch nicht. Er durfte ihn auch nicht sehen und falls dies geschah, würde er ihm die gleiche Geschichte wie den Wachen erzählen. Aber wenn das Äußerste zu vermeiden ist, dann tut er es. Niehlsen sieht, wie Krämer eine schwere Eisentür aufschließt und
sie danach aufläßt, weil er sich zu sehr in Sicherheit wiegt; das aber ist für Ludwig Niehlsen die große Chance. Er wartet noch eine Weile, dann tritt er durch die Tür. Doch nach dieser Tür ist noch mal eine. Auch diese ist nicht verschlossen und er betritt gerade den dahinterliegenden Raum, als er Krämer in der Mitte des Raumes sieht. Dieser schlägt mit einer Peitsche auf die Gefangenen ein. Niehlsen tritt sofort hinter die Tür, um das weitere Geschehen zu beobachten. Nachdem Krämer die Gefangenen, es sind alles Juden, ausgepeitscht hat, müssen sie sich
ihrer Kleider entledigen und ganz nackt stehen sie nun alle im Raum. Niehlsen verschlägt es nach diesem Anblick fast die Sprache, denn das, was er bis jetzt nur aus Filmen oder Bücher gekannt hatte, sieht er nun in Wirklichkeit. Es ist nicht zu fassen, wie grausam das alles ist, wenn er das selbst miterleben muß. Nun müssen sich die Gefangenen alle in Reih und Glied aufstellen; Krämer öffnet danach noch eine andere Tür. Niehlsen macht den Spalt ein wenig breiter, damit er alles besser sehen kann. Die Juden treibt der SS- Mann alle in die dahinterliegende Kammer und als
einer von ihnen sich weigert, hineinzugehen, prügelt ihn dieser brutale Mensch doch wirklich zu Tode. Aber bei den anderen ist die Widerstandskraft schon lange gebrochen und sie wehren sich schon lange nicht mehr. Als Krämer seine Gefangenen in die Kammer getrieben hat, wünscht er ihnen eine gute
Reise ins Jenseits und verzieht sein Gesicht zu einem hämischen Grinsen. Niehlsen sieht, dieser Mann ist kein Mensch mehr, sondern eine Bestie. Danach schließt sich die Todeskammer und der SS- Mann läßt das Gas
einströmen. Nach zehn Minuten sind die hundert Gefangenen alle tot. Ludwig Niehlsen packt das nackte Grauen und er rennt, so schnell er kann, hinaus zum Ausgang des Lagers. Den Wachen erklärt er, daß er nach Beendigung der “Arbeit“ dem Führer sofort Bericht erstatten muß. Danach lassen sie ihn auch jetzt wieder ohne Kommentar passieren. Er läuft sofort zu seinen Freunden, die noch immer im Gebüsch lauern und dann verlassen sie gemeinsam das Lager.
Erst als sie wieder in ihrer Wohnung sind, erzählt Ludwig Niehlsen den drei Jungen sein eben
gemachtes Erlebnis. Die drei sind wie gelähmt vor Schreck. Keiner von ihnen hat nun mehr das Interesse, den neuen Transport der anderen Gefangenen abzuwarten. Es ist nun klar, was Helmut Krämer treibt. Er ist ein Massenmörder und diese finden bekanntlich nach ihrem Tod keine Ruhe, weil sie ihre Tat danach bereuen, aber nicht wissen wie sie die begangene Tat in körperlosem Zustand wieder gutmachen sollen. Für solche Leute gibt es keine andere Wahl, als wiedergeboren zu werden, um dann im nächsten Leben alles wieder gutmachen zu können. Aber zuerst
muß da einmal die Seele ihre Ruhe gefunden haben. Doch ihr nächstes Problem ist nun wie sie aus dieser Zeit wieder herauskommen. Niehlsen versucht es wieder mit einer Sitzung. Punkt elf Uhr abends sitzen die Zwillinge, ihr Arbeitskollege und Niehlsen um den Tisch herum und halten sich an den Händen, um den Geist zu beschwören. In der ersten halben Stunde geschieht nichts und sie geben die Hoffnung schon fast auf, aber eine viertel Stunde vor zwölf geht das Spektakel los. Alle Fenster in der Wohnung fahren auf und ein Windstoß fegt durch das Zimmer.
Es ist ihnen, wie wenn sie in die Lüfte gehoben werden und dann sind die vier wieder woanderst.
Aber da, wo im Jahre 1943 das alte Mietshaus stand, ist jetzt überhaupt kein Haus mehr, sondern ein gepflasterter Gehweg und sie befinden sich wieder im Jahre 1985, nur wenige Meter von ihrem jetzigen Haus entfernt. Die drei Jungen können es nicht fassen, daß sie schon das zweite Mal, durch einen Geist, der keine Ruhe findet, in die Zeit gereist sind. Der Parapsychologe aber hat dies zum erstenmal erlebt. Jetzt gilt es, dem schuldigen Geist seine Ruhe zu
geben, aber das ist leichter gesagt als getan. Zudem sind es jetzt schon drei Wochen, wo sie von der Arbeitsstelle ferngeblieben sind. Doch ihr Hausarzt schreibt sie am nächsten Tag noch drei weitere Wochen krank, damit sie die Zeit haben, dem Geheimnis weiter auf der Spur zu bleiben.
Den kommenden Tag verbringen die vier im Haus und schlafen, denn für die Nacht müssen sie wieder fit sein. Niehlsen hat vor, den Geist im Zimmer festzuhalten, damit er ihn therapieren kann. Dazu wird wieder eine spiritistische Sitzung abgehalten. Genau um 11.00 Uhr
sitzen sie wieder um den Tisch herum und halten sich an den Händen fest. Doch komischerweise geschieht in dieser Nacht überhaupt nichts. Sie warten eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, aber dann geben sie es auf. So geht es nun eine Woche lang, ohne daß sich noch Zwischenfälle ereignen.
Danach glaubt Niehlsen, daß der Geist von selbst seine selige Ruhe gefunden hat, indem er sie in seine Zeit zurückgeführt hat. Der Parapsychologe zieht sich in seine Villa zurück und läßt die drei Jungen in
diesem Haus allein, denn er glaubt nicht mehr an die nächste Erscheinung des Geistes.
Ein halbes Jahr lang ist in dem Haus nichts zu sehen und nichts zu hören. Auch die drei Jungen versuchen die Geschichte zu vergessen und gehen schon längst wieder ihrer Arbeit nach. Auch der Arbeitskollege Adolf Braun wohnt nicht mehr im Haus der Zwillinge. Nun sind sie wieder alleine. Doch Edmund und Wilfried haben dennoch manchmal das komische Gefühl, daß die Sache damit noch längst nicht erledigt ist. Sie wissen in dem Moment nicht, wie recht sie
noch haben sollen.
Ein halbes Jahr und drei Wochen vergehen, bis es an einem Freitag des Nachts wieder anfängt zu spuken. Die Zwillingsbrüder liegen wieder oben in ihrem Zimmer, als sie um zwölf Uhr von einem komischen Geräusch aufgeweckt werden. Jemand scheint die Treppe heraufzukommen, ein Geklopfe, ein Stöhnen und ein Gejammer geht wieder durch das ganze Haus. Dann kommt ein Wind auf und reißt sämtliche Türen und Fenster auf. Edmund und Wilfried fühlen, wie sie von einer unbekannten Kraft hypnotisiert werden, denn sie
können sich wieder nicht bewegen; und eine eiskalte Hand greift an die Brüder hin. Da spürt Edmund mit einem Mal, wie jemand in seinen Körper eindringt, um von ihm Besitz zu ergreifen. Edmund benimmt sich danach zwar ganz normal, aber sein Bruder merkt, daß er verändert wirkt; und später als sie miteinander spazieren gehen, gibt Edmund seltsame Dinge von sich. Er spricht von einem Lager, wo er wichtige Dinge zu erledigen hätte. Als Wilfried ihn fragt, ob er noch ganz normal sei, bemerkt Edmund, daß er nicht sein Bruder sei. Doch Wilfried will es
einfach nicht fassen, warum soll sein Bruder nicht mehr sein Bruder sein? Aber Edmund gibt ihm zu verstehen, daß er Helmut Krämer heißt, und den Körper von Edmund in Besitz genommen hatte. Nun fällt es Wilfried wie Schuppen von den Augen; daran hat er nicht gedacht, daß so ein Geist auch den Körper eines anderen besetzen kann. Es bleibt Wilfried gar nichts anderes übrig, als wieder den Parapsychologen Niehlsen zu bemühen, aber dazu kommt es leider nicht. Denn dieser Krämer droht ihm nun, daß er ihn umbringen wird, falls er ihn verrät.
Die beiden gehen nun ins Haus zurück und Wilfried muß strikt nach Helmut Krämers Anweisungen leben. Er will wissen, was Krämer eigentlich von ihm will? Doch dieser gibt ihm darauf keine Antwort.
Langsam wird es an diesem Samstagabend dunkel und es ist Vollmond. Wilfried stirbt fast vor Angst, wenn er daran denkt, in was für einer mißlichen Lage er sich befindet. Als dann die Kirchenuhr noch die mitternächtliche Stunde schlägt, läuft es ihm eiskalt über den Rücken und dann sieht er das Seltsame, das ihm fast die Sprache
verschlägt. Aus Edmunds Körper tritt eine Masse heraus. Den Umriss kann er genau erkennen, es sieht aus wie eine Spirale, die sich von der rechten Seite aus dem Körper Edmunds rollt und dann schwebt das „Etwas“ allein im Zimmer. Edmunds Körper ist nicht mehr im Besitz von Krämer. Nun sehen beide, wie das „Etwas“ Richtung Decke schwebt und dann bald nicht mehr zu sehen ist; und auch die ganze kommende Nacht geschieht nichts mehr. Als Wilfried seinen Bruder wieder normal sieht, fällt er ihm vor Freude um den Hals und drückt ihn an sich. Danach
unterhalten sich die Zwillinge über die so eben geschehenen Dinge. Edmund erklärt seinem Bruder, wie Krämer von seinem Körper Besitz ergriff und sein eigenes Ich in eine andere Ecke des Gehirns verdrängt hatte. Sein Bewußtsein war völlig ausgeschaltet und das andere Ich, das
Helmut Krämer hieß, besetzte sein Gehirn. Die beiden beschließen nun, sofort diesen Niehlsen wieder herbeizuholen. Denn für den Fall, daß sich solche Dinge noch einmal wiederholen würden, wissen sie nicht, ob sie sich da noch alleine wehren können. Wenn es Krämer
nicht freiwillig gewollt hätte, könnte er jetzt noch in Edmunds Körper sitzen. Aber was ist, wenn er es einmal nicht mehr will?
Doch als die Zwillingsbrüder zu Ludwig Niehlsen kommen, macht dieser ihnen zuerst nicht auf; erst nach fünfzehn Minuten. Sie erzählen ihm die ganze vorgefallene Geschichte und er scheint nicht einmal sonderlich beeindruckt davon. Das kommt den beiden schon komisch vor, aber sie machen sich weiter keine Gedanken darüber. Sie bitten Herrn Niehlsen, wieder zurück in das Haus zu kommen; um ihnen bei dieser Sache
zu helfen. Dieser stimmt sofort zu und geht mit den beiden nach Hause.
Am Sonntagabend gehen sie alle drei um neun Uhr ins Bett. Sie liegen alle drei oben im Zimmer. Wilfried und Edmund schlafen, aber Niehlsen liegt wach und wartet die mitternächtliche Stunde ab. Da schlägt die Kirchenuhr zwölf Uhr. Die Brüder schlafen immer noch tief und fest. Doch auf einmal sieht Niehlsen einen Nebel über die Bettdecke schweben und ganz schnell rennt er aus dem Bett, denn jemand will von ihm Besitz ergreifen. Von dem Lärm wachen
die Brüder dann auf, und sehen Niehlsen wie verrückt um das Bett herumrennen; denn eine Gestalt schwebt hinter ihm her. Doch dann auf einmal sehen sie die schwebende Gestalt nicht mehr, sondern nur noch Niehlsen; und dieser scheint auf einmal keine Angst mehr zu haben; denn er rennt vor nichts mehr davon. Die Zwillinge begreifen das sofort, dieser Krämer hat nun auch von Niehlsen Besitz ergriffen. Wilfried und Edmund rennen so schnell sie können aus dem Zimmer und schlagen die Tür hinter sich zu. Ganz erschöpft lehnen sie sich dann
dagegen. Sie zittern am ganzen Körper und haben furchtbare Angst. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, den Pastor Bernhard zu verständigen. Vielleicht könnte er ihnen helfen.
So gedacht, so getan, die beiden gehen sofort zu ihm und erzählen dem staunenden Mann die ganze erlebte Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Er verspricht, mit ihnen ins Haus zu kommen.
Zu dritt betreten sie um ein Uhr das Haus und sehen Niehlsen mitten im Wohnzimmer stehen. Die Brüder wollen schon den Pastor antreiben, aber Niehlsen gibt ihnen zu
verstehen, daß er nicht mehr von dem Geist Krämers besessen ist. Bernhard und die Zwillinge atmen erleichtert auf, aber nun ist der Geist wieder verschwunden und sie können gegen ihn wieder nichts mehr unternehmen. Der Pastor erzählt den drei seine seltsame Geschichte von diesem längst verstorbenen Mann. Eines Tages sei eine Frau zu ihm gekommen, und erzählte, daß sie den verstorbenen Mann über den Zebrastreifen gehen sah. Zuerst hätte sie ihn nicht erkannt, weil er einen Schlapphut auf hatte, der ihm fast das halbe Gesicht bedeckte. Aber dann, bei
genauerem hinsehen, erkannte sie ihn mit Schrecken. Er wurde auch von anderen Bewohnern Unterhachingens in den letzten zehn Jahren gesehen, viele Male am hellichten Tag. Nach dieser Erzählung des Pastors gibt nun auch Niehlsen seine Geschichte bekannt. Den beiden Jungen ist nun sofort klar, warum der Parapsychologe ihnen damals nicht gleich aufgemacht hat und warum er von ihrer Geschichte, die sie erzählt haben, gar nicht erstaunt war. Denn auch er ist von dem Geist Helmut Krämer fünfzehn Minuten lang besessen gewesen,
deshalb hat er ihnen nicht gleich aufgemacht. Wie sie diesem Geist, der in seinem irdischen Leben so viele schlechte Dinge getan hat, beikommen wollen, das weiß keiner von ihnen. Der Pastor beschließt nun auch, die kommende Nacht bei den Zwillingen zu verbringen. Edmund und Wilfried müssen für die nächsten drei Wochen wieder einen Krankenschein machen. Den Arbeitskollegen kommt das so langsam schon komisch vor, aber sie denken nicht weiter darüber nach.
Gleich am Montag erleben die vier eine Geschichte, daß ihnen hören-
und sehen vergeht. Sie liegen nun zu viert im Zimmer oben, ganz eingepfercht und halten einander an den Händen. Da schlägt die Kirchenuhr wieder zwölf Uhr und der Vollmond scheint durch das Fenster herein. Auf einmal fährt die Tür auf, eine Gestalt schwebt das Zimmer herein und der Gestalt schwebt noch eine andere hinterher. Die vier trauen ihren Augen nicht, sie sehen jetzt zwei Geister und einer schwebt hinter dem anderen her. Es sieht aus wie eine Verfolgungsjagd. Das Ganze geht so weiter bis um sechs Uhr früh. Aber sie wissen noch nicht,
wer der zweite Geist ist, der hinter Krämer herschwebt. Der Pastor gibt am nächsten Tag die Anweisung, daß es am besten ist, wenn sie Weihwasser durch das ganze Haus spritzen. Aber in der kommenden Nacht geschieht das Gleiche wieder. Sie sehen wieder zwei Geister und einer verfolgt den anderen. Doch mit jedem Tag, der vergeht, rätseln sie mehr und mehr darüber nach, wer der zweite Geist sein könnte. Eines ist ihnen klar, er muß mit Krämer im Jahre 1943 in Verbindung gebracht werden.
Doch in der dritten Nacht nehmen die zwei Geister Gestalt und Form
an. Sie sehen jetzt genauso aus, wie zu ihren Lebzeiten. Der eine ist Helmut Krämer, dem anderen sein Gesicht können sie zwar auch erkennen, aber leider wissen sie nicht, wer er ist. Darum ist es notwendig in das Jahr 1943 zurückzukehren, um zu sehen, mit welchen Leuten Helmut Krämer noch Kontakt hatte. Vielleicht würden sie dann den anderen unbekannten Geist herausbekommen.
Um das zu erreichen, halten die vier wieder eine Sitzung ab und beschwören den Geist. Kurz nachdem sie das getan haben, fegt
ein Windstoß durch das Zimmer, der alles vom Tisch herunter fegt. Die vier müssen sich an den Händen festhalten, denn der Wind zerreißt sie fast. Auf einmal ist ihnen, wie wenn sie von jemand in die Lüfte getragen werden und schon befinden sie sich in der anderen Zeit mitten in Helmut Krämers Wohnzimmer, das vorher noch ihr eigenes Zimmer gewesen ist. Jetzt heißt es aber, schnell raus aus dem Haus, bevor dieser SS-Mann sie bemerkt. Die ganze, restliche Nacht laufen sie dann im Freien spazieren, denn mitten in der Nacht können sie die Wohnung
nicht mieten.
Morgens um acht Uhr liegen sie dann in ihrer Mietswohnung sanft in den Betten und schlafen tief und fest bis nachmittags um drei Uhr. Um halb fünf sind sie dann auf der Straße und kommen direkt an Helmut Krämers Haus vorbei sind. Auf einmal bemerken sie, daß sie verfolgt werden. Der Pastor dreht sich herum und sieht diesen Krämer nun das erste Mal. Als dessen verhaßter Blick ihn trifft, wird es dem Pastor fast schlecht. Und siehe da, nun kommt der Krämer mit großen Schritten auf die vier zu. Er droht ihnen diesmal
und sagt: Wenn er sie das nächstemal noch einmal erwischt, dann wird er es dem Führer melden. Nach dieser Drohung geht er ins Haus zurück und knallt die Tür vor lauter Wut hinter sich zu. Wilfried, Edmund, Niehlsen und der Pastor wissen jetzt, wenn dieser Krämer sie noch einmal erwischt, dann werden sie bestimmt im KZ landen, weil sie schon zu viel wissen, von den Dingen, die hier geschehen. Um sieben Uhr abends sind die vier wieder im Haus und verlassen es diese Nacht nicht mehr. Sie überlegen hin und her, wie sie Krämer beobachten können,
ohne daß er sie sieht. Aber dies ist gar nicht so leicht. Da kommen die vier auf die richtige Lösung. Sie wollen sich demnächst Kleider kaufen und sich verkleiden.
Am nächsten Tag gegen Mittag haben sich die vier als Mönche verkleidet und gehen ganz unschuldig die Straße auf und ab. Einmal steht Krämer vor seiner Haustür und sieht ihnen nach, aber er bemerkt überhaupt nichts. Vielleicht kriegen sie so heraus, mit wem Krämer noch verkehrt. So vergehen ein paar Wochen im Jahre 1943, ohne daß sie Wichtiges erfahren können.
Aber dann kommt der Tag. Ein paar Leute laufen an ihnen vorbei und erzählen von einem Jungen in der Nachbarschaft, der seit zehn Tagen spurlos verschwunden ist. Aber keiner von diesen hat eine Ahnung, wo er sich befinden könnte.
Die vier sehen den Leuten hinterher und bemerken dann, daß diese neben ihrem Mietshaus wohnen. Also muß der verschwundene Junge hier von dieser Straße sein. Die Straße ist nicht sehr lang, es zählen nur so um die 40 Häuser dazu; und somit machen sich die vier am nächsten Tag auf den Weg und klappern ein
Haus nach dem anderen ab. Als sie am letzten ankommen, treffen sie eine Frau an, die einen jüdischen Jungen adoptiert hat. Sie ist 40 Jahre alt, 165 m groß, hat dunkles kurzes Haar und ist ganz schwarz angezogen. Sie hat blaue Augen und heißt Elisabeth Frankenberger. Sie erzählt den vier, daß ihr 15-jähriger Junge seit nunmehr zehn Tagen spurlos verschwunden ist. Nachmittags wollte er zu einem Freund und kam danach nicht mehr heim. Doch die vier tun so, als ob sie überhaupt keine Ahnung hätten, was in dieser schlimmen Zeit so vor sich geht. Sie wollen so
herauskriegen, ob die Frau überhaupt eine Ahnung davon hat, was mit ihrem Jungen passiert sein könnte. Doch sie merken bald, daß die Frau keine hat, und erzählen ihr ihre ganze erlebte Geschichte; und sie kann es kaum fassen. Die Frau arbeitet nun mit den vier zusammen, denn sie weiß, wenn sie es so nicht macht, wird sie von ihrem Sohn nichts erfahren. Dann vertraut sie ihnen noch an, daß im Zusammenhang mit diesem Krämer schon einmal jemand verschwunden ist, aber das ist schon 1933, im September, ein dreiviertel Jahr nach Hitlers
Machtergreifung, gewesen.
Die fünf machen sich auf den Weg, um den 15-jährigen Jungen ausfindig zu machen. Niehlsen ist sich so ziemlich sicher, daß der Junge sich in einem Lager befinden muß, denn er ist ja Jude. Niehlsen verkleidet sich, wie schon einmal, als SS-Mann und kommt so ungeschoren an den Wachen vorbei, indem er ihnen erzählt, er sei vom Führer persönlich hierher geschickt worden, um anstelle von Krämer die Leitung in diesem Lager zu übernehmen. In weiteren zehn Minuten betritt er dann den Raum, wo die Gefangenen miteinander
hausen. Aber ein Junge ist hier nicht dabei. Da wartet er eine Stunde und geht dann erst nach draußen, damit sie keinen Verdacht schöpfen. Die Wachen lassen ihn aber wieder ungehindert passieren. Er muß dann seinen vier Freunden den Mißerfolg in dieser Sache mitteilen. Die Frau ist ganz verzweifelt und weint sich bei den anderen aus. Jetzt müssen sie herauskriegen, ob der Junge nur woanderst versteckt oder aber vielleicht schon umgebracht worden ist. Die Befürchtung des Letzteren ist in dieser schrecklichen Zeit wohl aber das
Naheliegende, aber die Beweise fehlen. Es bleibt ihnen keine andere Möglichkeit, sie müssen diesen Krämer nun weiterhin beschatten. So gehen die fünf wieder zurück nach Unterhachingen. Doch kaum sind diese in ihrer Wohnung, werden sie schon von Krämer beschattet. Auch er will endlich herauskriegen, wer diese Leute sind, die auf einmal da sind, dann für einige Zeit wieder verschwinden und dann wieder auftauchen und was sie hier eigentlich wollen.
Am anderen Morgen, als sie wieder ihren gewohnten Gang am Haus des
SS-Mannes vorbei machen, ist er aber nicht zu erblicken. Die fünf haben noch keine Ahnung, daß sie beschattet werden. Auch den ganzen Tag ist der Krämer nicht zu sehen. Vielleicht könnten sie auch mal die Frau des SS-Mannes fragen? Niehlsen macht es sich zur Aufgabe, zu ihr hinzugehen. Er klopft dreimal an die Haustür, aber nichts rührt sich. Danach glaubt er, daß niemand zu Hause ist. Doch als er gerade weglaufen will, öffnet sich die Tür, und die blasse Frau des SS-Mannes sieht ängstlich um sich und winkt Niehlsen dann ins Haus herein. Als dieser die Frau fragt, wo
ihr Mann sei, sagt sie ihm, daß sie das nicht wisse. Sie weiß es eigentlich nie wo er ist, weil er immer sagt, daß die Dinge mit denen er zu tun hat, sie nichts angehen. Niehlsen erzählt dieser staunenden Frau alles, was sie bis jetzt schon erlebt haben. Diese ist von alledem so schockiert, daß sie sich kaum mehr fassen kann. Nach einer Stunde aber hat sich Liselotte nun so weit beruhigt und Niehlsen stellt ihr nun seine Freunde vor. Als diese die Geschichte auch bestätigen, muß sie es wohl oder übel glauben. Sie legen der Frau ans Herz, daß sie ihrem Mann in
den kommenden Tagen nachspionieren soll und sich vor allen Dingen nichts anmerken lassen soll. Sie stimmt
ihnen zu und geht wieder ins Haus zurück. Ihr Mann, ein Massenmörder, der keine Ruhe findet und im Jahre 1985 die Leute vergeistert und sie sogar in seine Zeit manipuliert, das ist einfach zu viel für sie, denn fassen kann sie das kaum.
Als ihr Mann am Abend vom Lager zurückkommt, bemerkt er sofort, daß seine Frau anderst ist als sonst. Er fragt, was mit ihr los ist, aber sie gibt ihm keine Antwort und wendet
sich entsetzt von ihm ab. Er kann sie an diesem Abend überhaupt nicht begreifen. In der Zwischenzeit stehen die vier immer noch auf der Straße und beraten miteinander. Sie haben ihre Mönchgewänder an, damit sie von Krämer nicht erkannt werden. Dieser Tag geht dann ereignislos vorüber, aber vielleicht bringt der nächste Tag Erfolg.
In dieser Nacht kann Niehlsen allerdings gar nicht recht schlafen und schaut zufällig zum Fenster hinaus auf die dunkle Straße. Da sieht er eine Gestalt, die andauernd hinauf in ihre Wohnung schaut.
Danach geht Niehlsen ohne seine Freunde nach draußen. Als er unten ankommt erkennt er, daß es dieser Krämer ist, der sie beobachtet. Ganz erschrocken wendet er sich wieder dem Eingang zu, denn der SS-Mann hat auch ihn gesehen. Wie ein Verrückter rennt er die Treppe zum fünften Stock hinauf und trommelt seine Freunde aus dem Bett. Jetzt müssen sie doppelt vorsichtig sein, denn dieser Krämer weiß jetzt, wo sie wohnen.
Als sie am anderen Morgen erwachen, ist von Krämer nichts mehr zu sehen. Niehlsen will nun wieder zu seiner Frau gehen und
ihr einen Besuch abstatten. Er klopft wieder dreimal an die Haustür und dann macht ihm die Frau auch schon sofort auf. Diese teilt ihm mit, daß ihr Mann heute morgen wieder in das Lager gegangen ist. Dann erzählt ihr Niehl- sen, daß ihr Mann jetzt weiß, wo er und seine Freunde wohnen. Die Frau merkt, daß ihr der Besucher nicht so recht glauben will. In der Tat ist es auch so, denn Niehlsen wird den Verdacht nicht los, daß Liselotte ihrem Mann von dieser Geschichte erzählt hat. Aber die Frau errät sofort seine Gedanken und versichert ihm, daß
kein einziges Wort darüber gefallen ist. Niehlsen hat keine andere Wahl, als ihr zu glauben; und sie weiterhin in seine Pläne einzuweihen. Sie soll heute morgen mit ihm und seinen Freunden zum Lager mitgehen; damit sie mit eigenen Augen beobachten kann, was ihr Mann da treibt. Dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen, das weiß sie, wird schrecklich sein. Nachdem die fünf nun die Adoptivmutter des Jungen abholen, besorgen sie sich noch SS-Uniformen und gehen dann zum Lager. Niehlsen und seine Gefährten kleiden sich im Gebüsch
um und kommen ungeschoren an den Wachen vorbei, indem sie ihnen erklären, der Führer hätte sie geschickt, um Krämer bei seiner Aufgabe zu helfen. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, das weiß Krämers Frau. Als sie an der zweiten Tür ankommen, sehen sie diesen Krämer, der wieder vor hundert Gefangenen steht und sie mit der Peitsche schlägt. Danach führt er sie in die Gaskammer. Seine Frau kann das nicht mehr länger mitansehen und erklärt den Wachen, daß ihr schlecht geworden ist. Die anderen sehen das schlimme Geschehen noch bis zum
Ende mit an, aber ein 15-jähriger Junge ist unter den hundert Gefangenen nicht dabeigewesen. Sie verlassen danach das Lager wieder. Krämers Frau wartet draußen auf sie. Sie hat sich noch nicht erholt von dem Schreck, sie weiß nur eines, zu ihrem Mann kann sie nicht mehr zurückgehen, denn mit einem Massenmörder kann sie nicht mehr länger unter einem Dach leben. Sie zieht mit den vier in ihre Mietswohnung, damit sie vor ihrem Mann in Sicherheit ist.
An diesem Abend, als der SS-Mann nach Hause kommt, findet er seine
Frau zu seinem großen Erstaunen nicht vor. Überall sucht er nach ihr, aber niemand kann ihm Auskunft geben, danach gibt er es auf. Die ganze Nacht kann er nicht mehr schlafen, denn die Dinge lassen ihm keine Ruhe mehr. Die fünf liegen alle in ihren Betten und schlafen allerdings besser als Krämer. Am nächsten Tag beobachten die fünf, als Mönche verkleidet, den Krämer wieder. Als sie am Haus vorbeikommen, steht er gerade an der Haustür, aber er bemerkt die fünf Gestalten überhaupt nicht. Diese aber verstecken sich hinter einem anderen Haus und
beobachten ihn weiter. Ein paar Minuten steht er regungslos da, aber dann läuft er davon und die fünf folgen ihm. Er nimmt die Straßenbahn nach München und wartet vor dem Hotel “Imperial“. Doch bis noch jemand kommt, vergeht eine halbe Stunde. Derjenige, auf den er wartet, ist Reichsmarschall Hermann Göring. Dieser winkt dem Krämer zu und sie verschwinden im Hotel. Es ist jetzt zwölf Uhr, also Mittagsstunde. Die fünf Mönche essen auch in diesem Hotel zu Mittag, um die beiden auszulauschen. In dieser Kluft werden sie bestimmt nicht
erkannt werden, ganz sicher. Sie setzen sich gerade an den Tisch gegenüber von Hermann Göring und Helmut Krämer. Die zwei werfen einen kurzen Blick auf die Neuankömmlinge, wenden sich dann aber wieder uninteressiert von ihnen ab. Die fünf bestellen sich was zum Essen und lauschen gespannt, was Göring und Krämer miteinander reden. Da fängt der SS-Mann an, über seine Frau zu reden, die abends, als er nach Hause kam, nicht mehr daheim war. Dann ist auch noch die Rede von vier Leuten, die ihm, Krämer, in der letzten Zeit besonders verdächtig
Vorkommen, die einmal auftauchen und auch genauso schnell wieder verschwinden. Als diese das hören, läuft es ihnen eiskalt über den Rücken. Zum guten Glück sind sie nun eine Person mehr, sonst wär es vermutlich noch aufgefallen. Dann reden sie auch noch von einem Jungen, der beim letzten Transport dabeigewesen ist. Aber was mit ihm geschehen sein soll, das bekommen unsere Freunde nicht mehr mit, denn es wird nun ganz leise gesprochen, so als würden die zwei fürchten, daß sie von jemand belauscht werden. Nun wissen die fünf, daß der Junge beim letzten
Transport schon dabei war. Ob sie ihn umgebracht haben oder nicht, ist nicht sicher, den sie kommen nicht immer alle in die Todeskammer; manche müssen noch eine Weile längerauf ihren Tod warten, und die, die besonders Glück haben, werden einmal aus dem Lager entlassen werden. Nun ja, den Rest mußte man nun selbst herausbekommen.
Göring und Krämer haben inzwischen das Hotel verlassen, das tun die fünf nach einer Weile auch. Mit der Straßenbahn fahren die fünf zurück nach Unter- hachingen in ihre Wohnung. Helmut Krämer
hat aber schon inzwischen die Gestapo alamiert und diese machen bereits die Straße unsicher, wegen dem Verschwinden von seiner Frau. Die Gestapoleute und Krämer kommen am Mietshaus an. Jetzt geht es ihnen an den Kragen, denken die fünf! Sie beschließen, den Gestapoleuten nicht aufzumachen. Zehnmal wird an der Wohnungstür geklingelt, aber sie geben keinen Laut von sich. Danach wird es Krämer und der Gestapo zu dumm, und sie laufen davon. Die fünf atmen erleichtert auf, das war noch einmal gutgegangen. Aber was wird sein, wenn die Gestapo noch
einmal kommt? Immerzu können sie nicht so tun, als wären sie nicht zu Hause.
An diesem Tag aber verlassen die fünf das Haus nicht mehr, denn die Angst sitzt noch viel zu tief. Doch am anderen Morgen klingelt es wieder an ihrer Wohnungstür und sie machen auch diesmal nicht auf. Nach einer viertel Stunde geben es diese auf, noch weiter zu klingeln. Doch da begeht Niehlsen einen folgenschweren Fehler. Er sieht hinaus auf die Straße, um zu beobachten, wer es ist, der da geklingelt hat. Da sieht er Göring und diesen Krämer. Aber dann
bekommt er das Gesicht nicht mehr schnell genug vom Fenster weg und somit erkennen sie ihn. Als er das seinen Gefährten mitteilt schelten sie ihn einen Idioten, aber nun ist es schon zu spät. Natürlich vergeht keine Minute und an ihrer Tür wird wieder geläutet. Nun bleibt ihnen keine andere Wahl, als zu öffnen. Pastor Bernhard geht an die Tür und fragt die beiden, was sie hier wollen? Dann bringen diese ihre Beschwerden vor. Die anderen überlegen inzwischen, wo sie Helmut Krämers Frau am besten verstecken können, falls die Leute in die Wohnung kommen. Die
Lösung ist schnell gefunden, sie verstecken sie unter dem Bett. Doch der Pastor bringt Göring und Krämer beschwichtigt. Er erklärt ihnen, daß er und seine Freunde nicht herumspionieren; und daß sie mit dem Verschwinden von Krämers Frau auch nichts zu tun haben. Die zwei schenken ihnen nun Glauben, es bleibt ihnen keine andere Wahl, denn beweisen können sie ihnen nichts, rein gar nichts. Und somit geht die Sache doch besser aus als sie dachten. In der nächsten Zeit werden sie auch nicht weiter belästigt, aber dieser Krämer wirft ihnen immer noch diesen Blick zu,
wenn er sie auf der Straße sieht.
Eines Abends erfahren sie dann die Wahrheit über diesen Jungen. Elisabeth Frankenberger ist da auch wieder dabei. Durch das offene Fenster können sie genau die Worte vestehen, die Göring zu diesem Krämer sagt: Haben sie denn den 15-jährigen Jungen von dieser Straße erledigt? Dieser antwortet mit ja. Jetzt brauchen sie nicht weiter mehr zu horchen, doch diese Wahrheit gibt ihnen einen Stich ins Herz und die ganze Nacht können sie nicht mehr richtig schlafen. Die Frankenberger will sich, nachdem sie die Wahrheit
erfahren hat, umbringen; aber die anderen nehmen sie diese Nacht mit in ihre Wohnung. Sie wollen nicht noch erleben, daß sich diese Frau was antut. Die ganze Nacht weint sie sich bei ihnen aus, erst gegen Morgen kommt sie zur Beruhigung und schläft ein. Auch ihre Freunde schlafen endlich und holen das Versäumte nach. Der andere Tag vergeht ohne Zwischenfälle. Diesen Krämer bekommen sie nicht mehr zu sehen. Aber was hält sie noch in dieser schrecklichen Zeit? Die Wahrheit haben sie ja soeben erfahren.
In der Nacht halten sie wieder eine
Sitzung ab, um den Geist zu beschwören, sie wieder in das Jahr 1985 zurückzuführen. Aber es gibt ein Problem, denn Helmut Krämers Frau will nicht mehr bei ihrem Mann in dieser Zeit bleiben. Die vier erklären sich bereit, diese Frau in ihre Zeit mitzunehmen, denn nichts ist ihr lieber als das. Doch in dieser Nacht können sie sich anstrengen wie sie wollen, es führt einfach nicht zu dem gewünschten Erfolg. Aber in der kommenden Nacht geht es. Um die mitternächtliche Stunde fegt wieder ein furchtbarer Wind durch das Haus und alle Türen fliegen mit
einem Ruck auf; und dann ist ein Umriss einer Gestalt zu erkennen; das Antlitz eines 15-jährigen Jungen und auch noch eines von einem längst verstorbenen Mann. Es sind der verschollene Junge und der SS-Mann. Dann, nach Erscheinen der zwei Geister, werden die vier in ihre alte Zeit zurückversetzt. Landen tun sie mitten auf der Straße, denn im Jahre 1985 steht hier das Mietshaus nicht mehr. Liselotte kann das überhaupt nicht fassen, was hier das erstemal mit ihr geschehen ist; und als sie erst noch das Haus erblickt, das im Jahre 1985 ganz
anders aussieht, traut sie ihren Augen nicht. Aber so langsam muß sie sich an die neuen Tatsachen gewöhnen.
Albert Einstein hat schon im Jahre 1905 die Relativitätstheorie erfunden. Zeit existiert normal überhaupt nicht, es gibt keine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles spielt sich auf einer Ebene ab. Zeit existiert nur als Maß der Einteilung, damit sich die irdischen Menschen daran orientieren können. Darum sind auch die Prophezeiungen der Propheten und Wahrsager möglich, weil alles auf einer Ebene liegt und
somit bereits schon geschehen ist. Das aber sind Tatsachen, die für einen klugen Menschen schon lange nichts mehr Neues sind, aber für einen normalen Menschen, der sich nicht mit diesen Dingen beschäftigt, unfassbar. Doch so langsam gewöhnt sich Liselotte auch daran, denn all dies ist noch besser zu verkraften, als ihr Leben noch länger an der Seite ihres Mannes zu verbringen.
Die kommende restliche Nacht geschieht nichts mehr in der alten Zeit und am anderen Morgen erwacht Liselotte in einer ganz anderen Umgebung, 42 Jahre in der
Zukunft. Hier wird sie nun den Rest ihres Lebens verbringen, denkt sie!
In der kommenden Nacht werden die fünf die zwei Geister wieder sehen. Sie schlafen alle oben im Zimmer. Bis um Mitternacht finden sie Schlaf, aber dann bekommt die Schlafzimmertür einen Stoß und was Unsichtbares kommt das Zimmer herein, aber Umrisse können sie diesmal keine erkennen. Da aber läßt Edmund einen Schrei fahren, denn eine eiskalte Hand greift an ihn hin. Dann mit einem Male nimmt die Gestalt Formen an und die fünf erkennen den 15-jährigen ermordeten Jungen aus
dem Jahre 1943. Auf einmal sagt diese mit lauter Stimme: „Ich werde mich an ihm rächen, er hat mich im Lager umgebracht.“ Die fünf sind so erschrocken, daß sie keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Da fragt Edmund den Geist, wie er sich denn an Krämer rächen will? Dieser antwortet: „Im Jenseits werde ich ihn verfolgen, ich werde ihm keine Ruhe mehr lassen, das ist das Schlimmste was ich dem schuldigen Geist antun kann.“ Doch kaum hat dieser den Satz ausgesprochen, fliegt die Tür auf und eine zweite Gestalt schwebt das Zimmer herein. Dies ist Helmut Krämer. Sofort geht
der Junge auf seinen Mörder zu. Es sieht fast so aus, als würden die zwei dann einen Ringkampf miteinander veranstalten. Aber der Junge traktiert seinen Mörder in geistiger Hinsicht. Die fünf wollen von ihren Betten aufstehen, aber keiner von ihnen kann sich mehr bewegen. Dies dauert an, bis sechs Uhr morgens, dann endlich kehrt Ruhe ein, aber es fragt sich nur wie lang.
Den anderen Tag verbringen die fünf mit Kartenspielen und Lesen. Einmal müssen sie sich mit anderen Dingen beschäftigen als nur mit Geistern, sonst kann es am Ende
passieren, daß sie noch verrückt davon werden. Wie immer geht auch dieser Tag viel zu schnell dem Ende zu und das Grauen vor der Nacht beginnt von Neuem. Es beginnt schon unruhig zu werden, als es noch nicht einmal Mitternacht ist. Als die fünf aufwachen, steht jemand am Türbogen. Aber diese Gestalt, die hier steht, sieht grauenhaft aus, denn sie besitzt jetzt einen Körper. Dieser aber ist schon halb zerfressen und verwest und das alte Nachthemd, das dieser Mensch einmal getragen hat, hängt in Fetzen an der Gestalt herab. Das
Gesicht ist so zerfressen, daß sie es beim besten
Willen nicht mehr erkennen können. Die Augen liegen tief in den Höhlen und sind blutunterlaufen. Danach fallen die fünf für ein paar Minuten in Ohnmacht und als sie wieder erwachen, ist die furchtbare Gestalt nicht mehr zu sehen; danach suchen sie das ganze Haus ab, aber es ist nichts mehr zu entdecken. Da beschließen sie, zum Friedhof zu laufen, vielleicht hat sich die Leiche dorthin geschleppt. Aber auch hier ist nichts, wie vom Erdboden ist diese Leiche
verschwunden. Die fünf warten die ganze Nacht in dem Haus ab, aber der Spuk kommt nicht wieder, erst in der kommenden Nacht ist es dann soweit.
Als es zwölf Uhr ist, ist es im Haus sehr unruhig. Ein furchtbares Gejammer kommt von unten und die fünf laufen die Treppe zum Wohnzimmer herunter und sehen die Gestalt. Sie hat denselben furchterregenden Anblick wie die Nacht zuvor. Die fünf fragen den Geist, warum daß er keine Ruhe findet? Da erklärt er ihnen er kann keine Ruhe finden, es plagen ihn einfach die Schuldgefühle von
damals aus der Nazi-Zeit. Er erzählt auch von dem 15-jährigen Jungen, den er umgebracht hat; und der jetzt auch als Geist hinter ihm her ist, um sich an ihm zu rächen. Liselotte hingegen steht fassungslos vor ihrem früheren Mann und muß andauernd auf sein entstelltes, zerfressenes Gesicht sehen und dabei wird ihr fast übel. Der Geist streckt ihnen nun seine halbverwesten Hände entgegen und die fünf fallen fast wieder in Ohnmacht. Nun muß sich Liselotte entsetzt abwenden, von dem, was einmal ihr Mann gewesen ist; danach dreht Helmut Krämer sein
furchtbares Gesicht Richtung Haustür. Sie alle wissen im nächsten Augenblick nicht, was jetzt los ist; aber da mit einem Male sehen sie eine zweite Gestalt, die auf Krämer zuschwebt. Diese nimmt nun auch Formen
an. Es ist der 15-jährige Junge, der umgebracht worden ist. Und dann sehen die fünf Furchtbares, was sie in ihrem ganzen Leben nicht wieder vergessen werden. Der Geist Egon Frankenbergers versucht sich in das Gehirn von Helmut Krämer einzunisten. Dieser fuchtelt mit Händen und Füßen um sich herum, aber sein Widersacher scheint nicht
nachgeben zu wollen, denn sogleich hat er den verwesten Körper seines Mörders besetzt und ihn in eine andere Ecke des Gehirns verdrängt, wo dieser halb verrückt wird vor warten. Nun spricht auf einmal Egon aus dem verwesten Körper. Der Junge gibt den fünf zu verstehen, für den Fall, daß sie ihn daran hindern werden, daß er sich an Krämer rächt, würde er sie auch umbringen. Diese sind ganz erschrocken über diese Drohung. Sie erklären ihm aber, daß er das nicht tun dürfe, da er sonst auch ein Mörder ist und somit seine Ruhe auch nie finden wird.
Bernhard und Niehlsen versprechen es Egon Frankenberger, daß sie es schaffen werden, daß er und dieser Krämer die Ruhe für immer finden werden. Sie müßten aper alles befolgen, was gesagt wird. Jetzt haben Bernhard und Niehlsen Hoffnung, denn nun sitzen alle zwei Geister in einem Körper. Der Pastor hat schon vielen Menschen geholfen, die von einem Geist besessen waren; aber hier handelt es sich nicht um eine lebende Person, sondern um zwei Geister, die einen schon, im Jahre 1950 verstorbenen Körper, besetzt halten. Aber es muß auch hier eine
Möglichkeit geben. Nach dieser Überlegung spritzt der Pastor Weihwasser auf den Körper und er und Niehlsen beschwören die Geister, daß sie ins Jenseits eingehen sollen. Nach unendlich langen zwei Stunden haben sie es geschafft, die Geister aus diesem halbverwesten Körper zu vertreiben. Sie sehen nun mit Entsetzen, wie sich der Körper von ganz alleine auflöst und nach sechs Minuten ist von ihm nichts mehr zu sehen und von den Geistern nichts mehr zu hören.
Nach dieser Exorzierung tritt nun für den Rest der Nacht Ruhe in
dieses Haus ein. Der Pastor und Niehlsen verabschieden sich von den Zwillingen und von Liselotte am nächsten Tag, weil für sie dieser Fall nun endlich erledigt ist. Jetzt sind die Zwillinge wieder alleine im Haus mit dieser Frau aus dem Jahre 1943.
Doch der Tag geht so schnell zu Ende und die Nacht bricht wieder an. Da schlafen die Zwillinge oben in ihrem Zimmer und Liselotte unten auf der Couch. Und siehe da, als es Mitternacht wird, hören sie keine Geräusche, keine Schritte, kein Gejammer, kein Geklopfe und auch keine Flugzeuggeräusche aus
dem Jahre 1943 mehr. Aber fünf Minuten nach Mitternacht klingelt es an der Haustür. Wilfried und Edmund schrecken aus dem Schlaf hoch, daß ihnen fast schlecht wird. Ganz vorsichtig schleichen sich die beiden zur Tür. Sie warten ein paar Minuten, bis sie öffnen. Aber dann sind die Zwillinge erleichtert, denn ihr nächtlicher Besucher ist kein anderer, als ihr Arbeitskollege Adolf Braun; und ihm erzählen sie nun den Rest der Geschichte, die er nicht mehr miterlebt hat.
Als dieser das alles hört, ist er zweimal froh, daß er da nicht mehr dabei war. Auf einmal drehen sich
die Zwillinge und ihr Arbeitskollege um und sehen eine Gestalt, die vor der Couch im Wohnzimmer ein Meter über den Boden hinwegschwebt. Die Gestalt ist Helmut Krämer. Fassungslos fragen die Zwillingsbrüder den Geist, ob er denn immer noch keine Ruhe gefunden hat? Da erklärt er ihnen: Daß er sehr wohl die Ruhe gefunden hat, aber daß seine Frau wieder in die richtige Zeit zurück müsse. Würden sie ihm seinen Wunsch nicht erfüllen, dann setze er seine Spukerei fort. Danach genehmigen die Zwillingsbrüder dem Krämer diesen Wunsch. Die
Frau wehrt sich zuerst natürlich dagegen, aber sie läßt sich dann erklären, daß der Mensch nicht so ohne weiteres in die Zeitgesetze eingreifen darf und gibt dem Wunsch ihres Mannes dann nach. Nach wenigen Minuten sind unsere Freunde wieder alleine im Haus. Helmut Krämer, Egon Frankenberger, und auch Liselotte sollten nie mehr zu ihnen zurückkehren.
Es vergeht ein halbes Jahr, bis die Zwillinge und ihr Arbeitskollege die Sache einigermaßen vergessen haben, aber mit jedem Tag, der vergeht, entfernen sie sich immer
mehr davon und sie wachen des Nachts auch nicht mehr aus schrecklichen Alpträumen auf. Edmund und Wilfried leben sodann glücklich bis an ihr Lebensende.
Ende.
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