Abflug
Und Absprung! Er springt ab, wie jeder in seiner Kompanie. Bereit zu kämpfen, bereit im Kugelhagel sein Leben für sein Land zu opfern. Sie alle sind abgesprungen, in der Hoffnung nicht schon in der Luft abgeschossen zu werden und zumindest sicher zu landen.
Freier Fall, was für ein Gefühl! Nur noch ein paar Sekunden und dann kann er landen. Er zieht an der Reißleine ... doch was ist das? Der Fallschirm öffnet sich nicht! Oh nein, noch einmal! Nein! Das kann doch wohl nicht wahr sein? Panik macht sich breit. Er reißt seine
Augen groß auf und überlegt fieberhaft was er noch machen könnte. Die Rettungsleine! Er zieht an der. Doch auch hier ... nichts! Was ist denn nur los? Sollte er jetzt wirklich nicht an einer Kugel sterben, sondern weil der Fallschirm sich nicht öffnete? Das konnte doch nur Ironie des Schicksals sein. So oft ist er schon gesprungen, so viele Landungen hat er er-und überlebt, und jetzt wo es um Leben und Tod geht, spielt dieser blöde Fallschirm nicht mit??? Er versucht es noch einmal, seine Augen werden immer größer, genau so wie sein Unverständnis. Wieso öffnet der sich denn nicht? Er schreit um Hilfe, doch seine Kameraden haben den Schirm schon alle geöffnet und befinden sich irgendwo über ihm in Anflug auf ihr Ziel, einem kleinen Bauernhof
in der Provence. Er sucht verzweifelt einen Ausweg, doch der Boden kommt immer näher. Wieso musste er auch ausgerechnet jetzt den Helden spielen?
Landung
Unerbittlich rast er dem Boden entgegen und schaut sich verzweifelt um. Da !... Ein riesengroßer Heuhaufen! Würde er es irgendwie hinbekommen dorthin zu gelangen? Vielleicht, wenn er es nicht versuchen würde, würde er es nie herausfinden. Aber, was war denn das daneben? Oh nein, würde er den Heuhaufen verpassen, würde er geradewegs in ein Gewächshaus fliegen. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt ... und schon gar nicht sein Leben.
Was bleibt ihm anderes übrig als alles auf diese, letzte Karte zu setzen? Sollte er sterben, so hätte er es wenigstens versucht. Also versucht er seinen Flug so zu steuern,
dass er irgendwie in Richtung dieses Heuhaufens gelangt. Es geht alles so rasend schnell und richtig steuern kann er seinen freien Fall auch nicht so wirklich. Er fängt an zu beten und zu hoffen. In letzter Verzweiflung schließt er die Augen und lässt geschehen, was passieren muss. Ehe er es sich versieht, kracht er schon hinein, aber das Geräusch ... Glas! Das war’s jetzt, denkt er und gibt seine Hoffnung auf und bereitet sich auf den sicheren Tod vor. Doch nach dem Klirr, ein großes MATSCH und auf einmal ist er ... klitschnass.
Ketchup
Blut, denkt er, überall Blut ... ich werde elendig verbluten! Aber... fühlt Blut sich nicht warm an? Das hier ist eiskalt!
Dann öffnet er total verwirrt die Augen und sieht rot, überall rot! Aber dann muss er lachen. Er kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, er lacht immer hysterischer und es endet schlussendlich in einem Weinkrampf.
Er hat ÜBERLEBT! Er hat nicht mal einen Kratzer abbekommen. Die Flüssigkeit, das Rot ... Tomatensaft! Er ist durch das Gewächshaus gescheppert und in einem riesigen Haufen frisch geernteter Tomaten
gelandet!
So hat mein Opa damals das Ketchup erfunden ... jedenfalls hat er es uns so erzählt!