Journalismus & Glosse
Der schwarze Löwe von Mali

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"Mansa Musa"
Veröffentlicht am 15. August 2019, 24 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Mansa Musa

Der schwarze Löwe von Mali

Vorbemerkung

Noch nie vom dem "Löwen von Mali" gehört? Er hieß Mansa Musa I.

Hier ein kurzer Abriss über ihn, der ganz interessant sein dürfte, zumal er Bill Gates, Buffet, Carlos Slim und Co. mit seinem Reichtum in den Schatten stellt.

Der Beitrag ist bebildert.

Gute Unterhaltung!



Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

www.welpenweste.de

Mansa Musa I.

(künstlerische Interpretation)


Geboren wurde der Herr 1280 in der Hauptstadt des damaligen Mali, in Niani. Sein Vater Faga Leye spielte in der Geschichte keine große Rolle. Meiner Vermutung nach

war er dyeli, also der einzige Berater des Königs. Der König hieß Abubakari II. und war der Onkel von Mansa.

Jedenfalls wollte schon Abubakari mehr aus seinem Königreich machen und schickte eine Armada aus, um neue Handelsbeziehungen über den großen Ozean hinaus zu erreichen. Von dieser Flottille kehrte nur ein einziges Schiff zurück und dessen Kapitän berichtete Land entdeckt zu haben. Die anderen wären weiter auf einem Fluss ins Landesinnere zur Erforschung vorgedrungen, er aber sei zurückgekehrt, um zu berichten. Das deutete darauf hin, dass schon die Flotte von Abubakiri Amerika entdeckt hätte. Ich bezweifle dies stark. Der Kapitän hatte wohl

nur Märchen erzählt, damit er nicht sein Leben wegen Feigheit verlor, weil er umgekehrt war.

Die ganze Flotte wird über dem weiten Ozean entweder durch Sturm oder durch Verhungern gescheitert sein.


Wie dem auch sei, Abubakari glaubte dem Kapitän und rüstete eine weitere kleine Erkundungsflotte aus. Diesmal wollte er aber selber die Expedition führen, warum auch immer, da er von der Seefahrt nicht das Geringste verstand. Gefährlich war es allemal und so soll er seinem Cousin Mansa Musa die Verwaltung während seiner Abwesenheit übertragen haben. Kaum waren die Segel gesetzt, Abubakari am

Horizont entschwunden, da erhob sich Mansa Musa umgehend in einer großen Zeremonie als rechtmäßiger König von Mali.

Ein Glück für Mansa, dass Abubakari tatsächlich nie zurückkehrte und wahrscheinlich auf See den Tod fand.

Andere Vermutungen gehen davon aus, dass die Flottille Amerika entdeckt hätte. Die damaligen Mali waren ganz gut in Navigation. Das könnte insofern sein, als die Meeresströmungen und die Passatwinde es ermöglich hätten. Angeblich wären über einhundert Schiffe zu diesem Wahnsinn aufgebrochen. Wenn Amerika entdeckt worden wäre, so wäre die Rückfahrt wohl zur damaligen Zeit unmöglich gewesen. Wer konnte damals schon die rückführenden

Meeresströmungen gegen die Passatwinde erahnen?


(ungefähres Zeremoniell - Hofhaltung)

Wir schreiben nun das Jahr 1312 und Musa war 32 Jahre alt, als Mansa Musa seine Herrschaft antrat.

Das Königtum bescherte nicht nur Gewalt über Leib und Leben, sondern auch jegliche Schürfrechte und alles was sonst noch so gewonnen wird. Das war damals hauptsächlich begehrtes Salz und natürlich Gold. Mansa Musa liebte Gold!

Er verleibte sich jeden Klumpen ein. Ein afrikanischer Midas.

Das passte den Mineuren nicht. Er entriss ihnen den Gewinn. Die Goldminenbesitzer streikten, anders ausgedrückt verebbte daher der Goldsegen aus den Minen. Anstatt nun mit Gewalt die Minen zu unterwerfen, ließ er

schließlich den Minenbesitzern ihre Rechte. Sie hatten das Gold abzuliefern und ein Gewinnanteil wurde ausbezahlt. Ein schöner Schachzug, denn alsbald floss das Edelmetall wieder in Strömen. Gewalt hätte außerdem zu viele Ressourcen verbraucht, denn die Mineure waren ausgezeichnete Guerillakämpfer, schon um ihre Minen vor Plünderern zu schützen.


Der Reichtum versetzte Mansa in Lage weite Gebiete für Mali zu erobern. Er annektierte mehrere Länder, unter Anderem 24 Städte. Darunter befand sich das begehrliche Timbuktu, das er als neue Hauptstadt erwählte. Allgemein hielt man Mansas Regentschaft für fair und ganz in Ordnung. Vor

allem bevorzugte er nicht seine Familie, wie so oft in Herrscherhäusern üblich. Gegenüber den Sklaven in den Minen, die von Humanität noch nie gehört hatten, war der Herrscher unbarmherzig und das galt auch für Piraten und Wegelagerer. Da räumte Musa drastisch und äußerst brutal auf. Sie störten nämlich den blühenden Handel über die Trans-Sahara Karawanserei, die zu reichen Steuerabgaben führte, natürlich in Gold. Die Vernichtung der unsäglichen Wegelagerer gilt als größte Leistung des schwarzen Löwen.

Mansa baute auch eine ordentliche Verwaltung auf und beendete schließlich die Eroberungszüge, um sich seinem Gold zu widmen. Und da Mali bereits ca. 1250 islamisiert war, erleichterte es den Handel mit

den umliegenden islamischen Königreichen und den Karawanen. Zudem war Mansa wohl geschickt in Bildungs-, Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Mali ging es gut.



(Djingereyber-Moschee Zeichnung)

Insgesamt schien alles zum Besten, zumal der „Löwe von Mali“ auch Moscheen errichten ließ. Bauaufträge erhielt der Architekt Abu Ishaq Ibrahim Al-Sahili (geb. 1290 Grenada–1346 Timbuktu). Seine Djingereyber-Moschee in Timbuktu steht noch heute.

Der Architekt aus Grenada war ursprünglich auf dem Weg nach Mekka gewesen. Unglücklicherweise beschloss Mansa Musa, dass dies eine hervorragende Idee sei, zumal es für jeden Moslem Pflicht ist einmal nach Mekka zur al-Haram Moschee zu pilgern und die Kaaba dreimal zu umrunden.


Mansa Musa brach also persönlich zu seiner legendären Reise auf. Das war im Jahr 1324. Ungefähr 60.000 Mann begleiteten ihn, dazu

kamen 12.000 Sklaven.


(ungefähre, größte Ausdehnung Mali 1224

Kurz vor diesem Projekt, nämlich der

Pilgerreise im Jahr 1224, war Mali das reichste Land aller, aller Zeiten!)


Wie viele Kamele bei der Reise mit von der Partie waren, ist nicht überliefert. Deren Anzahl muss immens gewesen sein, um so viele Menschen zu versorgen.

Überliefert ist aber, dass Mansa 80-100 Kamellasten nur mit Gold beladen mit sich führte. Jedes Kamel kann man mit ungefähr 150 Kilo belasten. Die Börse des Löwen von Mali, die er mit sich führte, waren demnach 15 Tonnen Gold. Nach mühsamen Märschen durch die Wüste kamen Mansa und seine Malis schließlich in Ägypten an. Von der Karawane blieb wahrscheinlich nur

die Hälfte übrig, wenn überhaupt. Der Rest war verendet. Die Verlustrate muss genauso groß wie bei Hannibal gewesen sein, als der die Alpen überquerte.

Verlust an Gold dagegen: Null Gramm!

Jedenfalls ging Mansa und seine Malis in Kairo shoppen. Er schmiss mit Gold nur so um sich. Sie kauften nicht nur das Notwendige, sondern auch Souvenirs und Dinge, die sie noch nicht kannten. Jeder Arme wurden jeweils mit einem kleinen Schälchen Gold beschenkt, falls sie dem Goldesel über den Weg liefen. Die ägyptischen Händler waren verblüfft. So viel Gold! Die Preise stiegen. Vor allem italienische Händler witterten das große Geschäft, weil sich die Exporte in Kairo und

Alexandria zu horrenden Preisen - ist gleich horrender Gewinn - verkaufen ließen.

So wanderte Malis Gold über Ägypten nach Italien und das führte schließlich unter anderem Aspekten zur Finanzierung der Blüte der Renaissance.

Mansa packte auch ein paar Gelehrte und Architekten ein. Bei seiner Rückkehr nach Mali stiftete er in Timbuktu die erste Uni südlich der Sahara. Jedenfalls schüttete er den Goldsegen sechs Wochen lang aus und seine Reichtümer waren immer noch nicht erschöpft.

Schließlich ging die Pilgerreise weiter. Auf dem Weg nach Mekka verstreute er Gold in rauen Mengen in Form von Spenden, weiteren Einkäufen. Das galt natürlich auch für die

al-Hambra Moschee, wo er fürstlich den Allah

gefälligen Aufenthalt genoss.

Diese Pilgerreise ging in die Geschichte ein. Der unglaubliche Goldreichtum, seine Unzahl an Gemahlinnen, Dienern waren noch hundert Jahre später Gesprächsstoff. Arabische Schriftrollen berichteten von diesem Jahrhundert Ereignis.

Als endlich Mansa die Rückreise antrat, da staunte er nicht schlecht. Er hatte eine ungeheure Inflation ausgelöst. Der ägyptische Dinar, der an den Goldwert gebunden war, verfiel. Der Goldsegen ruinierte den Goldwert. Seiner Verschwendungssucht standen nicht genügend Waren gegenüber. So kam es zu einer Hyperinflation. Die ägyptische

Währung war auf Jahre hinaus vollständig ruiniert.

Lobenswert, bei dem heutigem Raubtierkapitalismus undenkbar, erkannte Mansa, was er mit dem übermäßigen Goldsegen angerichtet hatte und kaufte Gold wieder auf, sodass er sich dazu sogar noch Geld leihen musste. Aufzuhalten war der Tiefgang von Kairo Mekka, Medina nicht mehr, aber Mansa versuchte wenigstens gegen das unbeabsichtigte Desaster anzugehen. Die erste Inflation der Weltgeschichte, noch vor dem Tulpenwahn in Holland.

Kurze Anmerkung zur heutigen Finanzlage: Niemand könnte mehr Geld (d. h. Gold) produzieren, indem er es druckt.

Deshalb hassen Regierungen Gold. Es ist eine Einschränkung ihrer expansiven Politik, bei der es um freie Ausgaben geht. Sogar das Beispiel von Mansa Musa mindert nicht die Rolle, die Gold in dieser Hinsicht spielt oder sein rechtmäßiger Platz als echtes Geld, ursprüngliches Geld. Nur Gold hilft bei einer Wirtschaftskrise. "Wer Gold besitzt, der bestimmt", so bringt es ein gewisser Donald Tramp auf den Nenner.

Ende 1225 war der schwarze Löwe von Mali wieder daheim.

Er regierte noch weitere 12 Jahre bis zu seinem Tod 1237. In dieser Zeit konnte er seinen Staat Mali sogar noch weiter stabilisieren. Die mitgebrachten Gelehrten, die

Wissenschaftler sorgten für Bildung und Innovationen. Die meisten Berichte gehen nach der Pilgerreise sofort dazu über, dass Mali wegen der Verschwendungssucht arm geworden wäre. Das, so glaube ich, ist nicht korrekt. Der Handel mit Salz und Karawanen Abgaben brachten noch genügend ein. Allerdings, bereits kurz nach Mansas Tod, ging es drunter und drüber. Mit seiner Hauptfrau Inari Kunate hatte Mansa Musa zwei Söhne, nämlich Mansa Magha und Mansa Seleyman. Schon hatte man ein Problem, das sich in allen Zeiten wiederholt: Es gab zwei Nachfolger. Zuerst hieß der neue König Magha, aber es gab Streit. Das ganze artete zu einem Bürgerkrieg aus und als 1352, also 20 Jahre nach Mansas Tod, der

Weltreisende Ibn Battuta Mali besuchte, da saß plötzlich der Bruder Mansa Sulayman auf dem Thron. Vom Bruder Maghha keine Spur. Battuta (1304-1377) schrieb:

Mali ist ein verarmtes Land.

Im Jahr 1375 nutzten die Vasallen, das Volk der Songhai die Schwäche und errichteten einen Stadtstaat in Goa. Es dauerte dann nicht lange, bis sie 1400 die ursprüngliche Hauptstadt Niani plünderten. Mali zerfiel.

Mansa Musa gilt heute noch, nach 680 Jahren, als der reichste Mensch aller Zeiten!

Errechnet wurde die Liste nach einem speziellen Inflationsalgorithmus, nach der zum Beispiel ein 100 Millionen Dollar Vermögen im Jahr 1913 fast 2,3 Milliarden Dollar von heute

entspricht.

Nach dieser Liste liegt der heute reichste Mann der Welt, der Mexikaner Carlos Slim mit 68 Milliarden Dollar auf Platz 22 der ewigen Liste. Bill Gates landet auf 12 (frühes Vermögen über die Jahre ebenfalls umgerechnet), sowie Warren Buffet auf Platz 25. Das Vermögen aller reichsten 25 Personen der letzten 1000 Jahre (1024: Wilhelm, der Eroberer Platz 7 – 229 Mrd.) ergäbe die Summe von 4317 Billionen Dollar.


Mansa Musa I. liegt mit Abstand auf Platz eins mit einem geschätzten Vermögen von 407 Milliarden Dollar.


Und doch geriet sein Mali nach seinem Tod in

Schwierigkeiten. Chaos um Macht, Kämpfe gegen Eindringlinge und Bürgerkrieg (kennt man irgendwie) zerstörten Mansas Lebenswerk.

Heute gehört Mali zu den ärmsten Ländern der Welt, frönt dem Bürgerkrieg und kostet deutschen Soldaten das Leben, die dort eigentlich nichts zu suchen haben.


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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

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erato 
Magister historiae,
ich grüße Dich auf dem geschichtlichen Olymp
und bringe Dir meine Hochachtung für diese
hervorragende Recherche dar.
Klasse, mein lieber Günter
GhG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ein gut recherchierter und dargebotener Bericht über die Auf- und Untergang eines ganzen Landes. Lieben Gruß Marina
Vor langer Zeit - Antworten
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