Kurzgeschichte
Nachsaison am Meer

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"Nicht immer ist alles, wie es scheint..."
Veröffentlicht am 16. August 2019, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Mit Vorliebe schreibe ich Drabbles, Krimis und Kurzgeschichten... Ich liebe diese fabelhaft pointierten Miniatur-Geschichtchen. Zur Abwechslung schreibe ich auch gern mal eine erotische Geschichte... Ansonsten hoffe ich auf viele geneigte Leser und freue mich über jeden ehrlich gemeinten Kommentar. Zwei Städte sind mir neben Berlin besonders wichtig: Paris und Venedig... 09.Mai 2015 Ich habe heute erfahren müssen, dass Silvi ...
Nicht immer ist alles, wie es scheint...

Nachsaison am Meer

Bleistift








Nachsaison am Meer


Kurzgeschichte

Nachsaison am meer

Während die Sonne nun etwas milder schien, die Touristenströme in dem beliebten Ferienort an der See deutlich abebbten und so ein wenig mehr Ruhe in die ansonsten so hektisch frequentierte Seebad-Idylle einkehrte, saß ich an einem dieser Nachmittage allein an einem der wenigen verbliebenen Tische auf der Terrasse eines Restaurants und schrieb voller Tatendrang an meiner neuen romantischen Liebesgeschichte. Ich genoss die absolut friedliche Stille, wie auch die wohltuende Wärme der Sonne, die von der weißen, gegenüberliegenden Häuserfassade einer Pension reflektiert wurde, während ich

bequem im Schatten saß und von meinem Cappuccino trank, den mir die freundliche Kellnerin erst kurz zuvor serviert hatte. Ein leicht auflandiger Seewind verschaffte mir zudem ständig frische Luft und gestaltete mir meinen Aufenthalt in dem allmählich immer mehr vereinsamenden Café so angenehm wie möglich. Auf diese Weise bestens versorgt, machte natürlich auch meine feinsinnig verfasste Liebesgeschichte enorme Fortschritte und ich fand, dass sie mir in einer solch hinreißenden Umgebung immer besser gelang, je intensiver ich daran schrieb. Plötzlich wurde auf einem jener halbrunden Balkone in der ersten Etage dieser unmittelbar gegenüberliegenden Pension eine Balkontür geöffnet und eine sehr sportlich schlanke Frau

um die Dreißig mit halblangem aschblonden Haar, betrat ihren winzigen Balkon, auf dem bestenfalls zwei hölzerne Klappstühle Platz fanden. Sie trug ein dünnes körperbetontes, samtbraunes Kleid mit kleinen weißen Punkten und wie passend dazu, hochelegante rote Highheels. Mit ihren schmalen Händen umfasste sie das schmiedeeiserne Geländer des Balkons und wandte ihr hübsches Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne zu. Einen Moment lang schien es, als genösse sie auf diese Weise die so auf sie einwirkenden wärmenden Strahlen der Sonne. Doch dann zog sie sich entschlossen das samtbraune Kleid mit den weißen Punkten über den Kopf und hängte es sorgsam über das metallene Geländer. Danach setzte sie sich wie Gott sie

geschaffen hatte auf einen der beiden weißen Klappstühle und ließ sich geradewegs von den goldenen Strahlen der nachmittäglichen Sonne verwöhnen. Mir bot sich derweil ein geradezu faszinierendes Bild und wieder einmal mehr bedauerte ich, leider kein Maler zu sein der dieses bezaubernde Motiv mit Pinsel und Farbe auf seiner Leinwand hätte festhalten können. Natürlich hätte ich davon auch ein schnelles Foto mit meiner neuen Digitalkamera, welche ich bei jeder Gelegenheit stets bei mir habe, schießen können, aber das verbot sich mir aus gewissen Anstandsgründen heraus quasi von selbst. So blieb mir zu meinem Leidwesen nur das Bild jener hübschen, sich ungeniert nackt sonnenden Frau aus der Ferne zu betrachten

und es lediglich in meinem Gedächtnis abzuspeichern. Nach einer knappen halben Stunde erhob sie sich wieder von ihrem Stuhl und schaute vom Balkon auf die schmale Strandstraße hinab. Nun hatte sie mich offensichtlich erst bemerkt und sandte mir daraufhin ein überaus smartes Lächeln. Einen Augenblick später hatte sie jedoch schon nach ihrem Kleid gegriffen und war anschließend wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Am nächsten Tag zur nämlichen Zeit, als ich wieder in meinem kleinen Café saß, geschah exakt dasselbe und auch diesmal hängte die junge Frau ihr samtbraunes Kleid mit den weißen Punkten erneut über die Brüstung und ließ sich die wärmenden Sonnenstrahlen auf

ihrer nackten Haut gefallen. Jedoch hatte sie

mich diesmal gleich bemerkt und winkte mir charmant von ihrem Balkon herab. War dies ein Spiel, eine Show, oder einfach nur eine Narretei, die sie da mit mir trieb? Ich wusste es nicht, als sie aber am dritten Tag erneut auf ihrem Balkon erschien, trug sie ein weißes Kleid mit seitlichen grauen Streifen. Dazu diesmal aber knatschgelbe Highheels, was mich jedoch schon ein wenig verwunderte. An diesem Nachmittag hatte ich mir bei der freundlichen Kellnerin neben meinem obligatorischen Cappuccino auch ein appetitlich leckeres Bismarck-Brötchen bestellt, als die bezaubernde schlanke Schöne von gegenüber wieder auf ihren Miniatur-Balkon hinaustrat und sich erneut recht freizügig im Evaskostüm sonnte. Was für ein

äußerst merkwürdiges Spiel das doch ist, dachte ich noch, als ich gerade herzhaft in mein leckeres Fischbrötchen beißen wollte. Doch just in diesem Moment sprang die Dame auf ihrem Balkon auf und winkte aufgeregt mit beiden Händen zu mir hinunter. Dann warf sie sich rasch ihr weißes Kleid über und verließ geschwind den Balkon. Einen Augenblick später jedoch stürmte sie schon mehrere Stufen zugleich auf einmal nehmend, die breite Wendeltreppe im Treppenhaus hinunter und kam aufgelöst aus dem Haus gestürzt. Sie breitete ihre Arme aus und sprang die drei Stufen, die sie noch von der Ebene der Straße trennten, hinab. Dabei flog sie förmlich auf mich zu. Mit zwei, drei kräftigen Flügelschlägen ihrer deutlich über einen Meter

breiten Flügelspannweite überquerte sie in Windeseile die Strandstraße und hielt nun direkt auf mich zu. Ich konnte gerade noch in ihre angriffslustig funkelnden gelben Augen schauen, bevor ich dabei rückwärts stolpernd, krachend auf einen der Caféstühle landete. Sie hingegen drehte lachend und dabei zugleich laut kreischend noch eine Runde über die Café-Terrasse. Dann schnappte sie sich mit ihrem kräftigen Schnabel mein inzwischen heruntergefallenes Fischbrötchen und flog mit weit ausholenden Flügelschlägen und ihrer Beute in Richtung Strand auf und davon... »Ja, ja, hier am Meer dürfen Sie nicht einfach nur so vor sich hinträumen, meinte die Kellnerin kopfschüttelnd, als sie diesen

rasanten Überraschungsangriff beobachtet hatte, denn wenn man hier auch nur einen einzigen Augenblick lang nicht aufpasst, dann stibitzen einem diese gierigen und ewig hungrigen Silbermöwen sogar doch glatt noch das Essen vom Teller… « ***

















Impressum Cover: selfARTwork Text: Bleistift

Graphik inside: selfARTwork © by Louis 2019/8 Update: 2019/10


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Hörbuch

Über den Autor

Bleistift
Mit Vorliebe schreibe ich Drabbles, Krimis und Kurzgeschichten...
Ich liebe diese fabelhaft pointierten Miniatur-Geschichtchen.
Zur Abwechslung schreibe ich auch gern mal eine erotische Geschichte...
Ansonsten hoffe ich auf viele geneigte Leser und freue mich über jeden ehrlich gemeinten Kommentar.
Zwei Städte sind mir neben Berlin besonders wichtig:
Paris und Venedig...

09.Mai 2015
Ich habe heute erfahren müssen, dass Silvi Bredau am Samstag, dem 25. April 2015
ihren Kampf gegen den Krebs endgültig verloren hat...
Ich schäme mich meiner Tränen nicht...
Louis

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sugarlady Das schöne Bild, dieser Schönheit, könntest du auch als Cover nehmen lieber Louis...lächel
Nochmals gerne, mit einem Schmunzeln gelesen.
Schöne Grüße
Andrea
Vor ein paar Monaten - Antworten
Bleistift 
Merci, liebe Andrea für das wiederholte Lesen dieser Geschichte und den freundlichen Kommentar von Dir dazu, über den ich allerdings habe schmunzeln müssen... LOL*
...sommerlich LG zu Dir ins Fränkische... ...smile*
Louis :-)
Vor ein paar Monaten - Antworten
matzetino Offen bleibt die Frage nach dem braunen Kleid mit weißen Punkten... war es auch nur Schein...?
Sehr gerne gelesen diese Geschichte.

Liebe Grüße
Martina
Vor ein paar Monaten - Antworten
Bleistift 
Merci, liebe Martina... ...smile*
Leider kann ich mich daran nicht mehr so recht erinnern, denn der Schreck saß mir damals einfach viel zu tief in den Gliedern, aber es freut mich, dass Dir diese Geschichte dennoch gefallen hat... ...smile*
Merci und LG
Louis :-)
Vor ein paar Monaten - Antworten
FLEURdelaCOEUR Sehr gern noch mal gelesen, lieber Louis! ;-))
Liebe Grüße von der Saale an die Spree,
fleur
Vor ein paar Monaten - Antworten
Bleistift 
Ha, großes merci, liebe Fleur, meine Wiederholungsleserin... ...smile*
Es freut mich, wenn sie Dir auch nach so langer Zeit noch einmal als erneut lesbar erschien... ...smile*
...Und das hat mich natürlich sehr gefreut... ...smile*
LG von den Ufern der Berliner Spree zu Dir, an die Saale hellen Strande... ...smile*
Louis :-)
Vor ein paar Monaten - Antworten
FranckSezelli Salut Louis, ein wahrer Künstler, der Autor auf der Caféterrasse. Mit lebhafter Fantasie, die ihm liebliche Träumereien beschert. Aber das war mir gleich klar: Cappuccino und Fischbrötchen passen nun wirklich nicht zusammen! Ernüchternder Schluss eines Tagtraumes. Eine Geschichte zum Schmunzeln, gern noch einmal gelesen und die Illustration genossen!
Liebe Grüße von der Hauptsaison am Mittelmeer
Franck
Vor ein paar Monaten - Antworten
Bleistift 
Salut, Franck, mein am Mittelmeer residierender Freund... ...smile*
Ich freue mich, dass Du diese geflügelte Geschichte von der Ostsee auch noch einmal gelesen hast und sie mir obendrein sogar noch mit einem prima Kommi versehen hast... ...smile*
LG zu Dir ins Südfranzösische... ...smile*
Louis :-)
Vor ein paar Monaten - Antworten
Brubeckfan Du hast also Enyas heutige Kommentare bei Dir und bei mir damals schon vorausgesehen?
Die Geschichte hat mich sehr amüsiert, und dabei kann man sie auch als böse Lebenserfahrung deuten.
Viele Grüße,
Gerd
Vor ein paar Monaten - Antworten
Bleistift 
Hi, Gerd... ...smile*
Als ich deine Geschichte las, fiel mir spontan wieder etwas dazu ein und ich dachte, dass es vielleicht an der Zeit wäre, hier wieder etwas aktiver zu werden... Merci, für alles... ...smile*
Freut mich, wenn Dir die Geschichte gefallen hat... :-)
LG
Louis :-)
Vor ein paar Monaten - Antworten
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