Fantasy & Horror
Life Game - Kapitel 26 (überarbeitet) - Die Formation

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"Life Game - Kapitel 26 (überarbeitet) - Die Formation"
Veröffentlicht am 09. August 2019, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: umnola - Fotolia.com
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Über den Autor:

Danke, dass Du mein Buch liest. Mein Debüt, Life Game, unterliegt leider noch immer meiner Überarbeitung. Beruflich ziemlich eingespannt, bleibt zu wenig Zeit, diesem spannenden Hobby nachzugehen. Ideen für neue Stories stehen Schlange und warten nur noch darauf, in Worte gefasst zu werden. Ich danke allen die weiterhin kritisch aber neugierig meinen Geschichten treu bleiben. C. G.
Life Game - Kapitel 26 (überarbeitet) - Die Formation

Life Game - Kapitel 26 (überarbeitet) - Die Formation

26. führungsanspruch

Jasmin reagierte als Erste. „Was zur Hölle ist das denn gewesen? Das Wasser wurde einfach abgesaugt, als Ben in die Röhre getaucht ist. Sollen wir hinterher oder sollen wir hier warten?“ Sie rief unsicher in die Röhre nach Ben. Auf eine Antwort wartete sie vergeblich. Adrian stieg zögerlich in das Bassin. Am Rand der Röhre kniete er sich hin, stützte sich an der Kante ab und beugte sich ein kleines Stück in die Röhre. „Sie scheint beleuchtet zu sein. Irgendwelche Symbole fluoreszieren an den Wänden. Die Sicht ist begrenzt, aber es wirkt, als ob die Röhre waagerecht

weiterläuft. Ich würde gerne mal ein paar Meter reinkriechen und schauen, ob ich tiefer drin mehr sehen kann. Passt ihr auf?“ Marcel war sich wie bereits in den vergangenen Stunden eher unsicher, was und wie er fühlen sollte. Jasmin hingegen stieg zu Adrian in das Becken und nahm seinen Kopf zwischen ihre beiden Hände. „Sei vorsichtig, Ben ist mit einem Schlag weg gewesen. Wer weiß, was da unten wartet.“ Dann fügte sie hinzu „Wir haben kein Seil und können dich nicht einfach zurückziehen.“ Sie verlieh ihren Worten mehr Gewicht, indem sie Adrian dabei tief in die Augen schaute. Die

Atmosphäre knisterte. Marcel wusste vor Unbehagen nicht, ob er sich nur wegdrehen oder sogar ein paar Schritte Abstand nehmen sollte. Jasmin fixierte weiterhin Adrians Augen. Ganz langsam näherten sich ihre beiden Gesichter. Adrians Blick war fest und ruhig. Jasmins Augen suchten die Flucht, konnten aber nicht wiederstehen, immer wieder in Adrians selbstsicheren Blick zurück zu kehren. Ihre Nasen berührten sich beinahe und Adrian legte verwegen seinen Kopf leicht schief. Seine trockenen Lippen öffneten sich ganz leicht, während seine Augen sich langsam schlossen. Jasmin beendete das Blicke-Duell von

ihrer Seite und gab ihm statt einem Kuss einen kleinen Klaps mit der flachen Hand auf die Wange. „Streng dich an und bau keinen Scheiß, klar?“ „Klar. Wird schon schief gehen.“ Adrian blickte kurz an Jasmin vorbei zu Marcel „Jetzt bist du hier der Boss, pass gut auf Jasmin auf.“ Marcel hatte seinen gesamten Sinn für Humor in der Nacht zuvor verloren und reagierte auf Adrians Zwinkern erneut mit gemischten Gefühlen. Kopf voran rutschte Adrian die Röhre runter. Jeder Meter, den er weiter in den Tunnel vordringen konnte, überraschte

ihn mit neuen Symbolen und Linien an den Wänden. Sie leuchteten aus sich heraus und ermöglichten Adrian einen kurzen Ausblick um die kommenden paar Meter. Das Material, aus welchem der Tunnel gefertigt wurde, gab Adrian Rätsel auf. Einerseits fühlte es sich an, wie gebrannter Ton, sah aber aus, wie nasser Lehm. Die Oberflächenbeschaffenheit ermöglichte ein angenehmes Kriechen und Rutschen. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch und Adrians Kleidung wurde dadurch schnell klamm. Er fühlte sich an ein Dampfbad erinnert. Hinter sich war kaum noch Licht aus der Höhle zu erkennen. Der gesamte Weg schien nun bläulich Türkis.

Dadurch, dass sein Umfeld nun nicht mehr überwiegend von hinten hell beleuchtet wurde, hatte er eine immer bessere Sicht nach vorne in den leicht blau schimmernden weiteren Weg. Adrian arbeitete sich Meter um Meter weiter voran. Er hatte keine Vorstellung davon, was ihn erwarten würde, er hatte keine Idee worauf er sich gefasst machen sollte. Er hatte absolut nichts, was seinen Geist gerade beschäftigte, außer den monotonen Bewegungsabläufen. Hände, Knie, Hände, Knie, diese Art des Krabbelns und Kriechens war sehr anstrengend und kraftraubend. Die Knie taten Adrian schnell richtig weh und die ungewohnte Kopfhaltung

führte zu stechenden Nackenschmerzen mit Ausläufern in die Stirn. Anfangs hatte er noch regelmäßig durch Rufen ein Zeichen gegeben. Nachdem er aber Jasmins und Marcels Rückrufe nicht mehr hören konnte, stellte auch er diese Energieverschwendung ein und konzentrierte sich nur noch auf den potentiellen Fluchtweg. Das blaue Licht nahm an Intensität zu. Es wurde heller und greller und Adrian hatte das Gefühl, dass die Linien und Symbole immer größer wurden. Weiter vorne meinte er zu erkennen, dass die gesamte Röhre blau glühte und er war sich nicht sicher ob es Einbildung war, aber er glaubte Stimmen zu hören.

Adrian wurde langsamer und setzte seine Hände und Knie nun bewusster auf, darauf bedacht keinen Lärm zu machen. Wer weiß, wer, oder im schlimmsten Falle, was da vorne war. Er bereute in diesem Augenblick, dass er alleine hier runter in die Röhre gekrochen ist. Er hätte die anderen beiden direkt mitnehmen sollen. Was für eine dämliche Idee, sich zu trennen. Wessen Stimmen sind das? Adrian glaubte sie zu erkennen, konnte sie aber nicht zuordnen. Mit jedem Zentimeter wurde er vorsichtiger und langsamer. Er hoffte, je näher er käme, desto eher würde er die

Stimmen zuordnen können. Der weitere Verlauf der Röhre war tatsächlich komplett ausgeleuchtet, die gesamte Oberfläche war eine einzige Leuchtquelle. Allerdings nur für die nächsten zehn Meter. Danach wurde es dunkel, stockdunkel und Adrian hatte kein besonders gutes Gefühl dabei, durch den hell erleuchteten Bereich zu krabbeln, während dahinter absolute Dunkelheit herrschte. Er fühlte sich wie auf dem berühmten Präsentierteller. Zurück konnte er nicht, das wäre ein immenser Gesichtsverlust, er musste zumindest hinter diese Lichtschleuse und sehen, was dort verborgen liegt. Die Stimmen schienen sich zu bewegen, weg

von ihm. Adrian hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl verschiedene Stimmen zu hören. Er war sich fast sicher, dass es sich nur um eine Stimme handelte und sie sprach eine Sprache, die ihm fremd gewesen ist. Die Leuchtkraft der Röhre schien nun am intensivsten Punkt angelangt zu sein. Es brannte förmlich in seinen Augen und er musste sie zukneifen. Da waren wieder Stimmen, diesmal aber nicht vor, sondern hinter ihm. Die Zuordnung war in diesem Fall keine Herausforderung, es waren Jasmin und Marcel. Als sie Adrian in dem hell beleuchteten Teil der Röhre erkannten, riefen sie ihm zu, er solle warten. Jasmin und Marcel schlossen schnell auf und so

krochen die drei in einer Linie die Röhre weiter dem Ende der beleuchteten Strecke entgegen. Die fremde Stimme war verstummt und Adrian hielt es daher nicht für nötig, die anderen beiden darüber zu informieren. „Was macht ihr hier? Das war nicht abgesprochen.“ „Was erwartest du? Wir haben dich nicht mehr gehört und zurückgekommen bist du auch nicht, also sind wir kurzentschlossen einfach hinter dir her. Ist doch am Ende eh egal. Wo hätten wir denn sonst hingehen sollen?“ Dieser Logik hatte Adrian nichts entgegen zu setzen. Der beleuchtete

Bereich endete abrupt und Adrian bat die anderen kurz zu warten, während er sich ins Dunkel vorantastete. „Es geht hier um eine scharfe Kurve. Kommt, ich glaube ich sehe wieder Licht. Es sind schätzungsweise 50 Meter bis dahin aber die Röhre steigt leicht an.“ Im Stile einer Karawane bewegten sich die drei die Röhre hinauf in Richtung einer diffusen Lichtquelle. Adrian hörte die fremde Stimme wieder und auch Jasmin und Marcel schienen sie zu hören. „Wer ist das? Ich kenne diese Stimme.“, Jasmin war aber ebenfalls nicht in der Lage sie jemandem Bestimmten

zuzuordnen. „Das ist nicht Bens Stimme“, meldete sich Marcel von seiner hinteren Position. Jasmin hätte bei jedem anderen ein komisches Gefühl gehabt der hinter ihr krabbeln würde. Der ihren Hintern direkt vor seiner Nase hatte. Aber bei Marcel regte sich bei ihr gar nichts. Es war so, als hätte Marcel keine männlichen Eigenschaften. Er war eben mal mit dabei, sonst nichts. Anderen Jungs hätte sie unterstellt, dass sie glotzen würden, sie mit ihren notgeilen Blicken ausgezogen hätten. Marcel stellte keine Gefahr für ihre Privatsphäre dar. Ihr eigener Ausblick allerdings war formidabel. Adrian hatte einen gut

durchtrainierten Körper und das schloss zwei kräftige Pobacken mit ein. Solange noch Licht von hinten zu ihnen vordrang konnte sie durch die gespannte Hose erkennen, wie sich die kräftigen Gesäßmuskeln abwechselnd anspannten und wieder nachließen. Bei jedem Schritt von Adrian huschte ein kleines Grinsen über Jasmins Gesicht – bis zu dem Zeitpunkt an dem die Stimme von dem vor ihnen liegenden Areal zu ihnen durchdrang. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte auch Marcels flachen Hintern vor sich und wäre selber am Ende der Karawane, möglichst weit weg von den Stimmen. Adrians Schweißdrüsen arbeiteten auf Hochtouren, während er

flach auf dem Bauch liegend die nächsten Meter nahm. Das Röhrensystem führte leicht nach oben und so bildete sich erneut ein Übergang zur dahinterliegenden Kammer. Adrian wagte es gerade die Fingerspitzen über diese Kante zu legen, und sich soweit hochzuziehen, dass er einen flüchtigen Blick darüber werfen konnte. Sein Körper versteifte sich. Jasmin beschlich plötzlich eiskaltes Unbehagen. Schweißperlen sammelten sich auf Adrians Stirn. Mit leerem Blick drehte er sich auf den Rücken. „Der Indianer, der uns alle in diesen Alptraum geholt!“ Seine Augen verloren für einen Moment

jeden Glanz und sein fahles Gesicht leuchtete im reflektierenden Licht der Röhre regungslos der Decke entgegen. „Wie bitte? Der Indianer?“, flüsterte Jasmin aufgeregt. „Du zitterst ja wie verrückt“, sagte sie sichtlich besorgt zu Adrian. Er zitterte nicht nur, er bebte förmlich. Jasmin legte ihm beruhigend ihre Hand auf seinen Arm, während sie sich neugierig an ihm vorbei zwängte. Sie musste es mit eigenen Augen sehen. Sie konnte nicht glauben, dass sie eine Chance erhalten sollten, ihrem Entführer noch einmal gegenüber zu stehen. Ihr Mut verflog in dem Moment, in welchem sie über die Schwelle in der Röhre blicken konnte. Der Indianer leuchtete.

Alle seine schlammigen, den Körper umgreifenden Linien leuchteten grell Blau-Weiß, wie ein Blitz. Monotone Rhythmen entwichen seinem Mund. Ein kehliger Gesang hallte in der Kammer und durch die Rohrsysteme. Sie hörten eine Sprache, die seit Universen nicht mehr gesprochen wurde. Der Indianer hatte bei allen Beteiligten keinen besonders guten Eindruck hinterlassen. Der Schatten, den der Indianer an die gewölbten Wände der Röhre warf, hob seine Arme und das Licht verwandelte sich in ein gleißendes Leuchten. Der Körper, der vor ihm lag

begann das Leuchten aufzunehmen. Ohrenbetäubendes Rauschen schoss durch die Gehörgänge. Ein heftiger Ruck ging durch den kalten Brustkorb. Stechende Schmerzen wanden sich in die Lunge, als ob ein Glas glühender Eisenkugeln in die Lungensäckte gefüllt würde. Jeder Millimeter, des tausende Kilometer umfassenden menschlichen Systems an Blutgefäßen pochte und brannte unerträglich heiß, während es türkis-blau aufleuchtete. Jede Muskelfaser verkrampfte sich zu derart steinharten Strängen, dass nicht einmal mehr spastische Zuckungen möglich gewesen waren. Die Zeit schien schneller

zu laufen, alles passierte wie im Zeitraffer. Nebel stieg aus der Kleidung auf und trat aus allen sichtbaren Körperöffnungen. Der steife Körper hob sich leicht vom Boden und der offene Mund schwebte langsam hinauf zu dem Gesicht des Indianers. Dessen Mund war ebenfalls weit geöffnet und nur der leere Ausdruck in seinen von Falten umrankten Augen verriet, dass sich hier nicht zwei Liebende aufeinander zubewegten. Als sich seine Lippen um die schwebenden, leblosen Lippen schlossen, schoss blaues Licht durch die Kehle des Indianers in seinen eigenen Rachen und erhellte beide Mundhöhlen wie ein

Windlicht. Das Rauschen wurde unerträglich und der faulige, erdige Geschmack im Mund wird in seiner Unerträglichkeit nur durch die Hitze im gesamten Körper übertroffen. Die Zeichnungen auf dem Indianer strahlen so hell, dass man die Augen nicht mehr geöffnet halten kann. Ein dumpfer Schlag, so einer, den man in der Magengrube fühlt, erschüttert die Kammer und die Röhren. Dieser Schlag wurde von einem noch grelleren, gleißenden Lichtblitz begleitet. In meinem Kopf höre ich den Indianer zu mir sprechen. „Du hast dich aus Leichtsinn geopfert,

für deine Freunde, für die Hoffnung auf einen Ausweg. Diese Tat war edel, aber ebenso dumm. Dies ist meine erste Forderung als Ausgleich für deine Rettung: Nutze diese Chance. Ich kann sie dir nur einmal gewähren. Meine zweite Forderung: Rette mich. Ich bin hier ebenso gefangen wie ihr. Jahrhunderte liegen zwischen meiner Entführung und heute. Wer von Euch die Rätsel löst und dadurch seine Rettung findet, kann unbeschadet gehen. Dies gilt nicht für mich. Sind alle zwölf fort, auf die eine oder auf die andere Weise, so liegt es an mir, erneut für zwölf Prüflinge zu

sorgen.“ Ich sauge tief Luft ein, so tief, als wäre es mein allerster Luftzug, so als seien meine Lungen fabrikneu und werden zum ersten Mal mit Luft befüllt. Mein Atemzug ist tief und lang. Er klingt röchelnd und rasselnd. Er schmerzt bis in die kleinesten Lungenbläschen, aber er erfüllt seinen Zweck. Der Indianer befindet sich noch immer in meinem Kopf: „Ein Kreuz ist nicht nur einfach ein Symbol. Suche den Sinn, wenn du ihn gefunden hast, weißt du was zu tun ist. Dort werde ich auf dich warten und die Einlösung deiner Schuld

einfordern.“ Ich schlage meine Augen auf.

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