Wir schreiben den 2.Mai 1896. Der kleine Gottfried B. kaut an seinem Bleistift. Es geht um seine Versetzung. Da wagt er den poetischen Wurf...
Die Schale eines Gänseeies,
das lange in der Sommersonne gelegen hatte,
sah recht angegammelt aus.
Als ich nun
mit einem Messer
ganz
be
hut
sam
die Spitze
des
Eies
abtrennte,
fand ich
ein schrumpliges Küken.
Es fiel mir
aus
der
Hand
und Mutter
warf es in den Topf.
Den Rest des Eies mit dazu.
Ach, wie die Freunde, als sie's sahen,
quiiieeetschten!
Gottfried, ich freue mich, dass du deine Hausaufgaben endlich einmal fehlerfrei geschrieben hast. Dafür bekommst du einen Stempel, vielleicht eine kleine Aster?
Deine Vorgangsbeschreibung allerdings ist in mehrfacher Hinsicht noch zu verbessern. Achte vor allem auf deine Wortwahl ( das Verbum „abtrennen“ im Zusammenhang mit der -harten!- Spitze eines Eies erscheint mir nicht gut gewählt; ich pflege morgens mein gekochtes Ei zu köpfen).
Aber auch die weinerliche Reaktion deiner Freunde gehört nicht hierher: Es handelt sich um eine Vorgangsbeschreibung, also eine Art Protokoll. Arbeite bitte das entsprechende Kapitel hierzu in deiner Fibel nach und achte
künftig auf korrekte Umsetzung der Regularia.
bedenke: Nur wenn wir mit uns selber streng sind, können wir Vorbild sein, Gottfried! Merke dir das bitte für die Zukunft. Und sag es auch deinen verweichlichten Freunden.
Aber sei nicht entmutigt, lieber Gottfried. Du willst und wirst ja kein Dichter werden, aber einen tüchtigen Arzt könntest du sicherlich später einmal abgeben, wenn du nur brav weiter lernst.
Ich gebe dir für deine Aufgabe ein "genügend"
gez. Dr.Sonnenstich