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Loslassen

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"Loslassen"
Veröffentlicht am 15. Juli 2019, 12 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

1967 in Hamburg geboren, seit 1988 verheiratet, Mutter von 5 Kindern
Loslassen

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Ich lasse los.


Auch wenn es immer wieder an mir nagt, so wie jetzt, denn alles um mich herum trägt die Spuren unserer Kinder. Ihre Fotos an den Wänden, alte und neue. Selbstgebastelte Dinge aus alten Schulzeiten sind überall im Haus verteilt. Sie sind immer dabei und doch... so weit entfernt.

Es ist ein Zeichen der Modernität und des globalen Miteinanders. Die Zusammengehörigkeit, die der Distanz mit den Mitteln der modernen Technik trotzt. Aber mir fehlen die warmen Küsse und die schweigenden Umarmungen, der Geruch ihrer Haare und die Wärme ihrer Haut.

Das leere Nest, es ist nicht leicht sich in ihm wohlzufühlen, auch wenn ihr Lachen noch in den Wänden zu hängen scheint. Manchmal.



Doch ich lasse los. So wie auch meine Eltern mich losließen. Und ich weiß es war schwer für sie, besonders für meine Mutter. Ich fühlte ihre Trauer selbst wenn sie mir lachend ihren Alltag erzählte. Manchmal stundenlang am Telefon. Jeden Tag rief ich an, denn ich wollte, dass sie wusste ich bin noch immer da. Noch immer ihr Kind. Doch sie hatte mich losgelassen.

Nie, niemals hatte ich das Gefühl ich müsste mein eigenes Leben nur dem ihren widmen.

Nein.

Sie lachte fröhlich, versicherte mir es wäre alles gut und ja, sie hätte die Bücher schon gelesen und ich solle doch so lieb sein und ihr bei der nächsten Reise bitte Nachschub mitbringen.






So will auch ich es tun. Loslassen. Auch wenn sie mir fehlen. Denn ich kann sie immer sehen, mit ihnen sprechen wann ich möchte. Auch wenn es nicht Haut an Haut ist. Ich sehe mich um und bemerke, dass das Nest eigentlich gar nicht leer ist. Nein.





Die Liebe die das Haus erfüllte, ist noch immer zu spüren und mein Mann und ich, wir tragen sie in uns.

Unsere Erinnerungen geben uns Wärme und wir halten uns aneinander fest. Schenken uns noch immer die gleiche Geborgenheit. Haut an Haut.








So träumen wir von der Zukunft und den nächsten Generationen und hoffen das unsere Herzen für immer all jene begleiten, die eines Tages auszogen um die Welt zu erobern. Weil wir sie losließen.
















Copyright Nina Camara Juli 2019

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Ninamy67
1967 in Hamburg geboren, seit 1988 verheiratet, Mutter von 5 Kindern

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Jenica Das hast du sp schön geschrieben. Mir kamen die Tränen. Bitte weiter so????
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Das ist großes Lob. Ich danke dir. Wenn die Worte aus tiefsten Herzen kommen, dann sind sie sehr mächtig und berühren die Herzen anderer.

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Nina,
da hast Du feine und wahre Worte über „richtiges“ Loslasse gefunden. Ich hatte damals leider vergrämt wie eine Mimose reagiert und den Kontakt mit unserer Tochter monatelang meiner Frau überlassen, was hinterher als Nicht-Interesse interpretiert wurde.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Ich kann das gut nachfühlen. Es ist eine Gratwanderung der Gefühle. Wirklich schwer. Ich hoffe aber ihr habt zueinander zurückgefunden.

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Sehr gute Zeilen. Du hast dir Gedanken gemacht.
Die Kinder loszulassen fiel mir nicht soo schwer. Da wir ein sehr vertrautes und liebevolles Verhältnis haben, sind sie nie aus meinem Leben verschwunden. Sie sind ja immer noch da.
Ich finde es viel schwerer etwas loszulassen, was aus dem eigenen Leben verschwunden ist.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Das stimmt, das ist viel schwerer! Ich habe schon sehr früh meine Bande losgelassen, aber ich bemerke dass das sehr vielen Müttern sehr schwer fällt. Ich habe eine Freundin, die würde wirklich krank werden, wenn der Sohn ausziehen würde (er ist 30)
Die Kinder ihr Leben leben zu lassen, ist für viele schwer, weil sie nichts anderes haben...mir tut ihre Abwesenheit manchmal weh, aber im Großen Ganzen kann ich damit auch gut leben...

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Es ist schwer loszulassen, aber auch ich musste es tun, so schwer es mir auch fiel. Man kann die Kinder nicht für ewig an sich binden. Sie müssen ihren eigenen Weg gehen, so wie wir auch den unseren gegangen sind.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Ja, und wir müssen für uns immer neue Möglichkeiten finden, dennoch glücklich zu sein.

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Man möchte sie um sich haben, sie hüten und schützen. Doch irgendwann werden sie groß und müssen auf eigenen Füßen stehen. Du hast es treffend beschrieben. Loslassen, das kann nicht jeder auf Anhieb. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Ja, am liebsten würde man sie immer um sich scharen... :)

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
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