Sei Still ..
Schon seit ein Paar Tagen, war eine gewisse Unruhe bei den Eltern zu bemerken. Klein Paul blieb es nicht unbemerkt. Wenn er etwas von Mutter oder Vater wissen wollte oder versuchte sie aufzumuntern. Er war da sehr erfinderisch und kreativ. Ihm entgegnete immer wieder nur ein hartes „Sei Still“ jetzt nicht. Was kann es nur sein was die Eltern so bewegt und verändert hat.
Am Abend als Paul sich zu Bett gelegt hatte, hört er wieder die lautstarke Unterhalten seine Eltern. Er verstand zwar kein einziges Wort jener Unterhaltung. Nur die Stimmung, welche
in der Luft lag nahm er mit all seinen Sinnen war. Paul rinnen ein paar Tränen über sein zartes kleines Gesicht und fanden im Kopfkissen halt. Irgendwann schief er von der Traurigkeit ummantelt ein.
Er träumte von einer grünen Wiese mit bunten Blumen und pflückte einen großen bunten Blumenstrauß für seine Mama. Die blühenden Gräser gaben den Blumenstrauß eine besondere Note. Eine Fee erschien und streichelte ihn über seine Schulter und legte ihren Arm um den kleinen Paul. „Sei nicht so besorgt, kleiner Mann“ flüsterte sie ihn zu und verschwand so wie sie gekommen war.
Paul war umhüllt von dieser klaren reinen Luft der Blumenwiese und den Duft der Blumen. Entspannt und ohne Sorgen schlief er jene Nacht weiter.
Ein kräftiges Niesen weckte Paul am frühen Morgen. Noch vor dem gewohnten Aufstehen. Leise schlich er sich ins Bad putzte gründlich seine Zähne und fasste einen Entschluss. Da sie mich sowieso nicht wollen und ich immer nur still sein soll, mache ich mich auf den Weg die Stille zu suchen. Vielleicht freuen sich meine Eltern, wenn ich sie dann nach hause bringen kann.
Paul packte seinen kleinen Rucksack mit
ein paar seiner Lieblingssachen und schlich sich unbemerkt davon und machte sich auf den Weg.
Die Straßen waren noch unbefahren und keine Menschenseele weit und breit zu sichten. Paul schlenderte gelassen einfach in jene Richtung die er eingeschlagen hatte. Es war am Dämmern und als er den Feldweg ein großes Stück gelaufen war, erlebte er das erste Wunder. Seine kurzen Beine forderten eine kleine Pause nach den frühmorgendlichen Sparziergang. Er saß da und war nur am staunen. Eine Stille umfasste ihn so das er nicht einmal den Amselgesang wahr nahm und die
schimpfende Elster die gerade ihr Nest verteidigte. Sein Blick weilte in Richtung Horizont, wo sich gerade die Sonne in den Tag schob. Ein gigantisches Schauspiel von dem Paul voll ergriffen war. Die Sonne war schon ein Stück empor gestiegen und hatte sich vom Horizont Himmelwärts entfernt. Ein Windhauch streifte frisch über Paul hinweg. Paul drehte sich ergriffen um, jedoch niemand war zu gegen. Er stand auf und entfernte sich weiter von daheim. Er lief ...und lief in jenem Tempo, wie ihm seine Beine tragen konnten.
Langsam meldete sich auch Paul sein
Magen und er hatte doch nur seine Lieblingssachen eingepackt. Er wanderte einfach weiter und geriet in einen Wald. Die Landschaft wurde hügliger und kleine Berge erklimmte er mit seinen eigenen Füßen. Die Sonne spielte mit den Bäumen und sendete dicke Sonnenstrahlen in den Wald hinein. Paul wurde es wärmer und er zog sich seine Jacke aus, entdeckte ein kleinen Bach in dem die Sonne sich Augenblicklich spiegelte. Behutsam näherte sich Paul ohne Furcht zu verspüren den Bach und trank mit seinen kleinen Händchen ein paar Schluck und stille seinen Durst. Er verweile noch eine ganze Weile und schaute in den Rinnsal und schmiss dann
und wann ein paar kleine Steinchen in den fließenden Bach.
So zur Mittagszeit machte sich Paul weiter auf den Weg die Stille zu suchen. Zweimal war er sie heute ja schon begegnet jedoch ließ sie sich nicht in den Rucksack packen. Denn kein Sonnenaufgang der Welt lässt sich aufhalten und einpacken. Kein Fluss auch noch so klein passt in einen Rucksack rein. Ein Schmetterling begleitete Paul und flog tiefer in den Wald hinein dem auch Paul folgte. Ab an an setzte sich der Schmetterling und wärmte seine Flügel im Sonnenlicht. Wenn er aufflog rannte der kleine Paul dem Schmetterling hinterher sie waren
richtig kleine Freunde und hatten ihren Spaß. Als es wieder kühler wurde, war dieser plötzlich davongeflogen. Pauls Hunger meldete sich erbarmungslos. Doch er hatte ja immer noch nicht die Stille gefunden, um sie den Eltern zu bringen.
Daheim war es still geworden, sehr still sogar. Denn der geliebte Paul war spurlos verschwunden. Seine Eltern waren ratlos, haben alle Freunde und Bekannte sogar Nachbarn nach Paul gefragt. Sie sind die Straßen auf und ab gefahren. Ob Paul etwas passiert ist? Er lag doch so friedlich in seinem Bett gestern Abend. Sie meldeten Paul vermisst bei der Polizei. Es war der
schwerste Gang den sie je in ihrem Leben gegangen sind. Die Sorge um Paul war ihn förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie harten in der Stille aus und hofften auf ein Lebenszeichen von Paul.
Am vorangeschrittenen Nachmittag machte sich der Förster gewohnt auf den Weg, um nach den Rechten in sein Revier zu schauen. Am Bach bemerkte er eine kleine Jacke die Herrenlos da lag. Schaute sich um und konnte nur kleine Fußstapfen erkennen. Er hob sie auf, um am nächsten Tag ins Fundbüro zu bringen. Jedoch gingen ihn diese kleinen Fußstapfen nicht mehr aus dem Kopf. Noch wusste er nicht was die zu
bedeuten haben. Nachdem er sich reichlich in der Umgebung umgeschaut hatte setzte er seine Runde fort. Seine Schritte waren bei weitem viel größer als Paul seine kleinen kindlichen Schritte, die sowieso verträumt langsam voranschritten. Der Förster kam zügig voran und traf auf Paul der sich zusammengekauert am Wegesrand gesetzt hatte und sichtlich fröstelte. Der Förster zog seine warme Jacke aus und legte sie um Paul, ehe er ein Wort mit ihm gesprochen hat. Behutsam fragte er Paul aus, was er so ganz allein hier im Wald suche. Paul sprach kein Wort und schaute ihn einfach nur an. Wie kann er einen Fremden sagen was daheim los ist. Nein
das geht bei weitem nicht. Der Förster wickelte sein Nachtmal aus und reichte Paul eine Leberwurststulle. Gemeinsam teilten sie sich noch einen Apfel dazu und Paul taute auf und erzählte nur das er die Stille suchen möchte um sie nach hause zu bringen. Dem Förster durchfuhr es und er fragte nicht weiter nach. Sie tranken noch ein den warmen Tee gemeinsam ehe der Förster anfing Paul zu erklären, wie still es jetzt ohne ihn zu hause ist. Paul weinte und wollte nur noch nach hause zu seinen Eltern. Der Förster stand auf ging ein paar Schritte abseits ohne Paul aus die Augen zu verlieren und meldete seine Begegnung bei der Polizei. In der Hoffnung das Paul
schon gesucht wird. Dieser Anruf war eine Erleichterung für Alle Beteiligten zugleich. Der Förster brachte Paul auf den kürzestem Weg nach Hause.
„Ich wollte euch doch nur die Stille suchen!“ so begrüßte er seine Eltern die Beide weinend mit Glückstränen geschmückt in Empfang nahmen. Von jenem Tage an hörte Paul die Worte „Sei still“ nie wieder von seinen Eltern, die beide ihre Arbeit verloren hatten.
Paul hatte einen neuen Freund, den Förster und er durfte dann und wann mit zum Hochstuhl die Tiere im Wald beobachten. Die Stille des Waldes
einfach mit genießen. Sein Vater dagegen konnte dem Förster bei den Waldarbeiten zur Seite stehen und hatte wieder ein regelmäßiges Einkommen. Auch aus einer Notlage heraus können kleine Wunder geschehen.
Paul und Pauline seine vier jährige jüngere Schwester erzählen sich noch oft diese Familiengeschichte. Für sie hat das „sei Still“ eine ganz besondere Bedeutung.
© 29.05.2019 Petra-Josephine