Krimis & Thriller
Götes Frittenbude

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"Götes Frittenbude"
Veröffentlicht am 22. April 2019, 18 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Vita   Geboren bin ich im ersten Nachkriegsjahr im niedersächsischen Hannover. Einesteils beruflich bedingt, andernteils der Liebe wegen, durchquerte ich die Republik. Vom dialektfreien Hannover wanderte ich, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Hamburg, ins Hessische, ins Äpplewoigetränkte Frankfurter Umland. Nach Schule und Studium arbeitete ich hier einige Jahre in der biochemischen Forschung. Jahren in Franken und im Münchner ...
Götes Frittenbude

Götes Frittenbude

Götes Frittenbude

 

„Hmm, Göte, die Steaks schauen ja lecker aus. Hast du einen neuen Lieferanten“, rief Brecht während ihm das Wasser im Munde zusammenlief.

„Jojo, Otto hat da einen Neuen an der Angel. Der liefert immer frisch. 1a Fleisch und wirklich lecker, hihi. Schauen sie nur, das frische rot, die Maserung und der leichte Fettrand. Ich sag ihnen, sie werden sich alle zehn Finger danach lecken.“

„Wenn ich wieder kotzen muss, buchte ich dich ein Göte. Mir graust es noch wenn ich an deine billige Quelle letzen

Monat denke, Freibank, schon leicht grünlich. Ich warne dich.“

„Wo denken sie hin Herr Kommissar, damals hat mich der Lieferant beschissen, war aber auch wirklich äußerst günstig das Angebot.“

„Gib schon eins her Göte, aber Medium gebraten bitte und mit reichlich Senf dazu.

“, Brummte Brecht.

„Mögen sie Fritten dazu Herr Kommissar?“

„Hast du mich schon einmal ein Steak essen sehen ohne Fritten, Göte?“

„Fünf Minuten noch Herr Kommissar. Ist gleich so weit“, rief Göte eifrig und wendete die Handteller großen Steaks

wie ein Meisterkoch.

„Wie wäre es mit einer Portion Schinkenmett, heute früh frisch durchgedreht?“

„Ja pack mirs ein, aber nicht in dieses komische Papier, nimm Plastikfolie. Sag mal Göte, wir haben doch nächste Woche unser Polizeifest. Ob Otto da liefern könnte“, meinte Brecht und stupste Göte verschwörerisch in die Seite.

„Ich weiß nicht, Herr Kommissar. Otto liefert mir immer so dreißig Stück die Woche, mal drei vier mehr, mal weniger. Ich kann ja mal fragen.“ Plötzlich klingelte Brechts Handy. Er fingerte es aus seiner Hosentasche, drückte die Taste und hielt das Gerät ans Ohr.

„Ja, Brecht hier. Was gibts? Waaas schon wieder? Wo? Im Stadtwald direkt am See im Gebüsch. Ein Dackel hat es erschnuppert? Wieder ein Plastikbeutel mit Inhalt? Ja ich komme, fahre direkt zum Parkplatz an der Hohenlinde.“ Brecht schaltete das Telefon aus und wandte sich an Göte.

„Pack mir das Steak ein, oder besser nicht. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich die Plastiktüte auspacke. Wieder zwei Füße, direkt über dem Knöchel sauber abgesägt. Jetzt schon das fünfte Mal in drei Monaten. Und immer nur die Füße, keine Hände, kein Kopf, keine Beine, kein Rumpf. Sag warum nur die Füße Göte?“

„Na ja, wenn ich Metzger wäre, wozu taugen die Füße, vielleicht Sülze, hihi“, kicherte Göte und verschluckte sich beinahe.

„Ja und du verwurstest den Rest und verkaufst es dann als Magnumsteaks“, brummte Brecht und hieb Göte seine Pranke auf die Schulter, dann wandte er sich um, stieg in seinen Wagen, schaltete das Blaulicht an und beschleunigte den Wagen. Göte sah ihm mit leichenblassem Gesicht hinterher.

„Chef, kommen sie mal mit. Wir haben weitere Leichenteile gefunden. Nein keine Füße diesmal. Ein Bein, ein ganzes Bein diesmal, scheint frisch zu sein,

vielleicht gehört es zu den Füßen?“

Brecht und Kommissarin Carola Weithmann gingen zur Fundstelle. Der Doc, besser Dr. Hanshugo Lehmann beugte sich über ein offensichtlich männliches, gutbehaartes Bein, dessen Fuß direkt über dem Knöchel abgesägt war. Oben hing noch ein größeres Fleischstück am Schenkel.

„Was gibts Doc? Was kannst du schon sagen“, meinte Brecht und beugte sich über das Fundstück.

„Na ja, dem Augenschein nach gehörte das Bein bis heute Nacht noch einem relativ jungen, wohlgenährtem Mann. Es wurde etwa kurz nach Mitternacht mit einem scharfen Gegenstand, offenbar

einem Fleischermesser sauber abgetrennt. Kann ein Arzt oder Metzger gewesen sein, der ihn geschlachtet hat. Dieses Anhängsel ist der Rest der zugehörigen Hinterbacke, ein Stück Haut und ein dicker Klumpen schmieriggelbes Fettgewebe sauber vom Fleisch abgetrennt. Das Muskelfleisch hat er offensichtlich sehr fachmännisch von der Beckenschaufel getrennt. Weiteres nach der Obduktion, wie gehabt.“

„Wieso wohlgenährt Doc? Mein Bein schaut auch nicht viel anders aus“, knurrte Brecht.

„Na du bist ja auch nicht gerade mager mein Lieber“, kicherte der Doc.

„Nach der Länge des Beines war der

Bursche etwa 180 185 cm groß und wog etwa 85- 90 kg. Der Oberschenkel hat einen Umfang von beinahe 60 cm. Ich tippe auf Fußballer oder Radfahrer. Die Muskulatur ist sehr kräftig und nach der Ausprägung der Fettschicht am Schenkel war er nicht gerade austrainiert. Ich würde sagen sein Gesäß war auch entsprechend muskulös, hatte aber schon reichlich Speck angesetzt, wie du an dem Fettklumpen hier siehst. Such einen Radfahrer oder Fußballer der seit kurzem vermisst wird. Alter so etwa 20 bis 25 Jahre.“

„Ich glaube, er ist beim tranchieren überrascht worden“, meinte seine Kollegin.

 

„Wieso denkst du das“, murmelte Brecht und schaute sich das Bein genauer an. „Na ja, ich würde an seiner Stelle doch die Arschbacke im Stück abschneiden. Aber der Täter hat sorgfältig die Haut und die Speckschicht abgetrennt und nur das Fleisch mitgenommen. Das Bein war ihm sicherlich zu schwer. Na und drei bis vier Pfund Fleisch kann er gut im Rucksack oder so transportieren“, sinnierte seine Kollegin.

„Ich würde sagen“, kicherte der Doc, „er hat einen zu hohen Cholesterinwert und verträgt kein Fett. Und heute Abend grillt er sich mit seinen Kumpels ein paar saftige, fleischige Steaks. Schön

marmoriert mit leichtem Fettrand sind sie besonders saftig.“

„Hört auf ihr zwei. Keinen Kannibalenfall, da überschlägt sich doch die Presse und pfuscht uns ins Handwerk. Übrigens was hast du gerade gesagt, schön marmoriert mit leichtem Fettrand? Genauso schaut mein Steak vom Göte aus.“ Der Doc grinste wieder

„Du kannst es mir ja zum untersuchen dalassen, Brecht.“

„Das würde man doch merken“ räsonierte Brecht. „Merken“, meinte der Doc spöttisch „merken würdest du das nicht, weder im Aussehen noch im Geschmack. Das kann man nur testen. Lass dir dein Steak nur schmecken. Wenn es von dem

Burschen hier ist, ist es wenigstens frisch, was man von Götes sonstigen Angeboten nicht immer sagen kann. Übrigens, aus seiner Arschbacke ist es nicht, das Fleisch dort hat dickere Fettstränge als dein Steak. Vom Schenkel könnte es sein, doch der ist ja komplett.“

„Ja aber ein Bein ist noch abgängig, wenn es nicht ein einbeiniger Radfahrer oder Fußballer war. Na und wenn das nicht komplett ist, könnte dein Steak daher kommen“, kicherte seine Kollegin. Angewidert nahm Brecht das Steak und wollte es wegwerfen.

„Lass mal, gib es mir zur Untersuchung. Ich sag dir dann Bescheid Brecht“, lachte der Doc.

„Ich hoffe wir finden den Rumpf und den Rest. Sonst steige ich Göte und Otto vielleicht doch noch auf die Bude.

„Wie viel Steaks brauchst du noch Göte? Zwanzig, dreißig Stück könnte ich dir heute noch liefern, ganz frisch zugeschnitten. Willst du auch mal marinierte Steaks vom Bauch haben, gar nicht mal so fett und Lendchen hätte ich auch noch“, rief Otto ins Telefon.

„Wo hast du eigentlich das Fleisch her Otto. Das ist doch sauber oder“, flüsterte Göte, als er Brecht kommen sah.

„Ich muss jetzt auflegen. Schick es mir dann rüber. Ich nehme alles.“ Otto nahm das große Fleischermesser und zog einen

langen tiefen Schnitt über das Fleischstück. Erst trennte er sauber die Haut und das anhängende schmieriggelbe Fett vom Fleisch ab. Dann nahm Otto die Striker und zerlegte das kompakte Stück dunkelrotes Fleisch in zwanzig saftige dicke Steaks. Am Haken hingen schon große Stücke fettes gut durchwachsenes Bauchfleisch. Die Steaks und ein Stück Bauchfleisch warf er in die Kühlbox und stellte sie in seinen Kleinlaster. Auf dem Tisch lag noch ein großes kompaktes Stück Fleisch von etwa 3 kg Gewicht. Das dunkelrote Fleisch war von breiten Fettsträngen durchzogen und an einer Seite von Haut mit einer mehrere Zentimeter dicken Speckschicht bedeckt.

Otto nahm das weiche nachgiebige Fleisch, das in seinen Händen wabbelte und legte es mit der Speckschicht nach oben auf den Tisch. Dann schnitt er rautenförmig den Speck bis aufs Fleisch ein. Er würzte das Fleisch, rieb es mit Knoblauch ein und legte es dann in die große Pfanne ins heiße Öl, die er in den Backofen schob. Dann schaltete er noch den Timer ein und verließ die Werkstatt.

„Na Göte, schlechtes Gewissen? Ich muss wissen, wo du das Fleisch her hast. Sag nicht von Otto. Woher hat der das? Aus einem Supermarkt, vom Lastwagen gefallen oder“, sagte Brecht und schaute Göte mit harten Augen an.

Mit voller Mannschaft statteten sie Otto

und seiner Werkstatt einen Besuch ab.

Nachdem sie Otto festgenommen hatten, dauerte es nicht lange und er gestand die fünf Morde. Er hatte frühmorgens im Park gelauert und die Radfahrer und Jogger beobachtet.

„Die meisten Jogger waren ja zu mager, bis auf den einen mit den kräftigen Schenkeln, den ihr zuletzt gefunden habt. Die Radfahrer waren besser im Fleisch, dickere Ärsche, strammere Schenkel. Na bei den dünnen Trikots und den hautengen Radlerhosen wusste ich sofort, bei wem es sich lohnte. Ich hab sie dann vom Rad geholt, bewusstlos geschlagen und sie im Auto zu mir geschafft. Hier

habe ich sie dann geschlachtet und lieferfertig zubereitet“, lachte Otto.

 

„Warum hast du dann das Bein im Wald liegen lassen?“ „Ich hab ihn gleich am Ententeich zerlegt, dann habe ich die Teile eingeladen. Plötzlich hörte ich es klingeln, da hab ich die Tür zugeworfen und bin abgehauen. Kurze Zeit später habt ihr das Bein ja gefunden. Na und die Arschbacke hab ich für mich..... die war mir zu fett, da hab ich nur das Fleisch......“ murmelte Otto.

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Hörbuch

Über den Autor

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Vita
 
Geboren bin ich im ersten Nachkriegsjahr im niedersächsischen Hannover. Einesteils beruflich bedingt, andernteils der Liebe wegen, durchquerte ich die Republik. Vom dialektfreien Hannover wanderte ich, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Hamburg, ins Hessische, ins Äpplewoigetränkte Frankfurter Umland. Nach Schule und Studium arbeitete ich hier einige Jahre in der biochemischen Forschung. Jahren in Franken und im Münchner Umland folgten. Mittlerweile bin ich aber in Sachsen heimisch und zwar im östlichsten Teil davon, in Görlitz.
Das ist praktisch, wenn man mit einer Oberlausitzerin verbandelt ist.
 
Als ich meinen ersten Computer bekam (Commodore C64), begann ich Gedichte und Texte niederzuschreiben. Das war in den frühen Achtzigern.
 
Lange Zeit kam nicht viel zu Stande. Das änderte sich erst Mitte bis Ende der Neunziger, als ich in Kontakt mit der Münchener Sektion der ?Sisters in Crime ? kam. Der Ehrgeiz erwachte schlagartig. Lesungen wurden organisiert, zeitweilige Mitarbeit in der SOKO Criminale, erste Veröffentlichung zweier Geschichten in der Ebersberger Zeitung (Heimatblatt des Münchener Merkurs) folgten.
Heute nehme ich sporadisch, wenn das Thema passt, an Wettbewerben teil, habe ab und an Beiträge in Literaturzeitschriften, widme mich ansonsten meiner Homepage, auf der eine Reihe meiner Texte stehen.
 
Sommerliebe, mein erster kurzer Roman, erschien 2010 bei BOD als Taschenbuch und EBook. Unser italienischer Sommer, der Nachfolger, ist als EBook bei amazon & co, sowie als TB bei amazon, erhältlich.
Dazu gibt?s bei den bekannten EBook Dealern auch noch einige Kurzgeschichten zu lesen.
Zuletzt Mitarbeit an einigen Anthologien.

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