Romane & Erzählungen
Wildes Land am Rio Grande - 2.Rachegedanken

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"Wildes Land am Rio Grande - 2.Rachegedanken"
Veröffentlicht am 02. Februar 2009, 20 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Der Name Cora Agricola ist natürlich nicht echt. Das ist ein Pseudonym. grins
Wildes Land am Rio Grande - 2.Rachegedanken

Wildes Land am Rio Grande - 2.Rachegedanken

Beschreibung

Ein spannend erzählter Roman über den Überlebenskampf der Apachen, basierend auf historischen Tatsachen.

2. Rachegedanken

Johnson und seine Kumpane begannen ihr blutiges Werk, kaum dass sich der Qualm verzogen, die Überlebenden geflüchtet waren. Die inzwischen aus ihren Häusern gelaufenen Bewohner sahen verwirrt deren Treiben...„Oh Dios mio! Dieses Gemetzel!! Die Rache der Mimbreños wird furchtbar sein.“  Poncé, einer der überlebenden Mimbreño - Häuptlinge, hatte sich mit den restlichen Überlebenden des Blutbades zum Lager des Stammes durchgeschlagen. Mangas Coloradas galt noch als vermisst. Die Menschen standen unter Schock. Man konnte die Feind­seligkeiten nicht verstehen. Aber allmählich begriffen die Apachen, was geschehen, was ihnen angetan worden war. Der Zorn in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen, die Klage­lieder nicht zu überhören. Zu tief hatte sie dieser feige Ver­rat getroffen. Zu groß waren die Verluste unter den Mimbreños gewesen. Yusn hatte sie zu hart geprüft.  „Rache!! Rache für die Toten!!!!!!!“„Krieg den Weißaugen!!!!!!!!!“  Die Gedanken der Krieger überschlugen sich.      Aber wie? Das Volk war stark dezimiert worden, den Weißaugen zahlenmäßig unterlegen. Man brauchte Hilfe. Cuchillo Negro befand sich mit seinen Kriegern noch in den Jagdgründen der Mescalero - Apachen, um dort mit ihnen zu jagen. Es galt, ihn zu benachrichtigen. Rauchzeichen wurden in östlicher Richtung ausgesandt. Cuchillo Negro würde sie zu deuten wissen und so­gleich den Rückweg antreten.Aber noch Andere sahen die Rauchzeichen - die Bewohner von Santa Rita. Und es erfüllte sie mit Sorge. Was kam auf sie zu? Würden sich die Apachen für das entsetzliche Gemetzel rächen, Santa Rita del Cobre angreifen, den Erdboden gleichmachen?????? Offene Fragen! Sie sollten die Rache der Apachen sehr bald zu spüren bekommen. Die Versorgungszüge nach Santa Rita kamen nicht mehr
durch. Die Apachen hatten die Versorgungsstraße nach Janos dichtgemacht. Doch nicht nur diesen Weg. Auch die Sonorastraße wurde von den Apachen bewacht. Santa Rita war von der Außen­welt abgeschnitten. Hunger und Depressionen machten sich un­ter der Bevölkerung breit. Man schob sich gegenseitig die Schuld an dieser schier ausweglosen Lage zu. Aber die eigentlichen Schuldigen saßen in Chihuahua. Und Chihuahua war weit weg. Auch Johnson und seine Kumpane bekamen es mit der Angst zu tun. Sie verließen die Stadt in nördlicher Richtung. Ein
Entschluss, den sie mit dem Leben bezahlen sollten. ……   Johnson und seine Spießgesellen planten, um Santa Rita einen weiten Bogen zu schlagen, um sich dann südlich nach Chihuahua zu wenden. Dort wollten sie ihr „Blutgeld“ in Empfang nehmen. Denn nur in Chihuahua wurden die Skalpprämien ausgezahlt. Doch sollten sie sich in den Apachen getäuscht haben. Auch diese Möglichkeit war von den Apachen nicht außer Acht gelassen worden. Als die Weißaugen sich schon in Sicherheit wähnten, fie­len die vor Wut schäumenden Krieger über sie her. Als sie dann noch die Skalpe ihrer Brüder und Schwestern in deren Besitz fanden, war es um ihre Beherrschung geschehen. Doch sie zügelten ihren Zorn. „Sollten diese Mörder, diese Ungeheuer, eines so leichten Todes sterben? ... Nein! ... Sie würden diese Männer in ihr Lager bringen, wo diese eines qualvollen Todes am Mar­terpfahl sterben sollten.“ Im Lager der Mimbreños herrschte große Aufregung, als die Krieger mit ihren Gefangenen eintrafen. Der nach Macht lechzende Poncé rieb sich die Hände. Mit diesem Fang hatte er gute Chancen, bei der Wahl des neuen Oberhäuptlings als Kandidat vorgeschlagen werden. Doch jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Schließ­lich stand die Wahl des neuen Oberhäuptlings bevor. Einige Tage darauf traf auch Cuchillo Negro mit seinen Kriegern ein. Cuchillo Negro, der berühmt-berüchtigte Häuptling der Ojo Caliente - Apachen, war ein, in den sechziger Jahren stehender Mann, mittelgroß, mit, man möchte sagen, freundlichem Äußeren. Seine aus Wildleder bestehende Hose war nicht mit Skalpen ver­ziert. Es heißt, die Augen spiegeln die Seele wieder. In diesem faltenreichen, fast schon gutmütig zu nennenden Antlitz, mit den schwarzen Augen, den nur wenig hervortretenden Wangen­knochen und den weich aufeinander liegenden Lippen zeichnete sich Großmut und Güte ab. Sein einziger Schmuck bestand aus vier Adlerfedern, dem Zeichen eines geachteten Häuptlings und einer dreireihigen Kette aus den Krallen und Zähnen des ge­fürchteten Grizzlybären. Ein mutiger, verwegener Mann, der bei seinen Feinden jedoch in dem Ruf stand, ein gefährlicher, listiger, nicht zu unterschätzender Gegner zu sein.Was für ein Unterschied zu dem neben ihm stehenden Poncé. Poncé, der Schwestersohn des ermordeten Mimbreño -Häuptlings Juan José und eines hochrangigen Kriegers, hatte zu Beginn des 19.Jahrhunderts das Licht der Welt erblickt. Bei den Mimbreños galt der Halbnasige als selbstgefälliger, nach Macht strebender Krieger, dem die Hinterlist ins Gesicht ge­schrieben stand. Sein grimmiges Äußeres wurde durch die skalpbehangene Hose noch verstärkt und spiegelte zwar Mut und Verwegen­heit, aber auch eine gewisse Kaltblütigkeit wieder. Alles in Allem machte er den Eindruck einer wenig vertrauenerwecken­den Persönlichkeit. Seinen Hass auf die Weißaugen zeigte er offen und unverblümt und legte dabei einen Eifer zutage, der Seinesgleichen sucht.Poncé und gleichfalls Cuchillo Negro verachteten das Feuerwasser, im Gegensatz zu dem ermordeten Juan José. Cuchillo Negro bat Poncé um eine genaue Schilderung der Er­eignisse in der Kupferminenstadt. Langes Schweigen folgte. Noch sichtlich betroffen über das grausige Massaker und den großen Verlust des Apachenvolkes behielt er jedoch den Überblick über die entstandene Lage. Der Ojo Caliente - Häuptling wusste, dass der Zug der Vergeltung gut vorbereitet werden müsse, um nicht die totale Ausrottung seines Volkes zu beschleunigen. Außerdem war der Schutz des derzeitigen Lagers jetzt oberstes Gebot. Cuchillo Negro befahl, das Lager abzubrechen. Hier war es nicht mehr sicher genug. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass die Mexikaner der zu erwartenden Rache zuvorkamen. Der Marsch in das Stammlager der Ojo Caliente war nach zwei Tagen bewältigt. Dieses Lager befand sich südöstlich der Kupferminenstadt - an den heißen Quellen, im Spanischen auch Ojo Caliente genannt.  Seit Stunden war das monotone, dumpfe Schlagen der Trommeln in den Hügeln der heißen Quellen zu hören. Auf den Gesichtern der Gefangenen zeichnete sich Angstschweiß ab. Angst vor dem Tod.... Dass es kein leichter, schneller Tod werden würde war gewiss.... „Flucht!... Doch wie?... Nein! Flucht war unmöglich!!! ...Gab es wirklich keine 'Rettung mehr? ….. Vielleicht fand man bei Cuchillo Negro Gehör...Verdammt!!! Warum hatte man sich nur von Johnson zu dieser Tat hinreißen lassen????.... Das Geld war es! Dieses verdammte Geld!!!! …..  Ein teuer erkaufter Reichtum! …… Ach was Reichtum. Die Skalpprämien lagen ja noch in Chihuahua. Und die Skalpe hatten sich in ihrem Besitz befunden. ..... War da Gnade zu erwarten? ... Hatten sie Gnade, Mitleid gezeigt, als sie Frauen, Kinder, Verletzte gewissenlos niedermetzelten?“ Das Jammern der die Pfähle ge­bundenen Gefangenen nahm kein Ende. Angewidert wandten sich die, die Gefangenen bewachenden Krie­ger ab.        Würde sich ein Apache je so beschämend verhalten? Nein. Er würde seinen Gegner aufs Schlimmste beschimpfen, sei­ne Taten preisen und dann seinen Todesgesang anstimmen. Er würde sterben wie ein Mann. Und nicht wie ein feiger Kojote um sein Leben winseln. Indes war es Abend geworden. Die Laubhütten, die von der Natur gezeichnet waren, hatten die Frauen ausgebessert. Es schien ein ganz normaler Abend im Apachenlager zu sein. Und doch sollte sich an diesem Abend Großes im Leben des Stammes ent­scheiden. In der nun folgenden Ratsversammlung war die Wahl des neuen Oberhäuptlings der Mimbreños vorgesehen. Dann wollte man noch über das Schicksal der gefangenen Mörder entscheiden. Dass sie das Lager nicht lebend verlassen würden, war sicher. Aber es musste über die Todesart beratschlagt werden. Das weit­aus größere Problem war die Wahl des neuen Oberhäuptlings. An der Spitze der Mimbreños musste ein Mann stehen, der in der Lage war, die Krieger erfolgreich im Rachefeldzug gegen die Mexikaner anzuführen. Ein Mann, der besonnen genug war, die richtigen Entscheidungen für den Stamm zu treffen. Ein Mann, der von seinem Volk respektiert  und von seinen Feinden gefürchtet war. Die Trommeln verstummten. Auf den Beratungsplatz hatten sich inzwischen die Häuptlinge und die Krieger eingefunden. Die Alten und Weisen, sowie die Häuptlinge nahmen ihren Platz am Feuer der Beratung ein. Die anwesenden Krieger bildeten einen Kreis um die in der Mitte Sitzenden. Cuchillo Negro, der Herr des Lagers erhob sich. Bedächtig nahm er sein Calumet vom Hals, fingerte den am Gürtel hängenden Tabaksbeutel mit dem bekannten Kinnikinnik gefüllt war, hervor, stopfte die Pfeife und entzündete sie. „Brüder! Heute stehen wichtige Entscheidungen bevor. Doch bevor wir mit der Beratung beginnen, lasst uns Yusn, unseren Schöpfer und die Yei, seine Boten um ihren Beistand bitten. Lasst uns den Rauch der Bera­tung trinken!“ Er führt das Calumet langsam zum Mund, zieht den Rauch bedächtig, der Zeremonie entsprechend, ein, bläst den Rauch zum Him­mel, dann zur Erde, nach Norden, was eine Verbeugung vor ihrer Vergangenheit bedeutet, nach Süden, nach Osten und nach Westen. Dann reicht er das Calumet an die Beratenden weiter. Jeder der Anwesenden wiederholt die Zeremonie in der gleichen Weise wie Cuchillo Negro. Dann wird das Calumet an den Ojo Caliente - Chef zurückgegeben, der es zu Ende raucht.Sich wieder erhebend und mit der rechten Hand einen weiten Bo­gen schlagend, fährt er mit seiner Rede fort. „Brüder! Dies hier ist unser Land. Unsere Ahnen lebten schon hier, bevor die Spanier, welche die Vorväter der Mexicano´s sind, mit ihren großen Kanus über das große Wasser kamen. Sie lebten schon hier, bevor die Weißaugen von Norden her in unsere Jagdgründe eindrangen. Wir zeigten uns ihnen, wie es unserer Art entsprach, gastfreundlich. Doch wie dankten sie es uns? Mexicano´s wie Weißaugen überfielen unsere Dörfer, töteten viele von uns oder verschleppten sie in die Skla­verei der Mexicano´s. Sollen wir tatenlos zusehen, wie wir wieder und wieder von den Weißaugen getötet, verschleppt, verraten und betrogen werden? Doch nun geschah vor sieben Sonnen das Unglaubliche. Viele von unseren Brüdern und Schwestern wurden in der Kupferminenstadt von der großen Donnerbüchse getötet und viele der Verletzten noch mit den Feuerwaffen der Weißaugen niedergemetzelt. Man nahm ihnen ihre Skalpe. Wir fanden diese im Besitz derer, die jetzt unsere Gefangenen sind. Das sind die Mörder unserer Brüder und Schwestern. Doch sind diese nicht allein die Schuldigen. Die Mexicano´s müssen von deren Vorhaben gewusst hab... „ „Tod den Weißaugen! Krieg! Vergeltung! Rache für unsere Toten!“ Poncé war aufgesprungen, hatte seinen Tomahawk aus seinem Gürtel gerissen, ihn in die Mitte der Versammlung in den Boden geschleudert und diese Worte geschrien.Erstaunt blickte Cuchillo Negro den Unterhäuptling an:  „... Was bezweckte der Juan José-Neffe mit seinem, für einen Häuptling ungebührlichen Verhalten? ... Wollte er etwa die Macht im Stamme an sich reißen? ...“, überlegte der Ojo Caliente - Häuptling.  Zu ihm gewandt, bemerkte er: „Warum unterbricht mich mein Bruder? Ist er ein Knabe, der seine Zunge nicht zu zügeln weiß?“ Dermaßen gemaßregelt, zog Poncé seinen Tomahawk aus der Erde, nahm seinen Platz wieder ein und senkte seinen Blick zu Bo­den. Auch die Alten und Weisen hatten ihm missbilligende Bli­cke zugeworfen. Er ahnte, dass er mit seinem Dazwischenfunken bei der Wahl des neuen Oberhäuptlings ausschied. Jetzt galt es noch zu retten, was noch zu retten war. Er musste der Ver­traute und Berater des neuen Oberhäuptlings werden. Darauf richtete er sein Augenmerk. Aus seinen Gedanken aufgeschreckt, hob Poncé den Kopf. Noch immer hatte sich die entstandene Unruhe nicht gelegt. Die Krieger, welche im äußeren Kreis standen, flüsterten und tuschelten. Die Unruhe legte sich erst, als Cuchillo Negro seine Stimme wieder erhob. „Brüder“, begann er erneut. „Brüder! Die Mexicano´s müssen vom Vorhaben der Weißaugen gewusst haben. Man schoss mit der großen Donnerbüchse auf unsere Brü­der und Schwestern. Die Krieger der Mexicano´s haben eine sol­che Donnerbüchse. Also sind die Mexicano´s mitschuldig am Tod von 400 Männern, Frauen und Kindern. Santa Rita muss untergehen! Wir müssen unsere Toten rächen! Die Weißaugen sollen spüren, dass wir uns nicht so einfach ab­schlachten lassen. Hier geht es um unser Land, unsere Jagd­gründe, unser Leben. Krieg den Mexicano´s!!!! Die Kupferminenstadt muss sterben!!!! Rache für unsere Toten!!!!!!“ „K'enach'ide !!!!“ - „Rache!!!!!“ „Nagonlkaad eei Nakaiye!!!!“ – „Tod den Mexicano´s!!!!“ stimmten die Krieger in den Ausruf des Ojo Caliente - Häuptlings ein, der während dessen seinen Tomahawk aus dem Gürtel gerissen und in die Mitte geschleudert hatte.  ....“Rache!!“ .... „Krieg!!“ ... „Tod den Weißaugen!!!!“  Die Rufe der aufgeputschten, wütenden Krieger wollten kein Ende nehmen. Es stellte sich erst wieder Ruhe ein, als Cuchillo Negro die Hand hob. Ein Ruhe gebietendes Handzeichen, um weiter sprechen zu können. „Brüder! Unser Volk ist ohne Führung. Juan José ist tot. Vermut­lich auch Mangas Coloradas. Keiner hat ihn mehr seit Santa Rita gesehen. Wenn er noch lebte, würde er sich jetzt hier be­finden. Lasst uns also einen neuen Oberhäuptling wählen! Unser Volk braucht wieder einen Anführer. Einen Mann, der in der La­ge ist, unsere Krieger beim Rachefeldzug erfolgreich anzuführen.  Ich habe gesprochen!“  ...Schweigen...Dann erhob sich der Diyin, der Medizinmann der Ojo Caliente - Apachen. Die kleinen Schellen an seinen bemalten Umhang aus Büffelhaut klangen bei jeder seiner Bewegungen. Mit der Haube, gefertigt aus dem Schädel eines Büffels, würde er auf einen europäischen Beobachter wie ein Wesen aus einer anderen Welt wirken. Viele Augenpaare ruhten auf den gespenstig wirkenden, alten Medizinmann. In Poncé´s Kopf arbeitete es. „Wen würde der alte Ojo Caliente - Medizinmann wohl vorschlagen?“ Sein Blick fiel auf die alten Ratsmitglieder. Doch diese saßen mit versteinerten Gesichtern in der Runde. Kein Muskel veränderte ihre starren Züge. Stille! Kein Laut war zu hören. ... nur das Prasseln des Feuers. ..... Man wartete darauf, dass der Medizinmann zu sprechen begann: „Brüder! Unser Bruder Cuchillo Negro hat wahre Worte gesprochen. Wir brauchen einen neuen Oberhäuptling. Es gibt nur ei­nen, der dafür geeignet ist. Und das ist unser Bruder Cuchillo Negro. Stimmen meine Brüder mir zu?“, fragte er, um sich blickend.  Worte des Einverständnisse waren vom Rat der Alten und Weisen, sowie von den anwesenden Kriegern zu hören. Damit hatte der Stamm der Mimbreño-Apachen einen neuen Oberhäuptling. Der Oberhäuptling der Mimbreños erhob sich.Es war spät geworden, schon weit nach Mitternacht. Deshalb be­endete er die Ratsversammlung. Über das Schicksal der gefang­enen Mörder würde am morgigen Tag entschieden werden.Der östliche Himmel leuchtete in blutroten Farben, als die Sonne langsam hinter dem Horizont hervortrat. Noch war das Lager nicht erwacht. Vogelgezwitscher erklang, der Morgengruß der gefiederten Freunde. Langsam regte sich das Leben in und außerhalb der Laubhütten oder Gowas, wie die Apachen ihre Behausungen nannten. Die Krieger und Frauen traten aus den Gowas hervor, streckten sich und begannen dann ihr Tagewerk.Die Isdzane - die Frauen, entzündeten die Kochstellen und began­nen damit das Essen vorzubereiten. Die Kinder, nun ebenfalls er­wacht, rannten spielend, schreiend durchs Lager, dem Fluss entge­gen. Schwimmen gehen - genau das Richtige nach einer durchschwitzten, von Alpträumen geplagten Nacht. Die Geschehnisse der letzten Zeit saßen noch zu tief in der Erinnerung und in den Seelen der Knaben und Mädchen fest. Ein Erlebnis, das zukunftbestimmend für sie sein sollte.Cuchillo Negro hatte den Kriegern den Auftrag erteilt, ihre Bögen neu zu spannen und genügend Pfeile für den bevorste­henden Angriff zu schnitzen. Gleichfalls mussten die wenigen Feuerwaffen, die sie besaßen, auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft, Kugeln gegossen, Lanzen gefertigt, sowie Tomahawks und Skalpmesser geschärft werden.Soeben kehrte der die Sonorastraße bewachende Kriegertrupp zurück. Der Häuptling hatte sie ablösen lassen, denn ausgeruh­te Augen sind scharfe Augen, denen nichts entgeht. Die ankomm­enden Krieger führten mehrere Planwagen mit sich. An ihren Gürteln sah man blutige Skalpe hängen.  Cuchillo Negro schritt ihnen entgegen:„Was bringen meine Brüder für Nachrichten? Ich sehe Fuhrwerke und blutige Skalps. Berichte!“  Der Anführer des Trupps sprang vom Pferd. Die ihn ablösenden Krieger hatten ihn bereits über die Wahl des neuen Oberhäupt­lings informiert.  „Mein Häuptling! Kein Fuhrwerk mit Nahrungsmitteln hat die Kupferminenstadt erreicht. Der von mir ausgesandte Späher kehrte im Morgengrauen zurück und berichtete mir von Un­ruhe und Angst unter den Mexicano´s. Die Nährungsmittelvorräte sind fast erschöpft. Der Hunger wird sie veranlassen, die Stadt bald zu verlassen.“ „Gut. Ich werde einen Späher senden, die Stadt weiterhin zu beobachten. Wir müssen wissen, wann die Mexicano´s aufbrechen und in welche Richtung sie ihre Flucht führt. Dann werden wir zuschlagen. Keiner darf der Rache der Mimbreños entgehen. Zuviel unschuldiges Blut ist geflossen.“ Mit diesen Worten wandte sich Cuchillo Negro ab und lenkte seine Schritte in Richtung Flussufer. Er brauchte Ruhe, musste allein sein, seine Gedanken ordnen. Zuviel hatte in letzter Zeit ereignet. Dinge, die das Leben seines Volkes stark verändert hatten. Welche Er­eignisse kamen wohl noch auf sie zu?  ……………
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