Beschreibung
Ein spannend erzählter Roman über den Überlebenskampf der Apachen, basierend auf historischen Tatsachen.
Blutbad in Santa Rita
...Das Jahr 1837 sollte für die Mimbreño-Apachen, welche im Gebiet um Santa Rita del Cobre ihr Sommerlager aufgeschlagen hatten, zum Schicksalsjahr werden. Ein Jahr, in dem sie von Yusn, ihrem Schöpfer, hart geprüft werden sollten. Juan José Compa, der Oberhäuptling der Mimbreño-Apachen und Häuptling dieser ca. 400 Köpfe zählenden Stammesgruppe, pflegte freundschaftliche Beziehungen zu den Einwohnern dieser kleinen mexikanischen Bergwerks und -Garnisonsstadt. Auch der einen kleinen Handelsposten betreibende Amerikaner James Johnson, ein skrupelloser, zu jeden Gewinn bringenden Geschäft bereiter Mann, gehörte zum Freundeskreis des, dem Alkohol verfallenen alten Häuptlings.Cuchillo Negro, ebenfalls ein Mimbreño - Häuptling, der mit der freundlichen Einstellung, den Mexikanern gegenüber keineswegs einverstanden war, hatte sich bereits vor mehr als einem Jahrzehnt von der Juan José-Gruppe losgesagt und war mit seinen Anhängern und deren Familien in das Gebiet der heißen Quellen, den Ojo Caliente, gezogen, um dort ein neues Lager aufzuschlagen. Ein Misstrauen, welches durchaus gerechtfertigt war. Zur Zeit befand er sich mit einem Teil seiner Krieger in den Jagdgründen der Mescalero - Apachen, um dort mit ihnen auf die Büffeljagd zu gehen. Der Rest der Ojo Caliente-Gruppe, Alte, Frauen und Kinder eingeschlossen, hatte ihr Sommerlager nördlich von Santa Rita, in den Bergen der Sierra Diablo, den Teufelsbergen, bezogen. Eben im Jahre 1837 hatte die Junta von Chihuahua einen Erlass her ausgegeben, der die Ausrottung der Apachen beinhaltete. Die Regierung in Chihuahua war bereit, hohe Prämien für Apachenskalps zu zahlen; 100 Pesos für den Skalp eines Kriegers, 50 Pesos für den einer Squaw und 25 für den eines Kindes. Für den Skalp eines Häuptlings bot man gar 250 Pesos. Der Wert des Pesos war zu dieser Zeit dem Wert des Dollars gleichzustellen. Ein Vermögen, wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung im damaligen Mexiko sehr arm war. Auch setzte die Junta von Chihuahua ihr Augenmerk und ihre Hoffnungen auf das Gesindel, was sich damals in Mexiko und den angrenzenden Territorien herumtrieb; Banditen, Zuchthäusler, Tramps und Goldsucher, welche hofften, auf eine schnelle Art und Weise reich zu werden. Man schätzte, dass es aufgrund der ausgesetzten Skalpprämien zu regelrechten Menschenjagden auf die unliebsamen Rothäute kommen würde. Eine eventuelle Gegenwehr seitens der Apachen wurde nicht einkalkuliert. Eine verhängnisvolle Unterlassungssünde, wie sich später herausstellen sollte. Auch die führenden Köpfe von Santa Rita del Cobre, der Alkalde, die Hazienderos und Minenbesitzer, von denen einige gleichfalls Mitglieder der Junta von Chihuahua waren, hatten bereits entsprechende Befehle erhalten. Man musste handeln, bevor die Apachen Wind von dem grausigen Erlass bekamen und misstrauisch wurden. Jedoch wie? Man zerbrach sich vergeblich die Köpfe und doch sollte sich bald die Gelegenheit bieten, den unmenschlichen Plan in die Tat umzusetzen. James Johnson rieb sich zähnefletschend die Hände. Das soeben Gehörte war Gold wert, viele Pesos. Ein Gewinn, der nicht zu verachten war! .... Für soviel Pesos war er gern bereit, seinen Freund und Blutsbruder Juan José, in dessen Lager er stets willkommen war, zu verraten und zu massakrieren. Schon allein der Gedanke an ein solches Blutbad würde jeden human denkenden Menschen Schauer über den Rücken jagen lassen. Doch nicht Johnson. Seine Gier nach Reichtum war stärker als jegliches menschliches Denken. Bar jeder Gefühlsregung legte er sich seinen Plan bis ins letzte Detail zurecht. Aber allein konnte er ihn nicht verwirklichen. Er brauchte Hilfe. Die Unterstützung der Elite von Santa Rita del Cobre. Diese Unterstützung wurde ihm von den führenden Köpfen der Stadt zugesichert. Unterstützung in Form eines Festmahles, mit welchem er die Apachen anzulocken gedachte; mit Geschenken und Lebensmitteln. Der Kommandant der in Santa Rita stationierten Garnison stellte für dieses Unternehmen eine Sechs-Pfund-Berghaubitze zur Verfügung. Johnson heuerte eine Gruppe amerikanischer Maultiertreiber, welche sonst die in den Minen geförderten Erze nach Chihuahua transportierten, an, ihm zu helfen, die Bluttat auszuführen. Ein Bote überbrachte die Einladung der Stadt zum Festgelage an den Häuptling der Juan José-Gruppe. Juan José, wieder einmal betrunken, war nicht in der Lage, die Einladung entgegenzunehmen. Mangas Coloradas, der umsichtige Berater des alten Häuptlings, und Poncé, der Neffe Juan Josés sagten das Kommen der Mimbreños zu. Auch versprachen sie, die Ojo Caliente-Gruppe zu benachrichtigen.„Wow! Diese Hürde wäre genommen.“, dachte Johnson bei sich, als der Bote mit der Zusage nach Santa Rita zurückkam. Jetzt galt es, das Fest gut vorzubereiten. Ganze Wagenladungen mit Geschenken wurden herbeigeschafft. Säckeweise schwarze Bohnen, Mais und Mehl, stapelweise Decken und abgetragene Kleidung; massenhaft billiger, bunter Tand, Bänder und Perlen. Den Häuptlingen wollte man „besondere Geschenke“ zukommen lassen. Prächtige Pferde standen für sie bereit. Nun wurde auch das Geschütz in Stellung gebracht. Jedoch so, dass es auch per Zufall nicht von den in der Stadt herumstreifenden Indianern entdeckt werden konnte.Auf der großen Plaza, inmitten der Stadt, hatte man etliche große Bratstellen errichtet, an denen die bereits am Vortag geschlachteten Ochsen schmorten. Auf Tischen waren Berge vorbereiteter Tortillas aufgeschichtet.Der Geruch des auf Spießen gebratenen Fleisches und der köstliche Duft der Tortillas verbreitete sich rasch über die gesamte Stadt. Mehr als 500 Mimbreños waren der Einladung gefolgt, darunter die gesamte Juan José Gruppe, einschließlich der Häuptlinge. Von der Ojo Caliente-Gruppe Cuchillo Negros sah man nur die Frauen und Kinder, begleitet von einigen wenigen Kriegern dieses Stammes. Nur die Alten und Kranken waren in den Lagern zurückgeblieben. Die bereits am späten Vormittag in Santa Rita eingetroffenen Indianer genossen offensichtlich die von den Mexikanern ausgehende Fürsorge. Schließlich zählten die Mimbreños, auch Kupferminen-Apachen genannt, zu den Ärmsten dieses stolzen Volkes. Im Gebiet um Santa Rita gab es nur wenig jagdbares Wild. Daher hielt man sich an den umliegenden Haziendas schadlos. Immer wieder verschwanden von den Weiden der Ranchos Rinder und Schafe. Was, wie könnte es anders sein, die Hazienderos erzürnte. Deshalb befürworteten sie auch den Beschluss der Junta von Chihuahua, obgleich ihre Verluste, wenn man ihre zu vielen Tausenden zählenden Herden sah, lächerlich gering war. Besorgt beobachteten Johnson und die Hohen Herrn von Santa Rita das lautstarke, lustige Treiben auf der Plaza. Soeben waren die mit Mescal gefüllten Fässer, dem extrem starken Branntwein der Mexikaner, angestochen worden. Alles lief wie geplant. Dennoch zeichneten sich Sorgenfalten auf den Gesichtern der Beobachter ab. ……. Man vermisste Cuchillo Negro und den Großteil seiner Krieger. …. Wo war er? ….. Befand er sich Jagdgebieten der Mescalero´s? …… Oder misstraute er ihnen und war deshalb nicht gekommen? Was würde geschehen, wenn er Kunde erhielt von den Geschehnissen in Santa Rita del Cobre erhielt? …..War damit das Schicksal der Kupferminenstadt besiegelt??? ….. Fragen über Fragen, auf die es noch keine Antwort gab. Schließlich schob man alle Bedenken beiseite. Der Befehl aus Chihuahua war schließlich eindeutig genug - die Ausrottung der Apachen.….Welch wahnwitziges Unterfangen!!!!... Hoffentlich ging der Schuß nicht nach hinten los. Wie auch immer, Befehl war Befehl. Man hatte zu gehorchen. Ein schrilles „iwiwiwiwiwiiii“ riss den Alkalden aus seinen Gedanken. Das war doch der Kriegsschrei der Apachen! ...War etwas Unerwartetes geschehen? ... Hatten die Apachen den so sorgsam ausgearbeiteten Plan durchschaut? Erschrocken wandte er sich um, und...musste lauthals lachen. Was er sah, war einfach zu komisch. Ein Krieger, offensichtlich total betrunken, kam im zick -zack direkt auf ihn zu. Im letzten Moment wich der Alkalde aus. Das Unvermeidliche geschah. Der Krieger verlor das Gleichgewicht, stolperte, stürzte, noch im Fallen mit den Armen rudernd, in den Staub der Straße. Neben ihm lag, nun zerbrochen, die Flasche Mescal, die der Apache eben noch in der Hand hielt und deren Inhalt jetzt im Schmutz der Straße versickerte. „Rotes Pack“, dachte der Mexikaner bei sich und verließ die Plaza in Richtung Verwaltungsgebäude der Minengesellschaft. Die Fiesta indes näherte sich ihrem Höhepunkt. Es war Abend geworden. Von den Stadtbewohnern war niemand mehr zu sehen. Sie hatten den Befehl erhaltenen, sich bei Einbruch der Dunkelheit in ihre Häuser zurück zu ziehen. Mit dem angegebenen Grund war die mexikanische Bevölkerung leicht zu überzeugen gewesen. Man gab vor, eventuellen tätlichen Angriffen seitens der betrunkenen Indianer zuvor kommen zu wollen. Eine simple Erklärung, doch glaubhaft genug. Lautes Zischen an allen Ecken der Plaza unterbrach das fröhliche Treiben. Erst erschrocken, dann erstaunt schauten alle wie gebannt zum Himmel. Was sie sahen war neu für sie. War es Yusn´s Werk? .... Oder schlug der sagenhafte, riesige Donnervogel mit seinen Flügeln und ließ den Nachthimmel in grellen Farben erleuchten? . . . Nein, das war das von den Mexikanern in Szene gesetzte Ablenkungsmanöver und zugleich das Zeichen für James Johnson und Konsorten, die währenddessen in Stellung gebrachte Kanone abzufeuern. Wieder erfüllte lautes Zischen die Luft...lautes Pfeifen ... Stille!! Für nur ein, zwei Sekunden !!! .... Dann ein ohrenbetäubender Donnerschlag!....Einschlag!...Gut getroffen!!Inmitten der feiernden Menge hinein Wieder Stille Dann Schreien, Kreischen, Brüllen, Wimmern. Blut, überall Blut. Die Plaza war übersät von zerfetzten, verstümmelten Leibern. Das Stöhnen der Verwundeten klang in die Nacht hinaus, klagte die Mörder an. Doch wer war Kläger? Wer war Richter? Als ob es nicht schon genug Tote gegeben hätte, feuerten die Schergen Johnsons auf die, noch immer unter Schock stehenden Verletzten. Männer, Frauen und Kinder brachen unter dem Kugelhagel zusammen: Und doch! ... Es gab Überlebende .Johnson, inzwischen herangekommen, sah, wie sich Juan José gerade eben aufrappelte.„Nein! ... Das durfte nicht sein! ...“, dachte er.Er zog sein Messer und stach eigenhändig seinen Freund und Blutsbruder nieder. Welch verabscheuungswürdige Tat!Doch Johnson kannte keine Skrupel. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine hämisch grinsende Teufelsfratze ab, als er den soeben niedergestochenen Häuptling skalpierte. Den zur Besinnung kommenden Kriegern gelingt es noch, einige der Angreifer zu töten, bevor sie ebenfalls die Flucht ergreifen. Nur ein Bruchteil der Mimbreño und - Ojo-Caliente - Apachen hatte sich retten können. Unter ihnen befand sich auch der Juan José-Neffe Poncé und Mangas Coloradas, der später als einer der größten indianischen Staatsmänner in die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika eingehen sollte. Dieses Massaker war der Beginn des fünfzig Jahre währenden Freiheitskampfes eines stolzen, tapferen Volkes. Die Hintergründe des vielleicht grausamsten, blutigsten Krieges dieses Landes sollten niemals in Vergessenheit geraten!!!!!!