Kurzgeschichte
Das Tosen des Glaubens

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"Die Stärke des Glaubens, hängt von der Situation ab, in der man sich befindet."
Veröffentlicht am 18. Februar 2019, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Die Stärke des Glaubens, hängt von der Situation ab, in der man sich befindet.

Das Tosen des Glaubens

Das Tosen des Glaubens Von Florian Schreiter

Die Sonne brennt. Ich höre das Rauschen der Wüste. Um mich herum nichts als Wüste, nichts als Wüste, nichts als Wüste. Nichts als Wasser. Im Müßiggang ein Segen Gottes, doch in der Not ein Fluch. Gott stahl mir im aufbrausendem Sturm mein Schiff. Nur einen winzigen Fetzen Hoffnung ließ er mir am Leib. Verdammt soll er sein, dieser Pirat, doch ich lebe, so übe ich mich in Demut.
Der Durst schnürt mir die Seele zu, der Hunger verspeist mich. Was es hier gibt, ist leicht zu erspähen, ich sehe nichts. Nur diese Wüste aus Wasser, nichts als

Wüste, nichts als Wüste. Sie macht mich wahnsinnig. Ich springe in die peitschenden Wellen und trinke, einen Schluck, noch einn Schluck, noch einen Schluck. Ich möchte das ganze verdammte Meer leersaufen. Dann kann ich wieder atmen, ich könnte die Fische vom Grunde fressen und schnell nach Hause zu meiner sorgenden Frau laufen, um ihr die Füße zu küssen.
Umso mehr ich trinke, umso durstiger werde ich. Der Wahn triumphierte schon als Sieger über den Verstand. Doch der Verstand gab nicht auf, hob sich mit letzter Kraft wie David gegen Goliath empor und traf ihn im letzten Augenblick mitten in die Achillesferse.


Du Idiot! Das ist Salzwasser. Dieses verdammte Meer, dieses gottverdammte Meer. Ach könnte ich doch wie Moses das Meer teilen oder wie Jesus darüber laufen oder zumindest das Meer in Wein verwandeln. Du verficktes Arschloch, du, du verficktes Arschloch. Doch er hört mich nicht. Ein Palmenblatt versperrt meine Depesche himmelwärts.
Fröhlich tanzt es leicht beschwippst zur Musik des Windes, als hätte es schon ein, zwei, drei Glas Schnaps gepichelt, als würde es sich amüsieren. Du verficktes Arschloch, du, du verficktes Arschloch. Ich hau dir gleich in die Fresse, mitten in deine Arschloschfresse rein, du verfickte

Sau, du. Es kichert lauter.
Du spielst mit deinem Leben, ich komm hoch, ich schlag dir in die Fresse, so richtig in die Fresse rein. Doch jeder missglückte Versuch den Stamm zu erklimmen verhöhnt meine Absicht.
Ich schreie wüst in die Wüste, doch nichts als Stille. Nicht einmal Gott hört mich, obwohl über mir, weit und breit nichts als Himmel ist. Nichts als blauer Himmel und die Sonne.

Sonne bist du es gar, bist du das Licht, das wir ein Leben lang anbeten, aber nie sehen? Los, sag es mir, ich flehe dich an, bist du Gott der Leben schenkt und wieder nimmt? Stille. Ich falle zu Boden. Ich sehe den Himmel, ich sehe die

Sonne, Gott sehe ich nicht. Er lässt mich hier einfach in der Sonne verdorren.
Das Blatt tanzt beschwingt um eine Kugel. Eine Kokosnuss! Harte Schale, nahrhaftes Kokosfleisch und innen eine Erfrischung. Ich rase den Stamm hinauf. Ich strecke den Arm nach der Frucht. Er reicht nicht ran. Du willst mich prüfen, okay. Dann zeige ich dir mal, wie der Mensch sich die Erde Untertan macht. Du bist der Schöpfer der Welt, wir aber deren Herrscher! Du vertreibst mich nicht aus dem Paradies. Ich kämpfe bis zum bitteren Ende und wenn ich dabei drauf gehe. Was habe ich schon zu verlieren? Gleich habe ich dich, du verfickte, blöde Arschlochnuss. Ich

greife und erwische das Blatt. Ich verliere den Halt und gewinne harten Boden, das mein Fleisch aufplatzen lässt. Gott du verficktes Arschlosch, du. Die Kokosnuss fällt und spaltet sich auf meinen Kopf. Eine zweite Kokosnuss fällt mir wohlbehalten in den Schoß, wenn das kein Zeichen ist. Der Hunger und der Durst sind für das erste gestillt. Jetzt lässt es sich wieder leichter an eine Zukunft glauben. Frau, ich liebe dich und das will ich dir ins Gesicht küssen.
Das Meer vermag ich nicht zu teilen, doch vielleicht mit der scharfen Kante der Nussschale eine Palme? Das Wunder gelingt. So habe ich ein Floß, wenn auch nur aus einem Stamm. Es schwimmt, ich

treibe auf das Meer hinaus, die Nussschale dient mir als Ruder. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde. Um mich herum nichts als Wüste. Vielleicht ertrinke ich darin, vielleicht quert ein rettendes Schiff meinen Weg. Die Liebe meiner Frau dient mir als Kompass. Sorry Gott, du nicht. Ich will ja nach Hause finden und nicht in den Himmel. Du verstehst? Doch auf meinen Floß ist noch Platz, wenn du willst komm mit, ich kenne lustige Seemannslieder. Ach was frag ich, du machst ja doch was du willst.
Ob in Liebe oder Hass, du bist bei mir, ob ich will oder nicht. Dich werde ich nimmer los. Und das ist gut so, auch

wenn du nervst, so bin ich nie allein. Du bist wie ein Freund, doch nur meiner Frau küsse ich die Füße, denn du stehst nicht über allem. Sorry, du verdammtes Arschloch.

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FloSch

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Gast Danke Flo, du hast mir etwas zum Lesen geliefert und mir zum tiefen Gedanken gebracht. Edd
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