Biografien & Erinnerungen
Energieeinsparung altväterlich - bei uns zu Hause

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"Energieeinsparung altväterlich - bei uns zu Hause"
Veröffentlicht am 02. Februar 2009, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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einer der auf dem Weg ist ...
Energieeinsparung altväterlich - bei uns zu Hause

Energieeinsparung altväterlich - bei uns zu Hause

Früher wurde nur in der Küche geheizt. Der Mittelpunkt der Küche war der Herd, der den ganzen Tag beheizt wurde und nie aus den Augen gelassen werden durfte.
Schon deshalb musste immer jemand da sein.Unsere Wohnung verfügte über mehrere Zimmer und ein Flur verband diese.Das Heiligtum war die Stube oder auch das Wohnzimmer.Nur am Wochenende wurde hier geheizt und da Vater hier gelegentlich arbeitete oder seinen einzigen Freund empfing, war es fast schon sein Zimmer. Seine wesentliche Zuständigkeit bezog sich sowieso auf die komplette Wohnung und alle Bewohner wurden regelmäßig zu „Diensten“ eingeteilt.Vater war kein Intellektueller, aber beim Anstellen von Leuten entwickelte er eine traumhafte Kreativität.Mancher würde es Sadismus nennen und da muss ich wieder überlegen, wo die Grenze zu Inhumanität ist, wenn man mit der eigenen „Brut“ so umgeht?Das war damals – heute fallen mir die Argumente ein.Also, die Stube, sie wurde gepflegt. Das Drama der staubfreien Trittleisten an die Stubenstühlen und die Qual des Staubwischens an sich waren schon eine andere Geschichte. Vielleicht war es auch nur die Kontrolle danach.Wenn es sauber war, dann  wurde als Krönung geheizt. Auf das die Fusseln sich erheben und sich im Raum erneut verteilen. Aus dem Kohlenkeller, der nur über die Straße, um das Haus herum, hinter Hof und Lager zu entdecken war.Dorthin wurde auch die Asche verbracht. Manchmal hatte der „Diensthabende“ Glück. Wenn es Winter war und wenn es wie früher üblich geschneit hatte, dann konnte man die Asche auf den Gehsteig streuen. Die Rache kam im Frühjahr bei der Resterbeseitigung. Doch zum Heizen, allein die Kohlebeschaffung und Anlieferung nebst Verbringung in den Bunkerkeller sind eine Storie für sich. Der Samstagnachmittag erreicht und der häusliche Wochenendfriede konnte beginnen. Vater nahm an seinem Schreibtisch Platz und zelebrierte Amtshandlungen.Wir Buben kamen in die Stube und ließen die Tür beim hinausgehen manchmal etwas offen oder wir schlugen sie zu hart zu. Vater wurde in seiner Kreativität gestört und das rächte sich hart und direkt.Die abgeleitete Aufgabe bestand im Öffnen und Schließen von hundert Türen. So wanderten wir von der Stube in das Schlafzimmer, von dem Schlafzimmer in die Küche, von dort in den Flur und begannen den Canossagang von vorn.Immer das Ohr des großen Zampano im Rücken, denn ein Versagen hätte ein Beginnen von vorne bedeutet.Wenn der Abend schummerte saßen wir Buben dann zu Füßen des Vaters am knisternden Ofen und er erzählte romantische Geschichten vom zweiten Weltkrieg.

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Boris
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Boris Re: Ganz schön beißend - so wahr, wie ich real bin -es ist so gewesen
Danke für den Kommentar

LG JFW


Zitat: (Original von Abendschoen am 02.02.2009 - 12:06 Uhr) Ist es wirklich so gewesen? Ich zweifle natürlich nicht, reibe mir nur die Augen. In diesen Details finde ich keine Spur vom gesellschaftlichen Aufbruch, den es in den frühen DDR-Jahren doch auch gegeben haben soll. Besonders die Szene mit den 100 Türen hätte sich ebenso gut sechzig, siebzig Jahre früher abspielen können. Nur dass das Thema dann der Krieg von 1870/71 gewesen wäre. Was mich betrifft, so war ich zwar auch wenig glücklich zu Hause, doch derart traditionalistisch ging es bei uns zum Glück nicht zu. - Arno -
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Ganz schön beißend - Ist es wirklich so gewesen? Ich zweifle natürlich nicht, reibe mir nur die Augen. In diesen Details finde ich keine Spur vom gesellschaftlichen Aufbruch, den es in den frühen DDR-Jahren doch auch gegeben haben soll. Besonders die Szene mit den 100 Türen hätte sich ebenso gut sechzig, siebzig Jahre früher abspielen können. Nur dass das Thema dann der Krieg von 1870/71 gewesen wäre. Was mich betrifft, so war ich zwar auch wenig glücklich zu Hause, doch derart traditionalistisch ging es bei uns zum Glück nicht zu. - Arno -
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