Kurzgeschichte
WOW

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"WOW"
Veröffentlicht am 28. Januar 2019, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
WOW

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vorbemerkung

Dies ist ein Jurybeitrag der Schreibparty 73 und läuft außer Konkurrenz.

Die Vorgabewörter wurden alle verwendet.

Thema: "verräterische Geräusche"


Gute Unterhaltung!



Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli, Dank an pixabay

WOW!

Leise wehte der Wind über den Golfplatz. Dort ließ sich ein professionelles Spiel aufziehen, denn es war ein 18 Loch Platz, der den Anforderungen der Golf Association entsprach. Privatinvestoren hatten den damaligen neun Loch Golfplatz erweitert und Gelände aufgekauft.

Mike tippte in sein Handy gerade ein, dass er gegenüber einem Par bisher weit zurücklag und ahnte nicht, dass sich genau auf diesem Gelände damals ein riesiges Teleskop befand, the Big Ear. Und Big Ear hätte eine Geschichte erzählen können, die noch heute die Astronomie beschäftigt, wenn es nicht 1998 abgerissen worden wäre.

Man schrieb das Jahr 1977, es war am 15. August, Montagabend.

Jerry Ehmann war froh, denn bald hatte er Schluss. Er arbeitete ehrenamtlich bei der State University of Ohio und fand es spannend bei dem SETI Projekt mitzumachen zu dürfen. Tatsächlich war er schon einmal Carl Sagan, dem charismatischen Verfechter begegnet, der fremdes, intelligentes Leben im All für unausweichlich hielt.

Jedenfalls, Jerry schaute auf die Uhr, wäre bald Ende für heute. Er freute sich auf sein Bett. Morgen war wieder Vorlesung.

Als er in den Keller hinunterstieg, pfiff er vor sich hin. Unten war der Computerraum, der die Signale des Teleskops verarbeitete.

Genauer gesagt waren es ja Töne, Geräusche, welche das Gestell über der Erde aus dem All heraus horchte. Aus diesen Tönen konnte man auf physikalische Eigenschaften schließen. Die Kaffeemaschine hatte er angeschaltet und sie gluckste vor sich hin. Der Computerraum selbst ging ihn nichts an. Das war für die Nerds, die Spielwiese für die Techniker. Er hatte nur die Ausdrucke zu überprüfen. So setzte er sich hin. Der Stuhl war auch nicht der neueste, aber das Kratzen der ausgeleierten Scharniere störte ihn nicht. Für dieses SETI Projekt musste man eben an jeder Stelle sparen, die nicht mit der außerirdischen Beobachtung zu tun hatte. Schließlich flossen unter Anderem vor allem Spendengelder.

„Dann leg mal los“, dachte er und hielt damit Rücksprache mit dem Drucker. Der Maschinenkollege legte sich auch gleich ins Zeug. Endlose Zahlenreihen spuckte er aus und Jerry Ehmann überflog die Zahlen und Buchstaben. Mit der Zeit hatte er sich angeeignet Ungewöhnliches blitzschnell herauszufiltern, so wie Goldgräber auf ein Nugget im Flussbett stürzen.

Der Drucker ratterte und schob ein Abrissblatt nach dem anderen aus seinen Eingeweiden. „Doch halt! Was war das?“

Sofort erkannte Jerry, dass hier ein verräterisches Geräusch aus dem All gekommen war. Der Ausschlag befand sich bei 1420 MHz und die Buchstaben verrieten ihm die ungewöhnliche Stärke. Eine

dreißigfache Abweichung vom Standardwert! Vor allem aber strahlt bei dieser Wellenlänge Wasserstoff! Jerry stockte der Atem. Und bevor ihm in den endlosen Zahlenreihen dieser Beweis durch die Lappen ging, kreiste er die Auffälligkeit ein und schrieb „Wow!“ daneben.

(Original)

Dann sprang er zum Telefon und alarmierte alles, was Rang und Namen hatte. Zwischen dem Ausschlag um genau 23:16 Uhr und seinem Rundruf waren keine fünf Minuten vergangen. Wenn man die Erddrehung berücksichtigte befand sich zum Zeitpunkt des Signals das „Ohr“ in Richtung des Sternbildes Schütze, denn „Big Ear“ war ein stationäres Radioteleskop, also nicht beweglich.

Jerry Ehmann löste eine weltweite Aktivität aus. Jedes Radioteleskop auf der Erde richtete die Antennen auf das Sternbild Schütze. Bei Jerry wurde dieses Signal, dieses verräterische Geräusch 72 Sekunden lang empfangen. Die Intensität nahm in dieser

Zeit enorm zu und genauso wieder ab. Das war logisch, denn das Teleskop drehte sich ja mit der Erde weiter. Trotz aller Bemühungen, dieses Signal konnte niemand mehr auf der Erde registrieren.

Jedenfalls blickten wichtige Augen auf „Wow“. Es gab kaum ein Zweifel. Dieses Signal von Hydrogen ließ sich nicht mit Irgendetwas vergleichen. Und schließlich blieb nur das Undenkbare übrig:

Es war ein Signal außerirdischer Intelligenz.


Und was mussten das für weit entwickelte Wesen sein! Mit Hilfe von Wasserstoff zu kommunizieren! Eigentlich logisch, weil nun Wasserstoff das häufigste chemische Element

im Universum ist, ferner das einfachste im Periodensystem.

Man hatte von einer anderen, hochentwickelten Zivilisation das Geräusch des Lebens gehört. Das warf natürlich eine Unmenge von Fragen auf. Wer sollte und vor allem, wer sollte nicht informiert werden? Diese Erkenntnis, nämlich mit fremden Leben in Kontakt getreten zu sein, war explosiver, als eine Atombombe.

Erst einmal taub stellen, war die Losung, und tatsächlich hielten sich die Astronomen eine Weile daran.

Irgendwie musste man dieses Geräusch verifizieren, also einen weiteren Beweis erbringen. Sendete eine außerirdische

Intelligenz, müsste man dieses verräterische Geräusch doch erneut auffangen können.

Doch leider tauchte dieses Signal nie wieder auf. Und allmählich wurde diese Anomalie auch der Außenwelt bekannt und entsprechend reißerisch waren die Aufmachungen, die bereits Handshakes mit Aliens deklarierten.

Nun schreiben wir das Jahr 2019, also 42 Jahre später, und trotz der unglaublichen Fortschritte der Radioastronomie tauchte dieses Signal nie wieder auf, obwohl sich die Muscheln immer wieder auf den Ort richteten, den man rechnerisch ziemlich genau eingrenzen kann. Sogar die maximale Reichweite, aus der das Geräusch gekommen

sein musste, wurde errechnet und man kam auf eine maximale Entfernung von 200 Lichtjahren.

Die Sterne des mutmaßlichen Ursprungsortes sind durchschnittlich 122 Lichtjahre entfernt.

Immer wieder wurde versucht dieses verräterisches Geräusch irgendwie zu erklären ohne auf Raumschiff Enterprise Fiktion zurückgreifen zu müssen.

Es war fast alles dabei, was man sich so zusammenreimen kann.

Vom Pulsar bis zu Reflexionen von Weltraumschrott über verbotenen Funkverkehr auf der Erde und Radioausbrüchen aktiver Sterne bis zu Szintillation von Gas und Staub unglaublicher

Magnetfelder oder Gravitationswellen, war alles geboten.

Das Blöde an der Sache:

Keine Erklärung führte zu so einem Signal.


Der neueste Versuch einer Lösung dieses Phänomens kommt von Prof. Antonio Paris, der meint, dass der Komet 266P/Christensen vor 40 Jahren am Sternbild Schütze vorbeigeflogen sei. Damals kannte man diesen Kometen nämlich noch gar nicht. Sein Wasserstoffschweif wäre die Erklärung. Außer sauertöpfischem Lächeln erreichte er die Astronomie Gilde nicht so ganz. Zu viele Ungereimtheiten!


Die Charakteristika dieses einmaligen Signals

sind so speziell, dass eine uns bekannte Erklärung einfach fehlt. Deswegen gibt es eine Reihe von Astronomen, die eine künstliche Herkunft vermuten.

So glaubt der durchs Fernsehen bekannte Astrophysiker Harald Lesch daran, genauso wie das vor kurzem verstorbene Astronom-Genie Stephen Hawking.

Nicht nur, dass dieser sowieso den Untergang der menschlichen Rasse voraussagte, weil sie sich selbst ruinieren würde, so sieht er die Entdeckung von einer intelligenten Macht kritisch. Wenn wir von fremder Intelligenz entdeckt würden, wäre das ein viel bedeutenderes Ereignis als die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus.

Wir wissen ja, wie das für die entdeckten Indianer ausging.

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Bleistift 
"WOW..."
Ich vermute mal, dass die Aliens den gesamten Wasserstoffvorrat
ihres Planeten aus lauter Dämlichkeit in einer einzigen Explosion
gezündet haben. Warum sollten die schlauer sein, als wir...?
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Die haben sich in die Luft gesprengt, um uns zu zeigen wie es geht. Da haben wir mit unserem primitiven Atom-Zeugs noch etwas Entwicklungsarbeit vor uns.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Günter,
mit Deiner aufschlussreichen Recherche hast Du uns wieder ein interessantes Kapitel der Zeitgeschichte erschlossen. Hier weitere Details:

Das am 15.8.1977 empfangene Signal war eine außerirdische Reaktion auf die Goldenen Schallplatten, die an Bord der beiden 1977 gestarteten interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 untergebracht waren. Die Datenplatten wurden damals ja als Botschaften an Außerirdische in der Hoffnung hergestellt, etwaige intelligente, außerirdische Lebensformen könnten dadurch von der Menschheit und ihrer Position im Universum erfahren. Am hellsten Stern „Epsilon Sagittarii“ im Sternbild des Schützen wurde eine dieser Sonden abgefangen und ihre Schallplatte abgehört, auf der u.a. die Rock’n’Roll-Nummer „Johnny B. Goode“ von Chuck Berry aufgezeichnet war. Die Epsilon-Aliens waren zwar begeistert von dieser heißen Musik und tanzten fleißig Rock’n’Roll, doch die Mehrzahl der Aliens hätte viel lieber den „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley gehört, den auch sie wie einen Gott anbeteten. Daher sendeten sie am 15.8.1977 die Botschaft zur Erde, Elvis möge doch zu ihnen kommen, um dort endgültig unsterblich zu werden. Elvis erfüllte ihnen diesen Wunsch noch in der gleichen Nacht. Seitdem wird bekanntlich der 16.8.1977 als Elvis’ Todestag geführt.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Friedemann

PS: Die Aliens waren wunschlos glücklich und sahen keinen Grund mehr, weiterhin mit der Erde zu kommunizieren.
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Und da Elvis wusste, dass der Trip eine lange Reise werden würde, nahm er zur Beruhigung noch ein paar Pillen mit.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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