Und wieder ist es soweit.
Herbeigesehnt?
Mitnichten!
Immer das gleiche Spiel
Geburtstagsmist
Wieder älter, oller, schwammiger
Vergesslicher, gebrechlicher und hässlicher!
Worüber freuen?
Freuen, Freude, Freund
Mein allerliebster Freund steht in der Küche.
Seit Stunden
Lässt mich hier zurück
Mutterseelenallein
Ausgesperrt!
Wo ich doch Geburtstag habe!
Einfach so
Langweilig aufgeregt
Mit den Geburtstagsgedanken
Denkend verranken
Verrenkend Gedanken
Kann das Handy nicht mehr hören
Immer an den Geburtstagen
Und Weihnachten
Und Ostern
Und Valentin
Und, und, und
Kleine Mäuschchen quietschen Lieder
Machen mich nicht glücklich
Auch die tausend Filme nicht
Die da kreisen um den Erdball
Unpersönliche Retorte
Ich schmeiße das Handy weit von mir
Ins Gras
Und lasse meine Beine baumeln
In dem kalten Poolwasser
Eine Libelle schwirrt vorbei
Eine Mücke
Klatsch!
Die ist nicht mehr …
Sehe mir den Himmel an
Blinzelnd
Und dann
Schleiche ich
Schleiche los zum Küchenfenster
Um zu stillen
Tausend Phantasiegespenster
Zu klein zum Sehen
Groß genug zum Hören!
Der Mixer mixt
Doch dann
Stille
Hantieren, Klappern, Knistern
Knarren, Summen, Schmatzen
Auch die Zehenspitzen helfen nicht!
Ich schleich mich
Erneut tauchen Füße in das kühle Wasser
Rühren sachte Wellen
Lichtsplitter glitzern fein
Mit einem Knarzen
Öffnet sich
Plötzlich
Die Gartentür
Strahlend kommt er zu mir
Drückt mich fest
Und scheint so glücklich
Fragt, was ich so mache
Und ob sich schon die Familie gemeldet hätte
Ich habe ein Kratzen im Hals und weise in die Wurfrichtung
Hieve mich auf
Muss mal …
Im Gehen sehe ich den Schalk in seinen Augen
Das lässt mich kalt
Ich muss es wissen
Schließlich habe ICH Geburtstag und niemand anders
Und so wandert mein erster Blick in den Kühlschrank
Nichts
Ich kann das nicht glauben!
Rücke die Inhalte hin und her
Es bleibt dabei
Nichts
Er kann ja aber nicht für Stunden nichts gemacht haben!
Also stelle ich die Wohnung auf den Kopf
Atemlos rase ich hin und her
Kissen fliegen
Und eine liegengebliebene Hose auch
Ich glaube irre zu werden
Ein hässliches Taubheitsgefühl legt sich um mein Herz
Nichts, nichts und überhauptnichts
Ich sacke zusammen
Strenge mein Hirn an
Die Zellen rattern
Die Synapsen zischen
Der Keller!
Wir nutzen ihn so gut wie nicht
Mir fallen die schalkig glitzrigen Augen ein
Seine blauen Blitzeaugen
Schlawiner der …
Der frische Mut verleiht mir Kraft
Ich ziehe mein Kleid straff
Klopfe mir Mut auf die Brust
So schön ist dieser Keller nicht
Schon reiße ich die schwergängige Tür auf
Ein paar Stufen nur
Die alten Spinnweben wurden sorgsam entfernt
Die neuen sind noch nicht gewoben
Und schon stehe ich vor dem Kunstwerk
Eine Torte
So hoch wie ein Dom
Wunderbar
Und wie das duftet!
Mein Herz klopft aufgeregt
Noch niemand hat für mich solch einen Turm kreiert
Die Hitze steigt meinen Körper empor
Und sammelt sich in meinem Gesicht
Heiß, pulsierend, explosiv
Ich glaube zu zerbersten
Zitterig streckt sich mein Finger aus
Sehr vorsichtig
Er hinterlässt nur eine schmale Spur auf dem Kunstwerk
Ich halte inne
Mucksmäuschenleise
Saugend lutsche ich das sahnige Wunder auf
Der Himmel im Keller
Schon verlangt die Zunge mehr
Mehr Erfüllung, Befriedigung, Genugtuung
Der hässliche Keller entpuppt sich als wunderbares Gaumentraumland
Nur noch süßes Behagen
Naschen, Kosten, Lieben
Schmatzen, Schlürfen, Baden
Versinken, Ertrinken
Völlige Hingabe
Ein Glucksen
Von oberhalb der Kellertreppe
Beinahe hätte ich es nicht gehört!
Eilig schiebe ich die Reste zusammen
Versuche eine hübsche Torte zu formen
Auf die Schnelle
„Ich wusste es!“
Durchatmend nehme ich den Sahneberg auf
Drehe mich sachte
Wie in Zeitlupe
Um Zeit zu gewinnen
Lächele aufmunternd
Steige auf wackeligen Beinen die Treppe empor
„Wollen wir teilen?“
Mit der freien Hand ziehe ich mir die verräterische Sahne aus dem Haar
„Da ist noch was“, zeigt er an und küsst mir die Überbleibsel von Wange.