Journalismus & Glosse
Verlorener Worte gedacht

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"Verlorener Worte gedacht"
Veröffentlicht am 13. Januar 2019, 6 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
© Umschlag Bildmaterial: stillkost - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Verlorener Worte gedacht

Verlorener Worte gedacht

Verlorener Worte gedacht

Passend zum anhaltend trüben Wetter möchte ich in Wehmut einer Reihe von Wörtern und Wendungen gedenken, die in den letzten Jahren still von uns gingen. Sie fehlen nicht nur beim alltäglichen Einkauf, sondern auch in Zeitungsartikeln und in Radio- und Fernsehsendungen, Produkten sprach-studierter Profis also. Huch, war da grad ein Genitiv? Viel zu elitär für unsere Menschen... Gemeint sind nicht technische, inter-national übliche Fachbegriffe wie Rooter oder auch Flugticket. Vieles, vieles aber

ist nur gedankenlose Schlamperei und wird obendrein für schick und modern gehalten wie des Kaisers neue Kleider. Nun, welcher Ort wäre für so eine Trauerminute besser geeignet als ein Forum von Sprachpflegern. Ergänzungen sind willkommen! Für die Jüngeren unter uns füge ich in Klammern die heutige Übersetzung bei. völlig (voll) auch in Zusammensetzungen: völlig über-füllt (voll voll) Salatsoße (Dressing) Stelldichein (Date) Trainer

(Coach) Jugendliche, Gören, Zicklein (Kids) ausruhen (chillen) Badelatschen (Flipflops) Turnschuhe (Sneakers) Tätowierung (Tattoo) Vorschaufilm (Trailer) Arbeitsablauf (Workflow) Versammlung (Meeting) Antwort (Feedback) Autorenwettstreit, Dichterturnier (Poetry Slam) notiert den Termin, rettet die Dattel (save the date) öffentlicher Fernsehempfang, öffentliche Totenaufbahrung (Public Viewing)


wunderbar, schön, toll, raffiniert, ele-gant, klug, unnahbar, stur, stoisch, rück-sichtslos (cool)


Guten Morgen! (Hallo!) Guten Tag! (Hallo!) Guten Abend! (Hallo!) Wie bitte? (Hallo?) Vielen Dank! Auf Wiedersehen! (Alles klar!) © 2019 Brubeckfan

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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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Miranda Guten Abend, lieber Gerd.
Dein Text liest sich für mich fast wie ein Nachruf auf die deutsche Sprache.
Du hast vollkommen recht, ich vermisse die Sauberkeit unserer Sprache auch, zuweilen sogar schmerzlich. Gerade als ich diesen Kommentar hier schrieb, kam unsere junge Nachbarin(24) hier herein und sagte: Hallo. Das heißt guten Abend sagte ich ihr, ich bin nämlich gerade dabei dem Mädel ein paar Manieren beizubringen ( ein wahrhaft schweres Unterfangen)...leider lesen viele Menschen keine richtigen Bücher mehr und sind nur noch mit ihren Smart- Phones beschäftigt. Alles wird abgekürzt und amerikanisiert, ich finde das furchtbar.
Vielen Dank für deinen Text und liebe Grüße.
sigrid
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Die Erziehung einer 24jährigen? Hut ab...
Unsere Sprache hat so einige Feinde: der Anglisierungs-Sockenschuß, die Verknappung (bin Doktor), die Rechtschreibreformen (Mithilfe statt Mit Hilfe), die Genderfanatiker, das Niveau der Schulen...

Zufällig fand ich heute im unterhaltsamen Buch "Sprachen" des Linguisten Gaston Dorren den lockeren Rat, Sprachen entwickeln sich halt dauernd, man möge sich dran gewöhnen.

Hm, aber nicht ohne jeden Protest.
So.

Herzlichen Dank für alle Auszeichnungen!
Viele Grüße zurück,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Na, hallo ... (Du darfst Dir aussuchen welchen Gruß ich gerade gewählt habe, oder ist es keiner) :-) ... da nimmst Du die Sprach(un)sitten aber auf´s Korn. Ich finde die heutigen sparsamen Sprachgewohnheiten auch nicht prickelnd. Dass man sich englischer Begriffe bedient, ist aber nachvollziehbar. Die Welt ist kleiner geworden und "Multi-Kulti" weit verbreitet. In Englisch kann man sich fast überall verständigen. Dass Überschwappen in unseren normalen Sprachgebrauch wird aber leider auch in den Medien praktiziert.
Ach ja, italienische, griechische oder gar portugiesische Wörter als vereinfachende Ausdrucksweise sind nicht zu finden. :-)
Super. dass Du das thematisiert hast, lieber Gerd.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ich finde, Englisch gehört nicht überall hin. Wenn ein deutscher Veranstalter im deutschen Text zum "Ticketcounter" verlinkt und "Kartenverkauf" meint, ist das nur aufgeblasener Unfug. Es klingt alles so schick, nicht.
Ja und wo schnappte ich das mal auf, daß Journalisten von ihrem Auftraggeber ermahnt wurden, "die Frau des Täters" sei zu kompliziert und verschrecke das Publikum, also bitte "die Frau vom Täter".
Vielen Dank für die Aufmunterungen!
Viele Grüße,
Gerd
(Früher hätte hier die Uhrzeit Deines Kommentars gestanden, da wäre die Einordnung des "hallo" keine Kunst gewesen...)
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ich sag nur WhatsApp. Da wird doch alles abgekürzt. Das geht sogar in die Umgangssprache über. Z.B. LOL oder gn8 und die Masse an Smilies und Zeichen, statt miteinander zu reden, werden Zeichen gesendet. Ich finde das Schade und freue mich, dass Du dieses Büchlein veröffentlicht hast. Lieben Gruß Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Herzlichen Dank, liebe Marina!
Gerd Quijote
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Wenigstens kann ich noch beide Seiten verstehen, aber deine Bemühungen sind mit Sicherheit sinnvoll!
Traurig finde ich nur, dass sich die neue, verjüngte Sprache auch zunehmend verknappt, gefühlt jedenfalls.

Sonntagsgruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan "Bin Zahnarzt" ist keine Berufs-, sondern eine Ortsangabe; für Präpositionen fehlt offenbar die Zeit... Traurig ist es, wenn sich so was auch schon bei mir im Alltag einschleicht.

Gruß und Dank!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
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