Biografien & Erinnerungen
Sie las den Roman - eine Geschichte beim Fliegen erlebt

0
"Sie las den Roman - eine Geschichte beim Fliegen erlebt"
Veröffentlicht am 01. Februar 2009, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

einer der auf dem Weg ist ...
Sie las den Roman - eine Geschichte beim Fliegen erlebt

Sie las den Roman - eine Geschichte beim Fliegen erlebt

Sie las den Roman... (eine „verflogene Geschichte“)
 

M . Krug hatte diesen Titel gesungen. Er steht vor ihrem Haus und bald darauf kommt sie heraus. Die Tour mit der Straßenbahn an jedem Tag, und er will sie ansprechen – nur sie sieht ihn gar nicht an, sie liest den Roman. „Die Wirklichkeit, so fang ich an, wird schöner sein, als ihr Roman“ – M.K. sang und träumte und die Story blieb in mir.
 

Meine Geschichte begann mit dem Weg zum Flughafen. Der Highway verstopft, der Planet brannte und mein Fahrer war nervöser, als ich. Der individuelle Service einer namhaften Fluggesellschaft stand umgekehrt proportional zur Gewaltigkeit des Gebäudes und ich war fast in Rage. Nur die Wärme und das Ziel... Gate 25 – eine lange Strecke nach dem „Durchleuchten“. Da sucht man schon nach einem Raucherplätzchen. Am großem Fenster, das den Blick zum Rollfeld freigab und auf die bereitgestellte Flugmaschine hatten sich schon die Sympathisanten der „qualmenden Zunft“ gefunden. Beim Anzünden der Zigarette fand mein linkes Auge oder besser der Blickwinkel sie nicht unflott. Der zweite Blick bestätigte meine Erstannahme. Sie – Alter unklar, Jeans und weißes Top ohne Ärmel, aber einen Rollkragen. Glattes Haar, irgendetwas zwischen blond und hellbraun – eher dunkelblond, die Augenbrauen wie zum Staunen geschminkt. Ob sie wohl sportlich ist? Wo sie wohl hinwill? Sie fliegt allein!? Die Zigarette war nicht lang. Am Gate war es so voll, wie beim Ticketholen versprochen. Nur einen Gangplatz in der Innenreihe. Aber, was soll’s, es geht ja nur ne Stunde. Mein Platz 29F, das geht von links A los und ist so innen, inner geht’s nimmer. Also reinquetschen und warten. Ein Jungmanager links, mit ner Zeitung, eine ältere Dame neben ihm. Plötzlich kommt von hinten die Komplettierung meiner Reihe – SIE. Wau! Ich helfe ihr instinktiv bei den Gurten – vielleicht hilft’ s?! Da klemme ich und will links den Leser und rechts die zarte Kleine nicht stören. Beide Arme an mich gerissen – eine schlechte Haltung und eine schlechte Ausgangslage. In meinem zurückgebliebenen Flirthirn werkelt die hormongesteuerte Satzformulier- und Ansprechhilfe auf Hochtouren. „Lass’ dir was einfallen, der Flug dauert nicht lange!“ – unter Druck kann ich schlecht kreativ sein. Außerdem bin ich „verklemmt“ und habe meine Gestik nur eingeschränkt zur Hilfe. Also luge ich von Zeit zu Zeit verstohlen nach rechts und lese dann die doppelte Zeit in der blöden Zeitung. Miete, Banken und sonstige News können aber meine strategisch schlechte Lage nicht verbessern. Oh je – Herr gib mir ein Zeichen. Da – da ist es. Sie liest einen Roman. Er ist in englischer Sprache. Was nun? Ist sie Engländerin – sieht nicht so aus?! Warum liest sie dann in einer fremden Sprache? Das könnte ein Ansatz sein. „Entschuldigen sie meine Neugier“ – ist ja völlig uncool. „Ach, sie lesen englische Romane!?“ – da kann sie auch nichts mit anfangen. Aber ein Ansatz wär’s ja. Weitersammeln oller Dussel! Die Maschine hat nicht mehr lange. Dann kommt die Erfrischerin mit den Drinks. Sie nimmt ein Apfelsaft und stilles Wasser, ich hätte ja das gleiche nehmen können, fällt mir Tage später ein. So ordere ich Tomatensaft, wie immer (du Ochse) und auch ein stilles Wasser ( ja, ja – stille Wasser ...) Sie mixt den Saft mit dem Wasser, ich rühre eiskalt das Pfeffer und Salzgemisch unter. Mich stört die Ruhe, nur die Triebwerke dröhnen. Schön das es Triebwerke gibt. Nun lässt sie gar das Buch sinken und schließt ihre Augen. Da wird sie noch schöner und ich sehe ihre gebogenen Wimpern und rieche ihre Haut. Ihren Schlaf beschützen – wie ein Ritter – oh schööön. „Mach hin, du Pfeife – bald kommt Berlin“ – souffliert mein schlechtes Ich. Und Berlin kommt und der Flieger setzt zur Landung an. Als ich meine Leergutbecher aus dem Vordermannsitznetz klaube schnippt zu guter Letzt der kleine Rührstab durch die Kante, tippt an die Jeans und sie schaut ein wenig skeptisch drein. Ich stottere „Nichts passiert! Alles in Ordnung!“ und bin mir schon klar, dass da nicht mehr viel zu Baggern ist. Pech eben, nur hätte toll sein können – der Talk. Der Flieger landet und dockt an. Alle entern auf. Sie bleibt sitzen. Hat offenbar keine Eile. „Wollen sie durch?“ fragt sie mich – oh sie hat mich gefragt. „Ja, wenn sie Zeit haben..., danke!“. Ihre Stimme war eher maskulin, aber sie hatte ne gewisse Wärme.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_60904.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_60905.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_60906.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_60907.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_60908.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Boris
einer der auf dem Weg ist ...

Leser-Statistik
44

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Boris ich - bin happy, dass ich dein mitfühlendes Herz gefunden habe - ich war ehrlich sauer auf mich

LFW
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Tja ... - .. dumm gelaufen ..
Hinterher fällt einem immer waaaahnsinnig viel ein, was man hätte sagen können ... ABer eine vergleichbare Situation kommt natürlich nie dann, wenn man sich mental darauf vorbereitet hat ...

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

16057
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung