"Vergangenheit - Was er tat war nicht in Ordnung!"
Veröffentlicht am 16. Dezember 2018, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen http://www.mystorys.de
Über den Autor:
16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt.
In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur ...
Bei Nieselregen und trüber Sicht aber gut gelaunt sind wir mit Rucksack und mit Gore-Tex- Bekleidung los marschiert. Der Start war alles andere als gemütlich. Der Wind frischte auf, der Regen wurde stärker und die längst bekannte Landschaft von unserem Wohnort und deren Umgebung brachte auch keine Abwechslung. Trotzdem ließ ich mich nicht mehr von meinem ersehnten Vorhaben abbringen.
Vergangenheit
Es muss sein, mein Dickschädel will es so! Als 8-jährige wollte ich von Basel, meinem Ferienaufenthalt, nach Bern zu meinen Eltern (ca. 100 km) marschieren und wurde deshalb ausgelacht. Der wahre Grund dafür kannte damals ja keiner!
In der umgekehrter Richtung, von Bern nach Basel und außerdem begleitet von meinem treuen und liebevollen Ehemann werde ich der Vergangenheit entgegen gehen.
Vier unterschiedliche Tage waren wir zusammen auf Schusters Rappen unterwegs. Gemeinsam durchwanderten wir endloses, flaches Kulturland. Das in Reih und Glied gepflanzte Gemüse
säumte unseren Weg, Sellerieknollen wohin man sieht und dieser Geruch, er wird mein Leben lang in meiner Erinnerung bleiben.
Wir folgten bei veränderlichem Wetter einem Fluss, der Emme, die sich zuweilen ziemlich unattraktiv um nicht zu sagen langweilig zeigt. Ein Damm, von Menschenhand geschaffen zähmt das Wasser in einen unnatürlichen beengten Lauf. Vogelgesang lässt trotzdem auf romantische Stille hoffen, aber Grillplätze mit Alufolienfetzen lässt unsere zart gekeimte Romantik ganz schnell wieder vergessen.
Eine Augenweide war ein Ameisendorf. Mehrere imposante Ameisenhaufen
standen dicht beieinander. Jeder einzelne, fein säuberliche und in emsiger Arbeit aufgeschichtete Reisignadelnhaufen faszinierte mich und unter ihnen befand sich ein architektonisches Meisterwerk. Es war offensichtlich die Kathedrale, denn dieses, Nadel für Nadel von tausenden und abertausenden von Ameisen gebaute Kunstwerk ummantelte ein Mannshoher aufrecht stehender toter Baumstamm.
Am Jurasüdfuß änderte sich die Landschaft, die große Ebene liegt hinter uns und vor uns geht es kontinuierlich aufwärts durch den Wald. Nebelhexen spielen mit der Sonne und zaubern eine mystische Stimmung.
Der 3. Tag war der schlimmste. Ich fühlte mich überhaupt nicht fit und fragte mich: War das noch eine Reaktion auf meine Vergangenheit? Die ganze Nacht hatte mein Magen rebelliert und mich schikaniert. Ich entschied mich gegen Medikamente und hoffte auf Besserung. Einen sehr mühsamen und steilen Anfang, wenn das nur gut geht. Nein, bloß keine Schwäche zeigen diesen Krieg mit meinem Bauch werde ich gewinnen! Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und hoffte auf einen gleichmäßigen, ruhigen und ausdauernden Schritt. Tatsächlich, schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Beschwerden mehr und fand auch wieder
meinen Rhythmus. Postkartenwetter versöhnte uns nach dem mühsamen Aufstieg und gewährte uns einen Blick auf ein Nebelmeer. Alles um uns herum ist in weiße flauschige undurchsichtige Watte gebackt nur in der Ferne, am Horizont ragen ein paar einsam allein stehende schroffe Gipfel aus dem Wolkenmeer. Wir waren fasziniert und verspürten ein unglaubliches majestätisches Gefühl auf diesem Berg.
Ich nahm dieses Erlebnis als gutes Omen und packte meine Vergangenheit in ein flaumiges federleichtes Vergessen.
Der letzte Tag. Singend und in fast schon übertriebener Hochstimmung näherte ich mich meinem lang ersehnten Ziel.
Physisch und Psychisch in guter Verfassung und ohne Scham
stehe ich nach all den Jahren vor dem Haus vom Onkel Max. Was er tat war nicht in Ordnung! Deshalb war ich damals, während meinen Schulferien als kleines Mädchen einfach los marschiert!
Meine Eltern sind im glauben an den ehrenwerten Ehrenmann verstorben.
16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt.
In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur schwer ertragen und davon gab es in der Schule und außerhalb mannigfach.
Frauen brauchen keine Bildung, dieser Meinung war damals mein Vater obwohl meine Mutter einem 100% Job nachging.
1970 ziehe ich für einige Zeit zu meiner damals geschiedenen Schwester Irene und in diesem Jahr lernte ich meinen ersten Mann kennen.
1971 wurde unser gemeinsamer Sohn geboren.
Am 26. November 1974 erhängte sich meine Schwester Irene in ihrer Wohnung, am Schlafzimmerfenster. 13 Tage vor ihrem 29. Geburtstag! Mein verzweifelter Versuch eine Logik in den chaotischen Tod von Irene zu bringen, scheiterte. Entsetzen, Wut, Schuld, Enttäuschung und auch Angst der Verantwortung nicht gerecht zu werden.
Plötzlich war ich mit meinen 22 Lenzen die Ersatzmutter vom damals 10-jährigen Jungen, natürlich nicht ohne die Unterstützung meines ehemaligen Mannes, er war in all den schwierigen Zeiten mein fröhlicher und treuer Begleiter, auch wenn sich unsere Wege später getrennt hatten blieben wir jedoch Freunde. Abschied für immer musste ich am 18. Januar 1983 von Bruder Hans nehmen.
Im 33. Lebensjahr wählte er den Freitod. Ein Schnellzug erfasste ihn in Lenzburg.
Im gleichen Jahr starb auch mein Patenkind. Er war im zarten alter von 3 Jahren in ein Desinfektionsbad für Schafe gestürzt.
Der ohnehin schon angeschlagene Gesundheitszustand meines Vaters verschlechterte sich nach dem Todesfall von Hans zusehends, ja sogar schlagartig.
15. Juni 1984 war mein Vater gestorben. Wenigsten blieb ihm die nur ein gutes Jahr später schmerzliche Nachricht von meinem verunglückten Bruder Hugo, die ich meiner Mutter überbringen musste, erspart.
Am 5. Oktober 1985, im 39. Lebensjahr war er bei einem Tauchgang im Zugersee tödlich verunglückt.
Dieser Abschied war sehr, sehr, sehr schwer, dabei hat das Jahr 1985 glücklich angefangen.
Damals lebte ich allein mit meinem Sohn der ein fröhlicher, lieber und sorgloser Teenager war, ja, sicher in der Schule hätte er durchaus mehr leisten können...
Ich war glückliche Kioskleiterin. Durch gute Leistungen sowie Umsatzsteigerungen gewann ich immer wieder traumhafte und einzigartige Motivationsferien im Ausland unter anderem im Piemont, in Florida, Norwegen, Andalusien und vieles mehr. Den Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen war eine Herausforderung die ich gerne annahm. In meinem Team waren Frauen und Männer mit unterschiedlichsten Berufsausbildungen sowohl Hausfrauen, Lehrerinnen, Studenten und Verkäufer auch auf meinen 20jährigen Sohn durfte ich mich eine Zeitlang verlassen. Er war eine super tolle Unterstützung für unser Team. Zu den Kunden gehörte der Designer Luigi Colani oder der bekannte Jan Tinguely ebenso wie Obdachlose und natürlich meine neue große Liebe.
Am 17. Mai 1991 starteten wir mit einem gecharterten Düsenflugzeug im Berner Flughafen Belpmoos um über den Wolken unser Jawort zu besiegeln.
Am 17. Dezember 2003 wurde ich erneut daran erinnert, dass man diese Zeit nicht für immer hat! Mein geliebter Mann erlitt einen Herzinfarkt. Dieses Mal war es glücklicherweise nur eine Warnung. 2004 und 2005 wurde mein Mann erneut am Herzen operiert und konnte so einem erneuten akuten Herzversagen vorbeugen.
Während ich diese Zeilen schreibe genieße ich ein harmonisches und glückliches Leben!