Humor & Satire
Leopold-Uwes tragische Geschichte

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"... ein Reisebericht aus einem gar eigenartigen Land"
Veröffentlicht am 15. November 2018, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
... ein Reisebericht aus einem gar eigenartigen Land

Leopold-Uwes tragische Geschichte

Liebe Lebende, ihr habt seit einiger Zeit nichts mehr gehört von eurer principessa--- und das hat seinen Grund. Ich bin nämlich zur Zeit in der Hölle. Ja, ihr habt richtig gelesen, in der Hölle, all' inferno. Und ich muss euch gestehen, ich weiß nicht einmal, wie ich dahin gekommen bin. Wahrscheinlich habe ich auf dem Weg nach Pompeji die falsche Autobahn genommen. Sozusagen den Highway to hell, wie Eyssi Diessie so nett intonieren. Es kam mir ja gleich merkwürdig vor, dass dieser Autobahnabschnitt so elend breit war,

es müssen wenigstens acht Spuren gewesen sein, und es war unglaublich wenig los. Und er war --- gepflastert, nicht geteert und auch nicht gefedert, wenn ich mal das Spässle machen darf? Um es abzukürzen, denn drum herum schwätzen beißt dem Teufel auch kein Ohr ab, wie ich da so mit meinem flotten Damon den Hill abwärts brauste, fand ich mich unversehens an einer todschicken silbersteinfarbenen Mautstelle wieder. Ich schob einen Fuffi mit dem Konterfei des vatikanischen Pappa in le Schlitz, der Apparat würgte und spie eine Rauchwolke aus, die sich mal hätte waschen können. An Weiterfahren war beileibe nicht zu denken und so griff ich nach meinem Pompeldur, entnahm ihm eine Sandblattfeile (welch

zauberhaftes Wort der Alltagspoesie!) und feilte kunstvoll meinen Zeigefingernagel zur Linken wieder schön cassandrisch zu. Ich war so vertieft in meine Tätigkeit, dass der smarte Enddreißiger schon einige Male hüsteln musste, ehe ich seiner überhaupt gewahr wurde. Aber dann, mein lieber Scholli! Das stand vielleicht ein Törtchen vor eurer principessa, aber allerfeinste Sahne der Kerl... die Mädels unter euch werden sich eine Vorstellung machen können, was ich damit meine, und die Jungs können ja mal solange Sportschau gucken oder den Wagen waschen, gell? Der Booooh, das heißt der unglaublich schöne Mann, lächelte mich verführerisch an

wie die Sünde in persona und seine bernsteingelben Augen schienen mich förmlich zu pa-ra-ly-sie-ren. Wie ich schließlich in den hyperchicen postmodernen Verwaltungsbau aus Glas, Chrom und weißem Marmor gekommen bin, ich weiß es nicht, absoluter Filmriss, aber Booooh hielt meine frisch manikürte Hand, verfrachtete mich in einen Aufzug und rubbeldiwupps befand ich mich in einem tödlich chicen Büro von gigantischen Ausmaßen. Papachen hätte in Troja so ein Geschäftszimmer gerne gehabt, aber Mama meinte, er sei ja eh meist auf der Jagd oder in der Sauna, da brauche er kein Arbeitszimmer, basta der Rasta! Nun, ich schaute mich natürlich in dieser

Kathedrale der Hochfinanz um und hatte wohl nicht mitbekommen, dass ich schon einige Zeit nicht mehr alleine im Raum war. Ein eleganter und sehr attraktiver Monsieur in einem Anzug aus Seide, für den, unter uns gesagt, eine Raupe ganz nett hatte spinnen müssen, hieß mich sehr kultiviert und in wundervoller Diktion willkommen. Diese STIMME!!! Es zog mir die Beine unter den Knien weg, diese STIMME zu hören... Legt alle PavarottiCarusoRoyBlacks der Welt zu einer Stimme zusammen und ihr trefft den Zauberton--- mitnichten. Dieser Mann könnte in einer Endlosschleife den Busfahrplan von Herne-Eickel vorlesen, ich wäre nur hin und weg, und le Sabber würde mir leise laufen, yam yam yam

~~~ Aber Leopold-Uwe Zifer, so hieß dieser MagicMan, er selber nannte sich lieber LuZifer, hatte Besseres zu maggeln als mir Herne-Eickel hin und zurück vorzuflöten, weiß der Geier! Dieser Mann war nicht glücklich, das sah die Seherin sofort, und seine bernsteingelben Augen blickten unendlich trübe und verloren aus der feinen Wäsche. „Madame la princesse“, hub er an, „ erlauben Sie mir, mich Ihnen vorzustellen ich bin ein Mann von Wohlstand und Geschmack!“ Diese Worte k a m e n mir ja irgendwie bekannt vor, on connaît la chanson, wie der Gallier sagt, aber der Stein wollte ja nu mal nicht ins Rollen kommen, gell? Leopold-Uwe schneuzte sich

zwei-, drei-, viermal und erzählte mir die traurige Geschichte seines Lebens: Als junger Kerl von 17 Jahren war er ein zügelloser Fridolin gewesen, er spielte mit jedem Feuer und legte sich schließlich mit der ABSOLUTEN GEISTIGEN UND MORALISCHEN AUTORITÄT des Universums an. In einer Art kosmischem Putsch wollte er diese zu Fall bringen und selber herrschen über Pief und Poof, Sack und Pack. Das aber ließ sich besagte AUTORITÄT nicht bieten. In den Feuersee, in einen Pfuhl aus Feuer und Schwefel hinab gestürzt wurden seine Pracht und das Rauschen seiner verführerischen Harfen. Maden sind seitdem unter ihn gebettet, und Würmer sind seine Decke.

Heulen und Zähneknirschen sollte er sich tausende und abertausende von Jahren anhören und Fürst der Finsternis wurde er fortan in allen Gazetten genannt. „Und das, Madame, ist eines Ästheten, eines Feingeistes wie mir nicht würdig“ flüsterte er mit ersterbender Stimme. „Mein mächtiger Widersacher zwang mir eine gewaltige Bürde auf, ich sollte hinfort alle sündigen und schlechten Menschen bei mir daheim quälen, foltern, rösten, kochen, zerschlagen- eine grausame Zumutung, wie Sie sich vorstellen können! Im Laufe der Jahrtausende hat der GROßE HERR es sich abgewöhnt, regelmäßig bei mir nach dem Unrechten zu schauen, und so konnte ich heilsame Innovationen einführen--- bis auf die großen

Verbrecher der Menschheitsgeschichte, die Stalins,Hitlers, PolPots und RTL, können alle anderen bei mir ein recht angenehmes Leben führen mit Wellnessprogrammen, Bridgeturnieren und Kochkursen bei Clemens Wilmenroth, dem Erfinder des Käse-Igels und anderer kleiner kulinarischen Teufeleien, wenn ich diesen Scherz machen darf. Um den Schein zu wahren, müssen die üblichen „Verdammten“, wie wir sie weiterhin in den Verwaltungsunterlagen nennen, einmal im Jahr „Qualen der Hölle“ erleiden- sie werden dann 40 Tage lang auf Diät gesetzt. Das wahrt den Schein und hält die Fastenden gesund. Wie Sie sehen, ist hier unten alles licht, luftig und lebensbejahend, nur die Schlangengrube, in welcher wir die

verbrecherischen Diktatoren und Menschenschlächter halten, ist kein schöner Ort. Aber das haben sich die Herren ja auch selber zuzuschreiben und im übrigen halten wir sie permanent unter einer satten Dosis Ritalin. Davon bekommen diese Herrschaften schweres Sodbrennen, Ödeme und Dermatitis. Auch akustische und visuelle Halluzinationen, Manien und Psychosen, Zorn, Agitiertheit und Stimmungsschwankungen treten immer wieder auf, aber so kannten wir die Brüder ja schon zu ihren unseligen Lebzeiten, gell? Aber die ABSOLUTE GEISTIGE UND MORALISCHE AUTORITÄT des Universums hat sich etwas unsäglich Perfides, ja

Satanisches ausgedacht: Lilith, die Mutter meiner Gattin Chantal und somit meine Schwiegermutter, sucht uns von Zeit zu Zeit heim und nörgelt meinem Chantälchen jedes mal die Ohren voll, etwas Besseres als den Herrn der Fliegen hätte ihre Tochter doch sicherlich finden können, blablablablabla... Und, gnädigste Prinzessin, dieses Schwiegerluder hat sich für übermorgen mal wieder angesagt. Wisst Ihr denn kein Mittel???“ Na, da hat eure principessa aber glockenhell aufgelacht und zuerst einmal mit Leopold-Uwe eine Blutige Maria gesüffelt. Und zwei Tage danach- aber davon beim nächsten Mal. Licht aus und Hände auf die Bettdecke.

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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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HarryAltona Herrrrrrrlich. Und welch spaßiger Ort, da bei den Maden. Da möchte man doch glatt mal zu Besuch kommen. Ganz privat und so ganz ohne Verbindlichkeiten.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Aber das Asbesthöschen nicht vergessen, lieber Harry!!!

Grüßle
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Leopold-Uwes tragische Geschichte..."
Leider hab ich mich fast beinahe selbst pa-ra-ly-sie-rt,
als ich sogar im Dunkeln vor Lachen nicht in den Schlaf
kam und dabei trotzdem immer noch die Hände
auf der Bettdecke haben musste, was mir im Nachhinein
doch sehr nach einem weißen Band gekungen... ...grinst*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Das. mon très cher Louis, ist fein beobachtet, wie der Altmeister sagen würde!

Danke dir und schönes WE
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Hiermit gebe ich der Stadt un dem Erdkreis bekannt: Mit dem heutigen Tage ist die schluckweise Veröffentlichung meiner 58 Reiserinnerungen er-öff-net!
Wehe, da meckert einer... Ich habe mächtige Freunde, siehe oben!
Und der Trump, der Putin, der Kim und die anderen Saubären der Weltgeschichte können sich schon einmal darauf gefasst machen, was ihnen blühen wird, ha!! Erst geköpft, dann gehangen,dann gespießt auf heiße Stangen; dann vebrannt, dann gebunden, und getaucht; zuletzt geschu-hu-hu-hu-hunden. Und zwar ohne Musik, hahaha!

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
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