...irgendwo in Böhmen, gegen Mittag
Rodolphe chéri,
du bist der Apfel meiner Augen und du weißt ganz ganz ganz genau, wie sehr isch disch liebe, mon amour. Oh, es ist für misch eine wahre Qual, ein großer Schmerz, dir sagen zu müssen, dass unsere wunderbare und einzigartige Liebe keine Zukunft hat. Rien ne va plus, mon chou, es ist aus aus aus...
Oh, so vieles trennt uns, wir gehören nicht zusammen in den Augen der mondänen Welt, denn unsere Herkunft und unser bisheriges
Leben sind zu verschieden … isch, die Tochter aus allerbestem Hause, erzogen von Gouvernanten und bewandert in Kunst, Literatur, Musik. Isch habe nie verstanden, mon amour, warum disch an meinem Klavierspiel lediglisch die Tatsache interessiert hat, dass die Saiten meines Stutzflügels sehr kräftisch sind...
Vor allem Papa kann deiner Berufstätigkeit nix abgewinnen... du arbeitest mit den Händen, bist wenisch gebildet, arbeitest oft nachts und im Freien, und dein gesellschaftliches Auftreten lässt in Papachens Augen sehr zu wünschen übrisch...Er aber möchte einen Schwiegersohn, der etwas darstellt in der Welt, der nur in den allerbesten Kreisen
verkehrt, Geschäfte wuppt und seiner Frau den aufwändigen Lebensstil zu bieten vermag, den sie von Kindheit an gewohnt ist. Auch findet Papa, dass für misch in deinem Beruf zu wenig Platz ist, dass isch dir niemals beruflisch würde zur Seite stehen können, aus Gründen, die isch dir wohl nischt genauer erläutern muss.
Sischer habe isch immer wieder versucht, misch mit deinem Beruf anzufreunden und isch habe misch auch eingelesen und eingearbeitet in die Voraussetzungen, die eine Gattin für einen Werktätigen wie disch mitbringen muss, aber,chéri, isch kann es einfach nischt! Und ganz gewiss ist deine Arbeit aufregend und enthält einigen
Nervenkitzel, aber sie strengt körperlisch wie geistisch sehr, sehr an! Das Sägen und das Schlepppen und dann die weiten Wege, die wir zusammen machen müssten, um deine Projekte erfolgreisch zuende zu bringen...
Non, non, et non--- die Tochter eines Stahlmagnaten eignet sisch nischt zur Gattin eines Mannes, der sein Leben einer fatalen Passion verschrieben hat. So leid es mir tut, mon cher Rodolphe, aber niemals werde isch die Deine, nie dir die Gefährtin sein können, die deine Arbeit tatkräftisch unterstützt.
Sieh die Tränen,Rodolphe, die dieses Papier benetzt haben, und bedaure deine kleine Mimi, die vieles gekonnt hätte, nur das eine
nischt: Gattin eines Lustmörders zu sein.
Isch hasse Grabearbeiten, isch bin Veganerin, und isch habe Rücken...
Lebe wohl und alles Gute für deine weitere beruflische Zukunft~~~
Mimimi...