Krimis & Thriller
Zwischen Tod und Leben

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"Zwischen Tod und Leben"
Veröffentlicht am 30. September 2018, 14 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

19 Jahre, Möchtegern-Schriftstellerin
Zwischen Tod und Leben

Zwischen Tod und Leben

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Für einige Minuten kniff ich die Augen fest zusammen, unfähig den Anblick der Hölle zu ertragen. Es war nicht, wie man es sich vorstellte, keine Schreie, kein Schluchzen, einfach nur Totenstille. Und durch die Stille schlugen die festen Schritte eines einzelnen Menschen. Wenn er denn ein Mensch war. Ich wollte das nicht ansehen. Ich war fest entschlossen, meinen eigenen Tod zu verpassen. Vielleicht merkte ich es ja gar nicht. Würde es weh tun? Und dann? Nichts? Oder würde meine Seele wie Dampf aus dem leblosen Körper steigen und sich ins Paradies verabschieden? Wahlweise die

Hölle, wer konnte das schon so genau sagen. Besorgt dachte ich an die letzten drei Monate zurück. Einige Male hatte ich meinen Bruder schon ein wenig unfreundlich behandelt. Ich schwor schnell, von derartigen Aktionen wie die zu seinem fünften Geburtstag abzusehen, sollte ich je die Gelegenheit bekommen, ihn wiederzusehen. Vor der Hölle, versteht sich. Das kleine Monster würde immerhin sicher dort landen. Jetzt konnte ich mich wenigstens als guten Sterber bezeichnen, oder nicht? War es nicht das, was man tat, wenn man dem Tod direkt ins Gesicht schaute? Ein Versprechen abgeben? So wie Martin Luther mit dem Gewitter und dem

Kloster. Gut, so weit würde ich zugegebenermaßen nicht gehen wollen und ich war mir außerdem ziemlich sicher, dass kein Kloster der Welt es mit mir zu tun haben wollte. Auf der anderen Seite... Wenn ich der Wahrheit ins Gesicht schaute, war ich sehr wohl bereit, so weit zu gehen. Ich würde alles tun, um das Leben in mir an seinen Körper zu fesseln. Ich schlug die Augen auf und beobachtete meine Mitleidenden. Wir waren weniger als gedacht. Ob das nun gut oder schlecht war, vermochte ich nicht zu sagen. Keiner von uns schien älter als zwanzig zu sein, wenn nicht sogar jünger. Im Gegenzug war niemand

unter sechzehn. Ich ließ den Blick über die Jugendlichen schweifen. In einer Ecke kauerten ein Junge und ein Mädchen, die Körper beinahe ineinander verwoben. Sie hatten sich nicht einmal bewegt, seit man uns in den Raum gedrängt hatte. In einer anderen Ecke ein blondes Püppchen, dessen Kopf so rot und geschwollen war, dass ich damit rechnete, er würde jeden Moment explodieren. Ein Junge rückte vorsichtig, den Blick aufmerksam auf unsere Wachmänner gerichtet, auf sie zu. Sofort folgte ein lautes Brüllen, das einen kollektiven Aufschrei nach sich zog und der Junge sah sich einem Gewehrlauf gegenüber. „Na danke aber

auch“, murmelte er leise. Ich schluckte. War es Dummheit oder Mut? Doch niemanden schien von seinem Kommentar Notiz zu nehmen. Stattdessen sahen unsere Geiselnehmer seine Bewegung als Aufforderung zu Schritt zwei an. „Alle herhören“, schrie er. Als ob es nicht gereicht hätte, uns das in normaler Lautstärke mitzuteilen. „Unser Spiel hat Regeln.“ Ein Spiel also. Na das hörte sich ja großartig an. Doch ehe auch nur ein weiteres Wort seine hässliche Fratze verließ, packte sein Kollege ihn am Arm. „Der Boss möchte uns sprechen“, raunte er. Der erste Mann, der größere von beiden, nickte. Er machte bereits Anstalten, den Raum zu

verlassen, drehte sich aber noch einmal zu uns um. „Ihr werdet keine Schwierigkeiten machen. Und das Fenster... Ja, versucht es gerne.“ Sein Gesicht verzog sich zu einem süffisanten Lächeln, bevor die beiden Männer die Tür hinter sich zuknallten. Als teilten wir uns eine Lunge, atmeten wir alle gleichzeitig aus. Sogleich ergriff der mutige -oder äußert dumme- Junge das Wort. „Wir brauchen einen Plan.“ „Ach ja? Und wie soll der bitte aussehen? Wir stürzen uns auf sie und reißen ihnen die Waffen aus der Hand?“, fragte ich. „Zum Beispiel!“ „Damit rechnen sie bestimmt nicht, du

hast Recht. Welch ein Kinderspiel das doch wird, herzlichen Dank, du hast unser aller Leben gerettet.“ „Leben?“, kreischte das puterrote Püppchen. „Sie werden uns doch wohl nicht umbringen!“ Fassungslose Blicke allerseits. „Ähm, hast du dir einmal den Gang angesehen?“,wollte ein Junge wissen. Seine grünen Augen glänzten so matt, als hätte das Leben ihn bereits verlassen. Es folgte eine Mischung aus Heul- und Schreikrampf. „Halt die Klappe“, mischte ein Dritter sich ein. „Er hat Recht. Wir brauchen einen Plan. Oder zumindest eine Einigung“, meldete sich nun auch Anna zu Wort.

„Wenn sie uns vor die Wahl stellen, wer sterben soll, dann melde ich mich freiwillig“, erklärte Junge drei ruhig. Ich konnte nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren. „Willst du mich verarschen? Niemand opfert sich hier für jemanden.“ „Wieso?“, wollte er von mir wissen. „Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich in einer solchen Situation handeln würde und bin zu dem Entschluss gekommen, lieber ich, als die anderen.“ Ich öffnete gerade den Mund, da wurde Püppchen von einem weiteren Schreikrampf geschüttelt. Ich sah mich um und erkannte, dass sie so eine Art

Kettenreaktion ausgelöst hatte. Das Pärchen in der Ecke wurde geschüttelt vor Angst, Grüne-Augen-Junge bekam Schnappatmung und auch Anna neben mir zitterte leicht. Und ich? Was war mit mir? Wieso spürte ich die Angst nicht, wieso war alles an mir und in mir so taub? Ein weiteres Mädchen mit unglaublich dunkel langen Haaren hatte die Hände in den Kopf gestützt und das Gesicht vergraben. Ich konnte nicht einmal erahnen, was sie fühlte. Die Panik flimmerte in der Luft. Irgendjemand musste etwas tun, jemand musste etwas sagen, etwas, irgendetwas... Nur was? „Es ist nicht gesagt, dass jemand sterben

muss“, ertönte zum ersten Mal die Stimme des Mädchens mit den schönen Haaren. In ihren Augen schimmerten Tränen, doch als Einzige schien sie einigermaßen bei Verstand zu sein. „Bevor wir nicht wissen, was sie wollen, können wir auch keine Maßnahmen ergreifen.“ „Aber wir müssen doch irgendetwas tun können“, brauste Junge eins auf. „Hat jemand ein Handy?“ Wir alle starrten sie an. „Was willst du denn damit?“ „Die Polizei rufen.“ „Weil sie das explodierende Gebäude und die lauten Schrei „Hilfe, Hilfe, Geiselnahme“ sicher überhört haben“,

murmelte ich. Aus ihren Augen schossen Pfeile. „Weißt du, Informationen könnten in unserer Lage über Leben und Tod entscheiden. Unsere Lage, der Zustand der Geiseln, oh, ist jemand von euch verletzt?“ Kopfschütteln allerseits, keine Regung vom Pärchen in der Ecke. „Aber du blutest doch“, rief ich und zeigte auf den Arm den grünäugigen Jungen. Seine Augen weiteten sich, bis sie aussahen, als würden sie ihm bald aus dem Kopf springen. In dem Moment schien auch der Schmerz einzusetzen und er ging mit einem Mal zu Boden. Anna schrie auf uns war mit einem Satz bei

ihm. „Weißt du irgendetwas über Erste Hilfe?“, wollte das andere Mädchen wissen, während sie sichtlich um Fassung rang. Püppchen wimmerte und ach-so-mutiger-Typ kniff die Augen zusammen. Welch ein Saftladen. Meine Überlebenschancen stiegen hier nicht gerade. „Sie ist Rettungssanitäterin“, informierte ich an Annas Stelle. „Und jetzt ein Handy, schnell. Bevor sie wiederkommen.“ Der mutige Held, der sein Leben für uns geben würde, reagierte sofort und reichte mir ein Smartphone. Ich wählte 110.

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Leah2000
19 Jahre, Möchtegern-Schriftstellerin

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"Zwischen Tod und Leben..." (1)
Ein paar ganz wenige Worte über das 'Wo' und 'Wann'
zu Anfang wären zum besseren Verständnis gewiss
hilfreich gewesen, aber so what, es hat Spannung... ...smile*
LG
Louis :-)

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