Immer dieses WArum
Immer dieses Warum
Es gab tausend Gründe, warum ich nicht mehr mit Lydia zusammenleben wollte. Sie war nach all der Zeit halt nicht mehr die Frau, für die ich aufstehen wollte und der ich Frühstück an Bett bringen wollte.
Die letzten Monate hatten uns ziemlich zerfressen. Nichts schmeckte noch nach Liebe, nichts roch nach Lust.
Es stank, oder sagen wir besser Lydia stank. Und wenn ich ehrlich war, war sie ziemlich fett geworden.
Saß nur noch rum in Ihrer roten
Adidas-Jogginghose und trank Cola.
"Mike, lass es uns doch noch einmal versuchen, wir lieben uns doch. Wollen wir das einfach jetzt alles wegschmeißen? Alles aufgeben?"
Ich sah sie entgeistert an und entgegnete nur: "Ja, so isses."
"Aber warum, warum nur zum Teufel", fragte sie und fing fürchterlich an zu weinen.
Ich wusste auch nicht so richtig, wie ich damit umgehen sollte. Vielleicht erzählt man in solchen Situationen die Geschichte, dass man sich ja auseinandergelebt hat, dass die verschiedenen Interessen nun offensichtlich wären und all den ganzen
anderen Scheiß, den man aus den einschlägigen Filmen und von Freunden kennt.
Ich stellte mich vor sie und statt ihr mit Klischees die Trennung erträglicher zu gestalten, sagte ich: " Weißt du, du bist fett und stinkst."
Totenstille und die akute Verweigerung jeglicher weiterer Tränen war das Resultat. Und dann ein ziemlich angewidertes: "WAS?????? BITTE WAS? Das ist jetzt nicht dein Ernst du Arschloch, oder?"
Ich reagierte nicht darauf, ging zum Fenster und ließ ein wenig Septemberduft in unsere Wohnung.
Es tat gut und verlieh mir das Gefühl,
dass man so hatte, wenn man diese Lenor-Werbung sieht. So ein tolles Gefühl der Aprilfrische im September.
Ich hörte noch wie Lydia wutentbrannt die Haustüre zuschlug und verschwand.
Ich nahm ein Bad, rief Paula an und schlug ihr einen gemeinsamen DVD-Abend vor.
Sie legte ohne Antwort auf.
Es war egal.